Voigt, Woldemar (1850)

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Woldemar Voigt (Physiker))
Wechseln zu: Navigation, Suche
Geheimrat Prof. Dr. rer. nat. Dr. jur. h. c. Dr. h. c. mult. Woldemar Voigt

Woldemar Voigt (Lebensrune.png 2. September 1850 in Leipzig; Todesrune.png 13. Dezember 1919 in Göttingen) war ein deutscher Offizier der Sächsischen Armee, promovierter Physiker und Professor für Theoretische Physik, sein eigentliches Arbeitsgebiet war jedoch die Kristallphysik.

Würdigung eines Entdeckers

Prof. Dr. Voigt hatte 1887 die sogenannte Lorentz-Transformation (somit eigentlich Voigt-Transformation) vor dem Aufkommen der modernen Relativitätstheorie vorweggenommen. Sowohl Hendrik Antoon Lorentz als auch Joseph Larmor erklärten später, daß sie Voigts Arbeit angeblich nicht kannten, allerdings steht ebenfalls fest, daß Voigt mit Lorentz in den Jahren 1887 und 1888 wegen des Michelson-Experiments korrespondiert hatte, ebenso wurde Voigts Arbeit international veröffentlicht, z. B. in der Fachzeitschrift „Annalen der Physik“. Von den Schöpfern der modernen Relativitätstheorie wird Voigts Pionierarbeit außer von Lorentz (in seinem Werk „Theory of Electrons“) nur von Hermann Minkowski (beispielsweise in seinem Werk „Raum und Zeit“) gewürdigt.

Voigt erklärte im selben Jahr (1887) als erster den Doppler-Effekt.[1] Er wurde auch in der Musikwelt bekannt durch seine Veröffentlichungen zu der Aufführungspraxis der Kirchenkantaten von Johann Sebastian Bach. Voigt entdeckte den nach ihm benannten Voigt-Effekt (ein Phänomen aus dem Bereich der Magneto-Optik), den er 1898 zum ersten Mal beschrieben hat. Nach dem gefeierten Wissenschaftler wurde auch das Voigt-Profil benannt, die Faltung einer Gauß-Kurve mit einer Lorentz-Kurve.

Leben

Voigt, der am 21. November 1850 getauft wurde, lernte bis 1867 an der humanistischen Thomasschule zu Leipzig.[2] Er war ein begeisterter Musiker, dirigierte Bach-Konzerte und publizierte auch musikwissenschaftliche Abhandlungen. Seine Konfirmation erfolgte 1865.

Studium

Voigt studierte aber von 1868 bis 1870 Mathematik und Physik an der Universität Leipzig. Hier wurde er im Winter 1868/69 Mitglied der Leipziger Universitäts-Sängerschaft zu St. Pauli (heute Deutsche Sängerschaft)[3].

Von 1871 bis 1874 studierte er an der Albertus-Universität Königsberg, unter anderem bei Franz Ernst Neumann, dem Begründer der Theoretischen Physik in Deutschland. Im Jahr 1874 wurde er in Königsberg über das elastische Verhalten von Steinsalz promoviert. Danach war er kurzzeitig Hilfslehrer an der Nikolaischule in Leipzig.

Deutsch-Französischer Krieg

Als 20jähriger unterbrach er sein Studium, nahm er an dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 teil und wurde am 7. Oktober 1870 zum Reserveoffizier befördert. Er diente als Secondelieutenant der Reserve im Schützen-(Füsilier)-Regiment „Prinz Georg“ (Königlich Sächsisches) Nr. 108 und schon seit dem 30. Oktober 1870 als Premierlieutenant der Landwehr-Infanterie in Dresden. Das Abschiedspatent für den Premierlieutenannt der Landwehr-Infanterie a. D. Woldemar Voigt wurde am 26. Oktober 1883 zu Dresden ausgestellt.

Lehrstuhlinhaber

Vom 2. Oktober 1875 bis 1883 wirkte er als außerordentlicher Professor für Physik an der Albertus-Universität Königsberg (Ernennung zum außerordentlichen Professor für Physik sowie Bestallung als außerordentlicher Professor in der philosophischen Fakultät der Universität Königsberg). Im Jahr 1883 wurde er ordentlicher Professor für Theoretische Physik an der Philosophischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen (Bestallung als ordentlicher Professor in der philosophischen Fakultät der Universität Göttingen, unterzeichnet von Kaiser Wilhelm II. und dem Staatssekretär Maximilian von Puttkamer, Schloß Babelsberg, 23.08.1883) und Direktor des dortigen Instituts für Theoretische Physik, das zuvor neu gegründet worden war. Zweimal wurde er zum Rektor der Göttinger Universität ernannt. Er begeisterte in seinen Vorlesungen zahlreiche bekannte Wissenschaftler, die seine Studenten waren, für die Theoretische Physik, darunter der spätere Physiker Friedrich Pockels sowie die späteren Nobelpreisträger Max von Laue und Max Born.[4]

Ruhestand

Der Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten hat am 15. Mai 1915 Prof. Dr. Voigt von der Direktion der Abteilung für mathematische Physik am physikalischen Institut der Universität Göttingen entbunden, da dieser nun seinen Ruhestand genießen sollte.

