Biolek, Alfred

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Prof. Dr. jur. Alfred Biolek; Kurzbiographie: Besuch der Grundschule in Freistadt. 1946 Aussiedlung mit den Eltern nach Waiblingen bei Stuttgart. Besuch des dortigen Gymnasiums mit anschließendem Abitur. Während der Schulzeit einjähriger Aufenthalt in den USA. Studium der Rechte in München, Wien und Freiburg/Breisgau. 1958 erstes juristisches Staatsexamen, danach wissenschaftliche Hilfskraft bei Prof. Ernst von Caemmerer an der Universität von Freiburg. 1962 Promotion; im Anschluß daran 1963 zweites juristisches Staatsexamen. Von 1963 bis 1970 beim ZDF angestellt (zuerst als Assessor im Justiariat, danach als Redakteur, Abteilungsleiter und stellvertretender Hauptabteilungsleiter in den Hauptabteilungen Kultur und Unterhaltung). Danach bis 1973 Leiter der Hauptabteilung Unterhaltung bei der BAVARIA Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft in München. Im Anschluß daran drei Jahre lang freier Producer der Sendung „Am laufenden Band“, Projektgruppenleiter beim WDR und parallel dazu Co-Moderator der WDR-Talkshow „Kölner Treff“. Von 1978 bis Ende 1982 Moderator und Produzent der Sendung „Bio‘s Bahnhof“.

Alfred Franz Maria Biolek (Lebensrune.png 10. Juli 1934 in Freistadt, Mährisch-Schlesien; Todesrune.png 23. Juli 2021 in Köln) war ein deutscher Fernsehunterhalter und Produzent. Der promovierte Jurist war katholisch und wohnte als Schwuler (1991 von dem schwulen Filmemacher Rosa von Praunheim geoutet) viele Jahre in Köln.

Werdegang

Alfred Biolek, 2009
Alfred Bioleks Grab
Köln, Friedhof Melaten
Inschrift des Grabsteins

Alfred Franz Maria Biolek wurde am 10. Juli 1934 in Freistadt (Österreichisch-Schlesien) als Sohn des Rechtsanwalts Dr. Josef Biolek und seiner Frau Hedwig, geb. Lerch gebore. Die Zeitläufe zwangen den Vater, mehrmals die Nationalität zu wechseln und der nach dem Einmarsch der Roten Armee anderthalb Jahre im Gefängnis verbrachte. Die Mutter war eine ehemalige Klosterschülerin und Laienschauspielerin. Beide Eltern galten als strenggläubige Katholiken. Biolek wuchs mit zwei älteren Brüdern behütet in einem begüterten Elternhaus auf, hatte vor allem zu seiner Mutter ein gutes Verhältnis und schwärmte immer wieder von seiner glücklichen Kindheit, die mit Vertreibung und Flucht nach Ende des Zweiten Weltkrieges in vorübergehender Not endete. Nach dem Krieg fand die Familie in Waiblingen bei Stuttgart eine neue Heimat. Bioleks Vater gehörte dort für die CDU zeitweise dem Stadtrat an.

Als 17jähriger Gymnasiast verbrachte Biolek ein Jahr als Austauschschüler in den USA. 1954 machte er in Stuttgart Abitur und studierte.

Wirken

1963 kam Biolek als Jurist in die Rechtsabteilung des ZDF. Dort stieg er zum stellvertretenden ZDF-Unterhaltungschef auf. Danach war er beim WDR tätig. Sein größter Erfolg als Produzent war die Unterhaltungssendung „Am laufenden Band“ mit Rudi Carrell. Ab 1977 moderierte er seine eigene Sendung „Bios Bahnhof“, für die er nicht nur allerlei der Dekadenz verpflichtete Künstler, sondern mit seinem ständigen Lächeln auch die Herzen der Zuschauer gewann. Der schwarze Unterhaltungskünstler Sammy Davis jr., der zu Lebzeiten zum Judentum konvertierte, fand die Sendung most wonderful (überaus wunderbar).

1978 Lehrauftrag der Universität Bochum für die Durchführung eines Proseminars (Medienkunde) zum Thema „Theorie und Praxis von Frenseh-Life-Sendungen“. 1983 und 1984 Moderator und Produzent der Sendereihe „Bei Bio“. 1985 bis 1991 Moderator und Produzent der Sendereihe „Mensch Meier“. Von Oktober 1992 bis 2005 war Professor an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Von August 1991 bis Juni 2003 Moderator und Produzent der wöchentlichen ARD-Talkshow „Boulevard Bio“. Von Dezember 1994 bis Ende 2006 Moderator und Produzent der wöchentlichen ARD-Kochshow „alfredissimo! – Kochen mit Bio“. Seit Dezember 2000 UN-Botschafter der Deutschen Stiftung „Weltbevölkerung“ (DSW). Im Januar 2006 Gründung der „Alfred Biolek Stiftung – Hilfe für Afrika“. Seit September 2006 eigenes Bühnenprogramm „Mein Theater mit dem Fernsehen“. Im September 2006 Veröffentlichung seiner Biographie „Bio – Mein Leben“

Germanophobie

1992, auf dem Höhepunkt der größten Hetze gegen nationale Kreise[1] seit der Teilwiedervereinigung, gab der homosexuelle[2] Biolek einer Berliner Zeitung ein Interview, in welchem er die Atombombe als legitime Antwort auf ein Deutschland unter der möglichen Führung „der Gefolgschaft von Rechtsradikalen“ herbeiwünschte:

