Kurfürstlich Brandenburgische Armee

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„Die Anfänge der preußischen Armee als stehendes Heer liegen in der Regierungszeit des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm, dem Großen Kurfürsten (1640 bis 1688). In einer Sitzung des Geheimen Rates am 5. Juni 1644 wurde die Aufstellung einer stehenden Armee beschlossen. Friedrich Wilhelm Kurfürst von Brandenburg war es auch, der wesentliche Prinzipien der späteren preußischen Armee durchsetzte: 1. Verbindung des Werbesystems mit der Dienstpflicht einheimischer Bauernsöhne, 2. Rekrutierung der Offiziere aus dem einheimischen Adel und 3. Finanzierung des Heeres durch die kurfürstlichen Domäneneinkünfte. Eine Militärgesetzgebung zur Disziplinierung des Heeres wurde im Zuge des Aufbaus einer stehenden Armee unabdingbar.“[1]

Kurfürstlich Brandenburgische Armee war von 1644 bis 1701 das Heer Kurbrandenburgs bzw. des Kurfürstentums Brandenburg im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und Vorläufer der Königlich Preußischen Armee. Die Streitkräfte unterstand dem Oberbefehl des Herrschenden Kurfürsten und dessen Generalfeldmarschälle bzw. im Falle der Kurbrandenburgischen Marine (1657/1684 bis 1701) dessen Admiräle.

Geschichte

Feldherr Kurfürst Friedrich Wilhelm erteilt im Gefecht seinen Generälen Befehle; Ölgemälde um 1670.
„Der Große Kurfürst in der Schlacht bei Fehrbellin, 18. Juni 1675“ von Richard Knötel
Marsch der Armee (die legendäre „Jagd“) des Kurfürsten von Brandenburg über das Eis im Kurischen Haff, 1679; Der schwedische Feldmarschall Henrik Horn fiel im November 1678 mit 16.000 Mann in Ostpreußen ein, besetzte alle befestigten Orte und bedrohte die preußische Hauptstadt Königsberg. Bei der Gefecht bei Telschi hatte Horn von seinen 16.000 noch etwa 3000 Mann übrig, mit ihnen eine größere Anzahl von Geschützen; Hans Adam von Schöning verfügte über wenig mehr als 1.200 Reiter und Dragoner. Oberst Joachim Balthasar von Dewitz, ein Schwiegersohn Derfflingers, eröffnete den Angriff und warf einige Kompanien schwedischer Infanterie über den Haufen; aber er brach nicht durch. Die Schweden machten jetzt ihrerseits Anstalten, zum Angriff überzugehen. In diesem Augenblicke ließ von Schöning die Dragoner aufsitzen und ging von den Flanken her gegen die vorrückenden Schweden vor. Ein Gemetzel begann, da jeder instinktiv fühlte, daß fliehen an diesem vereisten Ort verderblicher sei als zu kämpfen. Die Schweden benutzten die Dunkelheit, um sich zurückzuziehen. Die schwedischen Offiziere hatten, während des ganzen Kampfes, immer in langer Linie vor der Front ihrer eigenen Leute gefochten und vom schwedischen Leibregiment war alles tot oder verwundet. Auch Schöning war, an der Spitze seiner Dragoner, nur durch die Geistesgegenwart eines Rittmeisters gerettet worden, der einem schwedischen Reiter die Pistole aus der Hand schlug, die dieser eben auf Generalmajor von Schöning abfeuern wollte. An den zwei folgenden Tagen ließ dieser durch kleine Streifkorps die Verfolgung der Schweden bis in die Nähe von Riga fortsetzen, dann trat er selbst den Rückzug an, um dem in Königsberg zurückgebliebenen Kurfürsten die Nachricht von der Auflösung des schwedischen Heeres zu bringen.
Regimenter der Kurfürstlich Brandenburgischen Armee
Philipp Wilhelm Markgraf von Brandenburg-Schwedt, Halbbruder des Kurfürsten Friedrich III., wurde 1697 zum Generalfeldzeugmeister der Kurfürstlich Brandenburgischen Armee ernannt und an die Spitze der Artillerie gestellt.

