Wolfwisen, Franz Ludwig Friedrich Freiherr von

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Franz Ludwig Friedrich von Wolfwisen, seit 1732 Freiherr von Wolfwisen (selten auch Wolfwiesen sowie Wolfswisen; Lebensrune.png 12. April 1671 in Niederalteich, Niederbayern; Todesrune.png 8. November 1742 in Straubing), war ein deutscher Offizier der kurbayerischen Armee, der Reichsarmee und der Kaiserlichen Armee (nach der Krönung von Karl Albrecht von Bayern zum römisch-deutschen Kaiser), zuletzt Feldmarschall-Leutnant sowie Pfleger,[1] Kastner und Bräuverwalter in Schwarzach.

Berühmt wurde er im Österreichischen Erbfolgekrieg, als er ab dem 4. April 1742 als Oberst und Stadtkommandant die kaiserliche Hauptstadt Straubing mit seinen 400 Soldaten, den aus Bürgern bestehenden Freischützen und der Freiformation unter Johann Michael Gschray vor den Truppen Maria Theresias (vorwiegend ein Panduren-Freikorps unter Franz Freiherr von der Trenck und Kroaten der Kaiserlichen Armee unter Generalmajor Graf von Wurmbrand, der wiederum dem Feldmarschall Ludwig Andreas von Khevenhüller unterstand) verteidigte und hielt, bis bayerische und französische Truppen am 11. April 1742 als Entsatz anrückten.

