Agrarbewegung

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Die Agrarbewegung (Agrarische Bewegung) forderte im Zeitalter des Liberalismus eine Rettung des Bauernstandes .

Geschichte

Während die Agrarbewegung in England, Frankreich und Spanien kaum Bedeutung erlangte, bestimmte Sie in der Schweiz und in Italien, in Südost-, Nord- und vor allem Osteuropa weitgehend die Entwicklung der nationalen Wirtschaft. In Deutschland beruhte die Agrarbewegung, das heißt die Selbsthilfeaktion des Bauernstandes, auf den drei Säulen:

  1. der landeswirtschaftliche Genossenschaften
  2. der öffentlich-rechtlichen Berufsvertretung in den Landwirtschaftskammern bzw. Bauernkammern (die zumeist als staatliche Gegengründungen gegen die freien Bauernorganisationen zu betrachten sind)
  3. der wirtschaftspolitische Kampforganisationen

Hauptträger der Agrarbewegung war die dritte Säule, die Bauernvereine und Bauernbünde aller Art. Vorbild für sie der 1871 von Freiherr von Schorlemer-Alst gegründete „Westfälische Bauernverein“ der seinerseits ebenfalls schon Vorläufer gehabt hatte. Nach und nach entstanden ähnliche Vereinigungen, so im Jahre 1881 der „Schlesische“ und der „Nassauische“, 1882 der „Rheinische“ und der „West“- und Ostpreußische, 1883 der „Hessische“, 1884 der „Trierische“, 1885 der „Eichsfeldische“, 1885 der „Badische“, 1889 der „Kurhessische Bauernverein“. Besonders nach dem Sturz Bismarcks, in der Ära der Handelsvertragspolitik, schlossen solche Organisationen wie Pilze aus der Erde.

Hierher gehört der „Fränkische Bauernverein“ (gegründet von Freiherr von Thüringen-Roßbach), seit 1893 „Fränkischer Bauernbund“ genannt. Aus Bauernbünden Niederbayerns, Oberbayerns und Schwabens ging der „Bayrische Bauernbund“ (gegründet 1895) hervor. Drei Jahre später wurde der „Bayrische Bauernverein“ gegründet, der stark unter klerikalem Einfluß stand. Er hatte ein Gesamtpräsidium sowie ein solches der Zentralstelle und der Landwirtschaftlichen Zentralgenossenschaft für Ein- und Verkauf (Bauernzentrale). An der Spitze der letzteren stand lange Zeit der „Bauerndoktor“ Georg Heim.

1900 schlossen sich die 16 zu jener Zeit im Deutschen Reich bestehenden deutsche Bauernvereine zur „Vereinigung der christlichen deutschen Bauernvereine“ (1927: 1,5 Millionen Mitglieder) zusammen, der jedoch jede kämpferische Einstellung fehlte. Obwohl diese Vereinigung nach ihrer Satzung parteipolitisch und konfessionell neutral sein sollte, geriet sie vollkommen in Abhängigkeit vom Zentrum. Fast durchgängig entstammten die Führer dem katholischen Großgrundbesitz und Adel. Nach dem Ersten Weltkrieg machte sich diese Vereinigung durch ihre Unterstützung des Zentrums zum Mitschuldigen des liberalistisch-demokratischen Systems. Der demokratische „Deutsche Bauernbund“ (1927: 135.000 Mitglieder), mit Geldmitteln der früheren Nationalliberalen Partei 1909 begründet, segelte völlig in deren Fahrwasser. Er ging später mit anderen Organisationen in der demokratischen „Deutsche Bauernschaft“ (gegründet 1927) auf.

Die bedeutsamste Organisation war der 1893 entstandene „Bund der Landwirte“. Auch er betonte seine parteipolitische Neutralität, doch gehörten seine ehrenamtlichen Führer vornehmlich dem Großgrundbesitz an, so daß verschiedentlich die Bezeichnung „Junkerbund“ üblich war. Seine Tätigkeit rief den „Hansabund“ zum Schutz von Gewerbe, Industrie und Handel hervor.

