Falkenhausen, Ludwig von
Ludwig Alexander Friedrich August Philipp Freiherr von Falkenhausen ( 13. September 1844 in Guben; 4. Mai 1936 in Görlitz) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee und des Deutschen Heeres, zuletzt Generaloberst und Ritter des Ordens „Pour le Mérite“ mit Eichenlaub im Ersten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Freiherr von Falkenhausen besuchte ab Mai 1856 die Kadettenanstalt in Potsdam. 1859 wechselte er zur Haupt-Kadettenanstalt in Berlin. Er nahm 1866 am Deutschen Bruderkrieg teil. Zwischen Oktober 1868 und Ende Mai 1869 war er zur Dienstleistung beim Garde-Feldartillerie-Regiment kommandiert und wurde im September 1869 Regimentsadjutant. Im Deutsch-Französischen Krieg in den Jahren 1870/71 nahm er an den Schlachten bei Gravelotte, Beaumont und Sedan sowie an der Belagerung von Paris teil. Zum Jahresende 1870 wurde er von der Stellung als Regiments-Adjutant entbunden, ab Juli 1871 diente er dann als Adjutant der 28. Division (Karlsruhe). In den Folgejahren wurde er mehrfach versetzt. Im März 1902 trat er in den Ruhestand und beschäftigte sich mit kriegswissenschaftlichen Studien.
Im August 1914 wurde Falkenhausen im Zuge der Mobilmachung kommandierender General des Ersatzkorps der 6. Armee mit drei Ersatz-Divisionen. Als Oberbefehlshaber der Falkenhausen-Abteilungen kommandierte er die deutschen Truppen 1914/15 während der Kämpfe um den Delmer Rücken und 1915/16 während der Stellungskämpfe in Lothringen. Er erhielt am 23. August 1914 den Orden Pour le Mérite sowie das Eichenlaub zum Orden Pour le Mérite am 15. April 1916.[1] Am 22. April 1917 folgte er Moritz von Bissing als Generalgouverneur für das Kaiserlich deutsche General-Gouvernement Belgien.
Chronologie
- 1852 Besuch einer Privatschule in Berlin
- 3.5.1856 Kadetten-Anstalt in Potsdam
- 2.5.1859 Haupt-Kadettenanstalt in Berlin
- 6.5.1862 dem 1. Garde-Regiment zu Fuß (Garde-Korps) überwiesen
- 1.10.1865 bis 27.7.1868 kommandiert zur Kriegs-Akademie
- 15.5.1866 als Adjutant zum Ersatz-Bataillon kommandiert
- später Regiments-Adjutant des kombinierten Garde-Reserve-Infanterie-Regiments
- Feldzug 1866 Angehöriger der Main-Armee
- 15.11.1866 bis 27.7.1868 wieder auf der Kriegs-Akademie
- 1.10.1868 bis 31.5.1869 zur Dienstleistung beim Garde-Feldartillerie-Regiment kommandiert
- 1.6.1869 zurück in das 1. Garde-Regiment zu Fuß
- 15.9.1869 Regiments-Adjutant
- 1870/71 Teilnahm am Feldzug gegen Frankreich
- Schlachten bei Gravelotte-St.Privat, Beaumont, Sedan sowie Belagerung von Paris
- 31.12.1870 von der Stellung als Regiments-Adjutant entbunden
- 3.6.1871 Adjutant der 28. Division (Karlsruhe)
- 22.3.1872 unter Belassung in seinem Kommando in das Hohenzollernsche Füsilier-Regiment Nr. 40 versetzt
- 27.1.1889 in Füsilier-Regiment „Fürst Karl-Anton von Hohenzollern“ (Hohenzollernsches) Nr. 40
- 20.11.1873 unter Überweisung in den General-Stab des XIV. Armee-Korps (Karlsruhe) in den General-Stab der Armee versetzt
- 21.1.1875 in den General-Stab der 16. Division (Trier) versetzt
