Bär, Oskar-Heinrich

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Schwerterträger Major Oskar-Heinrich Bär

Oskar-Heinrich „Heinz“ (Pritzl) Bär, in der Literatur oft nur Heinrich oder Heinz Bär genannt (Lebensrune.png 25. März 1913 in Sommerfeld bei Leipzig; Todesrune.png 28. April 1957 in Braunschweig), war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Oberstleutnant der Luftwaffe, Jagdflieger und gegen Ende des Krieges Flugzeugführer des Düsenjägers Me 262 im Jagdverband 44 im Rahmen der Reichsluftverteidigung. Das Flieger-As erzielte 221 bestätigte Luftsiege bei 1.000 Feindflügen.

Leben

Heinrich Bär.jpg
Armin Köhler (links) und Heinz Bär mit einem Beutefahrzeug (Chevrolet Cabriolet) in Nordafrika

Oskar-Heinrich Bär wurde am 25. März 1913 in Sommerfeld bei Leipzig als Sohn einer Bauernfamilie geboren. Dort besuchte er auch die Schule.

Der Traum vom Fliegen

Ursprünglich wollte er Förster werden. Aber als der junge Heinz eine „Junkers“ sah, wollte er nur noch Flugzeugführer werden. In seiner Jugend (ab 1928) verschrieb er sich der Segelfliegerei, der Berufswunsch war, Flugkapitän bei der Lufthansa zu werden. Den Spitznamen „Pritzl“ erhielt er wegen seiner Vorliebe für Schokoriegel Pritzl. Seine Ausbildung führte ihn, ähnlich wie bei Adolf Galland, direkt in das Ausbildungsprogramm der noch geheimen Luftwaffe. 1933 trat er der Reichswehr bei und kam am 4. April 1934 zur Kraftfahrabteilung 4.

Zur neuen Luftwaffe

Ab Juli 1935 diente er in der neugeschaffenen Luftwaffe. Allerdings landete er nicht bei einer Jagdfliegereinheit, sondern bei einem Kampfgeschwader in der Fliegerhorstkompanie. Das bedeutete, er schob Dienst als Wachsoldat und erfüllte weitere Verpflichtungen, die mit der Fliegerei nicht das Geringste zu tun hatten. Ab 1. September 1938 wurde er zu einem Jagdverband als Transportflieger auf einer Ju 52 versetzt. Nachdem er mit der „Tante Ju“ verbotenerweise Kunstflug gemacht hatte, schulte ihn sein Staffelkapitän „schwarz“ auf Jagdmaschinen um. Damit waren die Weichen gestellt. Nach seiner endgültigen Ausbildung zum Jagdflieger kam er bei Kriegsbeginn als Flugzeugführer in die I./JG 51.

Zweiter Weltkrieg

Heinrich Bär im Februar 1944 vor einem abgeschossenen Terrorbomber der USAAF,
rechts Leo Schuhmacher
Messerschmitt Me 262 A-1a „Rote 13“ von Major Heinz Bär beim EJG 2

Am 25. September 1939 erzielte er an der Westfront seinen ersten Abschuß als Jagdflieger. Im Frankreichfeldzug kamen dann Nummer zwei und drei dazu, dafür erhielt er am 27. September 1939 das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Während des Frankreichfeldzuges erzielte er insgesamt acht Luftsiege. Es waren vier Franzosen und vier Briten, die er am Himmel besiegte. Beim Unternehmen „Adlerangriff“ kamen weitere Luftsiege hinzu. 1940 erhielt Bär das Eiserne Kreuz erster Klasse. Am 1. August 1940 wurde er zum Leutnant (Kriegsoffizier) befördert.

Der 2. September 1940 brachte Heinz Bär die Erfahrung, wie es ist, abgeschossen zu werden. Er mußte über dem Kanal „aussteigen“ und gerettet werden. Bis 2. Juli 1941 hatte Heinz Bär bereits 27 Abschüsse vorzuweisen, wofür er mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet wurde. Am 27. Juli 1941 wurde Leutnant Bär in die IV. Gruppe des Geschwaders versetzt, um am Rußlandfeldzug teilzunehmen. Am 1. August 1941 wurde er Staffelkapitän der 12./JG 51, sein Rottenflieger (Flügelmann) in der Rotte war zu dieser Zeit meist Oberfeldwebel Heinrich Hoffmann. Ende August 1941 verfolgte er einen sowjetischen Gegner bis 50 Kilometer hinter die feindlichen Linien, wurde dort abgeschossen, konnte mit dem Fallschirm abspringen und sich auf abenteuerlichen Wegen wieder zur eigenen Truppe durchschlagen.

Das Eichenlaub erhielt Bär am 14. August 1941, und am 16. Februar 1942, inzwischen Staffelkapitän der 1./JG 51, folgte anläßlich seines 60. Luftsieges die Verleihung der Schwerter, damit war Bär der siebente Soldat der Wehrmacht mit dieser Auszeichnung.[1] Mit der Verleihung wurde er gleichzeitig zum Hauptmann befördert. 1942 wurde Bär Kommandeur der I. Gruppe des Jagdgeschwaders 77, das von Sizilien im Afrikafeldzug eingesetzt wurde, und flog Einsätze über dem gesamten Mittelmeerraum. Am 19. Mai hatte er dann den 100. Abschuß zu vermelden.

