Kampfschwimmergruppe Ost

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Meereskämpfer, Bootsführer und Mechaniker der Kampfschwimmergruppe Ost; Mit Schirmmütze, Sonnenbrille und Fernglas Leutnant (MA) d. R. Alfred Keller. Walter Lewandowski in der zweiten Reihe sitzend, 2. von rechts. Hintere Reihe links und rechts außen jeweils ein „Torpedomixer“ in Schutzkleidung.

Die Kampfschwimmergruppe Ost, auch bekannt als Einsatzgruppe „Keller“, bestand neben dem erforderlichen technischen Personal aus 16 Meereskämpfern (MK) der Kleinkampfverbände der Kriegsmarine und kämpfte an der Ostfront.

Erläuterung

Deutsche Meereskämpfer während der Ausbildung auf der Insel San Giorgio in Alga im Sommer 1944
Ancona-Einsatz (von Triest aus) der Meereskämpfer des Lehrkommandos 700

Die Einsatzgruppe wurde am 25. Februar 1945 aufgestellt, bestand aus dem Personal des früheren Lehrkommandos 700 (der ehemaligen Meeresjäger-Abteilung „Brandenburg“) und stand unter der Führung des jungen Leutnants (MA) d. R. Alfred Keller (Lebensrune.png 4. März 1923 in Dortmund), dem auch das M.E.K. 85 zugeteilt wurde. Das Marine-Einsatzkommando 85 war an der erfolglosen Sprengung einer Oderbrücke am 25. Februar 1945 bei Vogelsang beteiligt; diese Brücke wurde dann am 13. März durch Linsen des K-Verbandes zerstört.

Informationen zur genauen Anzahl der Einsätze der K-Verbände sowie zu deren Zusammensetzung sind kriegsbedingt verlorengegangen. So waren vom 24. bis 26. April 1945 noch Kampfschwimmer gegen Brücken im Raum Nipperwiese und Fiddichow sowie in Stettin weit im Rahmen der Reichsverteidigung hinter den feindlichen Linien erfolgreich im Einsatz, die Brücken wurden am 25. April 1945 zerstört. Noch am 11. Mai 1945 bereiteten sich zwei Kampfschwimmer auf die Sprengung einer weiteren Oderbrücke in Stettin vor, als sie von Zivilisten vom Kriegsende erfuhren.

Nachkriegsbericht (Walter Lewandowski)

Walter Lewandowski nach der Kommandierung zur Kriegsmarine 1944; die Kampfschwimmer hatten Ihren eigenen Ausweis, der mit wasserabweisender Seide überzogen war.

Vieles, was die Nachwelt über die Kampfschwimmergruppe Ost weiß, stammt von dem Fahnenjunker-Gefreiten a. D. Walter Lewandowski (Lebensrune.png 19. April 1925 in Fraustadt, Niederschlesien). Zu Anfang des 21. Jahrhundert besuchte er gemeinsam mit seiner Ehefrau in Nürnberg-Langwasser die „Consumenta“-Verbraucher-Ausstellung. Hier entdeckte er einen Stand der Waffentaucher (Kampfschwimmer) der Bundeswehr bei einer Werbevorführung. Vor dem großen Schwimmbecken sprach er mit sich selbst und bewunderte die modernen Kreislauftauchgeräte (Dräger LAR V), die ein entspanntes Tauchen ermöglichen. Ein verantwortlicher Kampfschwimmer-Offizier überhörte den alten Meereskämpfer und verwickelte Lewandowski in ein Gespräch. Daraus entstand eine lange Freundschaft mit dem Marinestützpunkt Eckernförde, wo auch die Kampfschwimmer und die Minentaucher des Kommandos Spezialkräfte der Marine (KSM) stationiert sind. Sein von Hartwig Kobelt bearbeiteter Erlebnisbericht „Kampfschwimmer“ aus dem Jahre 2009 bringt Licht in das Dunkle dieser Geheimkrieger, den Meereskämpfern (MK).

