Trotha, Thilo August Wolfgang Lothar von
Thilo August Wolfgang Lothar von Trotha ( 22. Februar 1874 in Straßburg, Reichsland Elsaß-Lothringen; 27. Mai 1929 in Hannover) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, der Schutztruppe und des Deutschen Heeres, zuletzt Major. Sein Vater war General der Infanterie und Schutruppenlegende Lothar von Trotha.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Chronologie
- 14.11.1892: Eintritt in die Armee als Fahnenjunker im Leib-Grenadier-Regiment „König Friedrich Wilhelm III.“ (1. Brandenburgisches) Nr. 8
- 17.6.1893: Portepée-Fähnrich
- 24.7.1894: Sekonde-Leutnant (Patent vom 14. Mai 1894)
- 18.8.1903: Oberleutnant
- 19.12.1903: zur Zeughausverwaltung nach Berlin komamndiert
- 16.5.1904: zur Schutztruppe und in den Stab seines Vaters versetzt
- u. a. Teilnahme an der Schlacht am Waterberg im Hottentottenkrieg
- 21.5.1906: nach seiner Rückkehr nach Deutschland dem „Kaiser Franz“ Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 in Berlin zugeteilt
- 20.12.1910: Hauptmann (ohne Patent) und Chef der 10. Kompanie/„Kaiser Franz“ Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2
- 27.1.1911: Patent als Hauptmann erhalten
- 21.4.1911: aus dem aktiven Militärdienst verabschiedet mit der Erlaubnis, die Uniform à la suite des „Kaiser Franz“ Garde-Grenadier-Regiments Nr. 2 zu tragen
- 1914 Hofmarschall von Wilhelm Friedrich Heinrich Prinz zu Wied, seit 21. Februar 1914 als „Wilhelm I.“ Fürst von Albanien
Fürstentum Albanien
Am 7. März 1914 wurde Durazzo (heute Durrës) für kurze Zeit zur Hauptstadt des Fürstentums Albanien erklärt. An diesem Tag traf das Fürstenpaar mit über 1.000 Kisten, Automobilen und Waffen in Durazzo ein und bezog den als recht eng und unbequem empfundenen Palast, genannt „Konak“, eine rasch renovierte Kaserne. In der Residenz herrschte ab sofort der deutsche Hochadelige und Rittmeister des 3. Garde-Ulanen-Regiments Wilhelm Prinz zu Wied, an seiner Seite seine Gemahlin Sophie Helene Cecilie, geb. Prinzessin von Schönburg-Waldenburg und vor allem Hofmarschall Hauptmann a. D. von Trotha.
Im Mai 1914 erhoben sich in Mittelalbanien mohammedanische Albaner, die eine Rückgliederung Albaniens an das Osmanische Reich forderten. Hofmarschall von Trotha streifte nicht selten mit einem Gewehr durch das Palais, zu den Putschisten gehörte auch der Innen- und Kriegsminister Essad Pascha, der die albanischen Truppen führte, die eigentlich die Rebellion niederschlagen sollten. Die ließen sich den Sold auszahlen, verschwanden in die Berge und wurden selbst zu Rebellen. In seiner Not initiierte Fürst Wilhelm die Gründung von Büros zur Anwerbung von Freiwilligen in Wien und Berlin. Einige davon trafen tatsächlich in Durazzo ein. Da eine solche Rekrutierung von Freischarlern nach deutschem Recht jedoch streng verboten war und die Anwerbung des Fürsten zu einem öffentlichen Skandal führte, ließ dieser alsbald verbreiten, er sei gegen eine solche Deutsche Legion, vielmehr wolle er sich der Organisation einer regulären Eingeborenen-Truppe zuwenden. Dies sollte dann der letzte Fehler in einer Kette der Nachgiebigkeit sein.
Ein Anschlag auf den Fürst war jeden Tag zu befürchten, es herrschte Anarchie (worüber sich die serbische Regierung in Belgrad, die auch Waffen lieferte, öffentlich sehr freute) dann wurde auch die neue Hauptstadt angegriffen. Oberst Thomson, einen Offizier der niederländischen Friedenstruppe und Chef der fürstlichen Gendarmerie, bleib in den Kämpfen vor dem Feind. Der Aufstand war schließlich erfolgreich. Fürst Wilhelm konnte sich nicht halten und verließ am 3. September 1914, einen Monat nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs, das Land, hatte jedoch nie abgedankt. Zwei Tage später marschierte Essad Pascha in Durazzo ein. Aus Sicht der Hohen Pforte in Konstantinopel agierte Essad als politischer Gelegenheitsmohammedaner, ferngesteuert von Belgrad und vollkommen in serbischen Händen. Die Albaner, die dem Fürstenhaus treu gedient hatten, waren nun dem Terror der Islamisten ausgesetzt.
Auch Thilo von Trotha verließ das Land, allerdings schon im August nach einvernehmlichen Rücktritt, und kam im Vaterland seiner patriotischen Pflicht als Offizier außer Diensten nach. Er hatte von Anfang an von Fürst Wilhelm eine härtere Gangart gegenüber den rebellischen Moslems im Land gefordert, was jedoch der Fürst abgelehnt hatte, was sich als Fehler herausstellen sollte.
Erster Weltkrieg
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde von Trotha reaktiviert und diente an der Kriegsfront, zuletzt beim Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 202, und wurde nach dem Krieg als Major verabschiedet.
Tod
Major a. D. Thilo von Trotha verstarb 1929 in Hannover, wo er zuletzt mit seiner Gemahlin wohnte. Sein jüngerer, ebenfalls in Straßburg geborener Bruder Hauptmann a. D. Ernst Eugen Emil Helmut von Trotha ( 21. Juni 1875) war im Jahr zuvor am 20. Januar 1928 in Bozen verstorben.
Familie
Thilo von Trotha war zweimal verheiratet:
- ∞ in Berlin am 12. Juni 1919 mit Ilse von Binzer aus Posen (1895–1980), die Ehe wurde jedoch schon am 27. Januar 1920 geschieden
- ∞ in Berlin am 2. Dezember 1920 mit Elsa Lindner aus Hannover ( 16. Juli 1885)
Auszeichnungen (Auszug)
- Zentenarmedaille
- Südwest-Afrika Denkmünze mit Gefechtsspangen
- Inhaber-Jubiläums-Medaille für Ausländer 1908
- Verliehen an die Offiziere der 10 ausländischen Regimenter, deren Inhaber der Kaiser von Österreich war, somit auch an die Offiziere des „Kaiser Franz“ Garde-Grenadier-Regiments Nr. 2.
- Krönungsmedaille des Prinzen Wilhelm zu Wied[1]
- Militärverdienstkreuz (Österreich), III. Klasse
- Franz-Joseph-Orden, Ritterkreuz
- Militärverdienstkreuz (Mecklenburg), II. Klasse (ggf. auch I. Klasse)
- Eisernes Kreuz (1914), II. (siehe Ordensspange), vermutlich auch I. Klasse
- Friedrichs-Orden, Ritterkreuz II. Klasse mit Schwertern
- Preußischer Kronenorden, IV. Klasse mit Schwertern