Als der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) insbesondere Mitteleuropa verheerte, war das Kurfürstentum Brandenburg-Preußen ein Spielball der Supermächte. Ein stehendes Heer, sprich eine schlagkräftige Armee, gab es noch nicht. Bis dato setzte man auf Söldner, die freilich nur solange ihren Kopf hinhielten, wie der Sold gezahlt werden konnte. War ein Krieg beendet, zogen die Söldner ohnehin weiter.

Der 1640 an die Macht gelangte Friedrich Wilhelm erkannte die Nachteile. Der Kurfürst verfügte um 1640 über einige Truppenteile mit zweifelhafter Treue zum Herrscherhaus, insgesamt 4.650 bis 6.100 Mann, darunter 800 bis 2.500 Mann Reiterei. Diese hatten sowohl auf den römisch-deutschen Kaiser als auch auf den Kurfürsten geschworen und nutzten diese unklare Doppelstellung zum Ausbau der eigenen Autonomie. Die kleine Truppe, die Adam Graf von Schwarzenberg aufgestellt hatte, war wenig diszipliniert und vollständig unterfinanziert. Offene Befehlsverweigerung der Regimentsinhaber war ein alltägliches Vorkommnis. Die Entscheidung zur Aufstellung eines stehenden Heeres traf der Kurfürst Mitte 1644. Zwei Jahre später soll die Kurfürstlich-Brandenburgische Armee schon etwa 14.000 Mann stark gewesen sein. Das stehende Heer bestand erste Bewährungsproben ab 1655 im Zweiten Nordischen Krieg.

Ein schwedisches Heer überfiel zu Jahresende 1674 von Schwedisch-Pommern aus die Mark Brandenburg mit dem Ziel, Brandenburg unter Kurfürst Friedrich Wilhelm aus den Kampfhandlungen gegen Frankreich im Rahmen des Holländischen Krieges zu lösen und damit das verbündete Frankreich zu entlasten. Mit dem Überfall wurde der Schwedisch-Brandenburgische Krieg ausgelöst, dem später Dänemark, die Niederlande und das Heilige Römische Reich auf Seiten Brandenburgs beitraten. Die Ereignisse vom Juni 1675 Dritten Nordischen Krieg bei den Schlachten von Rathenow und Fehrbellin zeigen, daß Brandenburg-Preußen inzwischen in der Lage war, die militärischen Invasoren aus Schweden erst von der Havel, dann aus dem ganzen Land zu vertreiben. Die Invasoren zogen sich in ihre Besitztümer in Vorpommern zurück. In den ersten beiden Phasen des Krieges wurde die Mark Brandenburg befreit und das schwedische Besitztum Bremen-Verden erobert. Weiterhin konnte bis Ende 1678 in mehreren Feldzügen ganz Schwedisch-Pommern eingenommen werden. Zuletzt wurde 1678 das lange belagerte Stettin von den Brandenburgern befreit.

Der Schwedisch-Brandenburgische Krieg wurde bis 1679 fortgesetzt. Das Kurfürstentum wollte derweil auch auf den Meeren mit einer Kriegsflotte Seegeltung erlangen. Kurfürst Friedrich Wilhelm bekam wegen seiner militärischen Erfolge den Beinamen „Der Große Kurfürst“. Er starb 1688, sein Sohn Friedrich III. erbte Truppen (inzwischen waren es im Kriegsfall 30.000 Mann) , Flotte und das Kurfürstentum. In der Folge wurde Brandenburg-Preußen zu einer ernstzunehmenden Größe in Europa. Durch geschickte Bündnispolitik, einhergehend mit Militäreinsätzen außerhalb des Landes, konnte der Kurfürst zu einem vom Kaiser unabhängigen König aufsteigen.

