Harnack, Adolf von

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Adolf Harnack)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Prof. D. Dr. h. c. mult. Karl Gustav Adolf von Harnack

Karl Gustav Adolf Harnack, ab 1914 von Harnack (Lebensrune.png 7. Mai 1851 in Dorpat; Todesrune.png 10. Juni 1930 in Heidelberg) war ein baltendeutscher Theologe. Er war ein Unterzeichner des Aufrufs an die Kulturwelt am Beginn des Ersten Weltkrieges gegen Deutschland. Sein Zwillingsbruder war der Mathematiker Axel Harnack. Adolf von Harnack gilt nach Alexander von Humboldt und Hermann von Helmholtz als einer der letzten Universalgelehrten des 19. und 20. Jahrhunderts.

Leben

Einweihung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für experimentelle Therapie in Dahlem (Berlin) am 28. Oktober 1913; von links: Kaiser Wilhelm II., Vorsitzender des Kuratoriums Generalarzt Dr. Friedrich von Ilberg (Leibarzt Seiner Majestät des Kaisers und Königs) und Professor Adolf Harnack (rechts mit Zylinder).

Adolf Harnack wurde in Dorpat als Sohn eines Theologieprofessors geboren. Nach dem Theologiestudium in Dorpat als Korporierter (Corporation Livonia) und Promotion sowie Habilitation in Leipzig war er a. O. Professor daselbst. 1879 ging er an die progressive Theologische Fakultät Gießen und war danach Professor in Marburg. 1888 erfolgte seine Berufung an die Berliner Theologische Fakultät. 1890 erfolgte seine Aufnahme in die Preußische Akademie der Wissenschaften und erste Veröffentlichungen in den „Preußischen Jahrbüchern“. Auf Betreiben Harnacks wurde 1903 mit dem Neubau der Königlichen Bibliothek begonnen, deren Generaldirektor er ab 1905 wurde.

„Die Wehrkraft und die Wissenschaft sind die beiden starken Pfeiler der Größe Deutschlands, und der Preußische Staat hat seinen glorreichen Traditionen gemäß die Pflicht, für die Erhaltung beider zu sorgen.“ — Adolf Harnack an Kaiser Wilhelm II., 21. November 1909

Von 1903 bis 1911 war er Präsident des „Evangelisch-sozialen Kongresses“. Kaiser Wilhelm II. erhob Harnack als ersten Theologen in den Ritterstand und verlieh ihm den erblichen Adelstitel. Kaum zuvor und seither nicht wieder nahm in Deutschland ein Gelehrter eine vergleichbare Position in Wissenschaft, Wissenschaftspolitik und Gesellschaft ein. Harnack wurde nicht nur für Freunde wie Gegner der bekannteste und einflußreichste protestantische Theologe Deutschlands und zur Symbolfigur des Kulturprotestantismus. Er war gesuchter Ratgeber und Gutachter Friedrich Althoffs und dann Friedrich Schmidt-Otts im preußischen Kultusministerium in Hochschul- und Schulfragen. Er hatte Zugang zum Hof und zur Hofgesellschaft und äußerte sich öffentlich zu vielen politischen Fragen.

„Wie kaum ein anderer Hochschullehrer hatte Harnack seit seiner Festrede bei der 200-Jahrfeier der Akademie 1900 Zugang zum Kaiser, den er zeitweise fast täglich sah und dessen Wohlwollen er nicht zuletzt durch eine geschickte Gesprächsführung für wissenschaftspolitische Anliegen nutzbar zu machen verstand6, und er hat dann gleichwohl im vertrauten Umgang mit dem ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert gestanden. Als 1921 der Botschafterposten in Washington wieder besetzt werden sollte, wurde ihm dieser von der Reichsregierung angeboten. Der letzte Washingtoner Botschafter von 1907–1917, Graf Johann Heinrich von Bernstorff, hatte für ihn als einen Gelehrten von Weltruf plädiert, um den zerrissenen Faden wieder anzuknüpfen. Die USA waren bis dahin in Berlin durch Gelehrte und Universitätspräsidenten vertreten gewesen, während Wilhelms II. Botschafter ihre diplomatische Laufbahn als ehemalige Offiziere begonnen hatten.“[1]

1921 erfolgte die Emeritierung, und 1929 eröffnete er in Berlin-Dahlem das „Harnack-Haus“, ein geisteswissenschaftliches Zentrum.

Mitgliedschaften

Im Jahre 1911 war er Mitbegründer der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (derzeit umbenannt in „Max-Planck-Gesellschaft“), der er bis zu seinem Tod auch als Präsident vorstand. Er war im Ersten Weltkrieg Mitglied der „Freien Vaterländischen Vereinigung“ und ab 1920 der „Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft“.

Er war Mitglied von 15 Akademien der Wissenschaften im In- und Ausland, ordentliches Mitglied der Akademien zu Berlin, Amsterdam, Gothenburg, Neapel, Oslo, Rom, Stockholm und Uppsala; korrespondierendes Mitglied der Akademien zu München, London und (bis zum Ausschluß 1914) Paris sowie Ehrenmitglied der Akademien in Wien und Dublin. Er war darüber hinaus Ehrenmitglied bzw. Vorsitzender von über einem Dutzend weiteren wissenschaftlichen Gesellschaften.

