Schivelbein

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Schivelbein

Wappen
Staat: Deutsches Reich
Gau: Pommern
Landkreis: Schivelbein
Provinz: Pommern
Einwohner (1939): 9.726
Koordinaten: 53° 46′ N, 15° 47′ O
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Schivelbein befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von Polen vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.

Schivelbein ist eine deutsche Stadt im Kreis Schivelbein in Pommern.

Lage

Schivelbein liegt am linken Ufer des Flusses Rega an den nordwestlichen Ausläufern der Pommerschen Schweiz. Im Norden erstreckt sich ein großes Waldgebiet mit dem 176 m hohen Klorberg. Stettin ist etwa 100 km entfernt, die Ostsee bei Kolberg erreicht man nach 44 km.

Geschichte

Schivelbein hat in seiner fast siebenhundertjährigen Geschichte mehrmals die herrschaftliche Zugehörigkeit gewechselt. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts gehörte das Gebiet um Schivelbein zum Einflußbereich des pommerschen Herzogs Barnim I. Im Jahre 1248 übereignete der Herzog einen Teil seines Landes, zu dem auch das Schivelbeiner Gebiet gehörte, an den Bischof Hermann von Kammin.

Zur gleichen Zeit bemühten sich die brandenburgischen Markgrafen, die von ihnen beherrschte Neumark nach Norden auszudehnen. So kam es dazu, daß der Kamminer Bischof schon zwanzig Jahre später das Schivelbeiner Gebiet an die Brandenburger weiterverkaufte. 1319 erwarb die Familie Wedell die Stadt Schivelbein, mußte sie aber, nachdem sie verarmt war, 1384 an den Deutschen Ritterorden abtreten. Nach einem erneuten Verkauf 1455 kam die Stadt dann wieder nach Brandenburg, und danach dauerte es dann gut 360 Jahre, ehe Schivelbein nach der preußischen Verwaltungsreform von 1816 wieder zu Pommern kam. Dort war es dann zunächst Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises, ehe es nach einer abermaligen Gebietsreform in den Landkreis Belgard eingegliedert wurde.

Anhand eines Siegels, das die Jahreszahl 1296 trägt, ist belegt, daß Schivelbein zu dieser Zeit bereits als Stadt existierte. Seine Geschicke wurden von einem von der Bürgerschaft gewählten Rat geleitet. Es muß der Stadt wirtschaftlich gut gegangen sein, denn in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurden eine massive Stadtbefestigung und die Marienkirche errichtet. Nach der Übernahme durch den Deutschen Orden verschlechterten sich jedoch die Verhältnisse. Der Orden war nicht in der Lage, die Stadt vor den dauernden Überfällen der Raubritter zu schützen, so daß sich die Bürger an den brandenburgischen Kurfürsten um Hilfe wandten.

So kam es dazu, daß Schivelbein 1455 wieder unter brandenburgische Herrschaft kam. Die ungünstige Lage, das Schivelbeiner Land war von drei Seiten von Pommern eingegrenzt, beeinträchtigte den Handel allerdings weiterhin, doch herrschte wenigstens über 150 Jahre Frieden. Die Bevölkerungszahl nahm deutlich zu, und mit den schließlich 74 entstandenen Brauereien entwickelte sich Schivelbein zu einer der bedeutendsten Braustädte der Region. Stadtbrände verhinderten jedoch immer wieder ein weiteres Aufstreben, so zerstörte 1619 ein Feuer die gesamte Innenstadt samt Kirche.

Noch schwerer traf es die Stadt im Dreißigjährigen Krieg. Sie geriet zwischen die Fronten der schwedischen und kaiserlichen Truppen, und im Kampf um das Schivelbeiner Schloß ging die Stadt in Flammen auf. Mit dem Komtur Georg von Winterfeld flüchteten viele Bürger nach Polen, und am Ende des Krieges waren von ehemals etwa 250 Wohnhäusern noch höchstens 30 übrig. Nach der erfolgten Beseitigung der Kriegsschäden, verwüstete 1689 ein Brand die Stadt. Der Wiederaufbau mit Hilfe durch den brandenburgischen Kurfürsten und später durch König Friedrich Wilhelm I. wurde erst gegen 1720 abgeschlossen. Zu dieser Zeit lebten um die 500 Menschen in der Stadt.

Mit der strukturellen Erholung Schivelbeins entwickelten sich auch Handel und Gewerbe positiv. Die Tuchmacher wurden zur führenden Zunft, gefolgt von den Schuhmachern. Schon zur Mitte des 18. Jahrhunderts hatte sich die Bevölkerungszahl verdoppelt. Erneute Rückschläge kamen mit dem Siebenjährigen Krieg durch russische Besetzung und den napoleonischen Kriegen mit französischen Truppen in der Stadt. Durch geschicktes Finanzgebaren des Schivelbeiner Magistrates, der unter anderem große Teile des städtischen Landbesitzes verkaufte, konnte nach 1815 die Weiterentwicklung der Stadt vorangetrieben werden. Die bisher einer Ausbreitung der Stadt in Wege gestandenen Befestigungsanlagen wurden abgetragen und es entstanden neue Siedlungsgebiete.

Innerhalb von fünfzig Jahren verfünffachte sich die Bevölkerungszahl auf über 5.000 Einwohner (1875: 5.638). War Schivelbein bisher überwiegend eine Ackerbürgerstadt gewesen, verlagerte sich der Schwerpunkt nun zu einem pulsierenden Handelsplatz. Dazu trugen auch der Bau der neuen Chaussee nach Stargard bei, der 1848 abgeschlossen war, sowie der Bahnanschluß, der 1859 erfolgte. Eine Bereicherung für die Stadt war die Gründung der Landwirtschaftsschule, die im Jahre 1877 erfolgte. Der Erste Weltkrieg richtete in Schivelbein keine Schäden an, und 1925 hatte sich die Zahl der Einwohner auf 8.428 erhöht. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gab es nochmals eine Steigerung auf 9.726 (1939). Anfang 1945 begaben sich die Einwohner Schivelbeins vor den anrückenden sowjetischen Truppen auf die Flucht. Infolge der Kampfhandlung wurde fast die gesamte Innenstadt zerstört, nur das Schloß, die Stadtkirche und das Steintor blieben verschont.

Unter polnischer Annexion

Nachdem die Stadt vorübergehend unter polnische Verwaltung gestellt wurde, zogen in die unbeschädigten Häuser der Außenbezirke polnische und ukrainische Zuwanderer ein, die anfänglich aus Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen.

Bauwerke

Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wurde die frühere Altstadt zum größten Teil mit Plattenbauten neubebaut – nur wenige Bürgerhäuser blieben erhalten. Dagegen wurden die Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt wiederhergestellt.

  • Die Marienkirche ist eine dreischiffige Backsteinbasilika aus dem 14. Jahrhundert, die 1947–1950 mit schlichtem Pyramidenturmhelm wiederaufgebaut wurde.
  • Das frühmittelalterliche Schloß Schivelbein mit seinem aus Findlingen gebauten Hauptgebäude sowie das Steintor sind weitere Beispiele der Backsteingotik.
  • Der Bismarckturm im Stadtpark am Ortsende Richtung Dratzigsee.

Bekannte, in Schivelbein geborene Personen

Literatur

  • Werner Reinhold: Chronik der Städte Belgard, Polzin und Schivelbein und der zu beiden Kreisen gehörigen Dörfer, 1862 (Netzbuch)
  • Die Pommersche Zeitung 18/2008: Zeitzeuge aus Schivelbein – vom März bis November 1945 (PDF-Datei)