Reichsministerium des Innern
Das Reichsministerium des Innern (RMI) war ein Reichsministerium des Deutschen Reiches während der Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus. Dem Ministerium mit Sitz in Berlin (NW7, Reichshauptstadt, Unter den Linden 72) waren u. a. der Persönliche Stab Reichsführer SS (RFSS), das SS-Führungshauptamt (SS-FHA) und das SS-Hauptamt (SS-HA) unterstellt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Mit dem Gesetz über die vorläufige Reichsgewalt vom 11. Februar 1919 wurde aus dem Reichsamt des Innern des Deutschen Kaiserreiches das Reichsministerium des Innern.
Reichsamt des Innern
Das Reichsamt des Innern (auch des Inneren) ging 1879 aus dem Reichskanzleramt (nicht zu verwechseln mit der Reichskanzlei, der Behörde des Kanzlers ab 1878) hervor und bearbeitete alle inneren Angelegenheiten des Reiches, soweit diese nicht in die Zuständigkeit anderer oberster Reichsbehörden fielen. Der Staatssekretär des Innern war Mitglied des Preußischen Staatsrates und Stellvertreter des Reichskanzlers. Durch die Berufung eines Stellvertreters des Reichskanzlers im Jahre 1917 wurde diese Funktion von der des Staatssekretärs des Innern getrennt.
Aus der Wahrnehmung der Aufgaben der allgemeinen inneren Verwaltung des Reiches durch das Reichsamt bzw. später durch das Reichsministerium des Innern ergab sich die geschäftsmäßige Betreuung von Bundesrat und Reichstag sowie der Reichstagswahlen und der allgemeinen Angelegenheiten der Reichsbehörden.
Die Staatssekretäre des Reichsamts des Innern
Wie die anderen Ämter auch, war es dem Reichskanzler unmittelbar unterstellt. Der Sitz des Amtes befand sich in Berlin, seine Leitung unterstand einem Staatssekretär, der von 1881 bis 1916 stets zusätzlich das Amt des Vizekanzlers innehatte.
Name | Amtsantritt | Ende der Amtszeit |
---|---|---|
Karl Hofmann | 1879 | 1880 |
Karl Heinrich von Boetticher | 1880 | 1897 |
Arthur Graf von Posadowsky-Wehner | 1897 | 1907 |
Theobald von Bethmann Hollweg | 1907 | 1909 |
Clemens von Delbrück | 1909 | 1916 |
Karl Helfferich | 1916 | 1917 |
Max Wallraf | 1917 | 1918 |
Karl Trimborn | 1918 | 1918 |
Reichsministerium des Innern
Während das Reichsministerium des Innern bis 1933 in der Hauptsache auf die Gesetzgebung beschränkt war und sich zur Durchführung anderer Aufgaben auf Landesbehörden stützen mußte, entwickelte es sich ab 1934 zum Exekutivorgan und zur Verwaltungsspitze der allgemeinen inneren Verwaltung im gesamten Reichsgebiet. Seit der damals erfolgten Vereinigung mit dem Preußischen Ministerium des Innern führte es die Bezeichnung „Reichs- und Preußisches Ministerium des Innern“ und war vorgesetzte Behörde der zu nachgeordneten Stellen herabgestuften Innenministerien der übrigen Länder. Von 1934 bis 1943 war der Reichsarbeitsdienst dem Reichsministerium des Innern angegliedert.
Auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege erfolgte 1935 eine Abgrenzung zwischen dem Reichsarbeitsministerium und dem Reichsministerium des Innern. Dieses erhielt die Zuständigkeit im Bereich der allgemeinen Angelegenheiten der freien Wohlfahrt, der Fürsorge für Hilfsbedürftige und der allgemeinen öffentlichen Fürsorge. Ebenfalls 1935 wurde die Veterinärverwaltung aus dem Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft übernommen und bildete später die Abteilung III des Reichsministeriums des Innern.