Fahnenjunker-Gefreiter Walter Lewandowski (rechts) mit den Oberfähnrichen Schulze und Meier vom Kampfgeschwader 200
Deutsche Meereskämpfer während der Meeresausbildung vor Venedig, darunter auch Fallschirmschützen der Luftwaffe. Die Männer tragen Sommer- bzw. Tropenbekleidung mit Heeresadler auf der Brust.
„Mein Soldatenleben begann in der Luftwaffe als Offiziersanwärter bei dem Kampfgeschwader KG 200.[1] Dort wurde ich zu einem Lastensegler-Piloten und im Fallschirmspringen ausgebildet. Voraussetzung, daß ich zu dem Sonderkommando kam, war ein Teil der Ausbildung schon als HJ-Junge. Bei der Flieger-HJ hatte ich schon die C-Prüfung und den jetzigen Luftfahrerschein für Segelflugzeuge erworben. Ich durfte allein ein Segelflugzeug fliegen. Meine Ausbildung bei der Luftwaffe erfolgte in Dedelsdorf in der Lüneburger Heide. Während meiner Ausbildung zum Führen eines Lastenseglers erhielt ich auch in einer Kurzausbildung die Ausbildung zum Fallschirmspringen. Nach vielen Testen wurden in der Staffel 15 junge Flieger ausgesucht und nach Kiel abkommandiert. Hier angekommen, standen in der Kleiderkammer zwei große Behälter, in welche wir unsere Fliegersachen (Bekleidung) warfen. Es wurde uns folgendes erklärt: Ihr bekommt jetzt eine komplette Bekleidung als Matrosen. Dienstgrade gibt es keine. Ich war in dieser Zeit Offiziersanwärter. Ihr tretet in den nächsten Tagen eine Fahrt nach Italien an. Dort erhalten alle, die es bestehen, eine Sonderausbildung, und ihr kommt nach dieser Zeit wieder zur Luftwaffe zurück.
Wir kamen von Kiel nach Valdagno Norditalien zur Ausbildung zum Kampfschwimmer. Ich behaupte, es war einen der härtesten Ausbildungen. Wer das Gruppenziel nicht erreichte, wurde zur Infanterie abkommandiert. Es war ein großes Schwimmbad, 25x30 Meter groß. Das Schwimmen wollte kein Ende nehmen. 200 Runden und mehr, das war der Anfang, bis zu 450 Runden wurden des Nachts in der Halle geschwommen. Mit den Flossen an den Füßen glaubte man, es würde kein Ende bei dem Schwimmen geben. Die Ausrüstung eines Kampfschwimmers bestand aus einem Gummianzug von 3mm Dicke, wobei Oberteil und Hose getrennt voneinander waren. Das Oberteil mit langen Ärmeln hatte eingearbeitete Handschuhe, die lange Hose hatte eingearbeitete Schuhe. Hand- und Fußgelenke waren elastisch gearbeitet. Beide Teile wurden mittels eines 25 cm bzw. 35 cm breiten Gummigürtels miteinander verbunden.[2] Der Halsausschnitt war enganliegend gearbeitet. Darunter trug der Kampfschwimmer weiße wollene Unterkleidung, wobei die Unterhose den Spitznamen ‚Strampelhosen‘ trug, und als zweite Lage noch einmal wollene Unterwäsche. In den Wintermonaten wurde zwischen Unterwäsche und Gummianzug eine weitere Lage als Kälteisolierung getragen. In der Regel trug der Kampfschwimmer über dem Gummianzug zu Tarnzwecken ein Segeltuch, das er eng um sich verschnürte. Weiße Körperregionen wie das Gesicht wurden mit Fettcreme geschwärzt und zusätzlich durch ein Tarnnetz verdunkelt. Den Abschluß am Kopf bildete eine schwarze oder dunkelgrüne Wollmütze.
