Pistole 08

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Pistole 08
P08-01.jpg
Allgemeine Information
Militärische Bezeichnung: Pistole 04, Pistole 08, Ari-08
Entwickler/Hersteller: Georg J. Luger
Entwicklungsjahr: 1893 bis 1908
Herstellerland: Deutsches Reich
Produktionszeit: 1893 bis 1945
Waffenkategorie: Pistole
Ausstattung
Gesamtlänge: 233 mm
Lauflänge: 102 mm
Technische Daten
Kaliber: 9 mm Parabellum
Mögliche Magazinfüllungen: 8 Patronen
Anzahl Züge: 6
Drall: rechts
Visier: Offene Visierung
Verschluß: Kniegelenkverschluß
Ladeprinzip: Rückstoßlader

Die Pistole 08 (P 08) oder Parabellum-Pistole, weltweit bekannt auch als Luger, wurde von dem Deutschen Georg J. Luger konstruiert. Parabellum kommt vom lateinischen Ausspruch: Si vis Pacem, para Bellum („Wenn Du Frieden willst, bereite [Dich auf] den Krieg vor“).

Geschichte

Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts entwickelte der Konstrukteur Hugo Borchardt den Kniegelenkverschluß, der auch im Maschinengewehr MG 08 verwendet wurde, und konstruierte daraufhin den Grundtyp dieser Waffe. 1899 brachte die Firma DWM eine durch Georg Luger verbesserte Waffe heraus, aus welcher schließlich in ihren weiterentwickelten Versionen die P 08 geschaffen wurde.

Eine dieser Varianten wurde schließlich 1908 als „Pistole 08“ in das kaiserliche Heer eingeführt, wo sie die zuvor verwendeten Revolvermodelle 79 und 83 verdrängte. 1913 wurde noch eine Version der P 08 mit langem Lauf (203 mm) bei der Artillerie und den Festungsbesatzungen eingeführt.

Erster Weltkrieg

Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges lieferte allein die Firma DWM 250.000 Stück an das kaiserliche Militär aus, wobei man insgesamt von einer Produktion von über 1,5 Millionen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges ausgeht.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges legte das Versailler Diktat der Waffenentwicklung und -produktion schwere Beschränkungen auf. So wurde unter anderem die Produktion von Faustfeuerwaffen über dem Kaliber 8 mm verboten. Als Folge dieses Diktats wurden nur noch die Ausführungen der P 08 in Kaliber 7,65 mm produziert.

Reichswehr

Nur einer einzigen Firma (Simson & Co. in Suhl) war es offiziell erlaubt, weiterhin für Reichswehr und Polizei in Kaliber 9 mm Parabellum zu produzieren. Allerdings wurden in dieser Zeit etliche Pistolen für den Export hergestellt, die in folgende Länder verkauft wurden: VSA, Niederlande, Finnland, Lettland, Portugal, Persien, Spanien, Peru, Brasilien, Bulgarien und Türkei. 1930 wurde die Produktion dann nach Oberndorf zur Mauser AG verlagert und von dort aus weitergeführt.

Wehrmacht

Die Mauser P 08 spielten dann bei der Wiederbewaffnung der Wehrmacht eine gewichtige Rolle.

Technik

Die P 08 ist ein Rückstoßlader mit kurz zurückgleitendem Lauf und einem nach oben aufknickenden Kniegelenk-Verschluß. Im Griffstück ist ein Stangenmagazin mit einer Kapazität von acht Patronen 9 x 19 mm. Die Visierung besteht aus einer festen V-Kimme und einem Dachkorn, die Sicherung wird über einen Sicherungshebel an der linken hinteren Gehäuseseite betätigt.

Im Gegensatz zu ihrer Nachfolgerin, der P 38 (später P 1), besitzt die P 08 keine Spannanzeige. Zwar war diese Waffe vom Prinzip her eine sehr zuverlässige und treffsichere Pistole, allerdings muß man dazu sagen, daß sie als Dienstwaffe eigentlich zu empfindlich und kompliziert ist. Der Kniegelenk-Verschluß erfordert in der Herstellung eine präzise Bearbeitung und reagiert empfindlich gegen Staub und Schmutz.

