Tischbein, Willy

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Willy Tischbein, von 1925 bis 1934 Generaldirektor der Continental Gummi-Werke A.-G. (Continental-Caoutchouc- und Guttapercha-Compagnie); Die „Conti“ beschäftigte 1895 insgesamt 750 Mitarbeiter, 1925 waren es 15.000. Ab dem 13. März 1937 standen alle Anteile der Sigurd Fahrrad und Nähmaschinenfabrik GmbH in Kassel im Alleineigentum des Willy Tischbein. Ebenfalls am 13. März 1937 erwarb Otto Wilhelm Erdmann von seinem Schwiegervater Tischbein Anteile an Sigurd. Das Unternehmen wurde in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. Komplementär war Erdmann, Kommanditist Tischbein. Später heißt die Firmierung Sigurd KG Otto Wilhelm Erdmann Kassel.

Heinrich Ludwig Karl August William „Willy“ Tischbein (Lebensrune.png 22. Februar 1871 in Sarstedt bei Hannover; Todesrune.png 9. Februar 1946 auf Gut Rixförde bei Celle) war ein deutscher Kaufmann, Industrieller, Offizier und Radsportler, der als erfolgreicher Dreiradfahrer mehrere Fahrradmeisterschaften – so die von Deutschland, England und Europa – für sich entscheiden konnte. Zu den „tollkühnen Männern auf den fliegenden Rädern“ des Velocipeden-Clubs gehören u. a. der schwäbische Schreinersohn Ernst Sachs von Fichtel & Sachs, Heinrich Kleyer, dem späteren Kopf der Adlerwerke, die Gebrüder Opel, die gern auch zu fünft auf dem Fahrrad sitzen und Alfred Köcher, Direktor der Phönix-Gummiwerke. Auf dem Tischbeinschen Gut bei Rixförde (gekauft 1918),[1] Kreis Celle, wurden nach dem Zweiten Weltkrieg fast 300 Ölbohrungen mit teils starken Fördermengen niedergebracht.

Werdegang

Dreiradfahrer Willy Tischbein
Vorstand des Vereins Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller 1913

Willy Tischbein wurde als Sohn des Kaufmanns Heinrich Tischbein geboren. Er besuchte die Realschule, die Handelsschule und machte eine Kaufmannslehre. Anschließend absolvierte er seinen Wehrdienst bei der Preußischen Armee. Er wurde Handelsgehilfe und Prokurist, am 15. April 1894 trat er in die Continental Gummi-Werke A.-G.,[2] die „Luftreifen für Fahrräder“ („Continental-Pneumatics“) herstellten. Ab Beginn des 20. Jahrhunderts kam die Produktion von Autoreifen hinzu. Ab 1. Juli 1905 war er Direktor, 1907 Vorstandsmitglied und schließlich 1925 Generaldirektor und Vorstandsvorsitzender.

„Der Kaufmannssohn durchlief nach dem Besuch der Realschule der Franckeschen Stiftungen und der Handelsschule in Halle dort 1886–88 eine kaufmännische Lehre, trat danach als Handlungsgehilfe in die Firma F. A. Jordan in Magdeburg ein und erhielt hier später Prokura. Er hatte sich bereits 1886 dem Hallischen Bicycle-Club angeschlossen und gilt als einer der Pioniere des deutschen Radsports. In Magdeburg trat er dem Velocipeden-Club von 1869 bei und startete fortan unter dieser Doppelmitgliedschaft. Sein Metier war das sogenannte Dreirad, das beim Verdrängen des Hochrades keine geringe Rolle spielte und damals sehr beliebt war. T. siegte 1890 bereits in der Meisterschaft von Preußen, gewann 1891 bis 1893 u. a. die Meisterschaft von Deutschland und erkämpfte 1893 als Krönung seiner Laufbahn die Europameisterschaft. Er beendete seine Laufbahn als Radrennfahrer und wechselte im April 1893 beruflich in die Continental-Caoutchouc- und Gutta- Percha-Compagnie in Hannover. T. widmete sich alsdann der aufblühenden Autoindustrie, siegte 1900 in der Auto-Fernfahrt ‚Eisenach-Berlin-Eisenach‘ und ein Jahr später im Rennen ‚Mannheim-Pforzheim-Mannheim‘. Der letztere Wettbewerb galt gleichzeitig als Ausscheidungsrennen für den Gordon-Bennett-Pokal, dem offiziellen Vergleich der weltbesten Automarken. T. konnte dieses Rennen jedoch nicht bestreiten, da alle Mercedeswagen für das Rennen ‚Paris-Berlin‘ wegen des nationalen Werbeeffekts reserviert wurden. 1898 erhielt T. Prokura, wurde 1905 Direktor, 1907 Vorstandsmitglied und 1925 Generaldirektor und Vorstandsvorsitzender des heute noch Weltruhm genießenden, ab 1929 unter Continental Gummi-Werke A.-G. firmierenden Unternehmens. Er verwirklichte als erster seiner Branche die Idee, Sport und Marketing zu verbinden, indem er mit Sportlern für die Produkte seiner Firma warb. Der geschätzte Wirtschafts- und Finanzexperte war Mitglied in zahlreichen Vorständen und Aufsichtsräten, hatte zahlreiche Ehrenmitgliedschaften und -vorsitze inne und wurde mehrfach geehrt. Ende 1934 schied T. altershalber aus der Firma aus.“[3]