In der Lagune von Venedig trafen wir MK auf völlig neue und andere Bedingungen als in dem Hallenbad in Valdagno Nord-Italien. Wir hatten es hier mit Salzwasser und den tückischen Strömungen und mit der Dunkelheit der Tiefe zu tun. Es wurden gegen ein Schiffswrack, die ‚Tampico‘ Scheinangriffe geschwommen oder auf Meeresboden lange, kräftezehrende Fußmärsche mit Bleischuhen durchgeführt. Bei diesen Fußmärschen verunglückte am 20. Juni 1944 der MK-Mann Werner Bullin tödlich. Völlig erschöpft nach einem langen Unterwassermarsch, hat er als Zeichen, dass er herausgezogen werden wollte, fünfmal an der Sicherungsleine gezogen. Bullin hatte sich die Leine nicht, wie es vorgeschrieben war, um den Bauch gebunden, sondern um den Bleigürtel. Als die Helfer an der Leine zogen, kam nur der abgerissene Bleigürtel nach oben. MK Bullin hatte seinen Sauerstoff aufgebraucht, so dass die Zeit nicht mehr reichte, die schweren Tauchschuhe auszuziehen, um an die Wasseroberfläche zu gelangen. Erst nach neun Tagen konnte Bullin von seinen Kameraden tot geborgen werden. Auf der Insel Giorgio in Alga erfolgte eine intensive Meeresausbildung. Zweimal in der Woche wurden 10 Kilometer geschwommen. Es erfolgte tägliches Tauchen an dem vor Anker liegenden Schiffswrack der ‚Tampico‘.[3] Bei der Meeresausbildung wurde jedem von uns sehr deutlich klar, dass die gegenseitige Hilfe und Vertrauen unabdingbare Grundvoraussetzungen waren. Wir wurden hier zu einer verschworenen Leidensgemeinschaft. Das Ziel von dem Ausbilder Alfred von Wurzian war: 90 % aller denkbaren Gefahren rechtzeitig zu beherrschen. Die restlichen 10 % waren mit Mut, Zuversicht und mit etwas Glück zu bewältigen. Leider kam es zu einem Vorfall, der sehr bedauernswert war. Doch auch davon muß ich berichten. Es war ein Sonntag gegen 14.00 Uhr. Vier Kameraden MK hatten Ausgang in der Stadt. Aus dem Hinterhalt wurde einer der Kameraden, die Ausgang hatten, von Unbekannten erschossen. Von den deutschen Truppen in Valdagno wurde sofort Vergeltung verübt. Ein Einsatz der Kampfschwimmer wurde dabei untersagt!
Bei den Übungseinsätzen in Venedig gab es auch erfreuliche Begebenheiten, die ich kurz erwähnen möchte. Das Besondere kam nicht zu kurz. Nur von einem der vielen Übungseinsätze sei hier berichtet. Überfall auf den Markt von Venedig. Eine der regelmäßigen Übungen, die von Wurzian seinen Leuten auftrug, bestand darin, unbemerkt vom Obstmarkt in Venedig Äpfel oder Tomaten oder sonstige kleine Lebensmittel zu organisieren und unter Wasser zu der Insel San Giorgio in Alga zu transportieren. Es waren etwa sechs Kilometer. Mit der Zeit merkten die Händler natürlich die kleinen unbedeutenden Diebstähle, konnten die Diebe aber nicht fassen. Ihnen war auch nicht bekannt, daß es Kampfschwimmer waren. Die Beschwerden bei dem Hafenkommandanten Dr. Köhn[4] wurden immer mehr, doch er mußte schweigen, weil das Ganze eine Geheimsache war. Nächtlich peitschten Schüsse über den Kanal, auf jedes Stück Treibholz wurde geschossen. Doch so viele Gelegenheiten für den Ernstfall zu üben gab es nicht wieder. So wären noch viele von diesen kleinen Episoden über die Kampfschwimmer zu berichten.
Besonders war eine Wette mit dem Hafenkommandanten abgeschlossen worden. Sie ist zum Erzählen wert. Wir entführten ihm nachts sein geliebtes Motorschnellboot. Der Einsatz der Wette war: Es darf von den Soldaten, die das Motorboot im Hafen von Venedig bewachten, scharf geschossen werden. Wenn es uns dagegen gelingt, das Motorboot zu entführen, erhalten wir drei Kisten Sekt. Die Wette wurde gewonnen. Einmal hatten wir einen Tageseinsatz im Canale Grande von Venedig. Bei einem Gondelführer wurde beim Rudern mit der Gondel so korrigiert, daß sie nur in eine andere Richtung ging. Er glaubte an Geister und sprang über Bord. Das Zusammenleben auf der Insel war sehr gut. Jeder versuchte, dem anderen Kameraden bei den Prüfungen zu helfen. So wurden wir bald eine verschworene Gemeinschaft. Wir stellten sehr schnell fest, ohne eine gute Kameradschaft geht nichts. Untergebracht waren wir in einem als Krankenhaus getarnten großen Gebäude. Auf dem Gelände stand auch ein Flak-Geschütz zum Einsatz. Es wurde von uns nicht benutzt.
