Virchow, Rudolf

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Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. Rudolf Ludwig Carl Virchow; Mit seiner Zellularpathologie entfaltete er weit über Deutschland hinaus seine Wirkung. Seine Forderung, nicht nur ihm, sondern auch an anderen Stellen, Institute für die Krankheitsforschung zur Verfügung zu stellen, war eine entscheidende Hilfe für die Entwicklung zur Errichtung der ersten Pathologischen Institute im ganzen Reiche. Er begleitete Heinrich Schliemann (1822-1890) bei dessen Ausgrabungen von Troja, gründete und leitete die Deutsche Anthropologische und die Deutsche Pathologische Gesellschaft. Er besaß mehrfache Mitgliedschaften ausländischer Akademien und Gesellschaften, war vielfacher Ehrendoktor und 43. Ehrenbürger Berlins. Auch seine politische Laufbahn ist für einen Wissenschaftler ungewöhnlich: Berliner Stadtverordneter (1859), Mitbegründer der Fortschrittspartei und Wahl in den Preußischen Landtag (1860), Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses (1861) und des Deutschen Reichstages (1880 bis 1893).

Rudolf Ludwig Karl Virchow (Lebensrune.png 13. Oktober 1821 in Schivelbein, Kreis Belgard; Todesrune.png 5. September 1902 in Berlin) war ein deutscher Arzt, Sanitätsoffizier und Hochschullehrer sowie neuzeitlicher „Vater der modernen Pathologie“ und „Papst der Berliner Medizin“.

Leben

Virchow beschäftigte sich als junger Mann in den Jahren 1843 und 1844 mit Studien zur Geschichte seiner Vaterstadt Schivelbein in Pommern. Drei Aufsätze (über das Karthaus in Schivelbein, zur Geschichte von Schivelbein, Schivelbeiner Altertümer) erschienen damals oder etwas später in den „Baltischen Studien“. Diese wurden von der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde später als Buch erneut gedruckt. Das Büchlein enthält auch ein Bild Virchows im 28. Lebensjahr.
1845 beschrieb Virchow „Weißes Blut“ bei Blutkrebs, dessen Namen „Leukämie“ er ab 1847 prägte. Auch die Bezeichnungen Thrombose und Embolie gehen auf ihn zurück.
Virchow war u. a. Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften, der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte der Leopoldina sowie mehrfache Mitgliedschaften in ausländischen wissenschaftlichen Akademien und Gesellschaften.

Zu seinem Wirken heißt es:[1]

„Rudolf Virchow wurde am 13. Oktober 1821 zu Schivelbein in Pommern geboren. Er studierte an der Berliner Universität Medizin, wurde 1846 Prorektor an der Charite und 1847 Privatdozent. Im Jahre 1848 schloß er sich der politischen Bewegung an, er bekannte sich offen als Demokrat und trat energisch in Wort und Schrift für eine medizinische Reform ein. Diese politische Betätigung hatte zur Folge, daß er Ostern 1849 vorübergehend seiner Stelle an der Berliner Universität entsetzt wurde. Um so freudiger nahm er im Herbste desselben Jahres einen Ruf an die Universität Würzburg an, zu deren hervorragendsten Lehrern er bald gehörte. […] Nach siebenjähriger Tätigkeit in Würzburg wurde Virchow im Herbste 1856 an die Berliner Universität zurückgerufen, an der er nun als Direktor des pathologischen Institutes bis zu seinem am 5. September 1902 erfolgten Tode wirkte.“