Erster Weltkrieg

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges war Tischbein Mitglied des Stabes des Generalkommandos des X. Armee-Korps General der Infanterie Otto von Emmich, später dann Leutnant der Landwehr im Kaiserlichen Kraftfahr-Korps sowie Adjutant des Kommandeurs und Prinzen Preußens Hauptmann Waldemar von Preußen (1889–1945).

Mitgliedschaften

  • Hallischer Bicycle-Club
  • Velocipeden-Club (Magdeburg)
  • Deutsches Freiwilliges Automobilkorps,
    • ab 1914 Kaiserliches Freiwilliges Automobilkorps, Umbenennung in Kaiserliches Kraftfahr-Korps (gemeinsam mit dem Königlich Sächsischen Freiwilligen Automobilkorps) am 18. Juli 1916; Auflösung: 22. November 1918
  • Verein Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller
  • Industrie- und Handelskammer zu Hannover (Vizepräsident)
  • Beirat für das Kraftfahrwesen im Reichsverkehrsministerium
  • Beirat für das Institut für Kraftwagenwesen an der Technischen Hochschule Hannover
  • Reichsverband der Automobil-Industrie (stellvertretender Vorsitzender)
  • Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (Vorsitzender)
  • Deutsches Museum München (Ausschußmitglied)
  • Wirtschaftsrat des Deutschen Auslandsinstitut Stuttgart
  • Statistisches Reichsamt Berlin (ordentliches Mitglied)
  • Akademie für Deutsches Recht

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Ehrungen

  • Ehrenbürger der Tierärztlichen Hochschule Hannover
  • Senator ehrenhalber (e. h.) der Technischen Hochschule Hannover

Literatur

Fußnoten

  1. Am 28. September 1918 fiel Major Oskar Barckhausen, seit dem 23. Juni 1918 Kommandeur des 2. Rheinisches Husaren-Regiments Nr. 9 an der Westfront im Ersten Weltkrieg. Nach seinem Tod erwarb Willy Tischbein den Besitz bei Rixförde. Der ehemalige Profi-Radrennfahrer war zu diesem Zeitpunkt bereits Direktor und Vorstandsmitglied der Continental-­Caoutchouc- und Guttapercha-Compagnie in Hannover. Er baute das Gut zum landwirtschaftlichen Großbetrieb aus, der bis in das späte 20. Jahrhundert den gesamten Raum Celle mit Lebensmitteln versorgte. Das Anwesen wandelte sich zum Wirtschaftshof mit Stallungen, und das Gutshaus bekam einen neoklassizistischen Anbau. Die umliegenden Wiesen und Wälder waren weiterhin Schauplatz vornehmer Gesellschaftsjagden. Wichtige Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, unter ihnen Wilhelm Prinz von Preußen und Paul von Hindenburg, kamen zu Besuch und trafen sich im Gartenpavillon. Nach der Jagd sendeten sie begeisterte Dankschreiben an ihren Gastgeber Tischbein. Bis in die 1950er Jahre blieb das Gut ein landwirtschaftlicher Großbetrieb, der nach Tischbeins Tod von seiner Frau weitergeführt wurde. Die Nachfahren des Unternehmers sind noch immer im Besitz großer Ländereien.
  2. Die Geschichte der „Continental“ begann mit der Pleite der 1864 gegründeten „Neuen Hannoverschen Gummi-Warenfabrik“ in Hannover, Vahrenwalder Straße 34. Über einige Umwege entstand eine neue Firma, die statt der Hartgummiverarbeitung ausschließlich Weichgummi produzierte. Im Oktober 1871 wurde dann die „Continental-Caoutchouc- & Gutta-Percha-Compagnie“ als Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 300.000 Talern gegründet. Produziert wurden Schläuche, medizinische und Hygiene-Artikel, Spielzeuge, vor allen Dingen Bälle, Deckelriemen, Gummimatten, Walzenbezüge, gummierte Stoffe für Regenschutzkleidung und Massivbereifungen (Vollgummi) für Kutschen, insbesondere für Droschken und für Fahrräder. 1891 stellte die Conti als erste Firma in Deutschland erstmals „Pneumatics“ her (Schlauchreifen ohne Innenschlauch), ab 1892 Wulstreifen, ebenso wie die „Gummi-Kamm“. Beide Firmen versuchten, aus diesem Reifentyp das Optimale zu machen. 1894 kam es zu einer geheimen Reifen-Verkaufskonvention zwischen Continental und Hannoversche Gummi-Kamm Compagnie.
  3. Tischbein, Heinrich Ludwig Karl August William (Willy), Universität Magdeburg