- 10.5.1879 in den General-Stab des VIII. Armee-Korps (Koblenz) versetzt
- 3.12.1885 als Kommandeur des I. Bataillons (Köln) in das 5. Rheinische Infanterie-Regiment Nr. 65 versetzt
- 5.2.1887 mit Wahrnehmung der Geschäfte als Chef des Generalstabes des Garde-Korps beauftragt unter Versetzung in den General-Stab der Armee
- 22.3.1887 Chef des General-Stabes des Garde-Korps (Berlin)
- 11.6.1890 Kommandeur des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4 (Koblenz)
- 18.6.1892 mit der Führung der 29. Infanterie-Brigade (Köln) beauftragt unter Stellung á la suite des Regiments
- 28.7.1892 Kommandeur der 29. Infanterie-Brigade
- 18.4.1893 unter Versetzung zu den Offizieren á la suite der Armee behufs Verwendung als Oberquartiermeister dem Chef des General-Stabes der Armee zur Verfügung gestellt
- 17.6.1893 auch Mitglied der Studienkommission der Kriegs-Akademie
- 27.3.1894 Oberquartiermeister unter Versetzung in den Generalstab der Armee
- 15.11.1894 mit Wirkung vom 1.12.1894 zur Dienstleistung zum Kriegsministerium kommandiert
- 27.1.1895 Direktor des Allgemeinen Kriegsdepartements im Kriegsministerium
- 8.2.1895 zum stellvertretenden Bevollmächtigten im Bundesrat ernannt
- 2.3.1895 von seiner Stellung als Mitglied der Studienkommission der Kriegsakademie entbunden
- 27.1.1897 Kommandeur der 2. Garde-Infanterie-Division (Berlin)
- 25.3.1899 mit Wirkung vom 1.4.1899 mit der Führung des XIII. (Württembergischen) Armee-Korps (Stuttgart) beauftragt
- 3.7.1899 Kommandierender General des XIII. (Württembergischen) Armee-Korps
- 8.3.1902 mit Pension zur Disposition gestellt
- Wohnsitz: Wiesbaden, später München und Schmargendorf (Berlin)
- 28.8.1914 Kommandierender General des Ersatz-Korps der 6. Armee (mit drei Ersatz-Divisionen)
- Feldzug im Westen 1914
- Flankenschutz in Lothringen, Kämpfe an der Front Nancy–Epinal
- 15.9.1914 Oberbefehlshaber der Armee-Abteilung „Falkenhausen“
- 1914/15 Gefechte am Delmer Rücken und südlich Duß
- 1915/16: Stellungskämpfe in Lothringen
- 27.1.1916 á la suite des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4 gestellt
- 15.4.1916 Oberbefehlshaber der Küstenverteidigung (Hamburg)
- 28.8.1916 Oberbefehlshaber der 6. Armee
- 1916/17 Stellungskämpfe in Flandern und Artois
- 1917 Stellungskämpfe in französisch-belgisch Flandern und Artois, Kämpfe vor der Siegfried-Front; Frühjahrsschlacht bei Arras
- 22.4.1917 General-Gouverneur in Belgien
- 26.11.1918 Mobilmachungsbestimmung aufgehoben
- Wohnsitz: Görlitz
Tod
Generaloberst a. D. Ludwig Freiherr von Falkenhausen verstarb am 4. Mai 1936 in Görlitz und wurde auf dem Invalidenfriedhof in Berlin feierlich beigesetzt.
Familie
Ludwig war der einzige Sohn des aus Breslau stammenden späteren preußischen Generalleutnants z. D. Friedrich Wilhelm August Heinrich Eduard Alexander Freiherr von Falkenhausen (1821–1889) und dessen Ehefrau Katharina, geborene von Rouanet (1825–1907; ⚭ 21. September 1843 in Guben), Tochter des Militärarztes und Gutsbesitzers Karl Ludwig von Rouanet.