Leben

Kriegerdenkmal auf dem Oberer-Thor-Platz in Straubing zu Ehren ihrer Verteidiger 1742.
„Franz Ludwig Friedrich von Wolfwisen ward am 12. April 1671 zu Niederalteich geboren und in der dortigen, kunstberühmten Klosterkirche vom damaligen Abte Placidus aus der Taufe gehoben. Ludwig war der 4. Sohn des Niederalteicher Probst- und Klosterrichters Johann Benno von Wolfwisen, der 1655 als Pflegverwalter von Rosenheim durch Kurfürst Ferdinand Maria geadelt worden war. Der geweckte Knabe wählte die militärische Laufbahn, die ihn an jenen kriegerischen Zeiten rasch von Stufe zu Stufe hinaufführte. Bereits mit 27 Jahren war er Oberleutnant der Churbayr. Grenadierkompanie. Im nächsten Jahre erhielt Wolfwisen von Kurfürst Max Emmanuel ob seiner 33 jährigen, in allen Begebenheiten (Türkenkrieg, Reichskrieg gegen Frankreich, Spanischer Erbfolgekrieg) geleisteten guten Kriegsdienste (die Grenadiere waren die Sturmtruppen!) die Anwartschaft auf die Pflege Schwarzach und schon 1717 den Pfleggenuß selbst. Von 1716 an war Wolfwisen auch churfürstl. Bayrischer und Kölnischer wirklicher Truchseß.[2] 1714 hatte er auf seinen Gütern die Edelmannsfreiheit erhalten, darunter Schloß Sallach, das er dann 1715 durch Ehelichung der Erbtochter des Hofmarkherrn Hail von Sallach und Lindumb erhielt.
Laut Diplom vom 1. Februar 1732 wurde er für seine langjährigen guten und tapferen Kriegsdienste und unter Würdigung der Verdienste auch seiner Vorfahren durch Kurfürst Karl Albrecht VII. in den erblichen Freiherrnstand erhoben. Der draufgängerische Wolfwisen sollte nochmals Gelegenheit bekommen, seinem Herrn große Dienste zu leisten. Karl Albrecht strebte nach der deutschen Kaiserkrone. Aber die Österreicher fielen in Bayern ein, während Karl Albrecht in Frankfurt zum Kaiser gekrönt wurde. Ihr General forderte wiederholt die Übergabe der Stadt Straubing, deren Kommandant Wolfwisen war. Wolfwisen und die Bürgerschaft wiesen das Ultimatum zurück. Wolfwisen, der auf Wunsch der Straubinger Bürgerschaft und in Erkenntnis der Kriegserfahrung Wolfwisens und seines bei vielfältigen Gelegenheiten erzeigten Valors am 31. Januar den Befehl von Graf Törring erhalten hatte, das Kommando der Stadt zu übernehmen, diese so lange zu halten, als es möglich sei, und erst im Falle höchster Not zu kapitulieren, organisierte die Verteidigung.
Am 4. April 1742 begann General Wurmbrand die Belagerung derselben und am 6. April von der Altstadt aus die Beschießung. Heldenhaft widerstand die Besatzung, welche aus bayrischen und französischen Soldaten, dem Bürgermilitär und einer Freikompagnie unter Obrist-Wachtmeister Prielmayr bestand. Sie schlugen die Stürme Wurmbarnds zurück, ja, gingen sogar zum Gegenangriff über. Bei einer solchen Gelegenheit säuberten sie das sogenannte Pandurenschlößl vom Feind. Besonders tat sich Johann Michael Schray, Gerichtsdiener von Deggendorf, Führer einer Freiwilligenschar, durch Tapferkeit hervor. Gschray brachte es später bis zum Generalmajor; in seinem Freiwilligenkorps diente noch ein tapferer Wäldler, der gleichfalls zur Berühmtheit gelangte: Johann Kaspar Thürrigel, ein Bauerssohn aus Goßersdorf bei Mitterfels. Thürrigel brachte es bis zum Oberstleutnant und besiedelte 1767-1769 als spanischer Obrist die Sierra Morena mit 6000 deutschen Kolonisten. Mit solchen Leuten war alles zu wagen und wirklich zog der feind am 11. April ab auf die Kunde vom Anrücken eines französischen Heeres.
Die Stadt Straubing erhielt vom Kaiser Karl Albrecht VII. eine goldene Medaille und ihr Verteidiger Wolfwisen eine goldene Ehrenkette und wurde zum Marschall-Leutnant befördert. Wolfwisen starb freilich noch am 8. November gleichen Jahres zu Straubing, aber sein Geist lebte noch lange fort, sodaß die Stadt Straubing im folgenden Jahre 1743 eine mehr als 3 wöchige Belagerung auszuhalten vermochte, bis sie ohne erobert zu sein auf Grund des Vertrages von Niederschönenfeld am 22. Juli den Österreichern ihre Tore öffnen mußte. Vor dem oberen Tor zu Straubing steht das hübsche Denkmal zu Ehren ihrer Verteidiger: Wolfwisen und seiner tapferen. Die Ehe Wolfwisen war zwar mit einigen Kindern gesegnet, aber die Kinder dieser Ehe starben vor den Eltern. Das umgestürzte Wappen auf der künstlerischen Marmorgrabplatte der Baronin Wolfwisen (+ 2. Juni 1756, alt 70 Jahre 10 Monate) weist darauf hin, daß sie die letzte ihres Geschlechtes gewesen; sie war bis zu ihrem Tode Hofmarksherrin; darauf war Hofmarksherr ein Vetter: Franz Max Josef Freiherr von Wolfwisen, noch im Oktober 1762. In der Kirche von Sallach waren auch runde Totenschilde mit dem Allianzwappen der Hayl aufgehängt. An der Kirchwand finden sich eine größere Anzahl Grabplatten der Familien Hayl und Wolfwisen. Zum lehensbaren Sitz gehörten 1763 außer den zwei Hofbauern die zwei Sölden im Weingarten, der Wirt (Ott) und noch 13 Gütl zu 1/16 Fuß, denn dann heißt es wieder: der Sitz bestehe aus 1 5/15 Höfen!“[3]

Tod

Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Wolfwisen verstarb am 18. November 1742 im Alter von 72 Jahren, er mußte somit nicht mehr die Besetzung von Straubing am 19. bzw. 22. Juli 1743 erleben. Die Nachfolge als Pfleger in Schwarzach trat sein sein Vetter Franz Maximilian „Max“ Joseph Ignaz Freiherr von Wolfwisen an, der wiederum 1780 sein Amt an seinen Sohn Franz Maria Joseph Thaddäus Freiherr von Wolfwisen übergab.

Familie

Franz Ludwig von Wolfwisen war der Sohn des Pflegverwalter in Rosenheim Johann Benno Wolfwiser, der am 12. November 1665 vom Kurfürsten Ferdinand Maria unter Änderung seines Namens in „von Wolfwisen“ nobilitiert wurde. Zu seinen Geschwistern soll auch der der spätere Jesuitenpater Franz Xaver Wolfwisen (Lebensrune.png 1679) gehört haben.

