Lehr-Regiment „Kurfürst“

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Truppenerkennungszeichen Sonderverband „Brandenburg“, Vorläufer des Lehr-Regiments „Kurfürst“. Das Schwert symbolisiert die Kampfbereitschaft, das Fragezeichen impliziert den geheimen Status der „Schattenkrieger“.

Das Lehr-Regiment „Kurfürst“ (auch: Regiment „Kurfürst“) war von 1943 bis 1945 der Tarnname für das Kompetenz- und Ausbildungszentrum des deutschen militärischen Geheimdienstes. Hauptaufgabe des Regiments war es, für die unmittelbar von Abwehr II geplanten Kommandoeinsätze Führer und Mannschaften zu stellen.

Geschichte

Von der am 1. April 1943 verfügten Herauslösung der Division „Brandenburg“ aus dem militärischen Geheimdienst (Amt Abwehr/Ausland) war das 5. Regiment (ehemalige Sonderverband 805) ausgenommen. Es verblieb zunächst unter dem Namen (Lehr-)Regiment „Kurfürst“ bei der Abwehr, bis diese Mitte 1944 vom Reichssicherheitshauptamt (RSHA) vereinnahmt wurde.

Der größte Teil des Amtes Abwehr/Ausland wurde ab dem 1. Juni 1944 dem Reichssicherheitshauptamt, und zwar dem Auslandsnachrichtendienst Amt VI (Chef: Walter Schellenberg) unter der neuen Bezeichnung „Amt Mil“ (Chef: Oberst i.G. Georg Hansen, bis zu dessen Verhaftung wegen Verrats) und somit der Befehlsgewalt der SS unterstellt, die damit ihren alleinigen Anspruch auf Sabotage und Spionage festigte. Innerhalb des „Amtes Mil“, dem auch das „Regiment Kurfürst“ angehörte, gab es das Amt Mil-D (Chef: Major i.G. Naumann), in dem alle sabotagetechnischen Einrichtungen der ehemaligen Abwehr und das zugehörige Personal der Abwehr II zusammengefaßt waren.

Das Lehr-Regiment „Kurfürst“ war keine Truppe im eigentlichen Sinn, sondern vielmehr ein Kartei-Stammregiment, in dem das Personal aktenmäßig verwaltet wurde, die Personen selbst jedoch bei den verschiedensten Truppenteilen und an allen Fronten verstreut für Einzel- und Kleinkommando-Spezialaufgaben abkommandiert wurden. Im Regiment „Kurfürst“ wurden auch alle Ausbilder und Lehrer der Abwehrkampfschule „Quenzgut“ am Quenzsee bei Brandenburg an der Havel sowie andere hoch qualifizierte Spezialisten und Fachleute, die für die Rekrutierung und Ausbildung von Spionen, Sabotage- und Sonderkampftruppen eingesetzt werden konnten, geführt, darunter auch die Dolmetscherschule und die V-Mann-Abteilung der Abwehrinfanterieschule auf dem Truppenübungsplatz Regenwurmlager bei Meseritz. Eigene operative Kampfeinsätze wurden vom Regiment „Kurfürst“ offiziell nicht durchgeführt, aber es gab Ausnahmen.

In dem Lehr-Regiment lief der größte Teil der Ausbildungslehrgänge des militärischen Geheimen Meldedienstes, und zwar Lehrgänge für Nachwuchsoffiziere auf dem Gebiet des Meldedienstes und des Offensivdienstes, Lehrgänge für „Abwehrgehilfen“ beider Sparten, Offiziersbewerberlehrgänge, Sonderlehrgänge für Sabotage und Zersetzung, auch für ausländische Freiwillige der Wehrmacht und später der Waffen-SS.

Mitte 1944 zog das Lehr-Regiment „Kurfürst“ mit dem neuen „Amt Mil-D“ von Brandenburg in das Schloß Solms von Baruth/Mark (Tarnname „Belinde“) 60 Kilometer südlich von Berlin. Im Herbst 1944 zog dann das Regiment „Kurfürst“ nach Kamenz bei Dresden um. Die dort ausgebildeten Spezialagenten hatten zur Tarnung in ihrem Soldbuch den Eintrag „Nachrichten-Ersatz-Abteilung Meise“. Leiter der Agentenschule in Kamenz war ein Major Meyer und dessen Stellvertreter ein Hauptmann Novotnik.

