Jagdverband 44

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Jagdverband 44: Kennzeichnung der zum Platzschutz beim JV 44 eingesetzten Fw 190 A-9 Jagdflugzeuge

Beim Jagdverband 44 (JV 44) handelte es sich um eine Jagdfliegereinheit der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg von Januar 1945 bis Mai 1945. Als Einsatzflugzeug für die Reichsluftverteidigung gegen die alliierten Terrorflieger diente die düsengetriebene Messerschmitt Me 262 „Schwalbe“. Weltweit kennt man diese Düsenjäger-Staffel der Flieger-Asse noch heute als „Verband der Experten“.

Geschichte

Nach seiner Ablösung als General der Jagdflieger im Januar 1945, als Folge der sogenannten „Meuterei der Jagdflieger“, erhielt Adolf Galland die Erlaubnis von Hitler, eine Einheit mit Messerschmitt Me 262-Jagdflugzeugen aufzustellen.

Im JV 44 wurde der Jäger Me 262 in verschiedenen Versionen geflogen, meist mit einer Bewaffnung von vier 30-mm-Maschinenkanonen MK 108. Weiters war ein Prototyp mit einer automatischen 50-mm-Kanone MK 214 A eingesetzt. Viele der im Jagdverband 44 eingesetzten Me 262 waren zusätzlich mit R4M-Raketen ausgerüstet.

Der Jagdverband 44 errang, trotz feindlicher Luftüberlegenheit, während seiner Einsatzzeit von elf Wochen im Luftkampf 24 Siege bei Verlust von drei Me 262 gegen die meist westalliierten Luftstreitkräfte. Die meisten Me 262 der Einheit wurden durch alliierte Angriffe am Boden zerstört. Der Jagdverband 44 verfügte nie über mehr als 12 einsatzbereite Me 262 und erreichte damit maximal die Stärke einer Jagdstaffel.

Nach einer Verwundung von Adolf Galland wurde der Verband durch Oberstleutnant Oskar-Heinrich Bär geführt. Am 3. Mai 1945 wurden die letzten Flugzeuge des Verbandes auf dem Flughafen Salzburg gesprengt und die Angehörigen des Verbandes gerieten in VS-amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Papagei-Staffel

Sachsenberg Schwarm der Papagei-Staffel (v. l. n. r.): Leutnant Karl-Heinz Hoffmann (Rote 4), Leutnant Heinz Sachsenberg (Rote 1), Hauptmann Waldemar Wübke (Rote 3) und Oberleutnant Klaus Faber (Rote 13)

Der Einsatz der Me 262 hatte eine Revolution sowohl in der Technik als auch in der Taktik der Jagdflugzeuge zur Folge und löste im Jahre 1944, nicht einmal drei Jahrzehnte nach deren erstmaligem Gefechtseinsatz im Ersten Weltkrieg, die Ära der kolbenmotorgetriebenen Jagdflugzeuge ab. Aber die Geburtswehen der Strahlflugzeuge sorgten auch dafür, daß die kolbenmotorgetriebenen Jäger weiterhin ihren Platz behalten sollten – nämlich den Schutz gerade der Flugzeuge, die sie eigentlich ersetzen sollten. Wegen der geringen Lebensdauer der Triebwerke (25 Stunden), die teilweise durch den Mangel an strategisch wichtigen Metallen und Legierungen für die Turbinen bedingt war, reagierte die Me 262 sehr empfindlich auf rasche Leistungshebeländerungen und verlangte nach langen flachen Starts und ebensolchen Anflügen bei der Landung. Diese Verletzlichkeiten konnten natürlich den alliierten Jagdfliegern nicht lange verborgen bleiben, und mit Hilfe entschlüsselter Geheimberichte (ULTRA) und durch Aufklären bekannter Plätze, auf denen Strahljäger stationiert waren, gelang es ihnen bald, sich mit einiger Aussicht auf Erfolg mit den neuen Jägern einzulassen („blow jobs“ und „rat catching“). Um dieser Gefahr zu begegnen, glaubte die Luftwaffe, daß propellergetriebene Jäger die örtliche Flak ergänzen und für eine Frühwarnung vor feindlichen Aktivitäten im umliegenden Luftraum sorgen könnten. Fotos und Dokumente beweisen, daß Einheiten wie die III./KG (J) 54 und die III./JG 7 eine kleinere Anzahl FW 190 A-8 bzw. Bf 109 G-14 zum Schutz ihrer Strahljäger einsetzten. Soweit bekannt ist, führten diese kleinen Einheiten keine offiziellen Namen. Die Bedeutung dieser Abwehrmaßnahmen ist jedoch daran zu ermessen, daß der erste offizielle Auftrag an die Hochleistungsjäger FW 190 D-9 bei ihrem Ersteinsatz bei der III./JG 54 im Oktober 1944 in der „Flugplatzverteidigung für die Sonderjäger“ bestand, d.h. im Schutz der von Hesepe und Achmer aus operierenden Me 262 des „Kommandos Nowotny“. Als dann sechs Monate später bei Aufstellung des JV 44 klar wurde, daß dieser Schutz wegen der Luftüberlegenheit der Alliierten notwendig sein würde, wurde die „Papagei-Staffel“ (Spitzname: Die Würger-Staffel) ins Leben gerufen.

