McCloy, John Jay

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John J. McCloy

John Jay McCloy (Lebensrune.png 31. März 1895 in Philadelphia, Pennsylvanien; Todesrune.png 11. März 1989 in Stamford, Connecticut) war ein US-amerikanischer Jurist, Politiker und Verwaltungsfachmann. Er war ein Interessenwalter der Plutokraten-Familie Rockefeller und verschwägert mit Konrad Adenauer, dessen Einsetzung als erster Bundeskanzler der BRD er überwachte.

Werdegang

John Jay „Jack“ McCloy wurde als Sohn eines kleinen Versicherungsangestellten geboren, der starb, als McCloy sechs Jahre alt war. Seine deutschstämmige Mutter sorgte als Wäscherin und Krankenschwester für den Familienunterhalt.[1] John Jay McCloy besuchte zuerst das Quäker-Internat Maplewood, danach die Peddie School in Highstown, New Jersey. 1912 begann er ein Studium am Amherst College in Massachusetts, wo er als Hilfskellner und mit Nachhilfestunden zur Finanzierung seines Studiums beitrug. 1916 legte er ein ausgezeichnetes Bachelor of Arts-Examen ab und bezog zum Rechtsstudium die Harvard-Universität. Im Ersten Weltkrieg kam er 1917 als junger Offizier an die Front in Frankreich. Nach dem Waffenstillstand wurde er dem Hauptquartier in Trier zugeteilt. Ab 1919 setzte er sein Studium in Harvard fort und erlangte noch einen juristischen Bachelor-Grad sowie 1921 die Zulassung als Anwalt.[2]

Wirken

Von 1921-25 war er in der Neu Yorker Anwaltskanzlei Cadwalader, Wickersham & Taft tätig, und ab 1925 in der Kanzlei Cravath, de Gersdorff, Swaine & Wood, ebenfalls in Neu York, deren Teilhaber er 1929 wurde. 1930-31 betreute er das Pariser Büro der Kanzlei. Von 1930-39 bearbeitete er für sie den sogenannte „Black Tom“-Fall, einen Sabotage-Fall aus dem Ersten Weltkrieg, an dem die Bethlehem Steel Company besonderes Interesse hatte. John Jay McCloy konnte schließlich den Beweis erbringen, daß deutsche Geheimagenten für den Fall verantwortlich gewesen waren. Sie hatten Waffenlieferungen an die Alliierten verhindern wollen. 1939 verurteilte das Haager Schiedsgericht Deutschland zu einer Schadenersatzzahlung von 26 Millionen US-Dollar.[2]

Der beeindruckte Kriegsminister Stimson berief John McCloy im Oktober 1940 als Experten für Gegenspionage in sein Amt. Als Berater Stimsons führte McCloy von 1941-45 dann in der Stellung eines Unterstaatssekretärs im Kriegsministerium das Pacht- und Leihprogramm der Regierung durch. Er besuchte zu diesem Zweck sämtliche Fronten des Krieges. In Nordafrika wirkte er 1943 bei der Gründung des französischen Komitees für die Nationale Befreiung mit.

Als Leiter der „Civil Affairs Division“ war McCloy 1945 an der Durchführung der Besetzung Deutschlands beteiligt. Durch persönliches Eingreifen verhinderte er die Zerstörung der Stadt Rothenburg o. T., die ihn dafür 1948 zum Ehrenbürger ernannte. McCloy nahm an den Konferenzen von Casablanca, Kairo, Potsdam und San Francisco teil. Er gehörte auch zu dem kleinen Personenkreis, der von der Absicht der US-Regierung, die Atombombe gegen Japan einzusetzen, Kenntnis hatte. McCloy war damals dafür, daß man zuvor die Japaner warnen sollte, doch drang er mit seiner Meinung nicht durch.[2]

Ende 1945 nahm McCloy wieder seine Anwaltstätigkeit in Neu York auf, diesmal als Teilhaber der Sozietät Milbank, Tweed, Hoppe, Hasley & McCloy. 1946-47 saß er im Atomenergie-Komitee des US-Außeministeriums. Im Februar 1947 wurde er zum Präsidenten der Weltbank (Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung) ernannt.