Sonderanfertigung für Reichsmarschall Hermann Göring, nach dem Krieg in den Besitz von Dwight D. Eisenhower übergegangen.

Außerdem erfordert die Verriegelung durch diese Art Verschluß eine genauestens auf die Trägheit und Bewegung des Verschlusses abgestimmte Pulvermenge in der Patrone (mit fachmännischen Worten: eine exakt laborierte Parabellum–Patrone), denn wenn stärker laborierte Munition verwendet wird, kann dies dazu führen, daß sich der Verschluß durch den erhöhten Gasdruck schon dann entriegelt, bevor der Gasdruck nicht auf ein für Schütze und Waffe ungefährliches Maß gesunken ist. Als geringstes Problem sind dann Verklemmungen und Ladehemmungen oftmals nicht zu vermeiden.

Allerdings war es damals weniger die Schmutzanfälligkeit, welche die Wehrmacht zu einem Wechsel der Dienstwaffen bewog, sondern vielmehr die sehr hohen Produktionskosten und -zeiten. Für die Herstellung einer P 08 waren 778 unterschiedliche Arbeitsgänge erforderlich, davon 642 maschinell und die restlichen per Hand. Dies war der Hauptgrund, warum mit der P 38 ein Nachfolger für die P 08 eingeführt wurde.

Ab 1942 wurde offiziell die P 08 als Dienstwaffe abgeschafft, aber allein die Tatsache, daß die Wehrmacht im Laufe des Krieges nie genügend einheitliche Waffen, egal welcher Art, hatte, ließ diese Pistole bis 1945 überleben. Die meisten Frontsoldaten hatten es sich damals sowieso zum Grundsatz gemacht, immer eine Pistole zusätzlich zum Gewehr oder der Maschinenpistole zu führen, und außerdem verschoß die P 08 ja dieselbe Munition wie ihre Nachfolgerin, so daß es eigentlich keinen triftigen Grund für einen Wechsel gab.

Nach 1945 wurden viele dieser beinahe schon legendären Pistolen als hochgeschätzte Kriegstrophäen von den alliierten Soldaten erbeutet und mit in die Heimat genommen. Vor allem in den VSA waren die „Luger“, wie man dort die P 08 nannte, hochbegehrt, und manch ein G.I. hatte sich somit ein „Souvenir“ aus Deutschland mitgebracht.

Technische Daten

Datenblatt
  • Pistolen Kaliber:
  • 9 mm Parabellum (9 x 19)
  • Technik:
  • Rückstoßlader mit kurz zurückgleitendem Lauf, Kniegelenkverschluß
  • Vo: 320 m/s
  • Länge der Waffe: 220 mm
  • Höhe der Waffe: 130 mm
  • Länge der Pistolenvisierlinie: 194 mm
  • Pistolengewicht mit 8 Patronen: 960 g
  • Pistolengewicht mit leerem Magazin 870 g
  • Pistolengewicht mit Zubehör: 1.250 g
  • Pistolenmagazingewicht: 70 g
  • Pistolenlauflänge: 102 mm
  • Lauf Züge/Richtung: 6 / r
  • Pistolenmagazinkapazität:
  • 8 Patronen
  • Pistoleneinsatzweite: 50 m

