Dritter Nordischer Krieg
Mit Dritter Nordischer Krieg wird eine Reihe von Kriegen bezeichnet, die 1680 in Mittel- und Nordeuropa tobten. Der Nordische Krieg von 1674 bis 1679, auch Schwedisch-Brandenburgischer Krieg beziehungsweise Schonischer Krieg genannt, war ein selbständiger Teilkonflikt zwischen Brandenburg-Preußen, Dänemark und dem Königreich Schweden im parallel verlaufenden Holländischen Krieg. Schweden war ein Verbündeter Frankreichs, während Österreich, Brandenburg-Preußen, Dänemark und Spanien europaweit auf Seiten der Niederlande kämpften. Der Krieg teilte sich in mehrere große Abschnitte. Im ersten wehrte die Kurfürstlich Brandenburgische Armee einen schwedischen Einfall in die Kurmark ab. In darauf folgenden Feldzügen der siegreichen Brandenburger, Dänen und ihrer Verbündeten eroberten sie nach langwierigen Kämpfen bis 1678 die schwedischen Besitztümer in Norddeutschland, Schwedisch-Pommern und Bremen-Verden. Dänemark war zudem ab Juni 1676 auf dem schonischen Kriegsschauplatz verwickelt und trug die Hauptlast im Seekrieg in der Ostsee gegen Schweden. Ein im Winter 1678/79 unternommener Einfall der Schweden nach Ostpreußen konnte vom brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm erfolgreich zurückgeschlagen werden.
Der Krieg zwischen Brandenburg und Schweden endete am 29. Juni 1679 mit dem Frieden von Saint-Germain. Dänemark und Schweden schlossen am 26. September 1679 den Frieden von Lund. Entgegen dem für Brandenburg-Preußen siegreichen Kriegsverlauf bekam dieses aufgrund der Machtkonstellation auf europäischer Ebene nur einen kleinen Teil seiner Eroberungen zugesprochen. Zwischen Dänemark und Schweden wurde der Besitzstand vor dem Kriegsausbruch wiederhergestellt.
Inhaltsverzeichnis
Wichtige Ereignisse
Datum | Ereignis |
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1667 |
Beginn des „Devolutionskriegs“. Ludwig XIV. von Frankreich phantasiert ein Erbrecht (Devolution) an Brabant, Flandern und der Freigrafschaft. Gegner ist eine Allianz aus Niederlande-Schweden-England. Der Devolutionskrieg Wird durch den Frieden von Aachen beendet. |
1668 |
Frieden von Aachen. Im Devolutionskrieg erwirbt Frankreich zwar nicht alles Gewünschte, jedoch Lille und Dornick von Spanien, d.h. von Deutschland. |
16. 5.1672 |
Potsdamer Bündnisvertrag Brandenburg - Niederlande im Holländischen Krieg. In Berlin bemühte sich 1670 der französische Gesandte erfolglos um die Allianz oder wenigstens Neutralität Brandenburg-Preußens. Brandenburg-Preußen unter Kurfürst Friedrich Wilhelm I. schloß mit Wilhelm von Oranien, dem Statthalter der Niederlande, den Bündnisvertrag von Potsdam, mit dem sich die Brandenburger verpflichteten gegen Zahlung von Subsidien, 20.000 Mann Hilfstruppen für die Niederlande zu stellen. Ludwig XIV. überfiel die Generalstaaten, löst den Holländischen Krieg aus und drang in kurzer Zeit bis kurz vor Amsterdam vor. Der Holländische Krieg war ein französischer Raubkrieg gegen Deutschland und die Niederlande. Ludwig XIV. von Frankreich mit Schweden, England (+ Köln & Münster) vs. Niederlande, Östereich, Spanien und Brandenburg. |
16. 6.1673 |
