Paehlke, Kurt
Kurt Paehlke ( 10. November 1875 in Kaukehmen, Kreis Niederung; um 1945) war ein deutscher Kaufmann, Landwehr-Offizier, Privatgelehrter und Schriftsteller, der unter dem Pseudonym „H. A. (Helge Alarich) Weishaar“, zuletzt aber als „Kurt Paehlke-Weishaar“ publizierte, sowie Gründer und Führer des Bundes der Guoten in Berlin, dann Ostpreußen.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Kurt Paehlke wurde am 10. November 1875 zu Kaukehmen, Kreis Niederung, als Sohn eines Zollbeamten geboren. Er besuchte die Volksschule, dann das Gymnasium in Memel, schließlich das Gymnasium in Bartenstein bis Oberprima. Nach der Schulentlassung diente er als Einjährig-Freiwilliger der Preußischen Armee in Königsberg, im Anschluß hieran neun Monate Zoll-Supernumerar bei der Zollverwaltung Königsberg. Er trat zu Landwehr über, wo er schließlich Leutnant wurde. Von 1905 bis 1913 war er Inhaber eines Briefmarkenversandgeschäftes in Königsberg. Er führte jahrelang die Ortsgruppe des „Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes“ und war seit 1910 Mitglied des Germanenordens.[1] 1913 siedelte er nach Berlin um und eröffnete ein literarisches Büro, das Institut für Psychologie „Uranus“ (Kaiserplatz 17). Das Institut fertige spätere auch die Seelenspiegel-Horoskope für die Anwärter auf BdG-Mitgliedschaft. Im Ersten Weltkrieg ging er als Zugführer mit der Landwehr an die Kriegsfront, wurde verwundet und wurde nach der Genesung zu Garnisonsdienst verpflichtet (g. v. bzw. garnisonsverwendungsfähig). 1915 gründete er den ariosophischen „Bund der Guten – Neue Vereinigung für Lebenserneuerung auf arischer-christlicher Grundlage“, der 1926 in „Bund der Guoten“ umbenannt wurde.
Mit seinem Buch „Das Weltgericht“ trat Paehlke-Weishaar vor die Öffentlichkeit. 1925 erfuhr er, daß seine Frau Margarete, geb. Gronwald, ihn mit dem Reichstagsabgeordneten Rittmeister a. D. Jürgen von Ramin (1884–1962) betrog. Der Scheidungsklage wurde 1926 stattgegeben. 1930 kaufte Paehlke das Restgut Sillginnen mit dem schloßähnlichen Herrenhaus (21 Räume, darunter ein großer Saal und eine Bibliothek mit 8.000 Büchern). Dieses sollte nun Hauptquartier des Bundes werden, im früheren Haus der Gutsinspektors fand die stets montags erscheinende „Deutsche Notwehr“ ihren neuen redaktionellen Sitz. Tochter Gerda Paehlke-Böhm (sie heiratete den Gelehrten und Herausgeber W. Ernst Böhm) verfaßte 1984 ihre Erinnerungen an Schloß Sillginnen[2] („Wo einst die Liebe floß“). 1932 erwarb er eine an sein Gutshaus angrenzende Siedlung von 11 ha. Er bewirtschaftete nun mit seinen beiden erwachsenen Söhnen die insgesamt 18 ha. Auf dem Gut wohnten seine fünf Kinder, seine zweite Ehefrau, deren Eltern, drei Hilfskräfte und die Deputantenfamilie. 1933 zog Paehlke über die SPD-Liste in den Kreistag Gerdauen ein.
Am 21. Juni 1933 drangen SA-Männer in das Schloß, Paehlke wurde verhaftet und eingesperrt. Am 23. Juni 1933 verbot der Oberpräsident der Provinz Ostpreußen den „Bund der Guoten“ wegen „unsittlicher Haltung und staatsfeindlicher Einstellung“. Paehlkes komplettes Eigentum wurde beschlagnahmt, seine Familie mußte in eine möblierte Wohnung umziehen. Nach siebeneinhalb Monaten kam er frei, durfte aber die Heimat ein Jahr lang nicht betreten. Erst 1935 kehrte Paehlke nach Ostpreußen (Georgenswalde) zurück und gründete die Nachfolgerorganisation „Eigner des teutischen Wappens“. Im September 1935 bestätigte ihm der Bürgermeister seines Wohnsitzes, daß Grundbesitz und Hausmobiliar zugunsten des Landes Ostpreußen eingezogen blieben. Am 25. Mai 1937 wurden Paehlke und sein Sekretär Willi Jablonski (Deckname: „Gibamund“; früher ein Vandalenführer) verhaftet und dem Richter vorgeführt. Im Juli 1938 wurde Paehlke vom Sondergericht Königsberg als „Volksfeind“ zu dreieinhalb Jahren Strafhaft verurteilt. Er kam dafür ins Zentralgefängnis Stuhm in Westpreußen. Nach einem Hafturlaub wegen schwerer Erkrankung mußte er 1942 zurückkehren. Anschließend soll er, da der Zweite Weltkrieg tobte, durch die Staatspolizei ins KL Sachsenhausen eingeliefert worden sein.
Tod
Die letzte Nachricht von Kurt Paehlke an die Familie stammt vom November 1944. Er gilt seit spätestens 1945 als verschollen. Der Weishaar-Verlag wurde in der Nachkriegszeit von seiner Witwe in Ludwigshafen am Rhein gegründet.
Schriften (Auswahl)
- Das Weltgericht, 1921
- 2. erweitere Auflage 1932; auch Nachkriegsnachdruck: Bei der neuen Gesamtausgabe (Ludwigshafen, Weishaar-Verlag) wurde der einleitende Text gekürzt.
- Das neue Europa, wie es wird, Teil 1 bis 6, 1924
- Erneuerung, in: „Der Femstern“, Nr. 1, S. 20
- Deutscher Geist siegt!, Teil 1 bis 9, 1929
- mit Helena Petrowna Blawatsky: Aus den Strophen des Dzyan, Privatdruck für die Mitglieder des Guoten-Bundes, Guoten-Verlag, Ragnit 1932
- in der Nachkriegszeit auch im Weishaar-Verlag veröffentlicht
- Botschaft des Guotenführers, in: „Der Femstern“, Nr. 1/2 vom 18. Mai 1933
- Die Evangelien nicht veraltet, Verlag Heinz-Hildebrand Schirmer, 1936
- Nachdruck im Privat-Verlag Dietrich Ruhnau, Fellbach um 1985
- Das Kristliche[3] Glaubensbekenntnis, 1940
- Das Buch formulierte er um die Weihnachtszeit 1940 im Gefängniskrankenhaus.
- Nachdruck im Weishaar-Verlag, Ludwigshafen 1965
- Weishaar-Schriften, Weishaar-Verlag, Ludwigshafen, 1969
- Band I: „Rote Erde“
- Band II: „Zur christlichen Lehre“
- Band III: „Der Femstern“
Literatur
- Wilhelm Kirschner:
- Der Vollendungsweg des Menschen – Die idealistische Lehre nach H. A. Weishaar, Ginsheim-Gustavsburg 2004
- Grundlagen einer gesellschaftlichen Weltordnung – nach der Lehre von H. A. Weishaar, Lauchheim 2010
- Franz Wegener: Weishaar und der Geheimbund der Guoten – Ariosophie und Kabbala, Verlag Kulturförderverein Ruhrgebiet (KFVR), 2013