Rathenau, Walther

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Dr. Walther Rathenau
Walther Rathenaus Mausoleum
Berlin-Treptow-Köpenick, Städtischer Waldfriedhof Oberschöneweide
Inschrift des Grabsteins

Walther Rathenau (Lebensrune.png 29. September 1867 in Berlin; Todesrune.png 24. Juni 1922 ebenda), war ein jüdischer Industrieller und Politiker. Er war Hochgradfreimaurer und Leiter der Firma AEG. Rathenau gilt als Weichensteller einer pro-sowjetischen Politik.

Werdegang

Walther Rathenau wurde 1867 als ältester Sohn des „Kaiserjuden“ und Industriellen Emil Rathenau und dessen Ehefrau Mathilde, geb. Nachmann, in Berlin geboren.[1] Sein Vater gründete 1883 die Deutsche Edison-Gesellschaft, die vier Jahre später in Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG) umbenannt wurde. Er wuchs zusammen mit seinen jüngeren Geschwistern Erich (1871–1903) und Edith (1883–1952) in großbürgerlichen Verhältnissen auf. Nach dem Abitur am Königlichen Wilhelms-Gymnasium in Berlin (1884) nahm er 1886 in seiner Geburtsstadt ein Studium der Philosophie, Physik und Chemie auf, das er an der Universität Straßburg fortsetzte. 1889 promovierte er in Berlin mit einer Arbeit über „Die Absorption des Lichts in Metallen“. Anschließend absolvierte er bis 1890 an der TU München ein polytechnisches Studium (Maschinenbau und Chemie). Seinen Militärdienst leistete er 1890/91 beim Garde-Kürassier-Regiment ab.

Wirken

Nach gescheiterten Versuchen, dem Berufsbereich seines Vaters durch Hinwendung zur Kunst oder einer Offiziers- und Diplomatenkarriere zu entgehen, begann Rathenau seine Berufslaufbahn 1892 als technischer Beamter der Aluminium-Industrie AG in Neuhausen/Schweiz. Während dieser Zeit erwarb er eine Reihe von Patenten für elektrotechnische Verfahren. Von 1893 bis 1898 übernahm er als Geschäftsführer den Aufbau der von der AEG gegründeten Elektro-Chemischen Werke in Bitterfeld und Rheinfelden. 1899 trat Rathenau als Leiter der Abteilung Zentralstationen in den AEG-Vorstand (bis 1902) ein, 1904 wurde er Mitglied, 1910 stellvertretender Vorsitzender und 1912 Vorsitzender des Aufsichtsrats. 1902 wechselte er in den Vorstand der AEG-Hausbank, der Berliner Handels-Gesellschaft, wo er bis 1907 für das Ressort „Auslandsgeschäfte und Finanzoperationen mit der Elektroindustrie“ zuständig war. Zugleich vereinigte er seit 1904 nach und nach mehr als 80 Aufsichtsratsposten auf sich.

Neben seinen Tätigkeiten in der Industrie pflegte Rathenau seine politisch-philosophischen Neigungen und tat sich durch erste Veröffentlichungen als Anhänger der bürgerlich-liberalen Opposition gegen den Wilhelminismus hervor. Im Gefolge des jüdischen Staatssekretärs Bernhard Dernburg bereiste er 1907/08 die deutschen Kolonien in Afrika, um Vorschläge für die künftige Kolonialpolitik zu machen. Diese veröffentlichte er in der Schrift „Reflexionen“.

1911 beriet er das Reichsschatzamt in der Frage eines Reichselektrizitätsmonopols. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges trat Rathenau an das Kriegsministerium mit dem Antrag heran, dort eine Rohstoffabteilung zu schaffen, von deren Notwendigkeit er überzeugt war.[2] Die Behörde übertrug ihm die Einrichtung und Leitung der allmählich auf 400 Beamte anwachsenden Abteilung. Als nach achtmonatiger Tätigkeit die schwierige Frage der Rohstoffbeschaffung gelöst war, wandte er sich wieder der Privatindustrie zu, blieb jedoch weiterhin Kommissar der zum Kriegsministerium gehörenden Kriegs-Metallum-AG (März 1915).

