Schulze-Boysen, Harro
Heinz „Harro“ Max Wilhelm Georg Schulze-Boysen ( 2. September 1909 in Kiel; 22. Dezember 1942 in Berlin) war ein deutscher Jurist, Berichterstatter, Herausgeber, Reserveoffizier der Luftwaffe (zuletzt Oberleutnant der Reserve), Kommunist und Vaterlandsverräter.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Schulze-Boysen wurde als Sohn des Kapitänleutnants der Kaiserlichen Marine Erich Schulze und dessen Ehefrau Luise, geb. Boysen in Kiel geboren. Unter seinen Verwandten väterlicherseits befand sich Großadmiral Alfred von Tirpitz.
Wirken
Nach Abitur und Jurastudium, das er nicht beendete, gab er ab Beginn der 1930er Jahre die linksliberale Zeitschrift „Der Gegner“ heraus, hatte Kontakt zu Otto Strasser und begeisterte sich zunehmend für einen deutschen Nationalbolschewismus. 1932 war er hauptamtlicher Funktionär der KPD in Berlin-Wedding. Nach dem Verbot seiner linken Zeitschrift wurde er kurzzeitig verhaftet und begann dann eine Fliegerausbildung an der Deutschen Verkehrsfliegerschule (DSV) in Warnemünde.
Ab 1934 arbeitete er in der neu gegründeten Nachrichtenabteilung des Reichsluftfahrtministeriums. Ab 1935, u. a. Herausgeber von „Wille zum Reich“, verfiel er der Ideologie des Kommunismus vollends und sammelte einen Kreis linker Künstler, Pazifisten und kommunistischer Funktionäre um sich, der durch Verteilung illegaler Schriften antideutsche Propaganda betrieb. Ab 1939 gab es eine enge Zusammenarbeit zwischen Arvid Harnack und Schulze-Boysen als Köpfe der sowjet-bolschewistischen Wühlorganisation „Rote Kapelle“. Als Oberleutnant im Luftwaffenführungsstab hatte er ab 1941 auch Zugang zu geheimen Dokumenten.
Der schlimmste Verrat war die Übermittlung der Vorbereitung eines deutschen Präventivschlags gegen die Sowjetunion, dem Stalin jedoch glücklicherweise keinen Glauben schenkte, da er selbst mit den letzten Angriffsvorbereitungen beschäftigt war.
- Erst im allerletzten Moment, nämlich im Juni 1941, realisierte der Oberleutnant im Reichsluftfahrtministerium Schulze-Boysen dann endlich die wahre Lage, woraufhin er unter seinem Decknamen Starschina (Oberfeldwebel) beflissen vor einem unmittelbar bevorstehenden deutschen Angriff auf das „Mutterland aller Werktätigen“ warnte. Allerdings kam er damit bei „Väterchen“ Stalin überaus schlecht an; denn er erteilte dem NKGB-Chef Merkulow folgende unzweideutige, wenn auch praktisch nicht umsetzbare Weisung: „Schicken Sie diesen Informanten von der deutschen Luftwaffe zu seiner Hurenmutter zurück. Das ist kein Informant, sondern ein Desinformant!“[1]
Enttarnung und Verurteilung
Im Juli 1942 konnte ein Telegramm aus Moskau nach Brüssel dechiffriert werden, in dem er namentlich als Spion erwähnt wurde.[2] Am 31. August 1942 wurde er verhaftet und am 19. Dezember 1942 vom Reichskriegsgericht wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Landesverrats zum Tode verurteilt.
Familie
Am 16. Juli 1936 heiratete Schulze-Boysen auf Schloß Liebenberg seine Verlobte Libertas Viktoria Haas-Heye, seit 1935 eingesetzt beim „Reichsarbeitsdienst der weiblichen Jugend“ in Glindow bei Potsdam, Tochter des aus Heidelberg stammenden Modeschöpfers Otto Ludwig Haas-Heye und dessen Frau Viktoria „Tora“ Ada Astrid Agnes Fürstin zu Eulenburg und Hertefeld, Gräfin von Sandels (1886–1967).
Rotbannerorden (UdSSR)
1969 wurde er von der Sowjetunion für seinen Verrat an Deutschland posthum mit dem Rotbannerorden ausgezeichnet.
Medaille (DDR)
Schulze-Boysen auf einer „Ehren“medaille der DDR-Staatssicherheit:
Literatur
- Helmut Roewer: „Die Rote Kapelle und andere Geheimdienstmythen. Spionage zwischen Deutschland und Rußland im Zweiten Weltkrieg 1941-1945.“ Ares Verlag, Graz 2010 (Kurzeinführung