Wir waren sechs Meereskämpfer und wir hatten den Auftrag, in dem Hafen von Ancona Kriegsschiffe zu versenken. Unterhalb der Schlinger-Leiste, Tiefe 5 Meter. Hier sollten je zwei Sprengkörper angebracht werden. Die Wirkung dieser Sprengfische sollte sein, ein Loch von etwa zwei Quadratmeter in das Schiff zu sprengen. Die Sprengfische hatten ein Gewicht von 7,5 kg. Der Sprengsatz bestand aus Nipolit. Mit einem Zeitzünder wurde die Zündung auf zehn oder mehr Stunden eingestellt. Gedacht war: Die Zündung sollte nach dem Auslaufen der Schiffe auf offener See erfolgen. Unser Ausgangspunkt war die Insel San Giorgio in Alga. Von hier fuhren wir mit dem Schnellboot nach Triest/Slowenien. In Triest erwarteten uns zwei ‚Linse‘-Boote,[5] die schon passend für unseren Einsatz umgebaut waren. Es musste für drei MK und die Sprengfische ausreichend Platz sein. Wir wollten die ‚Linse‘-Einsatzboote huckepack auf dem hinteren Teil der Schnellboote zum Einsatzort bringen. Nachdem alles überprüft worden war und die Anzüge dicht, die Tauchgeräte in Ordnung waren, konnte die Abfahrt zum Einsatzort Richtung Ancona erfolgen. Wir fuhren mit zwei Schnellbooten, bei einem wurde das Kommando von einem deutschen Marine-Kapitän geführt, das zweite Schnellboot wurde von einem italienischen Kapitän gefahren.[6] Gegen etwa 18.00 Uhr begann die Fahrt in Triest/Slowenien[7] mit den Schnellbooten. Das Zeitfenster zum Treffpunkt bei der rauhen See wurde immer kleiner. Die Entfernung war zu dem angegebenen Treffpunkt zeitmäßig nicht mehr einzuhalten. Bei dem angeblichen Einsatzort angekommen, begann bei dieser rauhen See erst einmal das Wassern der im Huckepack mitgeführten Boote. Das war etwas, daß man nur mit etwas Glück bewältigen konnte. Nach gut einer Stunde, es können auch zwei gewesen sein, hatten wir die beiden Boote zu Wasser gebracht. […] Der Entschluß, daß wir uns trennen müssen, war schnell gefaßt. Drei zu drei MK-Männer. Ich blieb mit Bernd zusammen. Um die freundliche und nette Gastfamilie nicht zu gefährden, machten wir uns getrennt am nächsten Tag auf den Weg in Richtung Venedig. Beim Abschied übergaben wir unseren neu gewonnenen Freunden noch ein großherziges Geldgeschenk von unserem Einsatzgeld. Sie hatten es verdient! Der Weg in Richtung Venedig war dann noch sehr abwechslungsreich. Wir mußten durch die amerikanische Front. Zu unserem Glück war sie sehr offen, so kamen wir des Nachts ohne weitere Gefahren gut durch den Frontabschnitt. Einmal wäre ich in der Dunkelheit fast mit einem farbigen Soldaten der Amerikaner zusammen gelaufen. Nach etwa zehn Tagen hatten wir unser Ziel, Venedig, die Insel San Giorgio in Alga, erreicht. Bei unserer Ankunft auf der Insel war man sehr erstaunt, daß wir noch am Leben waren! Es war sicher ein Versehen. Sturmbannführer Hummel, er würdigte uns keines Blickes. War zu ertragen. Dieser Zustand war nach drei Wochen beendet, Admiral Heye hatte wieder die Verantwortung über die Meereskämpfer und Kleinkampfverbände übernommen. Wir kamen in Venedig nur zu dritt an, was aus den anderen Kameraden geworden ist, haben wir nicht erfahren können!
