Halt dich Danzig!

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„Verteidigung von Danzig 1807“ von Carl Röchling

Halt dich Danzig! ist ein Gedicht von Achim von Arnim aus dem Jahre 1807 als Reaktion auf die Belagerung und drohende Besetzung der deutschen Stadt Danzig im Vierten Koalitionskrieg durch polnische und französische Truppen.

Erläuterung

Belagerung von Danzig (1807)

„Halt dich Danzig!“[1] galt bis zur Befreiung von der Franzosenzeit im November 1813 (endgültige Übergabe der ausgehungerten Stadt am 2. Januar 1814) durch Preußen, Russen (unter Herzog von Württemberg, Ludwig Adolf Peter zu Sayn-Wittgenstein und Friedrich von Löwis), Landwehr sowie Landsturm (unter Ludwig Moritz Achatius Graf und Burggraf zu Dohna-Schlobitten;[2] an den Strapazen des Feldzuges am 19. Januar 1814 in Danzig verstorben) und Freikorps als Aufruf zur deutschen Erhebung.

Belagerung von Danzig (1807)

Die Belagerung von Danzig fand vom 19. März bis 24. Mai 1807 statt. 45.000 napoleonische Truppen mit 100 schweren Geschützen marschierten nach der Schlacht bei Preußisch Eylau auf Danzig zu. Den Auftrag zur Eroberung der Stadt hatte Napoleon dem Marschall Lefebvre übertragen, der sich bei der Schlacht bei Jena und Auerstedt als Befehlshaber der Infanterie der Kaiserlichen Garde bewährt hatte und 1809 den Pfarrer und Freiheitskämpfer Matthias Wißhofer begnadigen sollte.

Kapitulation

Die preußische Garnison verfügte nur über 14.400 Soldaten und Freikorps, später kamen noch rund 7.000 kaiserliche Russen (von Kriegsschiffen der Royal Navy und der schwedischen Marine gedeckt) unter Generalleutnant Nicholas Michael Kamensky hinzu (der Entsatz schlug jedoch fehl, Kamensky floh und ließ dann auch die Garnison von Weichselmünde im Stich). Am 21. Mai 1807 wurde dann die Festungsanlage auf dem Hagelsberg durch neu eingetroffene Truppen des Marschalls Mortier gestürmt.

Trotz erbitterter Gegenwehr unter General der Kavallerie Graf von Kalckreuth (die Grande Armée mit ihren vielen gepreßten deutschen Soldaten erlitt 6.000 Gefallene und Verwundete) mußte die Festung Danzig am 24. Mai 1807 kapitulieren. Die Preußen hatten 3.000 Gefallene, Verwundete und Schwerkranke, die Russen 1.500 gefallene und Verwundete. Zur Übergabe der Stadt am 26. Mai 1807 wurde Marschall (Maréchal d’Empire) Lefebvre später mit Wirkung zum 28. Mai 1807 zum „Herzog von Danzig“ (Duc de Dantzig) ernannt.

Halt dich Danzig! (Text)

O Danzig, halt geschlossen
Dein hochgemauert Thor,
Die Gäste sind entschlossen,
Sie klopfen an davor.


Die selbst zu Gast sich laden,
Sind ungebetne Gäst',
Die stoßt nur mit der Nasen
Wohl auf die Tischeck' fest.


Die Gäst', die dein verlangen,
Du kennst sie lange Zeit,
Denn wo sie hergegangen,
Brennt Feuer weit und breit,


Sie thun zusammenraffen
Gesindel aller Ort,
Ein freies Land zu strafen,
Beginnen sie den Mord.


Und wo sonst nichts zu holen,
Sie holen Räuber her,
Sollst laufen jetzt die Polen,
O Jungfrau voller Ehr'.


Sei ruhig Jungfrau, reine,
Dies ist die Feuerprob',
Wohl in dem Bombenscheine
Verdienst du großes Lob.


Sie dienen all dem Teufel,
Du aber dienest Gott,
So fahren alle Zweifel
Aus deiner grimmen Noth.


„So will ich nicht verzagen,
Ich armes Mägdelein,
Gott will ich es nur klagen,
Der wird mein Schutzherr sein.“


Stadt Danzig, wir dich kennen
Aus der Belagerung,
Dich wird kein Feuer brennen,
Dein Leid zum Himmel drung.


Es brennet nie zu Asche
Dein Schleier hell und klar,
Das Schnupftuch in der Tasche
Mit keiner Thrän' bewahr'.


Nein, fasse Muth im Herzen,
Und lösch' mit fester Hand
Der Bomben Schwefelkerzen,
Schick sie zurück gewandt.


In Danzig sind geboren
So manche Kindlein zart,
Die sich der Herr erkoren,
Die all' der Herr bewah


In Danzig steht in Blüthe
So manche Jungfräulein stolz,
Sie beten von Gemüthe,
Sind keinem Franzmann hold.


In Danzig unter Sorgen,
Da sitzt manch Nönnelein,
Die winden alle Morgen
Von Palm drei Kränzelein.


Das eine Gott dem Vater,
Das andre Gott dem Sohn,
Das dritt' dem heil'gen Geiste,
Gott sieht es von dem Thron,


In Danzig stehn zur Wehre
Der tapfern Krieger viel,
Zu Fuß und auch zu Pferde,
Die treffen wohl ihr Ziel.