Nach dem Tod seines Vaters am 20. Juni begnügte sich Walther Rathenau mit Sondervollmachten und dem formalen Präsidententitel der AEG, während der Jude Felix Deutsch die Firmenleitung übernahm. Als Aufsichtsratsvorsitzender des stark an der Rüstungsproduktion beteiligten Unternehmens war Rathenau auch in die Kriegsplanungen der Reichsregierung eingebunden.[3]

Walther Rathenau neigte den Zielen der „Alldeutschen“ zu und plädierte dafür, die Militärs Hindenburg und Ludendorff mit fast unumschränkter Macht auszustatten. 1918 beschwor er die Führung, den Krieg nicht aufzugeben, sondern einen Volkssturm in den Kampf gegen den inneren und äußeren Feind zu werfen.[1] Nach dem heutigen offiziellen Geschichtsbild gipfelte der Erste Weltkrieg in die Diktatur Hindenburg-Ludendorff. Daß Rathenau seinerzeit im Grunde die Stellung eines Wirtschaftsdiktators einnahm, wird im Gegensatz dazu nicht erwähnt.

Dagegen bezweifelte Erich Ludendorff im November 1919 vor dem Untersuchungsausschuß des Reichstags Rathenaus Patriotismus. Ludendorff zitierte aus einem der letzten Artikel Rathenaus, in dem dieser seine bei Kriegsausbruch gehegten Zweifel hinsichtlich der Führungsqualitäten des Kaisers öffentlich gemacht hatte:

„Ich muß einen Ausspruch Walther Rathenaus wiedergeben, in dem er etwa sagt, an dem Tag, wo der Kaiser als Sieger mit seinen Paladinen auf weißen Rossen durch das Brandenburger Tor einziehen würde, hätte die Weltgeschichte ihren Sinn verloren. Es waren also Strömungen im Volk vorhanden, die nicht die Ansicht der Obersten Heeresleitung vertraten, daß wir auf den Sieg kämpfen müßten, und diesen Strömungen mußten wir Rechnung tragen.“

Dies rückte den Juden Rathenau in das Bild eines „Novemberverbrechers“. Rathenau hatte bereits am Anfang des Krieges an einem Sieg gezweifelt.[4]

1919 war Rathenau „Berater“ der Regierung für die Verhandlungen in Versailles, 1920 Mitglied der Sozialisierungskommission, Teilnehmer an den Verhandlungen über die Reparationsfrage, die im Londoner Ultimatum vom Mai 1921 gipfelten, wo die Schuldensumme auf 132 Milliarden Goldmark fixiert wurde.

Als DDP-Minister für Wiederaufbau (1921) in der neu gegründeten Weimarer Republik wiederum trat Rathenau vorgeblich aus Protest gegen das Versailler Diktat zurück.[1] Trotz drohenden wirtschaftlichen Zusammenbruchs war er dann aber bezüglich der Reparationszahlungen Vertreter radikaler Erfüllungspolitik. Als Außenminister (1922) schloß er den Vertrag von Rapallo mit Sowjetrußland, um den Würgegriff der Westmächte zu lockern. Gleichwohl war er stets ein entschiedener Verfechter einer deutschen Westbindung.

Rathenau – Mitbegründer der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und zeitweise Mitglied der deutschen Reichsregierung – war vom Komitee der 300 beauftragt worden, den Sozialismus nach Deutschland zu importieren. Nach dem Ersten Weltkrieg organisierte er riesige Massenversammlungen, von denen gesagt wird, daß sie viele Deutsche alarmierten, besonders die Industriellen, die später Adolf Hitler unterstützten und Rathenau zum Feind des deutschen Volkes erklärten. Rathenau führte nur den für Deutschland gedachten Plan des Komitees der 300 aus, als er mit Louis Loucheur, dem Chefberater Clemenceaus bei der Pariser Friedenskonferenz, vereinbarte, die Reparationsforderungen der Alliierten mit Waren zu bezahlen – dies war ein Schachzug, der die meisten Deutschen erzürnte. Rathenau ist einer der beiden Männer – der andere ist Dr. Jacob de Haas, Biograph von VS-Richter Brandeis –, von denen bekannt ist, daß sie die Existenz des Komitees der 300 enthüllten. Dafür wurde er am 24. Juni 1922 ermordet. Die Mörder Rathenaus begingen nach ihrer Verhaftung angeblich Suizid. Rathenau plauderte dazu bereits 1909 offenbar allzu freizügig:[5]

„Es sind nur 300 Männer an der Zahl, die sich untereinander gut kennen und das Schicksal Europas lenken. Diese Juden besitzen Mittel, um jeden Staat zu vernichten, den sie als unvernünftig einstufen.“

Und in seinem Werk „Zur Kritik der Zeit“ schrieb er 1917 nochmals konkreter:[6]