Unsere Verpflegung war ‚1a mit Zusatz‘: Dafür sorgte ich mit großer Freude. Hierzu hatte ich zum Organisieren einen Opel Blitz-Lkw und einen Blanko unterschriebenen Anforderungsschein von unserem Einsatzleiter. Da ich einem Sonderkommando angehörte, brauchte ich mich in die langen Reihen der Wartenden bei den Ausgabestellen, um Lebensmittel oder auch andere Sachen zu ordern, NICHT einzureihen. Es war ein makabres Spiel mit meinem Sonderausweis. Einmal brachte ich zwei Fallschirme mit der Farbe Gelb mit. Wir stellten hieraus gelbe Schals her: Die Schals wurden unter unserer Einsatzuniform dezent als Zeichen, daß wir ein MEK sind, getragen. Eine Freiheit, die für uns selbstverständlich war. Wir hatten viel Narrenfreiheit. Wenn ich zurück denke, was ich so alles organisiert habe, ich wäre einige Jahre zur Wiedergutmachung hinter Gitter gekommen. Anmerkung: Bei dieser Einsatzgruppe hatte ich etwas erlebt, was ich in meinem späteren Leben nicht mehr erlebt habe. Das Vertrauen zu meinen Kameraden. Der bedingungslose Einsatz für seine Kameraden. Im Einsatz genügte ein Druck auf den Arm, ein Nicken mit dem Kopf. Der Einsatz war bedingungslos. Etwas hatte ich verlernt – Ich hatte kein Angstgefühl mehr.
Drei Monate später, es war Februar, wurde ich als Freiwilliger zur Einsatzgruppe Ost Lt. Keller nach dem Osten versetzt. Es gab im Unternehmen ‚Rübezahl‘ noch viele Einsätze an der Ostfront. Diese waren jedoch einer ganz anderen Art. Brücken, die zur Versorgung der Russen dienten, Eisenbahnbrücken oder auch Schwimmbrücken, die die Russen für ihren Nachschub bauten, sollten gesprengt werden. Mit den erwähnten 90 % einer harten und guten Ausbildung und mit 10 % Zuversicht und Glück und Mut habe ich die nachfolgenden Einsätze gut überstanden. Ich wurde später noch mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse und dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet. Unser ständiges Quartier war auf der Insel Usedom in dem Badeort Ahlbeck. Der erste Einsatz war, die Oder-Bücke bei Fürstenberg zu zerstören. Wir starteten in Fürstenberg. Sechs Kampfschwimmer, darunter Lt. Keller und auch ich, waren dabei. Wir schwammen flußabwärts, das Wasser war eisigkalt in der Oder. Vor der Brücke verwickelten wir uns in Stahlnetzen, die die Russen gegen Treibminen gespannt hatten. Es gelang uns, die Brücke zu sprengen. Bei Usedom sprengten wir eine Eisenbahnbrücke und viele andere kleine Brücken der Russen, die dem Nachschub dienten.
Es folgten Einsätze im Gebiet der Oder-Mündung, wo wir auch wichtige Nachschubbrücken zerstörten, zwei in Stettin und drei zwischen der Insel Wollin und dem pommerschen Festland und eine weitere bei Dievenow. Der letzte Einsatz der Kampfgruppe Ost fand bei dem Ort Schwedt an der Oder gegen Pontonbrücken bei Nipperwiese und Fiddichow statt. Für uns MK-Männer wurde es immer schwieriger, eine Brückensprengung durchzuführen. Die Brücken erhielten Schutznetze, die zum Teil mit Sprengbomben versehen waren. Bei einem weiteren Einsatz mußten wir uns zu dritt in einer Jauchegrube verstecken. Das war nicht gerade einer der schönsten Aufenthalte. Am Anfang der Einsätze schwammen wir unter den Absperrnetzen der abgesicherten Pontonnetze unter dem Netz durch. Leider konnten wir den Russen nicht mehr aufhalten. Die große Übermacht des Feindes wurde zu groß, um mit den Erfolgen etwas zu erreichen. Es war ein vergeblicher Versuch. Jeder Einsatz war aber immer ein einmaliger bedingungsloser Einsatz mit den Kameraden. Ein Einsatz, das eigene Leben auch für den anderen Kameraden einzusetzen. Wir waren eine verschworene Gemeinschaft.