„Ich werde zu dieser Demonstration kommen und auch bei der Abschluß-Kundgebung das Musik-Programm moderieren. Wir sind bereits kurz vor dem Punkt, wo es fast schon zu spät ist. Wir müssen der großen Gefolgschaft der Rechtsradikalen zeigen, daß sie trotzdem noch in der Minderheit sind.“

Aber Biolek weiß Rat:

„Eher sollte die Atombombe auf dieses Land fallen und dem Boden gleich machen, als daß wir nochmal in eine Situation kommen wie vor 40 Jahren. Ich würde keine Minute in solch einem Land bleiben. Aber noch mag ich Deutschland und deshalb möchte ich es verteidigen.“[3]

Welche Situation aus dem Jahre 1952 ihm solche Angst machte, wurde im Interview nicht veröffentlicht, ggf. meinte er den Koreakrieg oder die verbrecherische Sowjetisierung Mitteldeutschlands.[4]

Tod

„‚Man soll immer aufhören, wenn es am schönsten ist‘, sagte Dr. Alfred Biolek, den sie alle einfach ‚Bio‘ nannten, am 6. Juni 2003. Es war der Tag, an dem die wöchentliche Talkshow ‚Boulevard Bio‘ zu Ende ging. […] Nach dem Rückzug vom Bildschirm kam es für Biolek zu persönlichen Katastrophen. Dem Privatier Biolek war nach dem Abschied von der TV-Bühne nicht immer so viel Glück beschieden. Ein schwerer Treppensturz im Sommer 2010 machte ihm lange auch mental zu schaffen, seine Firma Pro GmbH geriet in Turbulenzen, es zog ihn aus Berlin in seine frühere Heimat Köln zurück. ‚Das war ein schwerer Unfall, nach dem ich im Koma lag und danach tagelang kaum sprechen konnte", erinnerte er sich anlässlich seines 80. Geburtstags im Jahr 2014. "Mein Freund Scott Richie, den ich später adoptiert habe, half mir in dieser Situation sehr. Ohne ihn wäre ich heute nicht so munter, wie ich es glücklicherweise bin.‘ Jetzt ist der Pionier des kultivierten Unterhaltungsfernsehens gestorben, wie sein Adoptivsohn bestätigt hat. ‚Bio‘ sei am Freitag in seiner Kölner Wohnung ‚friedlich eingeschlafen‘. Er wurde 87 Jahre alt.“[5]

Familie

Bioleks älterer Bruder (der älteste starb an den Folgen einer Kriegsverletzung) ist Redaktionsleiter beim Deutschlandfunk und betreut dort u. a. die regelmäßigen Sendungen zum jüdischen Schabbat. Die Bioleks seien „dreiviertel slawisch“, meint Joseph Biolek. Das allerdings bewahrte die Familie nicht vor der Vertreibung 1945.

Auszeichnungen und Ehrungen

  • 1983 – Adolf-Grimme-Preis mit Gold für herausragende Leistungen „Bio’s Bahnhof“
  • 1993 – Deutscher Kritikerpreis
  • 1994 – Goldene Kamera in der Kategorie „Beste Fernsehunterhaltung“ für „Boulevard Bio“
  • 1994 – Bambi
  • 1994 – Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen
  • 1995 – Goldenes Schlitzohr
  • 2000 – Bobby
  • 2002 – Deutscher Bücherpreis
  • 2002 – Deutscher Weinkulturpreis
  • 2003 – Karl-Valentin-Orden
  • 2003 – Großes Bundesverdienstkreuz
  • 2004 – Goldene VDP-Ehrennadel (Verband Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter) „für seine Verdienste um den deutschen Spitzenwein“
  • 2008 – Goldene Kamera für sein Lebenswerk
  • 2009 – Deutscher Fernsehpreis – Ehrenpreis für sein Lebenswerk
  • 2009 – Warsteiner Preis – der deutsche Gastronomiepreis – Lifetime-Award
  • 2010 – Steiger Award
  • 2010 – Kulturpreis der Otmar-Alt-Stiftung
  • 2013 – Kaiser-Augustus-Orden

Siehe auch

Fußnoten

  1. Hoyerswerda, Rostock, Mölln, Solingen – Anfang der 90er-Jahre
  2. „Ich habe angefangen, offen schwul zu leben – und mir gesagt: Schluß mit dieser ganzen Bürgerlichkeit, mit den ganzen Regeln!“
  3. Wes Geistes Kind ...: Berliner Tageszeitung „B. Z.“ vom 31. Oktober 1992
  4. Das Interview war 1992, vor 40 Jahren würde 1952 bedeuten: Am 24. Juli 1952 wurden die Kreisreformen in der DDR durchgesetzt. Das bedeutete eine Neuaufteilung durch Gebietsreformen in Bezirke und Kreise. Ebenfalls fand im Juli 1952 in der Werner-Seelenbinder-Halle in Ost-Berlin die 2. Parteikonferenz der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) statt. Unter der von Walter Ulbricht geprägten Formulierung des „planmäßigen Aufbaus des Sozialismus“ wurden eine „Sowjetisierung“ der Gesellschaft und eine Stärkung der Staatsmacht nach sowjetischem Vorbild eingeführt.
  5. TV-Star stirbt mit 87 Jahren, Focus online, 23. Juli 2021