Das altpreußische Heer

Der 30jährige Krieg schreckte des »Reiches Streusandbüchse« in der Mitte Europas aus ihrem anspruchslosen Stilleben auf. Der armselige, schlecht regierte Hohenzollernstaat war eigentlich schon damals auf eine kraftvolle Machtentfaltung angewiesen; denn in der Reihenfolge der deutschen Fürstentümer umfaßte er das ausgedehnteste Territorium hinter dem Besitzstand des Hauses Habsburg. Er erstreckte sich als weit verstreutes Länderbündel vom Herzogtum Preußen im Osten bis hin zu den Gebieten von Kleve, Mark und Ravensberg im Westen. Während Brandenburg die meisten Heerführer im Dreißigjährigen Krieg wie Hans-Georg von Arnim, Bredow, Bülow, Burgsdorff, Dohna, Ihlow und Sparr u. a. stellte, war es selbst nicht in der Lage, einschlagkräftiges Heer aufzustellen.
Wie überall in vor absolutistischer Zeit war auch unter der Regierung Georg Wilhelms (1619—1640) die staatliche Hoheit zwischen Landesherrn und Landständen geteilt, Finanz- und Verfassungsfragebedingten einander, vom Steueraufkommen hing wiederum der kostspielige Truppenunterhalt ab und die hierzu erforderliche Verwaltung mußte erst noch etabliert werden. Als der Kriegsbrand nach Norddeutschland übergriff, begannen auch in Brandenburg die Söldnerwerbungen; doch bewilligten die Stände viel zu geringe Mittel. Wallensteins Regimenter durchzogen ungehindert das Land und schleppten das Hundertfache einer Summe mit fort, die zu eigener wirksamer Rüstung nötig gewesen wäre. Das war nur der Anfang einer Kette folgenschwerster Ereignisse: die viel zu zaghaft geschlossene Militär-Allianz mit dem Schwedenkönig Gustav-Adolf, nach dessen Tod der Frontwechsel auf die Seite des Kaisers und schließlich der kläglich gescheiterte Versuch, mit Hilfe von Subsidien eine alle Kräfte und Fähigkeiten übersteigende größere Armee zusammenzubringen.
Die Schwäche des Kurfürsten, die Renitenz des Landadels, die Unordnung in den Finanzen, die Veruntreuung der Werbe- und Verpflegungsgelder durch Beamte und unredliche Offiziere; schließlich die Unmöglichkeit, massierte Truppen in schon seit Jahren verwüsteten, entvölkerten Gebieten zu ernähren, und die zuchtlosen Söldnerscharen selbst, von denen keiner mehr dem anderen etwas zum Stehlen übriglassen wollte, das alles hinterließ ein fürchterliches Chaos. Das gelang erst durch den Sieg im Kampf mit den Landständen um die dauernde Unterhaltung einer starken bewaffneten Macht. Söldnerwerbung nur zu Defensivzwecken und erst bei dringendem Notstand war eine von vornherein zum Scheitern verurteilte Rüstungspolitik; das hatten die zurückliegenden Jahrzehnte bewiesen.
In der Sitzung des Geheimen Rates von 5. Juni 1644 wurden die Grundlagen der brandenburgisch -preußischen Armee gelegt. Nunmehr setzte sich — trotz neuerlicher Truppenverminderung 1651 auf ca. 800 Mann — die Idee des »miles perpetuus«, des Stehenden Heeres als eines unumgänglichen Machtinstruments durch und verschwand nicht mehr aus dem Denken der politischen Führer Brandenburgs. Das Wichtigste fehlte aber 1644: Geld und nochmals Geld. Burgsdorff führte in der Sitzung aus, wegen Pommern und der Kaiserlichen, die der Mark wie »einer fetten Henne« gedroht hätten, müsse man nun anfangen zu rüsten. Wäre erst Pommern verloren, würden die Schweden von dort aus weiter greifen: »Also seine Gedanken, Churfürstlicher Durchlaucht in Respect und Autorität durch Degen zu setzen. Dazu Geld vonnöten, ehe es nicht anzufangen. Darumb besser, ein Viertel vom Lande zu versetzen, als in Furcht zu sein, das ganze Land zu verlieren.«
Ohne Militärverfassung würde der Kurfürst um Land und Leute kommen, er müsse sich in Ansehen bringen, sich »considerabel« machen. Und Leuchtmar verwies auf die bereits entstandenen Heere anderer Mittelstaaten wie Hessen, Braunschweig und Bayern und ermunterte den Kurfürsten frei heraus zu mehr »Tapferkeit und Großmütigkeit«, dann würde Brandenburg auch mit mehr »Respect« behandelt werden. Die meisten Brandenburger im Geheimen Rat votierten eher vorsichtig wegen der vier Millionen Taler Landesschulden. Gleichviel, die Werbungen wurden aufgenommen nach dieser »Consultation von großer Importanz« (von Loeben).