Bei einer Brückensprengung mit zwei speziellen Torpedo-Minen waren immer drei Kampfschwimmer je Torpedo im Einsatz. Der Torpedo hatte ein Gewicht von etwa 900 Kilogramm. Die Torpedos waren so ausgeglichen, daß sie im Wasser mit dem spezifischen Gewicht des Wassers gleich waren. Die Torpedos waren mit einem Kabel verbunden und wurden immer an den Außenpfeilern einer großen Brücke am Fundament angelegt. Eine so behandelte Brücke löste sich in viele kleine Teile auf. In der Nähe östlich von Usedom kannte unser Gruppenführer Lt. Keller einen Regimentskommandeur. Hier war ein Brückenkopf, der von den Russen besetzt war. Es wurde mit besagtem Regimentskommandeur vereinbart, daß wir die Zugangsbrücke der Russen sprengen würden. Als Erfolg versprach er uns zwei Ferkel. Wir sprengten die Zugangsbrücke, es war ein Brückenkopf, wie sich herausstellte, der von den Russen stark befahren wurde. Leider wollte der Kommandeur sein Versprechen nicht einhalten. Mit einem Nachteinsatz holten wir die versprochenen Ferkel für ein kleines Schlachtfest für uns zurück. Es wurde ein tolles Fest. Das große Risiko bei all diesen Einsätzen war die Kälte im Wasser. Es waren Temperaturen um die 5 Grad und weniger. In der Verwendung des Gummi-Anzugs bei dieser Kälte hatten wir keine Erfahrung. Jetzt wird vieles anders gemacht. Ein MK hatte im Einsatz eine Unterkühlung, wir schafften es, auch ihn durch den Brückenkopf zu bekommen. Wie wir später erfahren haben, überlebte er den Einsatz nicht. In dieser Zeit, welche ich bei den Kampfschwimmern verbrachte, wurden wir weder politisch geschult noch erfuhren wir etwas von der Außenwelt. Wir lebten in einer eigenen Welt.
Letztes Bild der Kampfschwimmergruppe Ost vor der Kriegsgefangenschaft; Walter Lewandowski zweiter auf dem in Fahrtrichtung linken Kotflügel eines Ford V 3000 S mit dem taktischen Zeichen eines Zuges einer unbekannten Kraftwagentransportkompanie (Lkw.) sitzend.
Es war Mitte des Jahres 1945. Die Einsatzgruppe kam geschlossen in die englische Gefangenschaft in Glückstadt. Alles, was wir an Wertsachen hatten, Uhren, wurde von den Engländern abgenommen. Ich hatte das große Glück und hatte meine Auszeichnungen und die Uhr einer Krankenschwester übergeben, von der ich die Adresse hatte und die Orden und anvertrauten Sachen bekam ich nach der Gefangenschaft zurück. Nach der Entlassung kam eine Zeit, an die ich nicht gern zurückdenken möchte. Es gab keine Heimat in Schlesien mehr, wo ich einmal wohnte. Die Stadt wurde von den Polen besetzt, und die Bewohner wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Es kamen neue Flüchtlinge aus Rußland und aus Polen als Ersatz für die Flüchtlinge in Schlesien, die vertrieben wurden. Viele Verbrechen wurden auf der Flucht von den russischen Besatzern (Soldaten) an den Flüchtlingen begangen. Junge Frauen wurden auf der Flucht von sowjetischen Soldaten vergewaltigt und mißhandelt. Die Vertriebenen waren auf der Flucht nach Asch, wo sie in einem amerikanischen Gefangenenlager Unterkunft fanden. Über diesen grauenvollen Weg meiner Eltern möchte ich nicht mehr berichten.“

