Thomalla, Georg
Georg Valentin Thomalla ( 14. Februar 1915 in Kattowitz, Oberschlesien; 25. August 1999 in Starnberg) war ein deutscher Schauspieler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jugend
Georg Thomalla wurde am 14. Februar 1915 als Sohn eines Justizbeamten in Kattowitz (Schlesien) geboren. Nach der Schule absolvierte er zunächst eine Lehre als Koch und machte seine Gesellenprüfung. 1932 vermittelte ihm sein Bruder in Hamburg eine Rolle in der Operette „Land des Lächelns“; über Wanderbühnen spielte er sich dann bis in die Berliner Boulevardtheater hoch.
Drittes Reich
In einem Boulevardtheater wurde er 1939 für die UFA entdeckt. Er begann zunächst mit kleinen Rollen, wo er zunächst wie in „Stukas“ (1941) schneidige Unteroffiziere verkörperte. Dann aber machte er 1942 als legeres Mitglied einer Musikkapelle in dem Käutner-Film „Wir machen Musik“ erstmals in größerem Ausmaß auf sein Talent aufmerksam.
Nachkriegszeit
Doch erst in der Nachkriegszeit, in dem Film „Fanfaren der Liebe“ (1951), kam Thomallas Spieltemperament voll zur Geltung und machte ihn zum Filmhelden. Seine auch in turbulenten Klamaukszenen stets reservierte Komik spielte Thomalla wechselnd in Hauptrollen wie z. B. 1953 als junger Ministerialbeamter Paul Norman in der Benatzky-Verfilmung „Bezauberndes Fräulein“ und kleineren, profilierten Nebenrollen aus.
Er trat 1957 die Nachfolge von Hermann Thimig als gehemmter, erfolgloser Varietékünstler in „Viktor und Viktoria“ – die Erstverfilmung hatte Reinhold Schünzel 1933 inszeniert – an und kreierte 1958 in „Die Sklavenkarawane“ oder „Der Löwe von Babylon“ (1959), frühen Vorläufern der bundesdeutschen Karl-May-Filmwelle, einen in seiner naiven Schläue sehr komischen Hadschi Halef Omar.
Während Thomalla in anspruchsvollen Aufgaben wie seinem treu ergebenen Buchhalter Vittgers in „Bei Pichler stimmt die Kasse nicht“ (1961) seine Begabung für tragikomisches Spielmaterial nur selten beweisen konnte, entwickelte er sich in zahllosen Lustspielen zum Aushängeschild des deutschen Unterhaltungsfilms der 50er Jahre.
Im darauffolgenden Jahrzehnt blieb er durch seine Mitwirkung in den „Lümmel“- und anderen Lustspielwellen äußerst populär, ehe er zum Fernsehen abwanderte und sich mit „Personality-Shows“ in den 70er und 80er Jahren behauptete. 1988 erschienen seine Memoiren „In aller Herzlichkeit“. Als Thomalla 1999 verstarb, ging mit ihm die deutsche Stimme Jack Lemmons. Thomalla hatte Lemmon seit 1957 synchronisiert und war mit ihm eine in der Synchronbranche beispiellose und einzigartige Verbindung eingegangen.
Als Theaterschauspieler feierte Thomalla ebenfalls große Erfolge; Anfang der 70er Jahre beispielsweise stand er in verschiedenen deutschen Städten mehr als 900 Mal in Curt Flatows Boulevardstück „Der Mann, der sich nicht traut“ auf der Bühne. Unvergessen bleiben auch seine Rollen in den Stücken „Die Durchreise“ und „Das Geld liegt auf der Bank“.
Der Schauspieler lebte bis zu seinem Tod am 25. August 1999 in Badgastein, war mit der Hotelierstochter Margit Mayrl verheiratet und hatte zwei Söhne; er verstarb an Herzversagen in einem Starnberger Krankenhaus, er wurde 84 Jahre alt. Thomalla hatte sich im Februar bei einem Sturz in seiner Münchner Wohnung das Hüftgelenk gebrochen. Daraufhin hatte er mehrmals operiert werden müssen, darunter auch an der Gallenblase. Sein Gesundheitszustand hatte sich durch eine Lungenentzündung noch verschlechtert, an deren Folgen er verstarb. Thomalla liegt auf dem Friedhof von Bad Gastein begraben.
Thomalla, einer der originellsten und beliebtesten Charakterkomiker des deutschen Films nach 1945, überzeugte sowohl im Grotesken durch körperliche Agilität als auch durch seine sprachliche Virtuosität, mit der er gleichermaßen Pointen trocken zu setzen, Schnoddrigkeit sympathisch und natürlich zu vermitteln und Gefühlvolles unsentimental auszudrücken vermochte.
Auszeichnungen
- 1971: Goldener Bildschirm
- 1976: Goldener Vorhang des Berliner Theaterclubs e. V.