„Dreihundert Männer, von denen jeder jeden kennt, leiten die wirtschaftlichen Geschicke des Kontinents und suchen sich Nachfolger aus ihrer Umgebung. Die seltsamen Ursachen dieser seltsamen Erscheinung, die in das Dunkel der künftigen sozialen Entwicklung einen Schimmer wirft, stehen hier nicht zur Erwägung.“
Die Aufnahme zeigt sechs der Angeklagten im Großen Saal des Reichsgerichts in Leipzig während der Verhandlung des Staatsgerichtshofes zum Schutz der Republik im Oktober 1922. An der Wand hängt eine Tatortskizze. Die Urteile lauteten auf 15 Jahre Zuchthaus für den Fahrer Techow, und vier bis acht Jahre wegen Beihilfe und Begünstigung für vier andere Helfer, darunter der später bekannt gewordene Publizist Ernst von Salomon. V. l. n. r.: Ernst von Salomon, Ernst Werner Techow, Carl Tillessen, Waldemar Niedrig, Friedrich Warnecke und Hans Gerd Techow.

In seiner Schrift „Höre Israel“ von 1897 hatte sich Rathenau zum Assimilationsjudentum bekannt. In seinen 1902 in Leipzig erschienenen „Impressionen“ prophezeite er Unheil wegen des wachsenden Zustroms von Juden aus dem Osten und gebrauchte dabei die häufig zitierte Wendung: „Auf märkischem Sand eine asiatische Horde.[1]

Rathenau schrieb am 29. November 1919 folgendes an Hauptmann Breisig:

„Sie lieben das alte Testament nicht und hassen, nein, mißbilligen – uns Juden? Sie haben recht, denn wir haben unsere Sendung noch nicht erfüllt. Wissen Sie, wozu wir in die Welt gekommen sind? Um jedes Menschenantlitz vor den Sinai zu rufen! Wenn ich Sie nicht rufe, wird Marx Sie rufen. Wenn Marx Sie nicht ruft, wird Spinoza Sie rufen. Wenn Spinoza Sie nicht ruft, wird Christus sie rufen.“[7]

Tod

Am 24. Juni 1922 fiel Rathenau in Berlin einem Attentat angeblich nationaler Kreise der Organisation Consul zum Opfer, die ihn als „Erfüllungspolitiker“ verachteten. Andererseits wird gemutmaßt, das Attentat sei von international Mächtigen eingefädelt worden, bei denen Rathenau in Ungnade gefallen sei. Die Todesschützen, Hermann Fischer (Ingenieur) und Erwin Kern (Oberleutnant zur See a. D. und Student aus Kiel), kamen bei einem Schußwechsel mit der Polizei ums Leben.[1] Die beiden wurden am 17. Juli 1922 auf der Burg Saaleck, wo sie beim Burgbesitzer, dem O.C.-Mitglied Hans Wilhelm Stein, Unterschlupf gefunden hatten, von zwei Kriminalbeamten gestellt. Während der Konfrontation gab einer der Beamten fünf Schüsse auf ein Turmfenster ab, von denen einer Kern tödlich am Kopf traf. Fischer wählte statt Verhaftung den Freitod und erschoß sich daraufhin selbst. Ernst-Werner Techow, der Fahrer, war am 29. Juni 1922 verhaftet worden.

Die Ermordung Rathenaus durch angebliche „Rechtsradikale“ wird demzufolge auf seine Auskunftsfreudigkeit in bezug auf das „Komitee der 300“ zurückgeführt, da jede Information darüber aus dem inneren Kreis als Verrat gewertet und mit dem Tode geahndet wird.

Familie

Walther Rathenau wohnte seit 1909 in Berlin-Grunewald sowie in seinem Sommersitz Schloß Freienwalde, einem alten preußischen Adelssitz an der Oder. Nach dem Attentat am 24. Juni 1922 wurde er im Familiengrab auf dem Waldfriedhof des Berliner Stadtteils Oberschöneweide bestattet. Große Teile seines Nachlasses befinden sich als Beuteakten im „Sonderarchiv“ in Moskau.