Im heutigen Fachterminus würde man das Regiment „Kurfürst“ als das „Kompetenzzentrum“ der Abwehr bezeichnen. Noch nach Kriegsende waren die „Kurfürsten“ als Spezialisten sehr begehrt und wurden von den Siegermächten für eigene Dienste umworben (z. B. von den VSA unter dem Begriff Operation „Brandy“.

Prominente Angehörige des Regiments waren beispielsweise der Meereskämpfer-Ausbilder Alfred von Wurzian und der Abwehr-Agent sowie Kommando-Führer der SS-Jagdverbände Friedrich Hummel.

Kommando-Einheiten des Lehr-Regiments

Eine Reihe der Brandenburger bei den IIer-Abwehr-Trupps und -Kommandos konnte sich mit der ihnen zugedachten Rolle als bloßer Agentenführer und „Kurfürsten“ nicht abfinden, darunter der schillernde Dietrich F. Witzel. Zunächst aus eigener Initiative, in der Regel aber auch sehr gefördert von den Ic (Ic = Dritter Generalstabsoffizier – Feindlage und Abwehr – sowie auch Nachrichtenwesen.), die von dem Gedanken an eine hauseigene Truppe meist sehr angetan waren, bildeten einzelne Trupp- und Kommandoführer K-Einheiten für kommandomäßigen Einsatz. Da das etatmäßig zustehende deutsche Personal für einen IIer-Abwehr-Trupp zur besten Zeit nur 6 Offiziere, 13 Unteroffiziere und 22 Mann und für ein IIer-Abwehr-Kommando nur 12 Offiziere, 17 Unteroffiziere und 39 Mann betrug, bestanden diese K-Einheiten, vor allem im Osten, vorwiegend aus nichtdeutschen Kampfdolmetschern. Diese kämpften oft mehr aufgrund einer starken Bindung an den deutschen Einheitsführer als wegen ihres Glaubens an die deutsche Sache auf Seiten der Wehrmacht.

Nach erfolgreichen K-Einsätzen einzelner Trupps und Kommandos und auf entsprechende Wünsche der Frontdienststellen erklärte Abwehr II nicht zuletzt auch angesichts der schleichenden Vertruppung der Brandenburger, den K-Einsatz zu einer der zentralen Aufgaben der IIer-Abwehr-Trupps und -Kommandos und räumte der K-Tätigkeit auch einen bedeutenden Platz im Lehrplan der Abwehrschule ein.[1]

Legionär-Ergänzungs-Kompanie

Die Legionär-Ergänzungs-Kompanie (Abwehr-Stamm-Abteilung; vorwiegend Russen, Ukrainer und Kaukasier) wurde ebenfalls vom Lehr-Regiment „Kurfürst“, dem einstigen 5. (Lehr-)Regiment „Brandenburg“, mitgenommen und entwickelte sich später zum Legionär-Lehr-Bataillon, später ging das Bataillon zum SS-Jagdverband „Südost“. Die Legionäre waren unter anderem am 21. Juli 1944 am Unternehmen „Vercors“ beteiligt, wo sie im Rahmen des Fallschirm-Bataillons „Jungwirth“ (eine Ad-hoc-Kampfgruppe in Lyon-Bron aufgestellt) am 21. Juli schweren Kämpfen ausgesetzt waren, u. a. für die Einnahme des Flugplatzes in Valence zuständig waren und nach einem Luftlande-Transport durch die I. Gruppe/Luftlandegeschwader 1 am 23. Juli mit den überlebenden 50 Mann die Kampfgruppe „Schäfer“ unterstützten.

Unternehmen „Vercors“

Vercors war ein wichtiges Zentrum der blutrünstigen Résistance. Der Gebirgsstock im äußersten Westen der französischen Alpen war ein berüchtigtes Rückzugs-, Ausbildungs-, Lazarett- (Höhlenlazarett Grotte de la Luire) und Versorgungsgebiet einer aktiven Terrorgruppe von Maquisards, die vom Vercors aus Partisanenüberfälle und Mordaktionen vor allem im Rhônetal und in den Alpen organisierten.

