Schetz, Erasmus

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Handelsherr und Patriarch Erasmus Schetz

Erasmus Schetz, (Frei-)Herr von Grabendonck bzw. Heer van Grobbendonck (auch: Schet, Schets oder Schatz; Lebensrune.png ca. 1476 vermutlich im Herzogtum Limburg oder, je nach Quelle, in Rotterdam oder in Maastricht, Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation; Todesrune.png 30. Mai 1550 in Antorf) war ein reichsdeutscher Großkaufmann und Gründer einer Dynastie, zuerst im Teutschen Reich, danach in São Vicente (Insel des Sankt Vinzenz), Brasilien, und später in ganz Europa. Zum Geschäftsbereich der Schetz'schen Handelsgesellschaft gehörten Überseehandel, Bankgeschäfte (ab 1522), Versicherungen, Bergbau und in Brasilien vor allem ausgedehnte Zuckerrohrplantagen.

Leben

Erasmus' Eltern, Coenraad (Cuntz) Schetzenberg und Marie Crans, waren deutschsprachige Flamen und stammten aus dem Herzogtum Limburg. Erasmus Schetz gelangte zu Macht, nachdem er 1511 Ida van Rechterg(h)em geheiratet hatte, mit der er fünf bis sieben Kinder hatte, darunter:

  • Gaspar (auch Caspar,[1] Jaspar, späterer Reichsgraf; 1513/14–1580),
  • Melchior (1515–1577),
  • Balt(h)asar,
  • Conrad und
  • Anna Isabella/Isabelle (1530–1580).

Idas Vater war Nicolaus (Lucas) van Rechterg(h)em aus Aachen, selbst Handelsherr und Pionier des unter portugiesischer Herrschaft stehenden ostindischen Gewürzhandels mit Geschäftshäusern in Antorf (seit 1498) im Herzogtum Brabant (wo er später zu Ehren seiner Heimatstadt das „Huis van Aken“ baute) und Lissabon. Er finanzierte das junge Paar, verschaffte Ihnen u. a. Kontakte zu der reichsten Familie auf Erden zu dieser Zeit, den deutschen Fuggers, aber auch zu den mächtigen deutschen Kaufmannsfamilien Welser und Höchstetter (ab 1518 Höchstetter von Burgwalden), die allesamt Handelsfilialen in Antorf, Brügge, Venedig, Lissabon, Löwen am Rotten und weiteren Städten unterhielten. Nachdem der Schwiegervater 1515 gestorben war, übernahm Erasmus Schetz dessen Handelshaus in Antorf (Antwerpen), Dank des Hafens und des Tuchhandels ein führender Handelsplatz und ein Finanzzentrum. Im 16. Jahrhundert war die deutsche Reichsstadt die reichste Handelsstadt Europas.

1522 lieh Schetz (durch Graf Hochstraten vermittelt) Kaiser Karl dem V. Geld, um Schiffe und 3.000 deutsche Landsknechte nach Spanien (es herrschte Aufruhr) zu führen, wo der römisch-deutsche Kaiser ebenfalls König (als Karl I.) war. Alle anderen Kaufleute in Antorf hatten abgelehnt. Das Ansehen Schetz' stieg und sein Entgegenkommen wurde vom Kaiser gewürdigt. 1530 und 1531 lieh er gemeinsam mit seinem Vetter Arnold Pruenen der deutschen Reichsregierung erneut Geld.

Das Handelshaus „Erasmus Schetz und Söhne“ hatte Gewerke in Joachimsthal, Hengst, Annaberg und im Erzgebirge. In Leipzig ließen die Schetz' als Metallgroßhändler jahrelang Kupfer und Zinn durch ihren Faktor Hans Randerott aufkaufen.

Schetz gehörte, als die Portugiesen die Kolonisationsarbeit in São Vicente begannen (1532), zu den ersten, die das nicht geringe Risiko auf sich nahmen, größere Kapitalien im kolonialen Plantagenbau und Handel sowie in der Schiffahrt nach der Kolonie anzulegen. Der Handelsherr und gläubige Katholik hatte ein Handelshaus in Antorf (erste Hauptniederlassung) und in Amsterdam, das als Zentrale des weitverzweigten Unternehmens galt, dazu unzählige Sachwalter bzw. Geschäftsagenten und -beamte (Factor/Faktor genannt), die auf der ganzen Welt im Auftrag von „Erasmus Schetz und Söhne“ den Handel trieben und abwickelten. Die bekanntesten unter ihnen waren Peter Rösel (Sankt Vinzenz), Johann von Hülsen, Johann Martin, Hans Ingelbertus (Lissabon) und Paul Werner. Die Handelsschiffe der Familie Schetz luden in Brasilien Zucker und fuhren nach Antorf, um wiederum Tuch aus Flandern und alles, was die Kolonie brauchte, zurückzufahren. Dies geschah jedoch stets nur über Lissabon, da Portugal das Handelsmonopol für sich beanspruchte. Die deutschen, niederländischen und englischen Handelsschiffe mußten im portugiesischen Hafen den Zehnten als Handelszoll entrichten.