Zitate

  • „Dreihundert Männer, von denen jeder jeden kennt, leiten die wirtschaftlichen Geschicke des Kontinents und suchen sich Nachfolger aus ihrer Umgebung.“[8]
  • „Denken heißt Vergleichen!“[9]
  • „In hundert Jahren hat die französische Revolution den Kreis der Erde umschritten und sich restlos verwirklicht. Kein Staat, keine Verfassung, keine Gesellschaft, kein Herrscherhaus blieb vor ihr bewahrt.“[10]

Siehe auch

Werke

  • Höre Israel, 1897 (HTML-Version)
  • Impressionen 1902 (PDF-Datei)
  • Reflexionen, 1908
  • Zur Kritik der Zeit, 1912
  • Zur Mechanik des Geistes, 1913
  • Vom Aktienwesen. Eine geschäftliche Betrachtung, Berlin 1917
  • Von kommenden Dingen, 1917
  • Probleme der Friedenswirtschaft (PDF-Datei)
  • An Deutschlands Jugend, 1918 (überarbeitete Ausgabe: Maximilian Hörberg (Hrsg.), München 2009, ISBN 978-3-00-023407-1)
  • Die neue Gesellschaft, 1919
  • Der neue Staat, 1919 (PDF-Datei)
  • Der Kaiser, 1919 (Netzbuch)
  • Kritik der dreifachen Revolution, 1919
  • Autonome Wirtschaft, 1919 (PDF-Datei)
  • Zeitliches, 1919 (PDF-Datei)
  • Was wird werden?, 1920 (Netzbuch)
  • Die neue Wirtschaft, 1921 (PDF-Datei)
  • Gesammelte Reden, 1924 (Netzbuch)
  • Briefe, 2 Bände, 1926
  • Neue Briefe, 1927
  • Briefe an eine Liebende, Reißner, Dresden 1931
  • Politische Briefe, 1929 (Netzbuch)
Werkausgaben
  • Gesammelte Schriften in 5 Bänden
  • Gesamtausgabe seiner Werke ab 1977, hrsg. durch D. Hellige und E. Schulin
  • Schriften und Reden, Auswahl und Nachwort von Hans Werner Richter, S. Fischer Verlag, Frankfurt Main 1964, ISBN 3-10-062904-3 (Politische Schriften, Reden, Philosophie, Aphorismen, Talmudische Geschichten)

Literatur

  • 96-book.png PDF Walter Lambeth: Diktator Rathenau, 1918
  • 96-book.png PDF Jacob Wilhelm Reichert: Rathenaus Reparationspolitik – Eine kritische Studie, 1922
  • 96-book.png PDF Hermann Brinckmeyer: Die Rathenaus, München 1922
  • 96-book.png PDF Oskar Gröbler: Rathenaus 300 Männer „rotieren, 1937
  • 96-book.png PDF Alfred Rosenberg: Novemberköpfe, Franz Eher Verlag, 1939

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 David Korn: Wer ist wer im Judentum?, FZ-Verlag, ISBN 3-924309-63-9
  2. Im Ersten Weltkrieg leitete Walther Rathenau die Rohstoffabteilung im preußischen Kriegsministerium. Er organisierte die Kriegsgesellschaften.
  3. Dabei unterstützte er die Forderung führender Industrieller, angesichts des kriegsbedingten Arbeitskräftemangels belgische Zivilisten zur Zwangsarbeit nach Deutschland zu deportieren, und sprach sich u. a. für scharfe Maßnahmen gegen die belgische Zivilbevölkerung sowie die Bombardierung Londons mit Zeppelinen aus. 1918 kritisierte er den Waffenstillstand und plädierte für die Fortführung des Krieges, um die späteren Verhandlungen aus einer besseren Position heraus führen zu können.
  4. John Coleman: Das Komitee der 300. Die Hierarchie der Verschwörer, J.K. Fischer-Verlag, 2011, ISBN 978-3941956100
  5. in: „Neue freie Presse“, 25. Dezember 1909, zitiert in: Gabriele Liebig: Das Monstrum von Maastricht
  6. Walther Rathenau: Zur Kritik der Zeit, 1917, S. 207 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  7. Tutzinger Schriften – Mathilde Ludendorff über das Werden ihrer Gotterkenntnis, Verlag Hohe Warte, 1971, S. 23 im Netzbuch (Netzbuch)
  8. Neue Freie Presse, Wien, 25. Dezember 1909; siehe auch: 96-book.png Internet Archive: PDF EPUB DjVu BlätternWalther Rathenau: Zur Kritik der Zeit, S. Fischer Verlag, Berlin, 18. bis 20. Auflage 1922, S. 207
  9. Auf dem Fechtboden des Geistes – Aphorismen aus seinen Notizbüchern. Wiesbaden, 1953. Seite 71. zitiert nach walter-rathenau.de
  10. Der Kaiser, S. Fischer-Verlag, Berlin 1919, S. 54