- 1977: Oberschlesischer Kulturpreis der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen
- 1983: Goldener Vorhang
- 1984: Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film
- 1985: Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
Filmographie
- 1939: Ihr erstes Erlebnis
- 1940: Der Kleinstadtpoet
- 1941: Stukas
- 1941: Jungens
- 1942: Wir machen Musik
- 1943: Besatzung Dora
- 1944: Tierarzt Dr. Vlimmen
- 1944: Der große Preis
- 1944: Nora
- 1944: Ein schöner Tag
- 1945: Heidesommer
- 1945: Die tolle Susanne
- 1945: Solistin Anna Alt
- 1946: Sag’ die Wahrheit
- 1946: Peter Voss, der Millionendieb
- 1947: Herzkönig
- 1949: Der Große Fall
- 1949: Der Brandner Kaspar
- 1949: Man spielt nicht mit der Liebe
- 1949: Um eine Nasenlänge
- 1950: Drei Mädchen spinnen
- 1950: Maharadscha wider Willen
- 1950: Eine Nacht im Separe
- 1951: Schwarze Augen
- 1951: Königin einer Nacht
- 1951: Fanfaren der Liebe
- 1952: Tanzende Sterne
- 1952: Mikosch rückt ein
- 1952: Der keusche Lebemann
- 1952: Der Fürst von Pappenheim
- 1952: Meine Frau macht Dummheiten
- 1952: Ein ganz großes Kind
- 1953: Damenwahl
- 1953: Bezauberndes Fräulein
- 1953: Fanfaren der Ehe
- 1953: Der Onkel aus Amerika
- 1954: Fräulein vom Amt
- 1954: Die sieben Kleider der Katrin
- 1954: Viktoria und ihr Husar
- 1954: Bei Dir war es immer so schön
- 1955: Himmel ohne Sterne
- 1955: Solang’ es hübsche Mädchen gibt
- 1956: Ein Mann muß nicht immer schön sein
- 1956: Musikparade
- 1956: Meine Tante, deine Tante
- 1957: Junger Mann, der alles kann
- 1957: Tante Wanda aus Uganda
- 1957: Viktor und Viktoria
- 1957: Das Glück liegt auf der Straße
- 1957: Ein Stück vom Himmel
- 1958: Das haut einen Seemann doch nicht um
- 1958: Die Sklavenkarawane
- 1958: Oh, diese Ferien
- 1958: Scampolo
- 1959: Paprika
- 1959: Der Löwe von Babylon
- 1959: Laß mich am Sonntag nicht allein
- 1960: Das Spukschloß im Spessart
- 1960: Juanito
- 1961: Bei Pichler stimmt die Kasse nicht
- 1961: Ramona
- 1961: Der Traum von Lieschen Müller
- 1961: Adieu, Lebewohl, Goodbye
- 1962: Die Försterchristel
- 1962: Schneewittchen und die sieben Gaukler
- 1962: … und ewig knallen die Räuber
- 1962: Der Vogelhändler
- 1963: Mit besten Empfehlungen
- 1964: Erzähl mir nichts
- 1964: Lausbubengeschichten
- 1965: Tante Frieda – Neue Lausbubengeschichten
- 1966: Unser Pauker (Fernsehfamilienserie in 20 Folgen im ZDF)
- 1966: Ich suche einen Mann
- 1967: Wenn Ludwig ins Manöver zieht
- 1968: Immer Ärger mit den Paukern
- 1968: Die Lümmel von der ersten Bank – Zur Hölle mit den Paukern
- 1969: Unser Doktor ist der Beste
- 1969: Hilfe, ich liebe Zwillinge
- 1969: Herzblatt oder Wie sag’ ich’s meiner Tochter?
- 1970: Hurra, unsere Eltern sind nicht da
- 1970: Nachbarn sind zum Ärgern da
- 1970: Unsere Pauker gehen in die Luft
- 1971: Hochwürden drückt ein Auge zu
- 1971: Verliebte Ferien in Tirol
- 1971: Einer spinnt immer
- 1971: Hurra, wir sind mal wieder Junggesellen!
- 1972: Mensch, ärgere dich nicht
- 1972: Immer Ärger mit Hochwürden
- 1972: Meine Tochter – Deine Tochter
- 1972: Kinderarzt Dr. Fröhlich
- 1973: Wenn jeder Tag ein Sonntag wär
- 1973: Crazy – total verrückt
- 1974: Auch ich war nur ein mittelmäßiger Schüler
- 1978: Der Tiefstapler
- 1979: Schimpo, was macht ein Aff’ in Afrika
- 1989: Der Tüftler (Serie des NDR)
- 1992: Lilien auf der Bank
Synchronsprecher
Georg Thomallas etwas kippelige Stimme wurde das Markenzeichen vieler Schauspieler in der deutschen Synchronfassung. Unter anderem synchronisiserte er Peter Sellers in den meisten Filmen der „Inspektor-Clouseau“-Reihe sowie Jack Lemmon in diversen Filmen.
- 1935: Skandal in der Oper (A Night at the Opera)