Familie

Adolf Harnack heiratete am 27. Dezember 1879 in Leipzig Amalie Thiersch (Lebensrune.png 31. August 1858 in Erlangen; Todesrune.png 28. Dezember 1937 in Berlin), eine Tochter des Chirurgen Carl Thiersch (1822–1895), Professor an den Universitäten München, Erlangen und Leipzig, und Johanna von Liebig, einer Tochter des Chemikers Justus von Liebig (1803–1873). Das Ehepaar hatte sieben Kinder.

Tod

Karl Gustav Adolf von Harnack starb am 10. Juni 1930 nach 14tägigem Krankenlager in der Klinik des Senators der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft Ludolf von Krehl in Heidelberg. Die von ihm aufs sorgfältigste vorbereitete 18. Hauptversammlung der Gesellschaft und ihr neues Großinstitut für medizinische Forschung am 26. Mai hatte er nicht mehr selber eröffnen können.

Auszeichnungen und Ehrungen

Am 31. Mai 1902 wurde er, als erster Theologe überhaupt, in den Orden „Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste“ aufgenommen, 1915 von Wilhelm II. zum Vizekanzler und 1920 vom Preußischen Kultusminister zum Kanzler auf Lebenszeit ernannt. Als dieser erreichte er in langjährigen Verhandlungen mit der preußischen Staatsregierung, daß der Orden, ohne Art. 109 der Reichsverfassung zu verletzen (daß Orden und Ehrenzeichen nicht vom Staate verliehen werden dürften), als „Freie Vereinigung von Gelehrten und Künstlern" weiterbestand, deren Entscheidungen vom Kultusministerium für den preußischen Staat als Eigentümer der 30 Ordenskreuze in inoffizieller Form zur Kenntnis genommen wurden. Am 22. März 1914, dem Tag der Eröffnung des Neubaus der Akademie und der Königlichen Bibliothek, die sich zur letzten repräsentativen Selbstdarstellung des Wilhelminischen Deutschlands und des Preußischen Hofes und Staates gestaltete, erhob ihn Wilhelm II. in den erblichen Adelsstand.

Harnack war Ehrendoktor aller Fakultäten, Dr. of Law der Universität Glasgow, Ehrendoktor der Universität Kristiania (Oslo). Schon als 28- bzw. 37jähriger erhielt er jeweils am 31. Oktober 1879 und 1888, dem Jahrestag der Reformation, den theologischen Ehrendoktor der Universitäten Marburg und Gießen und 1904 in Marburg den Dr. med. h.c.

Er vereinigte die höchsten Würden auf sich, die seine Zeit zu verleihen wußte:

Wirklicher Geheimer Rat mit dem Titel „Exzellenz“ zusammen mit Gustav von Schmoller, Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff und Emil Fischer anläßlich der Feier des 100jährigen Bestehens der Berliner Universität am 11. Oktober 1910 im Kaiserreich, Verleihung des „Adlerschildes“ als Ehrengabe des Deutschen Reiches zum 75. Geburtstag am 7. Mai 1926 durch Reichspräsident von Hindenburg mit der Inschrift „Dem Träger deutscher Bildung" in der Weimarer Republik. Er erhielt diese seltene Auszeichnung, mit der man das Verbot der Reichsverfassung, Orden zu verleihen, umging, nach Gerhart Hauptmann und Emil Warburg und vor Max Liebermann, Max Planck, Hans Delbrück, Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff und Friedrich Schmidt-Ott.

Er war im Jahre 1914 Träger des Roten Adlerordens, II. Klasse, des Königlichen Kronen-Ordens, II. Klasse mit Stern, seit 1909 – nach zweimaliger Ablehnung 1901 und 1904 durch den Präsidenten des protestantischen Oberkonsistoriums „wegen der von ihm vertretenen Richtung" – des Bayerischen Maximiliansordens für Wissenschaft und Kunst, seit 1908 des Großkreuzes des Ordens der Italienischen Krone, war Kommandeur des Nordsternordens des Königreichs Schweden (SN2) und erhielt im Weltkrieg das Eiserne Kreuz, II. Klasse.

Späte Ehrung

Eine besondere Ehrung erhielt Prof. D. Dr. h. c. mult. von Harnack 2007, als Charlotte Knobloch, die damalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, seine herausragende Schrift „Das Wesen des Christentums“ bei einer Begrüßungsrede anläßlich der Verleihung des Leo-Baeck-Preises an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel als „antisemitisch“ einstufte. Der deutschfeindliche Leo Baeck hatte von Harnack in seinem 1905 erschienenen Hauptwerk „Das Wesen des Judentums“ kritisch angefeindet, ohne jedoch dessen Namen zu erwähnen.

Werke (Auswahl)

  • Das Wesen des Christentums. Sechzehn Vorlesungen vor Studierenden aller Facultäten im Wintersemester 1899/1900 an der Universität Berlin gehalten (PDF-Datei)
  • Die Mission und Ausbreitung des Christentums in den ersten drei Jahrhunderten. Leipzig 1902
  • Marcion. Das Evangelium vom fremden Gott. Leipzig 1921

Fußnoten

  1. Bernhard vom Brocke: Im Großbetrieb der Wissenschaft Adolf von Harnack als Wissenschaftsorganisator und Wissenschaftspolitiker – zwischen Preußischer Akademie und Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Seite 65