Dreitausend Mann wurden nach und nach bis 1646 am Niederrhein unter dem dortigen Kommandeur Johann von Norprath an Plätzen wie Duisburg, Dinslaken und Holt zusammengebracht. Beruhigende Versicherungen ergingen an die überraschten Nachbarmächte. Friedrich Wilhelm begann damit, daß er die unzuverlässigen Soldtruppen entließ und zunächst nur durch kleine neue Kader ersetzte. Die zu weiteren Feldzügen aufgefüllten Regimenter wurden hinterher niemals wieder ganz abgedankt.
Ihre Grundprinzipien waren bereits vorgezeichnet: »Verbindung des Werbesystems mit der Dienstpflicht einheimischer Bauernsöhne, Rekrutierung der Offiziere aus dem eingesessenen Adel, der jetzt massenweise in fremden Heeren diente, Finanzierung des Heeres durch die kurfürstlichen Domäneneinkünfte, durch die Geldablösung adliger, obsolet gewordener Lehnspflichten und durch besondere Städtesteuern«.
Letztere hatte man während des Krieges unter dem Namen »Kontribution« entrichtet und mußte sie schließlich als dauernd fixierte Leistung anerkennen. Die sozialen Privilegien des Landadels im Rechts- und Wirtschaftsleben hingegen konnten nicht angegriffen werden, ja der Kurfürst sah sich veranlaßt, das militärische Machtinstrument durch weitgehende Zugeständnisse gleichsam abzukaufen. Der Rezeß des letzten allgemeinen Landtages von 1653 sicherte den Gutsherren neben der Steuerfreiheit nicht nur die herkömmliche Erbuntertänigkeit seiner Bauern endgültig zu, er bot ihnen auch die Möglichkeit zur Besitzerweiterung, wenn der freie Landmann seinen Grund und Boden nicht urkundlich belegen konnte. Die inneren Verfassungskämpfe gegen die zwar hartnäckige, doch zum äußersten Widerstand nicht entschlossene ständische Opposition mußte der Kurfürst im Zusammenhang mit der auswärtigen Selbstbehauptungspolitik austragen, gestützt auf das neuerrichtete stehende Heer.
Im Schwedisch-Polnischen Krieg (1655—1660) erreichte es bereits eine Gesamtstärke von rund 25.000 Mann einschließlich Garnisontruppen und Artillerie. Vom Kurfürst persönlich angeführt, bestanden 8.500 Brandenburger an der Seite von 9.000 Schweden gegen 40.000 Polen in der dreitägigen Schlacht bei Warschau (28.—30. Juli 1656) die erste Waffenprobe. In den folgenden Friedensjahren brach Friedrich Wilhelm mit Gewalt die »libertäre« Macht der Stände, die sonst die Monarchie über den lockeren Bund von halbselbständigen Neben- und Provinzialregierungen nicht hätten hinausgelangen lassen.
Stehendes Heer und landständische Rechte liefen einander entgegen und waren doch eng aufeinander angewiesen; denn ohne Sicherheit und ohne den Schutz von Leben und Eigentum konnte sich keine Landeswohlfahrt entwickeln. Sie beruhte auf guten geworbenen Truppen und starken Festungen. Innere Festigung und wachsende Wehrkraftstanden im Wechselverhältnis. Unter der gesamtstaatlichen, nur vom Landesherrn abhängigen Behördenorganisation entstand die zentralisierte Finanzverwaltung. Mit der neuen Einrichtung der Kriegskommissarien war die oberste Instanz für die Einheit von Militär- und Steuerwesen geschaffen. Anfangs waren die finanziellen Mittel zum Heeresunterhalt nur auf 6 Jahre bewilligt worden, wofür der Adel obendrein noch die fast uneingeschränkte Gewalt über seine Bauern abgetrotzt hatte. Gegen die vom Reichstagsbeschluß (17.5.1654) bestätigte Wehrpflicht der Untertanen zur Landesverteidigung konnte er nicht mehr protestieren.
Der landesherrliche Kommissar erinnert an die Ursprünge der modernen französischen Staatsverwaltung in der Heeresorganisation, der hier jedoch die viel strengere Lebensform der Zukunft schon ankündigt. Nach 1660 wurden verstärkt Soldaten als Kolonisten angesiedelt und zur Ergänzung der Regimenter bereitgehalten. Ein Verfahren, das zugleich der Invalidenversorgung diente, weshalb es die späteren Militärkönige fortsetzten.