Kurzchronologie

  • 1835 – 1839 Besuch des Gymnasiums in Köslin
  • 1839 – 1843 Studium der Medizin an der 1795 gegründeten Berliner Pépinière (medizinische Internatsschule für Militärärzte), die 1818 den Namen „Medizinisch-chirurgisches Friedrich-Wilhelms-Institut“ erhielt
  • 1843 Anstellung als Kompanie-Chirurg an der Charité
  • 28. Oktober 1843 promoviert zum Dr. med.
    • Verteidigung der Promotion in Medizin bei Johannes Müller, Thema: „De rheumate praesertim corneae“
  • 1844 – 1846 Assistent bei Robert Friedrich Froriep an der Prosektur der Charité in Berlin
  • 11. März 1846 – 1849 Nach Frorieps Ausscheiden als Prosektor der Charité übernahm Virchow zunächst kommissarisch die Leitung der Prosektur und des "Pathologisch-anatomischen Cabinets der Charité".
  • 1847 Habilitation in Berlin, Thema: „De osseficatione pathologica“.
  • 1847 – 1848 Dozentur an der Pathologie der Charité
  • 1847 – 1852 Herausgabe der Fachzeitschrift „Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medicin“, das sog. „Virchow Archiv.“ Mitbegründer: Benno H. E. Reinhardt
  • 1848 Virchow untersucht im Auftrag der Regierung eine Typhusepidemie in Oberschlesien.
  • 10. Juni 1848 – 29. Juni 1849 Virchow setzte sich für die Verbesserung des Medizinalwesens ein und zu diesem Zweck erfolgte die Herausgabe der Zeitschrift „Die Medicinische Reform“ gemeinsam mit Rudolph Leubuscher.
  • 26. Oktober 1848 – 31. Oktober 1848 Teilnahme am Demokratischen Kongreß in Berlin
  • 1849 – 1849 Aufgrund seines politischen Engagements und der Mißachtung der Neutralitätspflicht für Offiziere verliert Virchow seine Stelle an der militärärztlichen Akademie.
  • 1849 – 1849 Berufung auf den Lehrstuhl für Pathologie an die Universität in Würzburg.
  • 1849 – 1856 Ordinarius für pathologische Anatomie an der Universität in Würzburg. Virchow entwickelte hier die Grundzüge seiner Zellularpathologie.
  • 1852 Herausgabe einer Untersuchung über die sozialen Aspekte des Gesundheitswesens: „Die Noth im Spessart“
  • 1852 – 1902 Mitglied der Deutschen Akademie für Naturkunde, Leopoldina
  • 1854 – 1867 Herausgabe des sechsbändigen „Handbuchs der speciellen Pathologie und Therapie“
  • 1856 – 1902 Anläßlich seiner Berufung an die Charité Berlin hatte Virchow ein eigenes Institut für Pathologie gefordert. Dem wurde entsprochen und er übernahm die Direktion dieser Einrichtung. Zur selben Zeit begann er mit dem Aufbau einer pathologischen Sammlung.
  • 1856 – 1902 Ordentlicher Professor für den neu gegründeten Lehrstuhl für Pathologische Anatomie und Allgemeine Pathologie (Pathophysiologie) an der Friedrich Wilhelms Universität Berlin
  • 10. Februar 1858 – 27. Juni 1858 Im Sommersemester bedeutende Vorlesungen über „Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre“ abgehalten. Wurde später veröffentlicht.