Deutsches Kreuz in Gold

Es gab viele Orden und Ehrenzeichen für die Kampfschwimmergruppe Ost, zahlreiche Eiserne Kreuze beider Klassen, Kampfabzeichen der Kleinkampfmittel und fünf bekannte Inhaber des Deutschen Kreuzes in Gold:

  • Verwaltungsmaat Max Schoss am 25. April 1945
    • für die Sprengung eines Bombenlagers in der Brauerei von Cammin an der Oder-Mündung
  • Leutnant (MA) d. R. Alfred Keller am 5. Mai 1945
  • Funkmaat (E) Siegfried „Siggi“ Könecke am 5. Mai 1945
  • Unteroffizier der Luftwaffe Ernst Koizer am 5. Mai 1945
  • Fahnenjunker-Gefreiter der Luftwaffe Walter Lewandowski am 5. Mai 1945

Alle vier für die Sprengung der Pontonbrücken bei Nipperwiese und Fiddichow in der Nacht vom 25. auf den 26. April 1945, Alfred Keller auch für seine Führung der Einsatzgruppe „Keller“.

Bildergalerie

Siehe auch

Literatur

Fußnoten

  1. Der östlich von Celle gelegene Einsatzflughafen Dedelsdorf war von März bis November 1944 Liegeplatz der II. Gruppe des Kampfgeschwaders 200. Das Kampfgeschwader z. b. V. unterhielt auch eigene Kommandotruppen, nämlich 400 Fallschirmjäger einer Luftwaffen-Bewährungstruppe aus Tangerhütte vorerst unter Major Hans Jungwirth (1914–1977), und, weil dieser sich mit Geschwaderkommodore Oberst i. G. Heigl überworfen hatte, ab dem 11. Juli 1944 Hauptmann Günter Hurlin sowie Oberleutnant Friedrich Schäfer. Zur Tarnung wurden die beiden verstärkten Kompanien (zusammen nahezu Bataillonsgröße) als 3. (7./II.) und 4. (8./II.) Staffel der II. Gruppe/KG 200 geführt.
  2. Die fahrradschlauchdicken Gummianzüge waren Dreiteiler: Hose, Jacke und 30 cm breites Bauchband, das vor dem Einsatz auf die Schnittstelle des Anzuges vulkanisiert wurde. Schaumstoffverkleidung und Pelze wurden auf Sylt durch die Kampfschwimmergruppe Ost getestet.
  3. Die Meeresausbildung wurde gegen das Wrack des italienischen Tankers „Tampico“ wie auch gegen den in der Lagune von Venedig vor Anker liegenden Dampfer „Illiria“ als Ziele geschwommen.
  4. Korvettenkapitän der Reserve Dr. Ulrich Köhn, von Oktober 1943 bis September 1944 Hafenkommandant Venedig und zugleich Leiter der Seetransportstelle Venedig.
  5. Ursprünglich als Sprengboote zum Einsatz in Dreier-Gruppen (ein Kommandoboot zur Fernsteuerung von zwei Sprengbooten, die jeweils über eine Sprengladung von zunächst 300, später 400 Kilogramm im Achterschiff verfügten) gebaut; Länge 5,75 Meter, Breite 1,75 Meter; Antrieb durch einen Ford-V 8-Otto-Motor mit einer Leistung von 95 PS; Höchstgeschwindigkeit 33 Knoten; Fahrstrecke 80 Seemeilen bei einer Geschwindigkeit von 15 Seemeilen.
  6. Der Einsatz fand vom 15. auf den 16. September 1944 statt und wurde von den Schnellbooten „MS 41“ und „MS 75“ durchgeführt. O`Hara und Cernuschi geben an, daß das der Marine der Repubblica Sociale Italiana Mussolinis angehörende „MS 41“ zwischen Ende August und Oktober 1944 von der Kriegsmarine unter provisorischer Umbenennung in „SA 4“ mit italienischer Besatzung und unter italienischer Flagge für den „Linsen“-Transport übernommen worden sei.
  7. Es dürfte sich um Pola (Pula) an der Südspitze der Halbinsel Istrien gehandelt haben, dem wichtigsten Stützpunkt des Kommandos der Kleinkampfverbände in der Adria, wo auch die Küstenjäger der „Brandenburger“ agierten.