Separatfrieden von Vossem. Der Gr. Kurfürst zog im August 1672 mit den vereinbarten 20.000 Mann zunächst nach Halberstadt um sich dort mit kaiserlichen Truppen vereinigen zu können. Allein die Anwesenheit dieser Truppenmacht genügte Ludwig XIV., um Marschall Turenne mit 40.000 Mann aus Holland abzuziehen und nach Westfalen zu verlegen. Ohne daß es zu einer entscheidenden Begegnung kam, schloß der Kurfürst am 16. Juni 1673 den Separatfrieden von Vossem, mit dem er das holländische Bündnis aufgab. Dafür räumte Frankreich das besetzte Herzogtum Kleve und kam für die ausstehende Zahlung von Subsidiengelder durch Holland auf. Im Falle eines Krieges gegen das Heilige Römische Reich war der Kurfürst durch den Vertrag nicht gehindert, seiner Pflicht als Reichsfürst nachzukommen und Frankreich erneut entgegen zu treten. Ebenfalls 1673 schloß Brandenburg-Preußen und Schweden ein auf 10 Jahre gültiges Schutzbündnis. Beide Seiten hielten sich aber eine freie Bündniswahl im Falle eines Krieges vor. Aufgrund des Schutzbündnisses mit Schweden, rechnete der Kurfürst nicht mit einem schwedischen Kriegseintritt auf Seiten Frankreichs. Da Schweden aufgrund seiner Norddeutschen Besitzungen ebenfalls Reichsmitglied war, sollte es in dem im Sommer 1674 ausbrechenden Krieg gegen Frankreich sich dem allgemeinen Reichsbeschluß anschließen bzw. wenigstens neutral bleiben. |
1. 7.1674 |
Der Marschall Turenne verwüstet nun die Kurpfalz. Der Reichstag erklärt daraufhin Frankreich zum Reichsfeind. Am 23. August setzte sich ein 20.000 Mann starkes brandenburgisches Heer nach Straßburg in Marsch, wohin Turennes Armee durch den kaiserlichen Feldherrn Raimondo Montecuccoli zwischenzeitlich manövriert worden war. Anfang Oktober überschritt das brandenburgische Heer den Rhein und vereinigte sich wenige Tage später mit den Kaiserlichen bei Straßburg. Durch die Entsendung des brandenburgischen Heeres an den Rhein konnten sich die Franzosen unter Marschall Turenne an diesem Abschnitt nur mit Mühe gegen die nun numerisch Überlegene Armee der Alliierten halten. |
26.12.1674 |
Schlacht bei TürkheimZwar siegten die Franzosen unter Marschall Turenne in der Schlacht bei Türkheim, einem Ortsteil von Colmar über die Kaiserlichen und Brandenburger, erlitten dabei aber so hohe Verluste, daß sich das Reichsheer ungehindert in die Winterquartiere zurückziehen konnte. Die Brandenburger nahmen Winterquartiere in die Gegend von Schweinfurt. Es war daher für Frankreich von wesentlicher Bedeutung, sein Heer an diesem Abschnitt zu entlasten. |
1674 | Zu Weihnachten rückt die Schwedische Armee in die Uckermark ein. Im Februar rückten sie weiter vor und besetzt Brandenburg, die Neumark und Hinterpommern. Die wenigen brandenburgischen Truppen zogen sich in die befestigten Orte entlang der Havellinie zurück. |
25. 6.1675 | Schlachten bei Rathenow und Fehrbellin. Im Juni erklärte auch Holland und Spanien auf Drängen des Kurfürsten Schweden den Krieg. Der Kaiser erklärte Schweden zum Reichsfeind. Der Westfälische Reichskreis und der Obersächsische Reichskreis wurden mit der Bekämpfung der Schweden beauftragt. Ende Juli stieß ein 5.300 Mann starkes kaiserliches Kontingent unter dem Kommando des Feldmarschallleutnant Graf Coop zu den in Mecklenburg verharrenden Brandenburg-Preußen dazu. Auch Dänemark schloß sich Ende Juli der Allianz an. |
4.12.1676 | Karl XI. marschiert mit einer 12.000 Mann starken Armee in Schonen ein und greift die dänischen Winterquartiere bei Lund an. In der daraus entstehenden Schlacht bei Lund, siegten schließlich die Schweden in einer der blutigsten Schlachten in der Geschichte Skandinaviens (50 % an Gefallenen auf beiden Seiten).
