Thöny, Eduard
Eduard Thöny ( 9. Februar 1866 in Brixen/Südtirol; 26. Juli 1950 in Holzhausen am Ammersee) war ein deutscher Zeichner, Karikaturist sowie Maler und einer der wichtigsten Mitarbeiter der Satirezeitschrift Simplicissimus. In der Malerei des Absolventen der Münchner Kunstakademie zeigt sich in der bevorzugten Darstellung von Jagd- und Reitsportbildern ein ästhetischer Spätimpressionismus.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Im Ersten Weltkrieg war der Künstler offizielles Mitglied des k. u. k.–Kriegspressequartiers und war als Kriegsmaler vom ersten bis zum letzten Kriegsjahr an verschiedenen Kriegsfronten eingesetzt.
- „Eduard Thöny wird am 9. Februar 1866 in Brixen, Südtirol, geboren. Er studiert an der Münchener Akademie, bildet sich zum Zeichner und Maler aus. Bekanntheit erlangt er als Karikaturist für die 1896 in München gegründete Zeitschrift ‚Simplizissimus‘, für die er über die Jahre rund 2500 Blätter gestaltet. Auf ihnen stellt er treffend die zeitgenössische Gesellschaft und das Militär dar. Die Satire offenbart sich häufig erst zusammen mit den beigeschriebenen Kommentaren - Thönys Kunst allein ist vorzügliche Genremalerei. 1904 begibt Thöny sich mit Ludwig Thoma und Rudolf Wilke zusammen auf große Reise durch das Mittelmeer: Marseille, Algier, Tunis, Neapel und Rom liegen auf ihrer Route. Mit dem Niedergang der gesellschaftlichen Relevanz des ‚Simplizissimus‘ sinkt mit den Jahren unverdientermaßen auch die Anerkennung von Thönys künstlerischer Leistung. Trotzdem finden Werke des Kunstprofessors noch zu Lebzeiten ihren Weg in die Graphischen Sammlungen der Museen.“[1]
Thöny war mit insgesamt 38 Werken auf den Großen Deutschen Kunstausstellungen im Münchner Haus der Deutschen Kunst vertreten (auch mit Großgemälde seiner Söhne Michael und Christian), darunter 1940 mit dem Ölgemälde „Westwallarbeiter“ (1941 ein Geschenk für Fritz Todt zum 50. Geburtstag) und 1943 mit dem Ölgemälde „Waffen-SS im Einsatz“.
Noch heute (Stand: 2017) hängen Eduard Thöny-Gemälde mit Waffen-SS-Motiven in der VS-amerikanischen Militärakademie Westpoint.
Familie
Thöny heiratete 1912 seine Verlobte Marie Wiesmüller aus München, die jedoch schwer erkrankte und schon 1913 verstarb. 1915 heiratete Witwer Thöny in zweiter Ehe Rosa Vierthaler, eine Nichte der Münchner Bildhauer Johann und Ludwig Vierthaler. Drei Kinder zwischen 1915 und 1918 geboren, entsprossen dieser Ehe.
- Sein Sohn Josef Thöny ( 27.8.1915) fiel am 28. März 1944 als Obergefreiter des Heeres an der Ostfront. Er ruht auf der Kriegsgräberstätte in Schatkowo; Endgrablage: Block 16, Reihe 12, Grab 313.
- Sein Sohn Michael „Michel“ Thöny diente bei der Waffen-SS, war u. a. Ordonnanzoffizier beim SS-Regiment „Westland“, Adjutant beim I. Bataillon/SS-Panzer-Grenadier-Regiment „Nordland“, Chef der 3. Kompanie/SS-Panzer-Grenadier-Regiment „Nordland“, Kompaniechef und Bataillonsführer beim SS-Regiment „Norge“ der 11. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“, Kampfgruppenführer (für den verwundeten Albrecht Krügel), zuletzt im Stab des VI. SS-Armeekorps und SS-Sturmbannführer der Waffen-SS.
- Sein jüngster Sohn Christian Thöny ( 21. März 1918), der so nach seinem Großvater, dem Holzbildhauer Christian Thöni (1836–1902) benannt wurde, war Leutnant der Luftwaffe und Flugzeugführer in der 8./Kampfgeschwader 77. Der Kampfflieger wurde seit dem 5. März 1941 als vermißt gemeldet, als seine Ju 88 A-5 (Werk-Nr.: 0554) nach einem Feindflug über dem Kanal nicht mehr zurückkehrte. Am 1. August 1944 wurde die Besatzung als gefallen gelistet. Mit Thöny fielen Beobachter Unteroffizier Karl Dittmann, Bordfunker Unteroffizier Paul Dannich und Bordschütze Unteroffizier Alois Beckmann.
