Brähler, Werner

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RAD-Arbeitsmann Brähler

Werner Brähler (Lebensrune.png 18. April 1925 in Witten; Todesrune.png 26. Februar 2018) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Leutnant des Heeres während des Zweiten Weltkrieges und Buchautor in der Nachkriegszeit.

Werdegang

Werner Brähler in seiner ersten Militäruniform
Werner Brähler mit seiner Schwester während des ersten Urlaubes

Reichsarbeitsdienst

Der 1925 geborene Werner Brähler war von April bis Juni 1943 Arbeitsmann der RAD-Abteilung in Lendringsen/Sauerland.

Zweiter Weltkrieg

Nach dem Einzug zur Wehrmacht im Juli 1943 war er ein aktiver Offiziersbewerber (AOB). Im Dezember 1944, nach der ersten Zwischenbeurteilung der Fahnenjunkerschule V der Infanterie in Posen, wurde er zum Fahnenjunker-Feldwebel befördert. Brähler über seinen Bataillonskommandeur Alfred Rutkowski:

„Ich machte mich auf den Weg zum Bataillonsgefechtsstand, einem Holzbunker, dem eine Terrasse vorgebaut war. Es war ein wunderschönes Sommerwetter. An einem Tisch auf dieser Terrasse saß der Kommandeur, Hauptmann d. Res. Alfred Rutkowski. Nach meiner Meldung bat er mich neben ihm Platz zu nehmen. Nach einigen Fragen über mein woher und welche Ausbildung ich gehabt hätte, forderte er mich auf, zuerst einen Brief nach Hause, an meine Eltern zu schreiben, damit sie 116 wüßten, daß ich gut angekommen wäre. Ich stellte fest, daß dieser Kommandeur - übrigens ein Ostpreuße - zu mir sehr freundlich war, das Gespräch ganz locker und zwanglos führte, und offensichtlich keinen Wert auf den uns anerzogenen ‚Kasino-Drill‘ gegenüber Vorgesetzten legte. Er gab mir sogar das Schreibpapier und ich begann meinen Brief damit, daß ich in der oberen linken Ecke eine stilisierte Blume malte. Er sah das, und fragte mich, ob ich immer meine Briefe so ausmalen würde? Ich bekräftigte das. Er wußte natürlich nicht, daß ich mit meinem Vater vorher vereinbart hatte, meine Briefe bei ruhiger Frontlage mit einer Blume zu kennzeichnen, bei schwieriger Frontlage mit einem Kaktus. Man durfte ja nicht schreiben in welchem Frontabschnitt man sich befand. Dennoch waren meine Eltern in etwa informiert, da von dem Standort Herford aus alle Soldaten zum Nordabschnitt der Rußlandfront kamen.“[1]

Bombenterror

Zum Bombenterror schreibt er:

„Im Dezember 1944 – nach der ersten Zwischenbeurteilung – wurden wir zum Fahnenjunker-Feldwebel befördert und angewiesen, unsere Offiziersuniform beim Schneider zu bestellen. Dafür benötigten wir natürlich Geld, welches wir von unseren Eltern anforderten. Es war am 10. Dezember, als meine Eltern mir schrieben, dass sie das Geld überwiesen hätten. Zwei Tage später unternahmen die Alliierten einen großen Bombenangriff auf meine Heimatstadt Witten. Ich erhielt zeitverzögert ein paar Tage später ein Telegramm: ‚Haus total zerstört, alles verloren, Mutter verletzt.‘ Mir wurde daraufhin Urlaub bis zum 01. Januar 1945, 24.00 Uhr genehmigt. Am 22. Dezember traf ich in Witten ein, ging durch die stark zerstörte Innenstadt. Überall noch Schwelbrände und rauchende Trümmer bis zu unserem Haus. Es war bis auf die Grundmauern zerstört. Auf den Mauerresten am Haustüreingang waren Kreidenotizen angebracht. Hier stand, dass meine Eltern noch lebten, jedoch nicht, wo ich sie finden könnte. Nach stundenlangem Suchen fand ich meine Mutter in einem Vorort wieder. Sie war die Letzte, die aus dem brennenden Keller des Hauses gerettet wurde. Es war ein trauriges Wiedersehen. Die gesamte Einrichtung inkl. Wertgegenstände, Fotos und Papiere konnten nicht gerettet werden. Innerhalb von Minuten war alles vernichtet.“

Ostfront

Zur Ostfront 1945 schreibt er:

„Inzwischen hatte sich die Lage an der Ostfront weiter zugespitzt. Am 12. Januar 1945 begann die große russische Offensive aus dem Brückenkopf Baranow an der Weichsel. Es gab drei Stoßrichtungen: Im Norden die Eroberung Ostpreußens, in der Mitte der Großangriff in Richtung Oder und Berlin und im Süden in Richtung Schlesien. Am 15. Januar erfolgt ein russischer Angriff auf Krakau. Am 17. Januar wurde Warschau von den deutschen Truppen geräumt. Ab dem 18. Januar wurde die Mehrzahl der deutschen Zivilbevölkerung aus dem Raum Posen evakuiert. Die Evakuierung steigerte sich am 21. Januar zur Panik, obwohl die Reichsbahn alles tat, um die Deutschen aus der Stadt herauszubekommen. Von den 70 000 Deutschen in der Stadt konnten die meisten fliehen, viele kamen jedoch in der Winterkälte um. Einige Transporte wurden von der Roten Armee erreicht, zerschlagen, viele Menschen getötet und Frauen vergewaltigt. [...] In der Kuhndorf-Kaserne war am 23. Januar immer noch Aufbruchsstimmung, ein nicht zu übersehendes Durcheinander. Ein Hin und Her, ein Auf und Ab von Fahrzeugen und Soldaten. Immer noch kamen versprengte Soldaten aus dem Osten zu uns. Auch noch Urlauber und ein paar Volkssturm-Einheiten marschierten ab, sie wurden in ihre neuen Stellungen eingewiesen. Überall Hektik und Nervosität. Das Gros der sowjetischen Verbände war schon an Posen vorbei und bewegte sich in Richtung Westen. Am nächsten Tag erhielten wir einen Kampfauftrag. Ich zog meine neue Offiziers-Uniform an, die seit etlichen Tagen im Spind hing. Dabei hatte ich das Gefühl, nicht mehr in die Kuhndorf-Kaserne zurückzukehren, was sich dann auch bewahrheitete. In den nächsten Tagen folgten erbitterte Straßenkämpfe mit der Roten Armee. Es war ein ernstes Problem festzustellen, dass wir den Russen nicht Gleichwertiges entgegen setzen konnten. Nur mit infanteristischem Einsatz, bei immer weniger werdender Munition kann man nicht viel ausrichten. Es war in unserer ganzen Einheit auch kein Funkgerät vorhanden, so dass keine Verbindung zu anderen Truppenteilen aufgebaut werden konnte. Stundenlang haben wir in den Kellern der Häuser ausgeharrt und gehofft, dass wir wieder Anschluss an unsere Einheit finden würden. Von uns ausgesandte Melder kehrten nicht mehr zurück. Wir waren zur Stadt hin abgeschnitten. In ostwärtiger Richtung gesehen lag in etwa 200 m Entfernung das Fort Grolman, das wie fast alle anderen Forts in Posen zwischen 1828-1841 mit meterdicken Mauern und Wällen gebaut war. Unsere Lage war kritisch, die Versorgung mit Essen fand auch nicht mehr statt. Wir waren auf uns selbst angewiesen, ohne Befehle und Anordnungen. Unser Zugführer befahl Verbindungsaufnahme zum Fort Grolman, auf das wir uns dann am 29. Januar zurückzogen. Der Ausbruch aus dem Fort erfolgte dann am 30. Januar 1945. [...] Aus dem Festungs-Fort Grolmann erfolgte unter dem Kommando von Major Reichardt ein Ausbruch mit ca. 1200 Offizieren und Soldaten in Richtung Westen zur HKL (Hauptkampflinie), ohne Kartenmaterial, ohne Funkgeräte, ohne Verpflegung, nur Gewehre und Munition, ohne zu wissen, dass die Rote Armee bereits Frankfurt an der Oder erreicht hatte.“
Verleihungsurkunde zum Eisernen Kreuz 2. Klasse

Kriegsgefangenschaft

Zu Ende des Krieges geriet Brähler in Sowjet-Bolschewistische Kriegsgefangenschaft.

Nachkriegszeit

Seine Kriegserlebnisse verarbeitete Brähler, der in Bendorf-Sayn wohnte,[2] in dem Buch „Aus meiner Zeit (1943-1950)“, das er seiner Frau gewidmet hatte. Darin schildert er besonders detailreich den Werdegang eines jungen Offizieranwärters, der, kaum erwachsen und kriegsfrontunerfahren, Männer im Endkampf um die Festung Posen anführen mußte.

Auszeichnungen (Auszug)

Werke

Verweise

Fußnoten

  1. 96-book.png PDF Werner Brähler: Aus meiner Zeit (1943–1950), S. 116 bis 117
  2. Sayn war bis 1928 eine eigenständige Gemeinde und ist seither ein Stadtteil der verbandsfreien Stadt Bendorf im Landkreis Mayen-Koblenz in Rheinland-Pfalz.