Die brandenburgische Kriegsmacht trat aber zugleich mit einer strategisch-taktischen Planung und Vorbereitung hervor, wie sie für diesen Staat des steten materiellen Mangels typisch bleiben sollte. Dann aber rasch zustoßend, lief eine unerhörte Blitzaktion ab, die nach geglücktem Überfall auf Rathenow (25. Juni) im ersten selbständigen Sieg bei Fehrbellin (28. Juni) gipfelte und in der Verfolgung des geschlagenen Feindes bis zur Landesgrenze ihren Abschluß fand.
Wäre die ruhmreiche Schlacht bloß nach dem numerischen Maßstab zu beurteilen - der Kurfürst mit 5.600 Reitern und Dragonern gegen 8.000 Schweden - so käme ihr lediglich der Rang eines Treffens zu. Doch das Erfolgsrezept schlechthin, die Art und Weise, wie es mit unerwarteter Schnellkraft angewendet wurde, rückte es vom Rand der Erscheinungen weg und gab ihm eine zentrale kriegsgeschichtliche Bedeutung. Später mußte der Große Kurfürst auch noch nach Ostpreußen eilen, wo die Schweden von Livland aus eingedrungen waren.
Der unorthodox geführte Winterfeldzug (1678/79) nahm ein rasches Ende; mit den frappierenden Schlittenpartien über das Frische- und Kurische Haff und anschließendem Dragoner-Raid bis acht Meilen vor Riga. Dort entkam der Rest des Feindes, kaum mehr als 3.000 Mann, seinen Verfolgern.
Der Kurfürst war zur Unterhaltung seiner Truppen auf Subsidien angewiesen. Ludwig XIV. garantierte dem Kurfürsten von Brandenburg seinen Besitzstand und zahlte ihm jährlich 100 000 Livres. Die dem Militär zugewendeten Zweidrittel der Einkünfte reichten allein nicht aus. In dem engen, unlösbaren Zusammenhang zwischen finanzieller Leistungsfähigkeit des Staates und dem Heeresaufbau zur Selbstbehauptung seiner Macht, stets ringsum bedroht, lag der Schlüssel zum Verständnisfür die windige Außenpolitik des Kurfürsten.
Die Umwandlung der Söldnertruppen in den miles perpetuus [Anm.: stehende Heere] hatte auch in Brandenburg eine längere Zeit gedauert. Das hing allein schon mit dem langsamen Entstehungsprozeß auf allen Gebieten der Heeresverwaltung zusammen, der vom innenpolitischen Kampf um den Zentralstaat abhängig war. Die ständischen Organe hatten versagt und das an ihre Stelle tretende fürstliche Beamtenpersonal mußte selbst erst in das System einheitlicher Regelung hineinwachsen. War die Einquartierung der Soldaten zur Winterzeit schon im 30jährigen Krieg zur Gewohnheit geworden, so stellte der Staat jetzt die noch schärfere Anforderung an den Bürger, sie auch im Frieden dauernd in ihren Häusern aufzunehmen. Nur in den Festungsorten Magdeburg und Kolberg lagen die Mannschaften in Baracken. An der Reihe neuer Verpflegungsordonnanzen und Marschtraktaten von 1654—1684 ist die Arbeit der wachsenden Militäradministration deutlich zu erkennen. Aber erst mit den steigenden Einnahmen aus der städtischen Verbrauchssteuer, der Akzise, und den hohen Subsidiengeldern konnte die meist zum üblen Raubsystem entartete Quartierverpflegung eingeschränkt und durch Barzahlung ersetzt werden.
Der gemeine Fußsoldat erhielt nach Abzug für Brot und Montierung einen Taler acht Groschen im Monat; das Quartiereinschließlich Heizung, Licht sowie »Sauer und Süß« hatte der Wirt zuliefern. Das war ein recht karges Traktament, aber der Kommissar fragte bei der Musterung jeden einzelnen, ob er auch alles richtig bekommen hatte. Er sorgte ebenso dafür, daß auch die Soldatenfrauen mitberücksichtigt wurden. Die Verpflegungsordonnanz von 1684 zeigt die landesherrliche Fürsorge dem Soldaten wie dem Bürger gegenüber. Sie stärkte die militärische Disziplin, und die Wirte wußten, daß sie Mehrforderungen nicht länger hinzunehmen brauchten.