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1922 Mitglied der Münchner Secession
- 1933 Ehrenmitglied der Akademie der Bildenden Künste
- 20. April 1938 von Adolf Hitler zum Professor ernannt
- 1941 erhielt er die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft
- Im August 1944 in die Gottbegnadeten-Liste aufgenommen
- 1964 wurde im Münchner Stadtteil Solln die Eduard-Thöny-Straße nach ihm benannt
Einzelausstellungen (Auswahl)
- Staatliche Graphische Sammlung München, 1928
- Kunstverein München, 1934
- Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 1941
- Galerie im Taxispalais, zus. mit Paul Flora, Innsbruck, 1966
- Kunstverein München, 1966.
- Dominikanergalerie, Bozen, 1966.
- Städtische Galerie, Lienz, 1967.
- Kunstverein, Konstanz, 1969.
- Kunsthalle Bremerhaven, 1969.
- Kunsthalle Nürnberg, 1969
- Museum Villa Stuck, München, 1986
- Wilhelm-Busch-Museum Hannover, 1987
- Schloss Maretsch, Bozen, 1987.
- Galerie im Taxispalais, Innsbruck, 1993.
- Rathausgalerie Brixen, 1995.
- Museum Moderner Kunst, Passau, 1997
- Olaf-Gulbransson-Museum Tegernsee, 1903
- Ansitz Rosengarten, Marktgemeinde Lana, 2004.
- Palais Liechtenstein, Feldkirch, 2004.
- Museum Kitzbühel, 2007.
- Wilhelm Busch – Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst, 2016.
Das zeichnerische Werk
- „Münchner Humoristische Blätter“, 1888–1895
- „Simplicissimus“, Jg. 1, 1896 bis Jg. 49, 1944.
- „Der Burenkrieg“, hrsg. von Ludwig Thoma, München, 1900.
- „Simplicissimus“-Kalender
- „Die Jugend“, 1920ff
Sammelbände
- „Der Leutnant“, München, 1899.
- „Thöny-Album“, München, 1900.
- „Militär“, München, 1901.
- „Vom Kadetten zum General“, München, 1906.
- „Der Bunte Rock“, München, 1910.
Buchillustrationen (Auswahl)
- Marcel Prevost „Pariser Ehemänner“, München, 1896.
- Karl Bleibtreu „Aspern“, München,1902
- Ludwig Thoma „Briefwechsel eines bayerischen Landtagsabgeordneten“, München, Band I 1909, Band II 1912.
- Oskar Maria Graf „Bayerisches Lesebücherl“, München, 1925.
- Sigmund Graff und Walter Bormann „3000 Worte Front-Deutsch“, Magdeburg, 1925.
- Walter Ziersch „Ludwig Thoma und die Münchner Stadt“, München, 1936.
- Kurt Huber und Paul Kiem „Oberbayrische Volkslieder“, München, 1937.
- Max Dingler „Die Türkenfahrer“, Erfurt, 1943.
- Josef Maria Lutz „Bayrisch“, München, 1950.
Umschlagentwürfe (Auswahl)
- Frank Wedekind „Fürstin Russalka“, München, 1897.
- Marcel Prévost „Fleurette“, München, 1898.
- Guy de Maupassant „Der Regenschirm“, München, 1898.
- Arthur Schnitzler „Die Frau des Weisen“, Berlin, 1901.
- Theodore Roosevelt „Jagdstreifzüge, Skizzen aus der nordwestlichen Prärie“, München, 1904.
- Oskar Maria Graf „Bayrisches Lesebücherl“, München, 1924.
Bildbände und Kataloge
- „Kokotten, Bauern und Soldaten“, hrsg. von Hans Reimann, Hannover, 1957.
- „Flott gelebt“, hrsg. von Jochen Heddergott, München, 1966.
- „Eduard Thöny 1866–1950“, Katalog Museum Villa Stuck München, Wilhelm-Busch-Museum Hannover, Schloss Maretsch Bozen, Bearb.: Dagmar von Kessel-Thöny, München, 1986/87
- „Berlin um 1900“, hrsg. von Dagmar von Kessel-Thöny, München, 2003.
- „Lyonel Feininger Caricature. Karikaturen Eduard Thöny“, hrsg. von Danilo Curti-Feininger, Bozen, 2003.
- „Eduard Thöny“, hrsg. von Dagmar von Kessel-Thöny, Vorwort Paul Flora, Lana, 2004.