Schon am 1. Februar 1944 wurden unter anderem die Vercors-Kämpfer zu den Forces françaises de l’intérieur (FFI) vereinigt; nach einer Einschätzung Eisenhowers hatten sie einen Kampfwert von 15 Divisionen. Die Alliierten und General de Gaulle sicherten dem Vercors zu, Luftlandetruppen hier abzusetzen und die Terroristen über eine Luftbrücke mit Waffen, Munition und wichtigen Gütern zu versorgen. Diese Zusage war nur sehr unbestimmt gegeben worden, dennoch vertrauten die Banden auf diese Unterstützung und riefen nach dem 6. Juni 1944 die République du Vercors aus. Der Partisanenkampf sollte zu einem offenen, bewaffneten Aufstand gegen die deutschen Besatzer werden.

Die Bedrohung der Etappe durch einen offenen, bewaffneten Aufstand vom Vercors aus war für die Wehrmacht nicht tragbar; am 21. Juli 1944 griffen zwei aus Gebirgsjägern bestehende Kampfgruppen der 157. Reserve-Division (Gruppe „Schwehr“ und Gruppe „Seeger“) die Felspässe an, von Süden drang eine gepanzerte Kampfgruppe der 9. Panzer-Division (Gruppe „Zabel“) vor. Im Herzen des Plateaus landeten zwei Kompanien Fallschirmjäger vom KG 200 (Gruppe „Schäfer“) mit Lastenseglern (DFS 230). Es waren keine Truppen der Waffen-SS (wie man lange Zeit annahm). Besonders die Fallschirmjäger trugen die Last der blutigen Nahkämpfe und wurden am 23. Juli in Vassieux-en-Vercors von rund 50 Soldaten des Legionär-Lehr-Bataillons verstärkt (manche Quellen geben an, es handelte sich um die 8. (Legionär-)Kompanie des Jäger-Regimentes 3 „Brandenburg“). Alleine in Vassieux erlitten die Fallschirmjäger 46 Tote, ebenfalls fielen vier Führer der Lastensegler. Weitere Brandenburger des Streifkorps „Südfrankreich“ (darunter Spanier und Franzosen) kämpften in den Wäldern gegen flüchtende Bandenangehörige.

Insgesamt konnten über 800 Freischärler getötet werden. Die deutschen Verluste betrugen etwa 101 Mann. Ein gefangener VS-amerikanischer Kommandosoldat, der die Terroristen ausgebildet hatte, wurde verschont, obwohl er laut dem Kommandobefehl hinzurichten gewesen wäre. Auch dieses Verhalten der deutschen Truppen widerspricht jedweder Propaganda der Siegermächte von angeblichen Kriegsverbrechen. Die letzten bewaffneten Aufräumarbeiten gegen den FFI-Terror im Gebirgsstock übernahmen die Franzosen von der Polizei der Milice française und Soldaten der „Garde Mobile de Reserve“ (Mobilgarden). Die enttäuschten bewaffneten Freischärler des Vercors bezeichneten de Gaulle und dessen Nationales Befreiungskomitee als „Feiglinge und Verbrecher“.

Siehe auch

Literatur

  • Arthur Ehrhardt: Kleinkrieg. Geschichtliche Erfahrungen und künftige Möglichkeiten, Ludwig Voggenreiter Verlag, Potsdam 1935
  • Dietrich F. Witzel (Offizier der Brandenburger): Kommandoverbände der Abwehr II im Zweiten Weltkrieg. In: Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.): Militärgeschichtliches Beiheft zur Europäischen Wehrkunde. Heft 5, Oktober 1990.
  • Norbert Müller (Bearb.): Das Amt Ausland/Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht. Eine Dokumentation. Koblenz, Bundesarchiv, 2007. Seite 457. ISBN 978-3-86509-767-5

Verweise

Fußnoten

  1. Merkblatt für Führer und Ausbilder der K-Truppen im Osten, Anl. zu Abw. Schule 223/443 geh. v. 3.6.1943, BA-MA, RW 49/141, Bl. 2–13