Doppelschlacht von Jena und Auerstedt
Die Schlacht bei Jena und Auerstedt (auch Auerstädt) fand am 14. Oktober 1806 statt. Hier trafen während des vierten Koalitionskrieges die Gegner in einer Doppelschlacht mit ihren riesigen Heeren aufeinander. Das Königreich Preußen, das über ein Heer mit veralteten Strukturen und Ausrüstungen verfügte, erlitt in beiden Schlachten schwere Niederlagen. Damit war das vorläufige Ende des bis dahin so ruhmreichen Preußens besiegelt. Zwischen 25. und 27. Oktober 1806 wurde die Hauptstadt Berlin besetzt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
In der Schlacht bei Austerlitz hatte Napoleon zuvor Ende 1805 die österreichischen und russischen Truppen verlustreich geschlagen. Das preußische Ultimatum, Napoleon solle seine Truppen bis zum 8. Oktober 1806 über den Rhein zurückführen, veranlaßte den Franzosen zum Vorrücken seiner Armee vom Main nach Thüringen.
Zur Schlacht heißt es in Meyers Lexikon von 1888:[1]
- „Besonders ist Jena geschichtlich denkwürdig durch die verhängnisvolle Schlacht 14. Oktober 1806 zwischen den Preußen und Franzosen. Militärisch ist die gleichzeitige Schlacht bei Auerstädt nicht weniger wichtig; weil indes Napoleon selbst bei Jena befehligte, haben die Franzosen ihre beiden entscheidenden Siege nach diesem Namen benannt, und in Deutschland wird die ganze Epoche des furchtbaren Sturzes der Monarchie Friedrichs des Großen mit ihm bezeichnet.
- Das Korps Hohenlohe, das bei Beginn des Kriegs von 1806 an der mittlern Saale stand, konzentrierte sich nach dem unglücklichen Gefecht bei Saalfeld (10. Okt.) auf den Höhen zwischen Weimar und Jena, um der Hauptarmee bei ihrem Linksabmarsch nach der Unstrut die Flanke zu decken und ihr dann zu folgen. Es waren 43.000 Mann Preußen und Sachsen. Hohenlohe ließ es indessen ruhig geschehen, daß die Franzosen unter Lannes nicht nur 13. Oktober Jena besetzten, sondern sich auch des Höhenrandes, des Landgrafenbergs und des sogen. Windknollens, der die preußische Aufstellung beherrschte, bemächtigten, weil er, von Massenbach verleitet, glaubte, aus Rücksicht auf den Befehl des Hauptquartiers eine Schlacht vermeiden zu müssen.
- Einer solchen gar nicht gewärtig, begab er sich ruhig zur Nachtruhe nach Kapellendorf zurück; während Napoleon, der am Nachmittag in Jena eintraf, noch in der Nacht das Geschütz des Lannesschen Korps und der Garden auf die Höhe schaffen ließ und am Morgen des 14. seine Disposition zur Schlacht traf: Lannes im Zentrum sollte den Angriff beginnen, Ney ihm eiligst nachrücken, Augereau mit dem linken Flügel durch das Mühlthal, Soult mit dem rechten durch das Rauhthal in die Flanken des Feindes fallen; es waren im ganzen 125.000 Mann. Um 6 Uhr morgens wurden die Dörfer Klosewitz und Lützeroda, die Tauenzien mit 8.000 Mann besetzt hielt, von den Franzosen angegriffen und nach zweistündigem Widerstand genommen; Tauenzien zog sich mit Verlust, aber in guter Ordnung auf das Gros nach Vierzehnheiligen und Krippendorf zurück.
- Das Korps des Generals Holtzendorff (6.000 Mann) wurde von Soult seitwärts nach Apolda gedrängt. Hohenlohe hatte inzwischen seine Truppen aufgestellt, die Preußen unter Grawert bei Vierzehnheiligen, die Sachsen bei Isserstädt, und Rüchel, der mit 15.000 Mann bei Weimar stand, zu Hilfe gerufen. Noch am Mittag griff Ney Vierzehnheiligen an und nahm es im ersten Anlauf. Zwar hatte er anfangs Mühe, es gegen die tapfer kämpfende preußische Infanterie zu behaupten; indes erhielt er von allen Seiten Verstärkungen, und Augereau und Soult umklammerten bereits die Flanken des Feindes, so daß trotz heldenmütigen Widerstandes nach Vernichtung der berittenen Artillerie die vom mörderischen Feuer gelichteten Regimenter Hohenlohes wichen; von der französischen Reiterei bedrängt, artete ihr Rückzug bald in wilde Flucht aus.
- Rüchel, der um 2 Uhr auf dem Schlachtfeld anlangte und vergeblich durch einen mutigen Angriff die Franzosen aufzuhalten suchte, wurde in die allgemeine Flucht mit fortgerissen. Die Trümmer des preußisch-sächsischen Heers retteten sich teils nach Erfurt, teils nach Kölleda und Buttelstädt und vermischten sich mit denen der bei Auerstädt geschlagenen Hauptarmee.“
Während dieses Rückzugs wurden die Soldaten von den französischen Truppen rücksichtslos verfolgt und zersprengt. Nur wenigen größeren Abteilungen gelangen geordnete Rückzüge, bei denen sich vor allem von Blücher und von Scharnhorst auszeichneten. Aber innerhalb weniger Wochen wurden sie noch westlich der Oder bei Halle, Prenzlau und Lübeck zur Kapitulation gezwungen. König Friedrich Wilhelm III. entkam samt Familie nach Ostpreußen, und Napoleon zog am 27. Oktober als Sieger in Berlin ein.