Stellungnahme zum Ersten Weltkrieg

Lehrstuhlinhaber Woldemar Voigt gehörte zu den Intellektuellen Deutschlands, die ihre Kollegen im neutralen Ausland schrieben, und die Motive Englands als eigentlicher Kriegshetzer erläuterte. Er erklärte ihnen, daß das bluts- und stammverwandte England der Angelsachsen seit Jahren die Völker gegen Deutschland aus schnödem Neid auf dessen wirtschaftliche Erfolge aufgewiegelt hätte. England vor allem treffe die moralische Verantwortung für den Ersten Weltkrieg.

Familie

Woldemar Voigt, Sohn von Carl Friedrich Eduard Voigt (1805 – 1881) und Bertha Carolina, geb. Constantin (1818 – 1861), heiratete im Juli 1874 die zwei Jahre jüngere Leipzigerin Johanna Maria „Marie“ Föste, mit welcher er vier Kinder hatte:

  • Julius Ernst, Dr. med. (1875 – 1965)
  • Gertrud Mathilde (Lebensrune.png 01.04.1877 Königsberg/Ostpreußen)
  • Karl Heinrich, Dr. phil. (1879 – 1965)
    • Woldemars Enkel war der gleichnamige bekannte Ingenieur Woldemar Voigt
  • Erika Maria (1883 – 1960)
    • Woldemars Enkel war der bekannte Festkörperphysiker Prof. Dr. Erich Mollwo

Auszeichnungen und Mitgliedschaften (Auszug)

Schriften (Auswahl)

Voigt veröffentlichte Hunderte wissenschaftliche Arbeiten und zahlreiche Fachbücher, hier ein kleine Auswahl:

  • Tagebuch aus dem Feldzuge der Deutschen gegen Frankreich im Jahre 1870/71, 1870-1871
  • Elementare Mechanik als Einleitung in das Studium der theoretischen Physik. 1. Aufl. Leipzig 1889, 2. umgearb. Auflage Leipzig 1901.
  • Kompendium der theoretischen Physik in zwei Bänden. 1. Bd.: Mechanik starrer und nichtstarrer Körper, Wärmelehre. Leipzig, 1895. 2. Bd.: Elektricität und Magnetismus, Optik. Leipzig 1896.
  • Elemente der Krystallphysik. Die fundamentalen physikalischen Eigenschaften der Krystalle in elementarer Darstellung. Leipzig 1898.
  • Thermodynamik. II. Band. Leipzig 1904.
  • Magneto- und Elektrooptik. Leipzig 1908.
  • Lehrbuch der Kristallphysik. Leipzig 1910.
  • Erinnerungsblätter aus dem deutsch-französischen Kriege 1879/71. Göttingen 1914.
  • Die Kirchenkantaten Johann Sebastian Bachs. Ein Führer bei ihrem Studium und ein Berater für ihre Aufführung. Stuttgart 1911
  • Publikationen Voigts über Werke von J. S. Bach und anderen

Literatur

  • S. L. Wolff: Woldemar Voigt (1850-1919) und Pieter Zeeman (1865-1943) - eine wissenschaftliche Freundschaft, in: D. Hoffmann, F. Bevilacqua und R. Stuewer (Hrsg.), „The Emergence of Modern Physics“, Pavia 1997, pp. 169-177.

Verweise

Fußnoten

  1. Woldemar Voigt: Ueber das Doppler’sche Princip. In: „Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg-Augusts-Universität zu Göttingen“. Nr. 8, 1887, S. 41–51.; mit zusätzlichen Kommentaren Voigts nachgedruckt in Woldemar Voigt: Über das Doppler'sche Princip. In: „Physikalische Zeitschrift“. XVI, 1915, S. 381–396.
  2. Richard Sachse, Karl Ramshorn, Reinhart Herz: Die Lehrer der Thomasschule zu Leipzig 1832–1912. Die Abiturienten der Thomasschule zu Leipzig 1845–1912. B. G. Teubner Verlag, Leipzig 1912, S. 46.
  3. Gesamtverzeichnis der Pauliner vom Sommer 1822 bis Sommer 1938, Leipzig 1938, Seite 47
  4. Rudolf P. Huebener / Heinz Lübbig: Die Physikalisch-Technische Reichsanstalt – Ihre Bedeutung beim Aufbau der modernen Physik, 2010, Seite 145