Ehe

Ludwig heiratete am 19. Februar 1715 seine Verlobte Maria Anna Magdalena Hailin von Salach (Haylin von Sallach und Lindumb), die Letzte ihres Geschlechtes. Als ihre Mutter, die Hofmarksherrin Maria Anna Benigna Hayl (1686–1724) verstarb, ging das Schloß Sallach auf das Ehepaar von Wolfwisen über. 1726 heißt die Hofmark „hochfreiherrlich Wolfenwisen´scher Sitz Sallach“. Hofmarksherrin Maria Anna Magdalena Freifrau von Wolfwisen verstarb am 2. Juni 1756 und wurde in der Theklakapelle in Sallach beigesetzt (wie auch ihr Nachfolger, der Propstrichter zu Sallach, Johann Andreas Stich).

Würdigung

Die Heldenthat des Freiherrn von Wolfwisens war einst im königlich bayerischen Nationalmuseum, Saal XXX, durch ein großes Gemälde verherrlicht:

„Soldaten und Bürger unter Oberst Frh. v. Wolftvisen vertheidigen Straubing tapfer gegen die ingedrungenen Oesterreicher 1742.“

Am Chorbogen der 1613 in Sallach errichteten Pfarrkirche St. Nikolaus, auf der Evangelienseite nächst der Kommunionbank, ist eine Grabplatte angebracht, welche das Andenken dieses berühmten Sallachers in Erinnerung halten soll. Sie ist in lateinischer Sprache verfaßt mit zahlreichen Wortspielen, die sich leider in folgender Übersetzung nicht wiedergeben lassen:

„Hier liegt, der aufrecht gegen die Feinde des Vaterlandes stand, der erlauchte und edle Herr, Herr Franz Ludwig Freiherr von Wolfwisen, ein Mann im Friedens- wie Kriegsgewand hochberühmt sowohl wegen seiner Verdienste als seines alten Adels. Als Pfleger von Schwarzach verschaffte er jedem sein Recht, da er selbst ein sehr gewissenhafter Förderer und Verteidiger sowohl der geistlichen wie der weltlichen Gerechtigkeit war. Nachdem er die Militärlaufbahn betreten, stand er wie dem weitausgedehnten Bayerwald, so den Fußtruppen als Colonell so vor, daß es ihn als Führer erster Ordnung nicht verdroß, die Pflichten eines Soldaten zweiten und gemeinen Ranges auf sich zu nehmen. Als Kommandant der Stadt Straubing gegeben, als der Feind die Stadt von außen stark bedrängte, wurde er mit einer goldenen Ehrenkette ausgezeichnet, weil er in Tapferkeit, Klugheit und Kriegskunst unbesiegt den Platz behauptete, bis der Feind abzog, und zum Obermarschalleutnant von seiner kaiserlichen und böhmischen Majestät ernannt. Endlich an Verdiensten und Ehren reich je ohne Ausnahme größer als ein Siebzigjähriger möge er, nachdem er zu Lebzeiten sich für Fürst und Vaterland keine Ruhe gegönnt, nunmehr ruhen im Frieden. Er starb zu Straubing am 8. Nov. 1742 im 72. Jahre seines Lebens.“

Literatur

  • Eduard Wimmer: Die Vertheidigung Straubings durch Oberst Freiherrn von Wolfwisen im Jahre 1742, in: „Jahrbuch der militärischen Gesellschaft zu München“, 1882/83

Fußnoten

  1. Im Spätmittelalter entwickelte sich der Pfleger hin zu einem Amtsträger mit administrativen und juristischen Aufgaben. Im Alten Reich, d. h. im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bis zu seiner Auflösung im Jahre 1806, bildete ein Kirchspiel oder eine Hauptmannschaft die unterste Verwaltungsebene. Im Rheinland waren größere Kirchspiele manchmal noch in Honnschaften unterteilt. Mehrere Kirchspiele waren jeweils zu einem Pflegamt, im Rheinland Pflege, vereinigt. An seiner Spitze stand in der Regel ein Pfleger oder ein Pfleg(s)verwalter, der sich als Verwaltungs- und Aufsichtsbeamter um die öffentliche Ordnung und Sicherheit kümmerte und Verträge protokollierte.
  2. Truchseß war ein Hofamt in der mittelalterlichen Hofgesellschaft für den obersten Aufseher über die fürstliche Tafel.
  3. Das Schloß in Sallach