Ebenso kapitulierten in den Monaten Oktober und November die großen preußischen Festungen Erfurt, Spandau, Stettin, Küstrin, Magdeburg und Hameln kampflos. Nachdem der König am 1. Dezember im Ortelsburger Publikandum die Erschießung eines jeden Kommandanten angekündigt hatte, der seine Festung „nicht mit den angestrengtesten Kräften bis aufs Äußerste“ behaupte, haben sich andere Festungen bis zur Erschöpfung aller Mittel gewehrt: Breslau, Brieg, Glogau, Danzig, Glatz und Neiße. Bei Friedensschluß befanden sich noch Kolberg, Glatz, Graudenz, Silberberg, Kosel und Pillau in preußischer Hand.
Truppenstärke und Verluste
Truppenstärke
Frankreich:
- 123.200 Mann
- Jena: 95.900 Mann
- Auerstedt: 27.300 Mann
Preußen und Sachsen:
- 102.800 Mann
- Jena: 53.000 Mann
- Auerstedt: 49.800 Mann
Verluste
Frankreich:
- 14.920 Tote und Verwundete
- Jena: 7.500
- Auerstedt: 7.420
Preußen und Sachsen:
- 33.000 Tote, Verwundete und Gefangene
- Jena: 20.000
- Auerstedt: 13.000
Besetzung von Berlin
- „Zehn Tage nach ihren Siegen bei Jena und Auerstedt stehen französische Truppen vor Berlin. Die Festung Spandau wird kampflos übergeben. Friedrich Wilhelm III. ist mit Königin Luise und dem Hofstaat über Küstrin nach Memel geflohen. Die Berliner Bevölkerung reagiert auf ihre Art mit dem Spruch: ‚Unser Dämel ist in Memel‘. Auch die übrigen Berliner Aristokraten, Beamte und Militärs verlassen fluchtartig die Hauptstadt. Die zurückbleibenden preußischen Beamten aber werden von Panik ergriffen. Rückblickend schreibt die Gräfin Schwerin,
- ‚Es war, als müsse alles, was noch preußisch an uns scheinen konnte, bis auf die Erinnerung vertilgt werden; alles, was einem Adler glich, ward abgenommen, sogar die Briefträger rissen sich ihre messingnen Schilder vom Arm. Auf der Kunstaustellung, die der Ausbruch des Krieges unterbrochen hatte, wurden die Büsten des Königs und des Zaren, so gut es in der Eile gehen wollte, versteckt, und der Vorschlag soll laut geworden sein, schnell noch einige Zeichnungen Napoléons anzufertigen...‘
- Am 25. Oktober marschieren französische Truppen in Berlin ein, auch Napoleon selbst erreicht zwei Tage später Preußens Hauptstadt. Da kann er noch die berühmte Mitteilung des Gouverneurs von Berlin an den Hauswänden lesen:
- ‚Der König hat eine Bataille (Schlacht) verlohren. Jetzt ist Ruhe die erste Bürgerpflicht. Ich fordere die Einwohner Berlins dazu auf. Der König und seine Brüder leben! Berlin, den 17. October 1806. Graf v. d. Schulenburg.‘
- Napoleon I. zieht am 27. Oktober noch einmal symbolisch durch das Brandenburger Tor. Die preußische Armee ist zerschlagen, der altpreußische Staat zusammengebrochen. Die Quadriga auf dem Brandenburger Tor wird auf Befehl Napoleons abgebaut und als Kriegsbeute – in 12 Kisten verpackt – nach Paris gebracht.“[2]
Reparationszahlungen an Frankreich
Napoleon I. zwang in den Jahren 1806 und 1807 einige deutsche Städte ihm Tribute zu zahlen. Die tributpflichtigen Städte mußten die seinerzeit an Frankreich gegebenen Schuldverpflichtungen nach annähernd 100 Jahren noch einlösen. Während der Laufzeit dieser Schuldverschreibungen wurde Napoleon I. zweimal vernichtend geschlagen. Preußen wurde europäische Großmacht. 1870/71 wurde Frankreich geschlagen. Das geeinte Deutsche Reich erstand, aber immer noch waren die Schuldverschreibungen jener Zeit gültig und mußten auf Heller und Pfennig bezahlt werden.
Siehe auch
Literatur
- Nachricht von der Schlacht vei Jena am 14. October 1806 (PDF-Datei)
- Freiherr von der Goltz: Von Jena bis Pr. Eylau. Des alten preussischen Heeres Schmach und Ehrenrettung (1907); PDF-Datei
- Paul Schreckenbach: Die Schlachten bei Jena und Auerstedt, Nachdruck der Originalausgabe von1906, Melchior-Verlag, ISBN: 978-3-939791-64-5 (Bestellmöglichkeit)
- Constantin von Altrock: Jena und Auerstedt: Ein Rückblick und Ausblick. Vortrag gehalten in der militärischen Gesellschaft zu Berlin am 31. Oktober 1906 (PDF-Datei)