Allen genannten landwirtschaftlichen Organisationen und Bauernvereinen fehlte der kämpferisch-politische Geist. Man bekämpfte die bauernfeindlichen Gewalten nur in ihren wirtschaftlichen Zielsetzungen. Man glaubte durch Forderung nach einer bäuerlichen Wirtschaftspolitik, nach Schutzzöllen – in denen man den Angelpunkt der Agrarpolitik sah – und genossenschaftlicher Selbsthilfe die Rettung des Bauernstands zu erreichen. Eine Ausnahme, deren Wirkung aber örtlich beschränkt blieb, bildete der von Otto Böckel 1890 gegründete „Mitteldeutsche Bauernverein“ (später „Mitteldeutscher Bauernbund“, dann „Hessischer Bauernbund“), ein Instrument für den praktischen Antisemitismus Böckels, bei dem die wirtschaftlichen Ziele den politischen untergeordnet waren (24. August 1904 im „Bund der Landwirte“ aufgegangen).

Das Verhalten der Weimarer Republik zwang nach dem Ersten Weltkrieg den Bauern erneut zum Abwehrkampf. Neben der seit 1. Januar 1917 auf 24 (später 27) Bauernvereine erweiterten „Vereinigung der deutschen Bauernvereine“ (auch „Zentralverband der Bauernvereinsorganisationen Deutschlands“, dem „Deutschen Bauernbund“ und dem „Bund der Landwirte“ entstanden als Abwehrorganisation vor allem gegen den drohenden Bolschewismus überall in Deutschland sogenannte „Landbünde“, die 1919 im „Deutscher Landbund“ vereinigt wurden.

Am 1. Januar 1921 schloß sich dieser mit dem „Bund der Landwirte“ zum „Reichslandbund“ (1931: 5,6 Millionen Mitglieder) zusammen, der stark unter deutschnationalen Einflüsse geriet. So wurde unter parteipolitischen, konfessionellen und klassenkämpferischen Parolen (auch die Kommunisten versuchten einen eigenen Bauernbund aufzuziehen) das Landvolk auseinander und gegeneinander geführt. Gemeinsam war allen diesen Organisationen lediglich die materialistische und liberalistische Grundeinstellung die ein freies „Spiel der Kräfte“ anerkannte.

Da alle diese Bünde weiter dem Parlamentarismus verfallen waren, suchte man sich 1929 in der sogenannten „Grünen Front“ eine breitere parlamentarische Basis zu schaffen und die überall laut werdenden Einigungswünsche in ungefährliche Bahnen zu leiten. Diese „Grüne Front“ umfaßte die Präsidenten des Deutschen Landwirtschaftsrates (Brandes), des „Reichslandbundes“ (Schiele, später Graf Kalckreuth), der christlich Bauernvereine (Hermes) und des (demokratischen) Dt. Bauernbunds (Fehr). Dieser Versuch vermochte den Verfall des Bauerntums ebenso wenig zu verhindern wie der 1930 erfolgte Eintritt des Reichslandbundpräsident Schiele in das Kabinett Brüning.

Neben dieser einen Richtung der Agrarbewegung, die in Fortsetzung des schon vor dem Ersten Weltkrieg beschrittenen Wegs einer passiven Eingliederung beziehungsweise positiven Mitarbeit an dem herrschendem System bestand, nahm die Agrarbewegung in Schleswig-Holstein einen durchaus revolutionären Charakter an. Aber auch diese Richtung führte zu keinen Erfolg. Noch weniger wurde mit der Gründung von Bauernparteien erreicht. Die vorwiegend standesmäßige Ausrichtung der Bauernorganisationen rief eigene Zusammenschlüsse der Landarbeiter hervor.

Allein aus der Grunderkenntnis der NSDAP, daß eine Rettung des Bauerntums nur durch Rettung des Gesamtvolks erfolgen könne, kam die Wendung. Die Agrarpolitische Apparat der NSDAP schuf den Unterbau auf dem nach dem Wahlsieg der NSDAP der Reichsnährstand errichtet werden konnte. Vorausgegangen war am 4. April 1933 die Zusammenfassung der meisten landwirtschaftlichen Organisationen in der „Reichsführergemeinschaft des deutschen Bauernstandes“ unter Darré und die Besetzung der führenden Stellen in den meisten Organisationen mit Nationalsozialisten (→ Gleichschaltung).

Literatur

  • Meyers Lexikon, Band 1, Bibliographisches Institut AG., Leipzig, 8. Auflage 1936
  • Martin Faßbender: Die Bauernvereine und die Lage der Landwirtschaft, 1888
  • Johannes Croner: Die Geschichte der agrarischen Bewegung in Deutschland, 1909
  • Walther von Altrock: Die Organisation der deutschen Landwirtschaft, 1921