Ehen
- ⚭ 17. September 1868 die aus Potsdam stammende Helene von Waldow und Reitzenstein (1847–1886)
- ⚭ 10. März 1902 die aus Chemnitz stammende Alice Petzold (1863–1947)
Beförderungen
- 3.5.1856 Kadettschüler
- 6.5.1862 Sekonde-Lieutenant
- 13.11.1869 Premier-Lieutenant
- 22.3.1872 Hauptmann
- 18.10.1879 Major
- 22.3.1887 Oberst-Lieutenant
- 21.7.1889 Oberst
- 28.7.1892 General-Major
- 16.6.1896 Generallieutenant
- 14.9.1900 General der Infanterie
- 24.12.1914 Generaloberst
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Erinnerungs-Kreuz für den Feldzug von 1866
- Eisernes Kreuz (1870), II. Klasse am 13. September 1870
- Kaiserliche Kriegsdenkmünze 1870/71 mit drei Gefechtsspangen
- Orden vom Zähringer Löwen, Ritterkreuz I. Klasse (BZL3a⚔/BZ3a⚔), 1874[2]
- Roter Adlerorden, IV. Klasse
- Ehrenritter des Johanniter-Ordens am 18. Februar 1881
- Preußischer Kronenorden, III. Klasse
- Preußisches Dienstauszeichnungskreuz, 1887
- Roter Adlerorden, III. Klasse mit der Schleife
- Preußischer Kronenorden, II. Klasse am 19. September 1888
- Rechtsritter des Johanniter-Ordens, 1888
- Schwertorden, Kommandeur II. Klasse (SS2b) am 31. August 1888
- Militärverdienstorden (Bayern), Komturkreuz (BMV2b) im Januar 1890
- Ritterorden der hl. Mauritius und Lazarus, Kommandeurkreuz (JMuL3/JM3) im September 1889
- Österreichisch-kaiserlicher Leopold-Orden, Kommandeurkreuz (ÖL2) im September 1889
- St.-Annen-Orden, II. Klasse mit Brillanten (RA2mBr) im Dezember 1889
- Orden der Aufgehenden Sonne, III. Klasse (JVAS3/JV3)
- Orden vom Zähringer Löwen, Kommandeurkreuz I. Klasse mit Eichenlaub (BZL2a.mE/BZ2a.mE) im Mai 1893
- Roter Adler Orden, II. Klasse mit Eichenlaub am 27. Januar 1894
- Stern zum Preußischen Kronenorden II. Klasse am 14. Oktober 1895
- Friedrichs-Orden, Kommenturkreuz I. Klasse (WF2a) im Februar 1896
- Stern zum Roten Adlerorden II. Klasse mit Eichenlaub am 12. September 1896
- Albrechts-Orden, Großkreuz (SA1) im Oktober 1896
- Militärverdienstorden (Bayern), Großkomturkreuz (BMV2a) im Januar 1897
- Zentenarmedaille, 1897
- Orden der Eisernen Krone, I. Klasse (ÖEK1)im April 1897
- Orden der Siamesischen Krone, Großkreuz (SK1) im November 1897
- Preußischer Kronenorden, I. Klasse am 15. Januar 1899
- Roter Adler Orden, I. Klasse mit Eichenlaub am 13. September 1899
- Friedrichs-Orden, Großkreuz (WF1) im November 1899
- Verdienstorden „Philipps des Großmütigen“, Großkreuz (HP1) im November 1899
- China-Denkmünze in Stahl für Nichtkämpfer, 1901
- Großkreuz des Roten Adler Ordens I. Klasse mit Eichenlaub am 8. März 1902 (zum 40jährigen Dienstjubiläum)
- Orden der Württembergischen Krone, Großkreuz (WK1) am 8. März 1902 (zum 40jährigen Dienstjubiläum)
- Wiederholungsspange (1914) zum Eisernen Kreuz II. Klasse (1870)
- Eisernes Kreuz (1914), I. Klasse am 15. September 1914
- Große Goldene Imtiyaz-Medaille mit Säbeln
- Pour le Mérite mit Eichenlaub
- Verdienstorden am 23. August 1915
- Eichenlaub am 15. April 1916
- Militär-St.-Heinrichs-Orden, Ritterkreuz am 15. September 1915 durch Friedrich August III.
- Ritter des Königlich Preußischen Hohen Ordens vom Schwarzen Adler am 27. Januar 1917
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer
Ehrungen
- Dr. phil. h. c. der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin am 19. Dezember 1915
- Namensgeber der 1915 gegründeten „Falkenhausenschule“ in Kehl, Dezember 1915
- Der Kehler Gemeinderat ehrte dadurch Freiherr von Falkenhausen für seine Verdienste um die Verschonung der Stadt vor einem französischen Angriff ehren.
Schriften (Auswahl)
- Ausbildung für den Krieg (2 Teile), Berlin 1902
- Die Grundlage für den höheren Führer, 1902
- Die Übungen der Truppen, 1904
- Zeitfragen der Kriegsführung und Ausbildung, Berlin 1908
- Der große Krieg der Jetztzeit – Eine Studie über Bewegung und Kampf der Massenheere im 20. Jahrhundert, Berlin 1909
- Flankenbewegung und Massenheere – Der Gedanke von Leuthen in Anwendung auf die Gegenwart
Fußnoten
- Geboren 1844
- Gestorben 1936
- Deutscher Generaloberst
- Freiherr
- Generaloberst (Königreich Preußen)
- Person im Deutschen Krieg
- Person im Deutsch-Französischen Krieg
- Befehlshaber im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Oberbefehlshaber einer Armee (Deutsches Kaiserreich)
- Träger des Pour le Mérite (Militärorden)
- Träger des Militär-St.-Heinrichs-Ordens
- Ritter des Schwarzen Adlerordens