Amtsinhaber seit 1919
13. Februar 1919 bis 20. Juni 1919 | Dr. Hugo Preuß | DDP |
21. Juni 1919 bis 3. Oktober 1919 | Dr. Eduard David | SPD |
3. Oktober 1919 bis 4. Mai 1921 | Dr. Erich Koch-Weser | DDP |
10. Mai 1921 bis 22. Oktober 1921 | Dr. Georg Gradnauer | SPD |
26. Oktober 1921 bis 14. November 1922 | Dr. Adolf Köster | SPD |
22. November 1922 bis 12. August 1923 | Dr. Rudolf Oeser | DDP |
14. August 1923 bis 3. November 1923 | Wilhelm Sollmann | SPD |
11. November 1923 bis 15. Dezember 1924 | Dr. Karl Jarres | DVP |
15. Januar 1925 bis 23. Oktober 1925 | Dr. Martin Schiele | DNVP |
23. Oktober 1925 bis 5. Dezember 1925 | Dr. Otto Geßler kommissarisch | DDP |
20. Januar 1926 bis 17. Dezember 1926 | Dr. Wilhelm Külz | DDP |
29. Dezember 1927 bis 12. Juni 1928 | Walter von Keudell | DNVP |
28. Juni 1928 bis 27. März 1930 | Carl Severing | SPD |
30. März 1930 bis 7. Oktober 1931 | Dr. Joseph Wirth | Zentrum |
9. Oktober 1931 bis 30. Mai 1932 | Wilhelm Groener | parteilos |
1. Juni 1932 bis 17. November 1932 | Wilhelm Freiherr von Gayl | DNVP |
3. Dezember 1932 bis 28. Januar 1933 | Dr. Franz Bracht | parteilos |
30. Januar 1933 bis 20. August 1943 | Dr. Wilhelm Frick | NSDAP |
20. August 1943 bis 30. April 1945 | Heinrich Himmler | NSDAP |
1. Mai 1945 bis 8. Mai 1945 | Paul Giesler | NSDAP |
Gliederung
Das Ministerium hatte eine Zentralabteilung und sieben Abteilungen.
- 1. Verfassung, Gesetzgebung, Verwaltung, zivile Reichsverteidigung und wiedervereinigte Gebiete mit sechs Unterabteilungen;
- 2. Personalabteilung mit Unterabteilung Beamtenorganisation und Hauspersonalien und Unterabteilung Beamtentum;
- 3. Veterinärwesen;
- 4. Gesundheitswesen und Volkspflege;
- 5. Kommunalverwaltung;
- 6. Deutschtum und Vermessungswesen;
- 7. Sport und Leibesübungen;
Der Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei im Reichsmininisterium des Innern (Büro: Berlin SW 11, Prinz-Albrecht-Str. 8) und der Reichsarbeitsführer im Reichministerium des Innern (Büro: Berlin-Grunewald, Schinkelstraße 1–7) waren dem Reichsminister persönlich und unmittelbar unterstellt.
Geschäftsbereich
Dem Geschäftsbereich gehörten an:
- Reichssippenamt, Berlin NW 7, Schiffbauerdamm 26
- Reichswahlleiter, Berlin C 2, Königstraße 27–37
- Reichsverlagsamt, Berlin NW 40, Scharnhorststraße 4
- Reichsdienststrafhof, Berlin-Charlottenburg 2, Hardenbergsstraße 31
- Reichsanstalt für Tierseuchenbekämpfung, Wien-Mödling
- Reichsgesundheitsamt, Berlin NW 87, Klopstockstraße 18
- Reichssstelle für das Auswanderungswesen, Berlin NW 40, Am Königsplatz 6
- Reichsarchiv, Potsdam, Am Reichsarchiv 8
- Reichsarchiv in Wien, Wien I, Minoritenplatz 1
- Reichsamt für Landesaufnahme, Berlin SW 68, Wilhelmstraße 9
- Zentralnachweisamt für Kriegsverluste und Kriegsgräber, Berlin SW 68, Lindenstraße 37
- Reichssportamt und Reichsakademie für Leibesübungen, Berlin-Charlottenburg 9 Reichssportfeld, „Haus des deutschen Sports“