Giesl von Gieslingen, Wladimir

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Wladimir Freiherr Giesl von Gieslingen

Wladimir Rudolf Karl Freiherr Giesl von Gieslingen (Lebensrune.png 18. Februar 1860 in Fünfkirchen; Todesrune.png 20. April 1936 in Salzburg) war ein deutscher General der Kavallerie in Österreich-Ungarn, Diplomat (10. Dezember 1909: außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister) und österreichischer Gesandter in Belgrad (in Serbien seit dem 13. November 1913), der als solcher während der Julikrise das Ultimatum an Serbien überreichte, das in Folge der Ablehnung durch Serbien in den Ersten Weltkrieg mündete. Seit 1915 war er auch Geheimer Rat. Im Februar 1931 trat er in Salzburg der NSDAP bei und trat als Redner für die Partei bei zahlreichen Wahlveranstaltungen auf.

Werdegang

Wladimir Freiherr Giesl von Gieslingen (rechts) mit Vater Heinrich und Bruder Arthur

Wladimir war der jüngere Sohn des späteren Feldzeugmeisters Heinrich Karl Giesl Freiherr von Gieslingen und seiner ersten Frau Emilie. Sein älterer Bruder war General der Kavallerie und wirklicher geheimer Rat Arthur Giesl von Gieslingen, der mit Karl Freiherr von Pflanzer-Baltin in der Theresianischen Militärakademie ausgebildet wurde, wie später auch Wladimir.

Wladimir Giesl von Gieslingen und Gattin
G. war gleich seinem Vater eine „armeebekannte Persönlichkeit“ und sah sich schon früh auf selbständige Posten gestellt. Der Reiteroffizier wurde 1888 Generalstabshauptmann beim Korpskommando Sarajewo. Ab Ende 1893 Militärattaché bei der Botschaft in Konstantinopel, lernte er die große hamidische Türkei in Krieg und Frieden, als Despotie und in der Revolution kennen und erhielt zudem denselben Rang in Athen und Sofia, wo man auf den Zerfall der Türkei Hoffnungen richtete. G. wurde Augenzeuge der Unruhen auf Kreta und des Türkisch-Griechischen Krieges, er war bei der Befriedung Mazedoniens tätig, erlebte die Phasen der jungtürkischen Bewegung und die Rückwirkungen der bosnischen Annexion, auch das wechselnde Verhältnis der Großmächte und besonders das offene Interesse des wilhelminischen Deutschlands für den Nahen Orient. Dazwischen arbeitete G. als militärischer Fachmann bei der II. Haager Friedenskonferenz (1907). Ausnahmsweise in den diplomatischen Dienst übernommen, wurde er Gesandter beim Fürsten (König) Nikita von Montenegro (Dezember 1909), wo er nach Ausbruch des Balkankriegs sich an den Irrgängen der Albanischen Frage (Skutari und London!) zu beteiligen hatte. Seine seltene Kenntnis der Völker und Machthaber auf der Balkanhalbinsel und im Nahen Orient erregte die Aufmerksamkeit des Thronfolgers Franz Ferdinand, der an ihn sogar als möglichen Außenminister dachte. G.s letzte Legation in Belgrad (1913/14) aber ist nicht von der unmittelbaren Vorgeschichte des Weltkrieges zu lösen:
Am 10.7.1914 kehrte G. von einem Urlaub nach Belgrad zurück und erhielt sofort den Besuch des todkranken russischen Gesandten Hartwig, der dabei vom Schlag ereilt wurde. Die darüber in der serbischen Hauptstadt entstandene Aufregung dämpfte Ministerpräsident Pasic, der eine Note der Wiener Regierung in der Frage der Schuld am Thronfolgermord vom 28.6. erwartete. Diese erhielt G. selbst am 21.7. mit der Anweisung, sie erst am 23.7. den Serben auszufolgen, und zwar mit der Forderung ihrer vorbehaltlosen Annahme binnen 48 Stunden. Am 25.7. nachmittags aber entschloß sich Serbien auf russischen Wink hin|zur Mobilmachung, und um 6 Uhr abends erkannte G. aus der ihm von Pasic überreichten Antwortnote, daß diese, der Form nach entgegenkommend, entgegen der Wiener Forderung mit zahlreichen Vorbehalten versehen sei. So hatte G., was auch seiner persönlichen Auffassung entsprach, mit seiner sofortigen Abreise aus Belgrad den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu markieren. Einen Tag vor der Kriegserklärung am 28.7. erhielt G., der noch an die Lokalisierung des Konflikts glaubte, am Ischler Hoflager die Billigung Kaiser Franz Josephs. Wilhelm II. und Grey allerdings fanden, G. und seine Auftraggeber hätten es mit der Demütigung Serbiens bewenden lassen sollen. Nach Ausbruch des Kriegs teilte man den zum General der Kavallerie ernannten G. als Vertreter des Außenministeriums dem Armeeoberkommando zu, das jedoch eine solche Verbindungsstelle als überflüssig ansah. Seit Sommer 1915 im Ruhestande, wurde G. seiner wirtschaftlichen Kenntnisse wegen im Herbst 1917 mit einer kurzen Sondermission in die verbündete Türkei betraut.[1]
Wladimir Freiherr Giesl von Gieslingen.jpg

Familie

Freiherr Giesl von Gieslingen heiratete in Sarajewo am 29 September 1889 seine Verlobte Julie Freiin von Rhonfeld (Lebensrune.png 2. Januar 1867 in Wien), Tochter des k. k. Feldzeugmeisters und Statthalter im Königreich Dalmatien Emil David Freiherr von Rhonfeld (1837–1918) und der Maria Edle von Maširevič. Aus der Ehe sind zwei Kinder (Sohn Hans am 25. Oktober 1898 und Tochter Marie am 13. Oktober 1900) entsprossen.

Beförderungen

  • Leutnant 18. August 1879
  • Oberleutnant 1. November 1884
  • Hauptmann 1. Klasse 1. Mai 1888
  • Major im Generalstab (i.G.) 1. November 1894
  • Oberstleutnant 1. Mai 1897
  • Oberst 20. November 1900
  • Generalmajor 24. November 1906 (mit RDA vom 1. November 1906)
    • nun Militärbevollmächtigter der k. u. k. Botschaften in Konstantinopel und Athen
  • Feldmarschall-Leutnant 10. November 1910 (mit RDA vom 1. November 1910)
  • General der Kavallerie 15. August 1914 (mit Rangdienstalter vom 6. November 1914)
    • am 27. Juli 1915 als geheimer Rat aus dem Heeresdienst verabschiedet

Auszeichnungen (Auswahl)

Werke (Auswahl)

  • Zwei Jahrzehnte im Nahen Orient, von Eduard Ritter von Steinitz, Verlag für Kulturpolitik, Berlin 1927

Verweise

Fußnoten