  • 1859 – 1902 Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung. Virchow setzt sich u. a. für den Bau von Krankenhäusern und für die Erhebung medizinischer Daten ein.
  • 1860 Wahl in den Preußischen Landtag.
  • 1861 Mitbegründer der Deutschen Fortschrittspartei neben Theodor Mommsen.
  • 1862 – 1863 30 Vorlesungen über „Die krankhaften Geschwülste“ abgehalten. Erschien später in Buchform.
  • 1862 – 1867 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses für die Fortschrittspartei. Virchow fordert u. a. den Ausbau der öffentlichen Sozialfürsorge. Auf seine Initiative erhält Berlin als eine der ersten europäischen Großstädte eine Kanalisation mit zentraler Wasserversorgung und -entsorgung.
  • 1865 Nach einer Budget-Debatte im Preußischen Landtag wurde Virchow von Otto von Bismarck, damals preußischer Ministerpräsident, zum Duell gefordert, das er ausschlug.
  • 1867 – 1868 Dekan der Medizinischen Fakultät an der Charité Berlin
  • 1869 Gründer der „Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte“ (Vorstandsvorsitzender)
  • 1872 – 1873 Dekan der Medizinischen Fakultät an der Charité Berlin.
  • 1872 – 1902 Vorsitzender der Rechnungskommission des Preußischen Landtags
  • 1873 – 1902 Mitglied der „Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften“
  • 1876 – 1877 Dekan der Medizinischen Fakultät an der Charité Berlin
  • 1. März 1879 – 1. April 1879 Teilnahme an den Troja-Grabungen Heinrich Schliemanns
  • 1880 – 1893 Mitglied des Reichstages
  • 1882 – 1882 Selbständige Forschungen im Kaukasus
  • 1886 – 1888 Mitbeteiligung an der Gründung des Ethnologischen Museums und des Völkerkundemuseums in Berlin
  • 1888 – 1888 Gemeinsame Ägypten-Expedition mit Heinrich Schliemann und Georg Schweinfurth
  • 1890 Antrag Virchows an die preußische Regierung auf den Bau eines Museumsgebäudes für die ca. 19.000 pathologisch-anatomischen Präparate
  • 1891 Virchow erhielt die Ehrenbürgerschaft Berlins. Seine Freunde stifteten ihm aus diesem Anlaß eine Goldmedaille von 2,3 kg Gewicht.
  • 1892 – 1893 Rektor an der Friedrich Wilhelms Universität
  • 1899 Verleihung der Helmholtz-Medaille
  • 27. Juni 1899 Eröffnung des „Pathologischen Museums“ von Virchow in dem neuen Museumsgebäude an der Charité mit 20.833 Ausstellungsstücken.
  • 1901 – 1901 Mitglied der Friedensklasse des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste
  • 12. Oktober 1901 Anläßlich Virchows 80. Geburtstag wurde am Vortag seine Marmorbüste, von dem Bildhauer Hans Arnoldt geschaffen, im Hörsaal des Pathologischen Museums feierlich enthüllt. Anschließend fand sie im Ausstellungsbereich an exponierter Stelle ihren Platz.
  • 4. Januar 1902 Bei einem Unfall zog sich Virchow eine Schenkelhals-Fraktur zu.[2]