Im Zeughaus klirren Waffen,
Aus alter, tapfrer Zeit,
Und wen die einmal trafen,
Der läuft dann gar nicht weit.


Ihr Russen seid willkommen,
Verbunden hält sich gut,
Was einzeln unternommen,
Zu gar nichts führen thut.


Ihr Preußen seid begrüßet,
Ihr Landsleut' gebt wohl acht,
Viel edles Blut schon fließet,
Gott über euch nun wacht.


Das Freikorps muß ich preisen,
Trägt Flinten von dem Feind,
Die Freiheit muß sich weisen,
Wenn Muth durch Ordnung scheint.


Nun laßt uns einmal schauen,
Wo jetzt die Feinde sind,
Wie Schweine sie sich bauen
Ihr irdisch Haus geschwind.


Zu Danzig auf den Mauern,
Da liegen Kanonen viel,
All' Morgen sie belauern
Der falschen Feinde Spiel.


Es bellen alle Morgen
Der wachsam Hündlein viel,
Sei, Danzig, ohne Sorgen,
Wenn dir der Morgen kühl.


Vom Hagelsberg laß hageln
Der runden Kugeln viel,
Die Kegel fast verzagen
Bei solchem guten Spiel.


Ja, in dem eignen Graben
Sie rollen auf den Feind,
Die aufgestellt sie haben,
Die haben's nicht gemeint.


In Danzig auf dem Markte,
Da stehen Fässer Wein,
Wer trinken will den starken,
Muß kein Franzose sein.


Im Arthushof ohn' Sorge,
Bei hoher Tafelrund,
Da stehet Sankt George,
Sticht bald den Lindwurm wund.


Und ist der Wurm verwundet,
Er durch sich selbst erliegt,
Von eignem Gift, gesundet
Kein Teufel, der besiegt.


Heil Danzig, er bewahret
Den jungfräulichen Kranz
In deinen goldnen Haaren,
Und Ehre kommt zum Glanz.


Du kannst den Schmuck verschmerzen,
Landhäuser voller Pracht,
Du trägst den Schatz im Herzen,
Der treuen Liebe Macht.


Wirst dafür Schiffe senden
In's Meer mit stolzer Pracht,
Jetzt liegt in deinen Händen
Die Welt mit ihrer Macht.


So laß die Feinde stürmen,
Ganz ruhig schau es an
Von deinen hohen Thürmen,
Die Feinde sind im Bann.


Ein fester Sinn, der bannet
Und herrschet in der Welt,
Und jeder sich ermannet,
Den Kalkreuth führt als Held.


Er hat mit weiser Güte
Die Kraft der Stadt vereint,
Die Hände sich zu bieten
Soldat und Bürger scheint.


Und wer von seinen Treuen
Soll bleiben für die Stadt,
Der wird sich sterbend freuen,
Ein Denkmal an dir hat.


Dies hat so wohl gesungen
Ein jung Soldatenkind,
Die Russenlieder klungen
Im Ohre nach geschwind.


Sie ziehn zu dem Entsatze
Mit gutem Wind und Muth,
O wär' ich auf dem Platze,
Es ließ mir wahrlich gut.


Ich bin ein Mägdlein leider,
O Danzig, so wie du;
Hätt' ich nur Männerkleider
Und Stiefeln auch dazu!


Ich wollt' sie all' anführen
In meiner Unschuld Kraft,
Mich keiner sollt' anrühren,
Der nicht den Feind bestraft.

Verweise

Fußnoten

  1. Halt dich Danzig!, zeno.org
  2. Ludwig (Lebensrune.png 8. September 1776 in Schlobitten) war der jüngere Bruder von Alexander zu Dohna-Schlobitten, in der Allgemeinen Deutsche Biographie (ADB) steht über ihn: Ludwig Graf und Burggraf zu D., Bruder Alexanders (s. o.). Er wurde im März 1813 von York und seinem Bruder Alexander nach Breslau geschickt, um Scharnhorst's Zustimmung für die von dem preußischen Landtage beschlossene Errichtung der Landwehr und des Landsturmes zu vermitteln. Nicht ohne Mühe gelang es ihm, diesem Auftrage mit Erfolg zu entsprechen. — Als das noch von den Franzosen besetzte Danzig am 2. Jan. 1814 durch Hunger gezwungen wurde, sich den verbündeten Russen und Preußen zu ergeben, war es D., der es durchsetzte, daß die Festung nicht den Russen, sondern den Preußen übergeben wurde. Es kostete unendliche Mühe und Aerger, um den Verwüstungen einigermaßen Einhalt zu thun, denen das Land von den Russen ausgesetzt war Dabei kam es zwischen D. und dem Herzoge Alexander von Würtemberg, dem russischen Befehlshaber, zu so heftigen Reibungen, daß D. erkrankte und bald nachher am Nervenfieber starb. — Ihm ist es zu verdanken, daß die Russen verhindert wurden, sich Danzigs zu bemächtigen. Schwerlich hätten sie den wichtigen Schlüssel zur Weichsel jemals in Güte wieder herausgegeben. Ludwig v. D. hat sich durch seine That ein unsterbliches Verdienst um den preußischen Staat erworben.