Damit wendete sich vorerst das Kriegsglück zugunsten der Schweden, die, durch den Sieg ermutigt, die Rückeroberung der Provinzen Schonen und Blekinge, trotz eines strengen Winters, einleiteten. So rückten einige schwedische Regimenter nach Helsingborg vor, das sich am 11. Januar 1677 den Schweden ergab. Direkt danach marschierte das schwedische Heer nach Christianopel, das nach kurzem Widerstand ebenfalls erobert wurde. Danach eroberten die Schweden Karlshamn nach einer viertägigen Belagerung. Am Ende des Feldzugjahres kontrollierten die Dänen schließlich nur noch die Festung Christianstadt, während sich die Reste der dänischen Hauptarmee nach Seeland zurückgezogen hatten. |
7.11.1678 | Eroberung Greifswalds. Damit ist ganz Vorpommern in brandenburgischer Hand! |
Frieden von Nimwegen inmitten des Holländischen Krieges. Frankreich räumt die Generalstaaten, erhält aber Burgund, sowie auch Valenciennes, Kammerich, St. Omer, Ypern, Maubeuge und Charlemont. Deshalb in Deutschland "Nimm Weg-Frieden" genannt. | |
20.1.1679 | Kurfürst Friedrich Wilhelm überschreitet die Weichsel und erreichte Marienwerder, den ersten Sammelplatz der Infanterie. Der Große Kurfürst bereitete von hier die berühmt gewordene Große Schlittenfahrt über das Kurische Haff vor. In einem Schreiben an den Statthalter und die Stadträte gab er Befehl, für sein Heer 1.100 Schlitten und 6-700 Pferde bereit zu stellen.
Außerdem erteilte er den in Königsberg stehenden Kavallerietruppen unter Kommando von General Görzke den Befehl zur sofortigen Verfolgung der fliehenden Schweden. Diese hatten, nachdem sie die Nachricht von der Ankunft des Kurfürsten erhalten hatten, den Rückzug nach Livland angetreten und erreichten am 29. Januar 1679 Tilsit. Die brandenburgische Kavallerie versuchte wie befohlen die Schweden einzuholen. Die Infanterie setzte ihren Vormarsch, nun auf Schlitten von Marienwerder nach Heiligenbeil fort. Von dort ging es über das Frische Haff in einem sieben Meilen langen Zug am 26. Januar nach Königsberg. Die Truppen setzten am 27. Januar die Schlittenfahrt nach Labiau fort. Sie erreichte in einem Eilmarsch über das zugefrorene Kurische Haff am 29. Januar das Dorf Gilge an der Mündung der Memel. Ohne die Ankunft des Hauptheeres abzuwarten überwältigte ein aus 1.000 Mann Kavallerie bestehendes brandenburgisches Vorauskommando unter dem wagemutigen Oberst Joachim Henniges von Treffenfeld (1610–1688; zuletzt Generalmajor) am 30. Januar einige bei Tilsit untergebrachte schwedische Regimenter und zersprengte sie. In dem Gefecht bei Tilsit verloren die Schweden einige hundert Mann an Toten und Verwundeten. |
Frieden von St. Germain im Holländischen Krieg zwischen Frankreich, Schweden und Brandenburg. FW muß Vorpommern (bis auf Damm) an Schweden zurückgeben. |
Dritter Kriegsabschnitt: Krieg mit Frankreich (1679 bis zum Frieden)
Bereits am 10. August 1678 schlossen die Niederlande und Frankreich einen Separatfrieden, der den parallel stattfindenden Holländischen Krieg beendete. In den seit 1676 stattfindenden Friedensverhandlungen in Nimwegen beschlossen beide Parteien eine vollständige Rückgabe aller holländischen Gebiete. Frankreich, das den Krieg begonnen hatte, um die Niederlande zu erobern, wollte sich stattdessen bei den Verbündeten der Niederländer schadlos halten. Prinz Wilhelm wollte diesen Frieden nicht, musste jedoch den Republikanischen und den Handelsinteressen der Niederländer nachgeben.[1]