Man nimmt an, daß die Papagei-Staffel ihre Einsätze mit der „Dora“ (FW 190 D-9) am 19. April 1945 aufnahm. Johannes Steinhoff erinnert sich in seinem Buch „The Last Chance“ (1977, S. 153) an Bemerkungen Oberst Lützows am Morgen des 18. April (an dem Tage, an welchem Steinhoff seinen beinahe tödlich endenden Absturz hatte), als dieser erklärte, Leutnant Heinz Sachsenberg würde am folgenden Tag Luftraumsicherung für die Me 262 fliegen. Auch Hauptmann Klaus Faber, einer der anderen Piloten der Staffel, erinnert sich, daß er frühestens Mitte des Monats beim JV 44 eintraf. Vorher war er beim Stab/JG 6 in Oberschlesien unter Major Gerhard Barkhorn gewesen, und hatte erst Anfang April Befehl erhalten, sich bei Generalleutnant Galland in München-Riem zu melden. Daraufhin flog er nach Pilsen, wo er seine Bf 109 G abgab und seinen Weg nach Regensburg fortsetzte. Dort übernahm er die FW 190 D-9 (Rote 13) und flog damit schließlich nach München-Riem. Über die Einsatzgeschichte der Papagei-Staffel ist praktisch nichts bekannt, was angesichts ihrer sehr begrenzten Rolle und der Kürze ihres Einsatzes nicht verwunderlich ist. Sowohl Hauptmann Faber als auch Oberleutnant Franz Stigler erklärten, daß sie sich an nur wenige Einsätze der Staffel während ihres Aufenthalts von nicht einmal zwei Wochen in München-Riem erinnern können. Es gibt weder Erinnerungen noch Aufzeichnungen über Luftkämpfe mit alliierten Jägern und damit auch keine offiziellen Abschüsse. Der letzte bestätigte Me 262-Einsatz (und siegreiche Luftkampf) des JV 44 datiert vom 28. April 1945 (Smith & Creek, 1982, Foreman & Harvey, 1990). Bereits um den 29. April war die Einheit gezwungen, von München-Riem nach Salzburg-Maxglan und Innsbruck zu verlegen. Dabei mußten zwei nicht flugklare Doras der Papagei-Staffel zurückgelassen werden, die „Rote 1“ und die „Rote 4“. Die restlichen drei Doras wurden nach Amring, einige Kilometer westlich Salzburg-Maxglans verlegt, wo auch der Großteil der Me 262 stationiert wurde.

Den letzten inoffiziellen (da in den letzten Kriegstagen Bestätigungen ausblieben) Luftsieg des JV 44 errang Hauptmann Faber am 4. Mai 1945 in seiner D-9, er schoß eine P-47 Thunderbolt über Bad Aibling ab. Dies war der Tag nach der Sprengung der Me 262 des JV 44 in Salzburg-Maxglan. Am 5. Mai gaben die Piloten ihre Flugzeuge auf und beendeten damit das kurze Leben der Papagei-Staffel und mit ihr die Existenz des Jagdverbandes 44.

Flugzeugführer des Jagdverbands 44

Adolf Galland und Günther Lützow als Jagdflieger des JV 44 in München-Riem.jpg
Sachsenberg-Schwarm (von links) mit Leutnant Heinz Sachsenberg, (Rote 1), Hauptmann Waldemar Wübke (Rote 3), Oberleutnant Klaus Faber (Rote 13) und Leutnant Karl-Heinz Hoffmann (Rote 4)

Platzschutzstaffel („Würgerstaffel“)

Literatur

  • Johannes Steinhoff: In letzter Stunde – Verschwörung der Jagdflieger, List Verlag (1974), ISBN 978-3881895927
  • Adolf Galland: Die Ersten und die Letzten. Die Jagdflieger im 2. Weltkrieg, Schneekluth, München, 14. Auflage 1979, ISBN 3-7951-0503-X
  • Cajus Bekker: Angriffshöhe 4000. Ein Kriegstagebuch der deutschen Luftwaffe. Buch und Welt, Klagenfurt 1964 (21. Auflage (Für die Taschenbuchausgabe vom Autor neu durchgesehen und bearbeitet). (= Heyne-Bücher 1, Heyne allgemeine Reihe. Bd. 975). Heyne, München 1995, ISBN 3-453-00296-2).
  • Jerry Crandall: Doras of the Galland Circus, Eagle Editions Ltd (1999), ISBN 978-0966070620
  • Robert Forsyth: Jagdverband 44 – Squadron of Experten, Osprey Publishing (2008), ISBN 978-1846032943

Verweise