Rothacker, Gottfried
Gottfried Rothacker (bürgerlich: Bruno Nowak, 25. Juni 1901 in Troppau; 22. März 1940 in Berlin) war ein deutscher Philosoph und Schriftsteller. Er schrieb im Dritten Reich Bücher für den Junge Generation Verlag.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Bruno Nowak verbrachte Kindheit und Jugend in seiner Geburtsstadt Troppau. Nach dem Abitur auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt zu Ostern 1920 studierte er Literaturwissenschaft und Philosophie an der Karl-Ferdinands-Universität zu Prag. Schon im ersten Studienjahr erhielt er eine politische Strafe, vier Tage Haft wegen „deutsch-nationalistischer Umtriebe“. Hier promovierte er sich 1925 zum Doktor der Philosophie mit der Arbeit „Über die Entwicklung der Faustgestalt bis Goethe“. Anschließend wurde er Wanderlehrer im Auftrag des „Deutschen Kulturverbandes“. Er hielt viele Vorträge und schrieb Artikel über das durch die Tschechen schwerdrangsalierte Deutschtum. 1926 trat er der Deutschen Nationalsozialistische Arbeiterpartei (DNSAP) bei, die 1933 von den Tschechen verboten wurde.
Drittes Reich
1935 wandelte er seinen slawisch klingenden Namen „Nowak“ in Anlehnung an die landwirtschaftlichen Verben „roden“ und „ackern“ in „Rothacker“, denn er
- „[…] wollte, wie der bäuerlicher Siedler den Acker vorbereitet, den Grenzlandboden des Volkstums fruchtbar machen […].“
Am 25. Oktober 1938 zeichnete der Reichswalter des NSLB und Gauleiter Fritz Wächtler im Zeremoniesaal der Wiener Hofburg die Preisträger des Hans-Schemm-Preises 1937/38, der für das beste Jugendbuch des Jahres ausgezeichnet wurde, im Rahmen einer Feierstunde aus. Der Preis wurde geteilt an drei Autoren verliehen. Es erhielten ihn der sudetendeutsche Dichte Gottfried Rothacker für sein Buch „Die Kinder von Kirwang“, Alfred Zacharias für seinen Werk „Der Bauernzorn“ und Alfred Weidenmann für seine Tribologie „Jungen im Dienste“, umfassend die Bücher „Jungzug 2“, „Trupp Plassen“ und „Kanonier Bratke Nr.2“.[1]
Tod und Gedenken
- Bereits seit Jahren schriftstellerisch aktiv, verlegte er zusammen mit seiner Familie seinen Wohnsitz nach Berlin, wo er zu Beginn der Blütezeit seiner Jahre die Requisiten eines vielfältig schaffenden Autors für immer aus der Hand legen mußte; am 22. März 1940 starb er an einer Lungenentzündung und soll in Troppau beerdigt worden sein. Die Vielseitigkeit Rothackers äußert sich darin, daß er Gedichte schrieb, Bühnenstücke verfaßte, darunter Einakter, wie auch Schauspiele im strengeren Sinne. Seine literarische Vorliebe gehörte jedoch der Epik. Mit dem Grenzlandroman „Das Dorf an der Grenze“ ließ er als Erzähler aufhorchen, schuf damit abergleichzeitig eine literarische Dokumentation der Lebensbedingungen zwischen den beiden Weltkriegen, als das Deutschtum in den Randgebieten Böhmens, Mährens und in (dem einst österreichischen) Schlesien einen harten Abwehrkampf zu bestehen hatte, bedingt durch den wirtschaftlichen und nationalen bzw. politischen Druck der 1918 etablierten Obrigkeit an der Spitze der Tschechoslowakischen Republik, die sich als Fehlkonstruktion in der Verantwortung der Siegermächte des Ersten Weltkrieges erwies. Diesem Grenzlandkampf widmete Rothacker auch seinen zweiten Roman, „Die Kinder von Kirwang“. Hätte es noch eines weiteren Beweises für die innere Bindung des Autors mit seiner Heimat, mit Land und Leuten bedurft, so darf man getrost den Erzählband „Bleib stet!“ ins Treffen führen.[2]
Schriften (Auswahl)
- Zaubergarten, 1921 (Gedichte)
- Der Bauer, Berlin 1932 (Einakter)
- Roderich, 1933 (Drama über den Untergang der Westgoten in Spanien)
- Die Stedinger, Berlin 1934 (Schauspiel)
- Anno 1527, Berlin 1935
- Das Opfer der Notburga, Berlin 1935
Als „Gottfried Rothacker“
- Das Dorf an der Grenze, u. a. Deutsche Hausbücherei: Hamburg und Verlag Langen Müller: München ab 1936 (Grenzlandroman)
- Sudetendeutschtum, Hamburg: Deutsche Hausbücherei: München 1936 (als Herausgeber)
- Die Kinder von Kirwang, Junge Generation Verlag: Berlin 1937 (Grenzlandroman)
- Bleib stet!, Verlag Langen Müller: München 1938 (Erzählungen)
- Dem Volk getreu, Berlin 1938 (Erzählungen)
- Sudetenland und das deutsche Prag, Leipzig 1939
Literatur
- Martha Nowak-Rothacker: Vermächtnis. Aus dem Nachlaß des Dichters, Bayreuth 1942 (posthum herausgegeben)
- 1942 erschien das von der Witwe Martha herausgegebene Buch Vermächtnis, das bis dahin zumeist unveröffentlichte Gedichte, Prosatexte, Volksspiele, Aufsätze und Briefe Nowaks enthält.