Einführung

Kurze Einführung in Leben und Werk:[3]

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Ehrung zum 70.

Zum 70. Geburtstag:[4]
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Tod

Prof. Dr. Virchow verstarb an den Spätfolgen der Schenkelhals-Fraktur von Januar 1902. In einem Nachruf[5]heißt es:
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Werke (Auswahl)

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  • Die Urbevölkerung Europa’s (PDF-Datei)
  • Darstellung der Lehre von den Trichinen, mit Rücksicht auf die dadurch gebotenen Vorsichtsmaßregeln, für Laien und Aerzte (PDF-Datei)
  • Mittheilungen über die in Oberschlesien herrschende Typhus-Epidemie (PDF-Datei)
  • Hundert Jahre allgemeiner Pathologie (PDF-Datei)
  • Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge (In Auswahl auf Archive.org)
  • Die Einheitsbestrebungen in der wissenschaftlichen Medicin (PDF-Datei)
  • Gesammelte Abhandlungen zur wissenschaftlichen Medicin (PDF-Datei)
  • Ueber die Natur der constitutionell-syphilitischen Affectionen (PDF-Datei)
  • Ueber die Kanalisation von Berlin. Gutachen der Königl. wissenschaftlichen Deputation für das Medicinalwesen nebst einem Nachtrage mit zusätzlichen Bemerkungen (PDF-Datei)
  • Canalisation oder Abfuhr? Eine hygienische Studie (PDF-Datei)
  • Göthe als Naturforscher und in besonderer Beziehung auf Schiller, eine Rede nebst Erläuterungen (PDF-Datei)
  • Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medizin (In Auswahl auf Archive.org)
  • Die krankhaften Geschwülste; dreissig Vorlesungen (In Auswahl auf Archive.org)
  • Die Sections-Technik im Leichenhause des Charité-Krankenhauses (PDF-Datei)
  • Reinigung und Entwässerung Berlins (PDF-Datei)
  • Der erste Sanitätszug des Berliner Hülfs-Vereins für die deutschen Armeen im Felde 1870 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie (In Auswahl auf Archive.org)
  • Die Noth im Spessart: eine medicinisch-geographisch-historische Skizze : vorgetragen in der Physicalisch-Medicinischen Gesellschaft in Würzburg am 6. und 13. März 1852 (PDF-Datei)
  • Johannes Müller, eine Gedächtnissrede. Gehalten bei der Todtenfeier am 24. Juli 1858 (PDF-Datei)
  • Gedächtnissrede auf Joh. Lucas Schönlein. Gehalten am 23. Januar 1865 (PDF-Datei)
  • Ueber die Erziehung des Weibes für seinen Beruf: Eine Vorlesung gehalten am 20. Februar 1865 (PDF-Datei)
  • Ueber die nationale Entwickelung und Bedeutung der Naturwissenschaften. Rede gehalten in der zweiten allgemeinen Sitzung der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Hannover am 20. September 1865 (PDF-Datei)
  • Ueber Nahrungs- und Genußmittel: Vortrag, gehalten im Saale des Berliner Handwerker-Vereins 1868 (PDF-Datei)
  • Ueber den Hungertyphus und einige Verwandte Krankheitsformen: Vortrag gehalten am 9 Februar 1868 (PDF-Datei)
  • Die siamesischen Zwillinge. Vortrag gehalten vor der Berliner medicinischen Gesellschaft am 14. März 1870 (PDF-Datei)
  • Die Fortschritte der Kriegsheilkunde besonders im Gebiete der Infectionskrankheiten. Rede, gehalten zur Feier des Stiftungstages de militär-ärztlichen Bildungs-Anstalten am 2. August 1874 (PDF-Datei)
  • Die Freiheit der Wissenschaft im modernen Staat: Rede gehalten in der dritten allgemeinen Sitzung der fuenfzigsten Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Muenchen am 22. September 1877 (PDF-Datei)
  • Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre (PDF-Datei)
  • Vier Reden über Leben und Kranksein (PDF-Datei)
  • Morgagni und der anatomische Gedanke, Rede gehalten am 30. März 1894 (PDF-Datei)
  • Briefe an seine Eltern, 1839 bis 1864 (PDF-Datei)

Literatur

  • Paul Diepgen: Rudolf Virchow, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hg.): Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie. Propyläen Verlag, Berlin, 4 Bde. 1935–1937, 1 Ergänzungsbd. 1943; Fünfter Band, S. 368–375
  • Wolf Becher: Rudolf Virchow; eine biographische Studie (1891) (PDF-Datei)
  • Carl Posner: Rudolf Virchow (1921) (PDF-Datei)
  • Wilhelm von Waldeyer-Hartz: Gedächtnissrede auf Rudolf Virchow (1903) (PDF-Datei)
  • Johannes Orth: Gedächtnissrede auf Rudolf Virchow Gehalten in der Gesellschaft der Charité-Aertze am 6. November 1902 (PDF-Datei)
  • Felix Jacob Marchand: Rudolf Virchow als Pathologe (1902) (PDF-Datei)

Verweise

Fußnoten

  1. Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich, Band 47, 1902, S. 441 (Netzbuch) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  2. Biografie, Rudolf Virchow
  3. Max Neuburger: Handbuch der Geschichte der Medizin, Band 2, 1903, S. 536ff: (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  4. Henry Potonié, Felix Koerber: Naturwissenschaftliche Wochenschrift, Band 6, 1891, No. 41, S. 411ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  5. Globus, Band 82, 1902, No. 11, S. 165ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!