Mit der Regeneration des großen Teils korrumpierten, vom Ehrenstandpunkt noch weit entfernten und bei den Bürgern verhaßten Offizierstandes kam der Kurfürst schwerer vorwärts. Da er anfangs Schuldner seiner Obristen war, konnte er ihre Autonomie auch nicht beschränken. Noch im Schwedisch-Polnischen Krieg mußten sie Vorschüsse zahlen. Unterschlagungen wurden allerdings nicht länger geduldet. Bei den Musterungen übten die Kommissare um so schärfere Kontrolle aus, als ihnen die Obrigkeit den nötigen Schutz gewährte. Später freigewordene Regimenter verlieh der Landesherr schließlich nach eigener Wahl, doch nicht ohne Kapitulationen mit den althergebrachten verbrieften Vorrechten, die sich nur schrittweise beschneiden ließen: so die freie Besetzung aller Offizierstellen und die autonome Gerichtsgewalt. Wie in allen anderen Armeen stand die Rangordnung nicht von vornherein fest, sondern bildete sich allmählich aus, analog der Beseitigung des Regimentsverbandes.
Erst Friedrich Wilhelms Nachfolger, Kurfürst Friedrich III., hat nach dem Regierungswechsel 1688 mit den erneuerten Kapitulationen das volle Ernennungsrecht in seine Hand nehmen können. Für die Beförderung innerhalb der Regimenter ist das Dienstalter schon länger maßgeblich gewesen, aber der arme Offizier kam niemals auf einen grünen Zweig, so lange ihm zur Übernahme und Bewirtschaftung einer Kompanie die Geldmittel fehlten. Überhaupt führte der Weg zum Offizier im allgemeinen durch die Truppe und aller Aufstieg war ein mühseliges Empordienen »von der Pike auf«.
Den Anfangsschwierigkeiten beim Heeresaufbau entsprach ein erster Schritt zur schulmäßigen Erziehung des jungen Offiziernachwuchses an der 1653 für max. 30 Zöglinge eingerichteten Ritterakademie zu Kolberg. Bei der Wahl des Ortes in der erst kürzlich von den Schweden geräumten Provinz Hinterpommern schien ein eminent staatspolitischer Grund ausschlaggebend gewesen zu sein. Damit hat der Kurfürst den Versuch jener Kriegsschulgründung des Grafen Johann VII. von Nassau in Siegen aus dem Jahr 1617, der im 30jährigen Krieg schnell wieder versandete, als erster erneuert.
Ihm blieb insofern ein dauernder Erfolg beschieden, als die Anstalt ab 1701 zu Berlin in veränderter Organisation fortbestand. Da fremde Offiziere nur unter hohen Kosten zubekommen waren, mußte der einheimische Adel das Hauptreservoir bilden, weswegen ihn mehrfache Verbote trafen, in ausländische Dienste zu treten. Das galt freilich nur bei hohem Bedarf; denn wer nach zwischenzeitlicher Armeereduktion auf Wartegeld gesetzt wurde, durfte mit Erlaubnis anderswo sein Fortkommen suchen. Außerdem bot die damalige Internationalität unter den Offizieren aller Staaten Europas jungen Edelleuten die ausgezeichnete Möglichkeit, Kriegserfahrungen, Fachkenntnisse und weltmännische Bildung außerhalb Brandenburgs zu erwerben, besonders durch einen allgemein als »hohe Schule« angesehenen Aufenthalt in Frankreich. Von dort erhielt die Armee einen wertvollen Zuwachs durch die hochwillkommene Aufnahme der hugenottischen Flüchtlinge.
1686 gehörten zu den rund 1.000 brandenburgischen Offizieren 300 Franzosen. Insgesamt wurden aus den emigrierten Soldaten ein Regiment zu Pferd, drei Bataillone zu Fuß und zwei Kompanien Grands Mousquetaires, letztere nach dem Muster der Maison du Roi, formiert. Die mit geflüchteten Kadetten, fast 200, fanden in eigenen, den hugenottischen Infanterieeinheiten angegliederten Kompanien ihren neuen Platz. Diese Einrichtung für den Offizierersatz hat in der vom Kriegsminister Louvois geschaffenen truppendienstlichen Form nur noch ein reichliches Jahrzehntlang bestanden, doch der calvinistische Geist der Charakterbildung lebte im bald umgestalteten preußischen Kadettenkorps fort.
Beim Tode Friedrich Wilhelms (9. Mai 1688), zählte das stehende Heer Brandenburgs fast 31.000 Mann. Der Anteil der Landeskinder überwog bei weitem den der Ausländer. Als das Regiment der Kurfürstin 1681 gemustert wurde, standen unter den 1105 Gemeinen 83 Schweden, 36 Dänen, 47 Polen, 15 Böhmen und acht Ungarn; alle anderen kamen aus den heimatlichen Provinzen. Die Anfänge des zur Sicherung selbständiger staatlicher Existenz errichteten Machtinstrumentes bezeichnen noch deutlicher als in den anderen Monarchien die innenpolitische Umwandlung unter dem Regime eines Staatsschöpfers, der als Großer Kurfürst in die Geschichte eingegangen ist.[2]