Im Juni 1949 ging John Jay McCloy als Hoher Kommissar der US-Regierung und Militärgouverneur der amerikanischen Zone nach Deutschland. In dieser Funktion überwachte er die Entwicklung der wenig später im August 1949 gegründeten Bundesrepublik als Interessenwalter der amerikanischen Plutokratie. Insbesondere war er an der Vorbereitung und Ausführung des Marshall-Planes beteiligt. Bis 1952 machte er auf diesem Wege etwa eine Milliarde Dollar US-Gelder für den wirtschaftlichen Aufbau flüssig. Die Normalisierung der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen wurde von McCloy auch vorangetrieben durch Abschluß des sogenannten Petersberger Abkommens und die Revision des Besatzungsstatus im März 1951. Sein Vertrauen in die demokratische Entwicklung der Bundesrepublik vertrat McCloy schließlich auch vor parlamentarischen Gremien der USA und auf den großen internationalen Konferenzen über Deutschland. Im Oktober 1950 verfügte er die Entlassung von Staatssekretär Ernst von Weizsäcker aus dem Gefängnis. Aufsehen erregte auch die Begnadigung zahlreicher Landsberger Häftlinge im Januar 1951. Er schuf den „McCloy-Fonds“ für kulturelle Zwecke, während seine Gattin in der Bundesrepublik eine weithin anerkannte Hilfstätigkeit in Frauenverbänden entwickelte. Auch die spätere Eingliederung der Bundesrepublik in das westliche Verteidigungsbündnis wurde von ihm mit vorbereitet. Nach Unterzeichnung der entsprechenden Verträge trat McCloy im Juli 1952 von seinem Amt zurück.[2]

Nach seiner Rückkehr in die USA war er von 1952 bis 1965 zunächst Berater, dann ab 1953 Vorsitzender der „Ford-Stiftung“ für Friedensfragen. McCloy war seit 1930 verschwägert mit Konrad Adenauer. Mit der Ablehnung der Stalin-Noten setzte Adenauer damit die Forderung von McCloy um, dessen Auftrag als Hoher Kommissar der USA in Deutschland darin bestand, nach dem Motto „lieber das halbe Deutschland ganz als das ganze Deutschland halb“ zumindest einen Teil Deutschlands in ein westliches Militär- und Wirtschaftsbündnis zu führen.

Er übernahm Anfang 1953 den Vorsitz der Chase National Bank, die 1955 mit der Bank of Manhattan Company zur Chase Manhattan Bank zusammengeschlossen wurde, stand der Bank bis 1960 vor, und war von 1953-65 Vorsitzender ihres Aufsichtsrates. Die Bank gehörte seinerzeit der Familie Rockefeller.

Daneben wurde McCloy von zahlreichen US-Präsidenten immer wieder zur Lösung schwieriger Aufgaben herangezogen, so von Präsident Eisenhower und dann von Kennedy, der ihn 1961 zum Sonderberater in Abrüstungsfragen berief, in welcher Eigenschaft er Gespräche u.a. mit Chruschtschow und Sorin („McCloy-Sorin-Abkommen“) führte. McCloy galt als Initiator des bedeutsamen Besuches von Präsident Kennedy in Berlin im Juni 1963. Von 1961-74 stand er dem Beraterkomitee des US-Präsidenten für Abrüstungsfragen vor. 1962-63 war er Mitglied des Koordinationskomitees während der „Kuba-Krise“. Er hat damals Verhandlungen mit Kusnezow geführt. Nach der Ermordung Kennedys trat er von diesem Amt zurück und wurde Mitglied des „Johnson-Komitees“ zur Erforschung der Ermordung Kennedys. Zeitweilig fungierte er auch als Berater Nixons.[2]

Ab 1962 betätigte sich McCloy wieder als Teilhaber der Anwaltssozietät Milbank, Tweed, Hadley & McCloy in Neu York. Bis kurz vor seinem Tod arbeitete er fast täglich in seinem Anwaltsbüro.

Mitgliedschaften

McCloy war Mitglied im Council on Foreign Relations, in der Atlantik-Brücke und er war ein Bilderberger.

BRD-Referenzen

John McCloy war vielfacher Ehrendoktor, vor allem amerikanischer und deutscher Universitäten und Hochschulen. Weitere Auszeichnungen (Auswahl): Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt (1952), Großkreuz des Bundesverdienstordens (1957), Ernst-Reuter-Medaille in Silber (1979). 1981 erkannte ihm die Goethe-Stiftung in Basel den Jean-Monnet-Preis zu. Zu seinem 90. Geburtstag wurde er Ehrenbürger von Berlin sowie Bayern.

Familie

John McCloy war ab 1930 mit der deutschstämmigen Ellen, geb. Zinsser, verheiratet, die im April 1986 starb. Sie war mit der Ehefrau von Konrad Adenauer, Auguste Adenauer, geb. Zinsser, verwandt. Die Großeltern von McCloys Frau waren aus Deutschland in die USA eingewandert. Die Familie Zinsser war ebenfalls im amerikanischen Bankgeschäft tätig.

McCloy hinterließ eine Tochter Ellen und einen Sohn John J. McCloy II, der 1964 ein Buch über den deutschen Widerstand („Die Verschwörung gegen Hitler“) veröffentlichte. John McCloy starb am 11. März 1989 im Alter von 93 Jahren in seinem Heim in Stamford, Connecticut.

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 16/1989
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Munzinger-Archiv GmbH, 1989