Lange Pistole 08

„Vor genau 90 Jahren, am 03.06.1913, verfügte Kaiser Wilhelm II.
‚Auf den Mir gehaltenen Vortrag genehmige Ich das Mir vorgelegte Muster einer Selbstladepistole mit Schulterstück unter der Benennung >Lange Pistole 08<. In Ergänzung meiner Ordre vom 22. August 1908 bestimme ich, daß die Feldartillerie und die Flieger nach Maßgabe der verfügbaren Mittel mit der langen Pistole 08 bewaffnet werden. Außerdem kann sie in der Ausrüstung der Festungen Aufnahme finden. Das Kriegsministerium hat das Weitere zu veranlassen
Berlin, den 3. Juni 1913.
Wilhelm‘
Die Kanoniere der Feldartillerie waren 1907 mit dem Revolver 83 bewaffnet. In Truppenversuchen sollte geklärt werden, welche Art von Waffe den Revolver zukünftig ersetzen sollte. Da die Waffe ohnehin nur zur Selbstverteidigung und zur Abwehr überraschender Angriffe gedacht war, glaubte man, auf die Leitung eines (wenn auch kurzen) Gewehrs vezichten zu können, lehnte deshalb das Gewehr 91 und den Karabiner 98 als zu lang und bei der Geschützbedienung hinderlich ab und forderte dagegen die Bewaffnung mit der Pistole 08, aber mit einem längeren Lauf und einem ansetzbaren Schulterstück. Ende 1911 wurden deshalb in der Gewehrprüfungskommission in Spandau-Ruhleben Versuche mit Pistolen 08 mit verlängertem Lauf und Anschlagschaft aufgenommen, die bis zum Sommer des Jahres 1913 abgeschlossen wurden. Insbesondere die Konstruktion des Visiers erforderte viel Zeit. Die gemeinsam von Georg Luger und der Gewehrprüfungskommission entwickelte gleicht technisch der Pistole 08, hat aber einen 20 cm langen Lauf und eine bis 800 m reichende verstellbare Visierung auf dem Lauf. Zur Waffe gehörte ein Anschlagbrett, das die Verwendung der langen Pistole 08 als Karabinerersatz ermöglichen sollte. Auf dem Anschlagbrett war die Pistolentasche befestigt. Die sonstige Ausrüstung ist wie bei der Pistole 08, also auch mit zwei nummerngleichen Magazinen. Es war vorgesehen, von 1914 ab in einem Zeitraum von 5 Jahren die Kanoniere der Feldartillerie mit der langen Pistole 08 zu bewaffnen. Die ersten Pistolen gelangten kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs in die Hände der Soldaten, die Massenfertigung lief aber erst nach Kriegsbeginn an. Im Ersten Weltkrieg wurde die Waffe bei der Feldartillerie (die kurz nach Kriegsbeginn dringend nach Karabinern verlangte!), bei den Fliegern (die kurz nach Kriegsbeginn ihre Flugzeuge mit Maschinengewehren bewaffneten), hauptsächlich aber bei der Infanterie, bei Sturmkompanien und in Jägerbataillonen verwendet. Ab 1916/17 wurde zur Waffe auch ein 32-Schuß-Trommelmagazin verwendet, das sich insbesondere bei der Abwehr gegnerischer Sturmangriffe gut bewährte. In Auswertung der hier gewonnenen Erfahrungen wurde dann 1918 die erste echte Maschinenpistole konstruiert (MP 18 I). Bis Ende der zwanziger Jahre wurde die ‚lange Pistole 08‘ auch bei der Polizei geführt, und zwar bei den Landjägern. Auch im Zweiten Weltkrieg war die Waffe (in geringer Stückzahl) noch im Einsatz. Die Waffe wurde nur von 1913 bis zum Ende des ersten Weltkrieges gefertigt. Die Masse an langen Pistolen 08 wurde bei DWM gefertigt, Pistolen aus Erfurt-Produktion sind verhältnismäßig selten. Genaue Angaben über die Produktion sind nicht verfügbar, nach zuverlässigen Schätzungen wurden zwischen 190.000 und 200.000 lange Pistolen 08 gefertigt. Allerdings sind Lieferungen aus Erfurt auch noch für das Jahr 1915 belegbar.“[1]

Literatur

  • Alex Buchner: Deutsche und alliierte Heereswaffen 1939–1945, Podzun-Pallas-Verlag, 1992, ISBN 3-7909-0469-4

Verweise

Fußnoten