Stärke

Der Übergang vom temporären Söldnerheer zum stehenden Heer erfolgte verstärkt ab 1650, die Professionalisierung, Vereinheitlichung, Disziplinierung und Institutionalisierung fand von spätestens ab 1680 statt. Das Wachstum des Heeres erforderte massive Rekrutenaushebungen in Brandenburg. Die nötigen Rekrutenzahlen konnten nur mit Zwangsmaßnahmen aufgebracht werden. Die für die neue Armee unternommenen Werbungen brachten allein in Kleve 4.000 Mann zusammen. Im Herzogtum Preußen konnten 1.200 reguläre Soldaten und etwa 6.000 Milizen ausgehoben werden. In der Kurmark war die Bilanz aufgrund der dezimierten Bevölkerung weit geringer. Lediglich 2.400 Soldaten konnten ausgehoben werden. Hinzu zu zählen waren noch die 500 Musketiere der Leibgarde des Kurfürsten. Bereits 1646, zwei Jahre nach seiner Gründung, bestand das kurfürstliche Heer aus 14.000 Mann, 8.000 regulären Soldaten und 6.000 bewaffneten Milizen.

Im Zweiten Schwedisch-Polnischen Krieg (1655–1660) erreichte das brandenburgisch-preußische Heer bereits eine Gesamtstärke von rund 25.000 Mann einschließlich Garnisonstruppen und Artillerie. Vom Großen Kurfürsten persönlich geführt, besiegten 8.500 Brandenburger und 9.000 bis 9.500 Schweden 80.000 Mann (60.000 polnisch-litauischen Kräfte du 20.000 Krimtataren) in der Schlacht bei Warschau vom 28. bis 30. Juli 1656. In diesem Krieg erlangte Friedrich Wilhelm im Vertrag von Oliva im Jahre 1660 die Souveränität im Herzogtum Preußen.

Friedrich Wilhelm und sein General-Feldmarschall Georg Reichsfreiherr von Derfflinger schlugen 1675 die königlich schwedische Armee im Schwedisch-Brandenburgischen Krieg in der Schlacht von Fehrbellin. Anschließend vertrieb die kurfürstliche Armee die Schweden aus Deutschland und später aus Preußen während der Jagd über das Kurische Haff von 1678. Diesen Siegen verdankte Friedrich Wilhelm seinen Beinamen „Der Große Kurfürst“. Während der Regierung Friedrich Wilhelms erreichte die Armee zeitweise eine Friedensstärke von 7.000 und eine Kriegsstärke von 15.000 bis 30.000 Mann.

Generalfeldmarschälle

Literatur

  • Manfred Fürst: Brandenburgisch-Preußische Uniformen 1630–1713, Berliner Zinnfiguren, 2019

Fußnoten

  1. Militärvorschriften (Bestand), Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz
  2. Reinhard Nelke: Das altpreußische Heer, preussenweb.de