Am 27. Mai 1942 wurde ihm das Deutsche Kreuz in Gold und am 1. Juni 1942 der Ehrenpokal für besondere Leistungen im Luftkrieg verliehen. Als die Jagdgeschwadergruppe im Juli 1942 nach Sizilien verlegt wurde, stand sein Konto bei 113 Luftsiegen. Im Oktober 1942 schoß er über Malta vier britische Jäger ab und dann in Ägypten und Libyen in schneller Folge 22 anglo-amerikanische Jäger, davon fünf am 3. November 1942. Obwohl er gesundheitlich stark angeschlagen war, erzielte er in Tunesien bis zum 29. April 1943 39 Luftsiege (140–178), darunter zwei Viermots. Nach dem Rückzug seines Geschwaders aus Nordafrika im Mai 1943 widersprach Bär angeblich der Kritik des Oberbefehlshabers der Luftwaffe, Hermann Göring. Infolgedessen wurde er wegen „Feigheit vor dem Feind“ zum Staffelkapitän degradiert und zur Jagdflieger-Ergänzungsgruppe nach Südfrankreich (Ergänzungs-Jagdgruppe „Süd“) strafversetzt und ab Januar 1944 zum Jagdgeschwader 1.

Aber seine dort überragenden Erfolge gegen die USAAF (16 Luftsiege vom 10. Februar – 6. März 1944) konnten jedoch nicht übergangen werden, und so wurde er am 15. März 1944 zum Kommandeur der II./JG 1. befördert, damit wurde er rehabilitiert. Am 22. April 1944 errang er seinen 200. Luftsieg und wurde am 1. Juni 1944 zum Kommodore des JG 3 ernannt. Bis Juni 1944 mußten bei insgesamt 202 Luftsiegen allein 106 Anglo-Amerikaner vor seinen Waffen kapitulieren, unter denen sich 19 viermotorige Bomber befanden.

Endkampf

Beim Unternehmen „Bodenplatte“ schoß Bär am 1. Januar 1945 zwei britische Jäger ab. Am 14. Februar 1945 übernahm er die III./Erganzungs-Jagdgeschwader 2 in Lechfeld (u. a. mit Walther Dahl), wo die Strahljägerausbildung durchgeführt wurde, und ab 27. April 1945 führte er den Jagdverband 44.[2] Nach Gallands Verwundung und Lützows Tod wurde er ab 26. April 1945 noch Kommandeur des JV 44 – der „Verband der Experten“. Heinz Bär erzielte auf ca. 1.000 Feindflügen 221 Luftsiege und wurde dabei 18mal abgeschossen oder war zur Notlandung gezwungen. Mit 125 Westabschüssen war er nach Hans Joachim Marseille der erfolgreichste Flugzeugführer gegen die Westalliierten. Von seinen Luftsiegen waren 21 viermotorige Bomber, 16 Abschüsse gelangen ihm mit der Me 262, was ihn zum erfolgreichsten Strahljägerflieger des Krieges machte.

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Bär nicht mehr in seine Heimat Sommerfeld zurückkehren, da diese von der Roten Armee besetzt war. Er ließ sich in Braunschweig nieder, wo er seine Fähigkeit in der Luftfahrt, darunter in einer führenden Position für motorgetriebene Flugzeuge beim Deutschen Aero Club einbrachte.[3] Er arbeitete auch als Berater und Erprobungsflieger im Bereich der Sportfliegerei, prüfte Flugzeuge, bevor sie auf den Markt kamen.

Tod

Am 28. April 1957, während der Durchführung eines routinemäßigen Versuchsfluges mit einem Kleinflugzeug (einer LF-1 Zaunkönig) legte Bär das Flugzeug in eine geringe Höhe, das letzte Manöver im Erprobungsprozeß. Aber das Flugzeug reagierte nicht, das von ihm gesteuerte Sportflugzeug kam in geringer Höhe ins Trudeln und stürzte ab. Oberstleutnant a. D. Heinz Bär verunglückte dabei tödlich.

Wehrmachtbericht

  • Am 12. Februar 1942: „Hauptmann Bär, Staffelkapitän in einem Jagdgeschwader, errang Seinen 89. und 90. Luftsieg.“
  • Am 20. Mai 1942: „Hauptmann Bär, Gruppenkommandeur in einem Jagdgeschwader, errang am gestrigen Tag seinen 99. bis 103. Luftsieg.“
  • Am 24. April 1944: „Major Bär, Gruppenkommandeur in einem Jagdgeschwader, errang im Kampf mit Britisch-nordamerikanischen Flugzeugen seinen 200. Luftsieg.“

Beförderungen

Auszeichnungen

Focke Wulf Fw 190 A-7 „Rote 13“ von Major Heinz Bär, Stab der II. Gruppe/Jagdgeschwader 1 im April 1944 bei der Reichsluftverteidigung

Literatur

Fußnoten

  1. Er wurde am 2. Juli 1941 mit dem Ritterkreuz, am 14. August 1941 mit dem Eichenlaub und am 16. Februar 1942 (als Staffelkapitän im Jagdgeschwader „Mölders“) mit den Schwertern ausgezeichnet.
  2. Zuletzt war Bär Kommandeur des Jagdverbandes 44.
  3. Ab 1950 betreute er das Sportflugzeugwesen des Deutschen Aeroclubs.