In den 1540er Jahren machte die Firma auch erhebliche Geschäfte (vorwiegend Getreide) mit der englischen Regierung.

Insel der deutschen Gastlichkeit

Auf Sankt Vinzenz wurden stets Deutsche, die den südamerikanischen Kontinent bereisten, bewirtet und als Ehrengäste behandelt. U. a. verbrachten hier Hans Staden (der nach erlittenem Schiffbruch hier den Sohn des Dichters Helius Eobanus Hessus antraf) und Ulrich Schmidl eine gewisse Zeit auf dem Landsitz der Familie Schetz. Beide wurden vom Sachwalter bzw. Handelsvertreter Peter Rösel betreut.

Die Oberdeutsche-Antwerpen-Lissabon-Axis war erfolgreich, zahlreiche deutsche Kaufleute nahmen sich an den Schetz' ein Beispiel und gründeten große Plantagen in Brasilien, darunter Sebald Lins(z)[2] aus Ulm (Zuckerrohranbau und Zuckerhandel; die Lins' begründeten eine bis heute im Raum Pernambuco weit verbreitete Familie), die Familien de Holanda, Windmoeller und Hoelscher. Diese deutsche Dynastien sind der starke Stamm der heutigen Deutschbrasilianer.

Tod und Nachfolger

Nach dem Tod Erasmus Schetz' 1550 übernahm die Firma der älteste Sohn Gaspar (Caspar/Jaspar), der in Erfurt und Marburg studiert und sich dort in den humanistischen Kreisen bewegt hatte. Die Firma wurde umbenannt und hieß fortan „Gaspar Schetz und Brüder“. Ab 1552 stellte das Unternehmen zunehmend das Warengeschäft ein und baute das Bankgeschäft aus. Peter Rösel übernahm 1953 die Faktorei in São Vicente. 1560 wurde das reichsdeutsche Lille in der Markgrafschaft Antwerpen (heute in Belgien) an „Gaspar Schetz, Herr von Grobbendonk verpfändet“, das „Huis van Aken“ seines Großvaters aus Aachen verkaufte er an die ihm vertrauten Jesuiten.

Gaspars Söhne gründeten später das Herrschergeschlecht der „Herzöge von Ursel“, die u. a. für Kaiser Joseph II. (der Herzog war des Kaisers Kammerherr) im Türkenkrieg 1789 vor Belgrad mit Auszeichnung kämpften. Später rebellierte der Herzog von Ursel und war an der Gründung der Vereinigten Staaten von Belgien beteiligt, bis zur Rückeroberung durch den römisch-deutschen Kaiser Leopold II.

Literatur

  • Dr. Richard Ehrenberg: Das Zeitalter der Fugger. Geldkapital und Kreditverkehr im 16. Jahrhundert, (3. unveränderte Auflage) Gustav Fischer Verlag, Jena 1922 (PDF-Dateien: Band 1, Band 2)
  • Luiz Alberto Moniz-Bandeira: Wachstumsmarkt Brasilien: Der deutsche Wirtschafts- und Handelsbeitrag in Geschichte und Gegenwart, Springer-Verlag, 2013
  • Oberdeutsche Kaufleute in Sevilla und Cadiz (1525-1560): Eine Edition von Notariatsakten aus den dortigen Archiven, Franz Steiner (2001), ISBN 978-3515077408

Fußnoten

  1. Deutsche Biographie: Schets, Caspar
  2. Theodor Kadletz, Linz und Holanda, die ersten deutschen Siedler in Amerika und ihre Nachkommen, in: „Jahrbuch für auslandsdeutsche Sippenkunde 1936“, 1–43; Oscar Wiederspahn, Dos Lins de Ulm e Augsburgo aos Lins de Pernambuco, in: „Revista do Instituto arqueológico, histórico e geográfico Pernambuco 46“ (1961), 7–98; J. Mayrhofer, Sebald Lins, ein Augsburger Frühauswanderer, in: „Blätter des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde 26“ (1963), 234–238; Neue deutsche Biographie 14, 1985, 634 f.