Als der Winterfeldzug gerade abgeschlossen war, beendete am 5. Februar 1679 Kaiser Leopold I. im Frieden von Nimwegen den Krieg des Reiches mit Frankreich und Schweden (auch bekannt als Reichskrieg gegen Frankreich). Nach diesem Vertrag sollte Brandenburg seine Eroberungen wieder an Schweden zurückgeben. Brandenburg-Preußen stand nun Frankreich alleine gegenüber. Die Politik Frankreichs sah vor, dass jegliche Änderung der territorialen Regelungen des Westfälischen Friedens von vornherein ausschied, um kein Präjudiz gegen Frankreichs Annexionen im Elsass und Lothringen zu schaffen. Abgesehen davon konnte und wollte Frankreich nicht Nachteile Schwedens in einem Kriege dulden, zu dem es von Frankreich angestiftet worden war. Da der Kurfürst aber eine Herausgabe der eroberten Gebiete hartnäckig verweigerte, ließ Ludwig XIV., um Druck auf die Brandenburger auszuüben, ein 8000 Mann starkes Korps unter Generalleutnant Baron de Calvo in das zu Brandenburg gehörende westrheinische Cleve einrücken und das Land brandschatzen.
Ende Mai 1679 rückte, nachdem ein Waffenstillstand zwischen Brandenburg und Frankreich abgelaufen war, eine 30.000 Mann starke französische Armee in die Grafschaft Mark ein. Die brandenburgischen Kräfte in den Westprovinzen betrugen zu dem Zeitpunkt 8000 Mann und wurden von Generalleutnant Alexander von Spaen angeführt. Spaen ließ seine Kavallerie an der Porta Westfalica aufstellen, um diese zu sperren. Nach einem hitzigen Gefecht mit der französischen Übermacht wurden die Brandenburger allerdings am 21. Juni nach Minden zurückgeworfen. Bald darauf, am 9. Juli 1679, wurde der Krieg durch den Frieden von Saint-Germain beendet.
Notizen
- Brandenburgisch-Schwedischer Krieg (1674–1679)
- Schonischer Krieg (1675–1679)
- Parteien: Brandenburg-Preußen, Dänemark, Königreich Schweden
- Schweden war ein Verbündeter Frankreichs,
- Österreich, Brandenburg-Preußen, Dänemark und Spanien europaweit auf Seiten der Niederlande kämpften.
Der Krieg teilte sich in mehrere große Abschnitte. Im ersten wehrte die brandenburgische Armee einen schwedischen Einfall in die Kurmark ab. In darauf folgenden Feldzügen der siegreichen Brandenburger, Dänen und ihrer Verbündeten eroberten sie nach langwierigen Kämpfen bis 1678 die schwedischen Besitztümer in Norddeutschland, Schwedisch-Pommern und Bremen-Verden.
Dänemark war zudem ab Juni 1676 auf dem schonischen Kriegsschauplatz verwickelt und trug die Hauptlast im Seekrieg in der Ostsee gegen Schweden.
Ein im Winter 1678/79 unternommener Einfall der Schweden nach Ostpreußen konnte vom brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. erfolgreich zurückgeschlagen werden.
Dänemark und Schweden schlossen am 26. September 1679 den Frieden von Lund.
Entgegen dem für Brandenburg-Preußen siegreichen Kriegsverlauf bekam dieses aufgrund der Machtkonstellation auf europäischer Ebene nur einen kleinen Teil seiner Eroberungen zugesprochen. Zwischen Dänemark und Schweden wurde der Besitzstand vor dem Kriegsausbruch wiederhergestellt.