Biolek, Alfred
Alfred Franz Maria Biolek ( 10. Juli 1934 in Freistadt, Mährisch-Schlesien; 23. Juli 2021 in Köln) war ein deutscher Fernsehunterhalter und Produzent. Der promovierte Jurist war katholisch und wohnte als Schwuler (1991 von dem schwulen Filmemacher Rosa von Praunheim geoutet) viele Jahre in Köln.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Alfred Franz Maria Biolek wurde am 10. Juli 1934 in Freistadt (Österreichisch-Schlesien) als Sohn des Rechtsanwalts Dr. Josef Biolek und seiner Frau Hedwig, geb. Lerch gebore. Die Zeitläufe zwangen den Vater, mehrmals die Nationalität zu wechseln und der nach dem Einmarsch der Roten Armee anderthalb Jahre im Gefängnis verbrachte. Die Mutter war eine ehemalige Klosterschülerin und Laienschauspielerin. Beide Eltern galten als strenggläubige Katholiken. Biolek wuchs mit zwei älteren Brüdern behütet in einem begüterten Elternhaus auf, hatte vor allem zu seiner Mutter ein gutes Verhältnis und schwärmte immer wieder von seiner glücklichen Kindheit, die mit Vertreibung und Flucht nach Ende des Zweiten Weltkrieges in vorübergehender Not endete. Nach dem Krieg fand die Familie in Waiblingen bei Stuttgart eine neue Heimat. Bioleks Vater gehörte dort für die CDU zeitweise dem Stadtrat an.
Als 17jähriger Gymnasiast verbrachte Biolek ein Jahr als Austauschschüler in den USA. 1954 machte er in Stuttgart Abitur und studierte.
Wirken
1963 kam Biolek als Jurist in die Rechtsabteilung des ZDF. Dort stieg er zum stellvertretenden ZDF-Unterhaltungschef auf. Danach war er beim WDR tätig. Sein größter Erfolg als Produzent war die Unterhaltungssendung „Am laufenden Band“ mit Rudi Carrell. Ab 1977 moderierte er seine eigene Sendung „Bios Bahnhof“, für die er nicht nur allerlei der Dekadenz verpflichtete Künstler, sondern mit seinem ständigen Lächeln auch die Herzen der Zuschauer gewann. Der schwarze Unterhaltungskünstler Sammy Davis jr., der zu Lebzeiten zum Judentum konvertierte, fand die Sendung most wonderful (überaus wunderbar).
1978 Lehrauftrag der Universität Bochum für die Durchführung eines Proseminars (Medienkunde) zum Thema „Theorie und Praxis von Frenseh-Life-Sendungen“. 1983 und 1984 Moderator und Produzent der Sendereihe „Bei Bio“. 1985 bis 1991 Moderator und Produzent der Sendereihe „Mensch Meier“. Von Oktober 1992 bis 2005 war Professor an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Von August 1991 bis Juni 2003 Moderator und Produzent der wöchentlichen ARD-Talkshow „Boulevard Bio“. Von Dezember 1994 bis Ende 2006 Moderator und Produzent der wöchentlichen ARD-Kochshow „alfredissimo! – Kochen mit Bio“. Seit Dezember 2000 UN-Botschafter der Deutschen Stiftung „Weltbevölkerung“ (DSW). Im Januar 2006 Gründung der „Alfred Biolek Stiftung – Hilfe für Afrika“. Seit September 2006 eigenes Bühnenprogramm „Mein Theater mit dem Fernsehen“. Im September 2006 Veröffentlichung seiner Biographie „Bio – Mein Leben“
Germanophobie
1992, auf dem Höhepunkt der größten Hetze gegen nationale Kreise[1] seit der Teilwiedervereinigung, gab der homosexuelle[2] Biolek einer Berliner Zeitung ein Interview, in welchem er die Atombombe als legitime Antwort auf ein Deutschland unter der möglichen Führung „der Gefolgschaft von Rechtsradikalen“ herbeiwünschte:
- „Ich werde zu dieser Demonstration kommen und auch bei der Abschluß-Kundgebung das Musik-Programm moderieren. Wir sind bereits kurz vor dem Punkt, wo es fast schon zu spät ist. Wir müssen der großen Gefolgschaft der Rechtsradikalen zeigen, daß sie trotzdem noch in der Minderheit sind.“
Aber Biolek weiß Rat:
- „Eher sollte die Atombombe auf dieses Land fallen und dem Boden gleich machen, als daß wir nochmal in eine Situation kommen wie vor 40 Jahren. Ich würde keine Minute in solch einem Land bleiben. Aber noch mag ich Deutschland und deshalb möchte ich es verteidigen.“[3]
Welche Situation aus dem Jahre 1952 ihm solche Angst machte, wurde im Interview nicht veröffentlicht, ggf. meinte er den Koreakrieg oder die verbrecherische Sowjetisierung Mitteldeutschlands.[4]
Tod
- „‚Man soll immer aufhören, wenn es am schönsten ist‘, sagte Dr. Alfred Biolek, den sie alle einfach ‚Bio‘ nannten, am 6. Juni 2003. Es war der Tag, an dem die wöchentliche Talkshow ‚Boulevard Bio‘ zu Ende ging. […] Nach dem Rückzug vom Bildschirm kam es für Biolek zu persönlichen Katastrophen. Dem Privatier Biolek war nach dem Abschied von der TV-Bühne nicht immer so viel Glück beschieden. Ein schwerer Treppensturz im Sommer 2010 machte ihm lange auch mental zu schaffen, seine Firma Pro GmbH geriet in Turbulenzen, es zog ihn aus Berlin in seine frühere Heimat Köln zurück. ‚Das war ein schwerer Unfall, nach dem ich im Koma lag und danach tagelang kaum sprechen konnte", erinnerte er sich anlässlich seines 80. Geburtstags im Jahr 2014. "Mein Freund Scott Richie, den ich später adoptiert habe, half mir in dieser Situation sehr. Ohne ihn wäre ich heute nicht so munter, wie ich es glücklicherweise bin.‘ Jetzt ist der Pionier des kultivierten Unterhaltungsfernsehens gestorben, wie sein Adoptivsohn bestätigt hat. ‚Bio‘ sei am Freitag in seiner Kölner Wohnung ‚friedlich eingeschlafen‘. Er wurde 87 Jahre alt.“[5]
Familie
Bioleks älterer Bruder (der älteste starb an den Folgen einer Kriegsverletzung) ist Redaktionsleiter beim Deutschlandfunk und betreut dort u. a. die regelmäßigen Sendungen zum jüdischen Schabbat. Die Bioleks seien „dreiviertel slawisch“, meint Joseph Biolek. Das allerdings bewahrte die Familie nicht vor der Vertreibung 1945.
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1983 – Adolf-Grimme-Preis mit Gold für herausragende Leistungen „Bio’s Bahnhof“
- 1993 – Deutscher Kritikerpreis
- 1994 – Goldene Kamera in der Kategorie „Beste Fernsehunterhaltung“ für „Boulevard Bio“
- 1994 – Bambi
- 1994 – Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen
- 1995 – Goldenes Schlitzohr
- 2000 – Bobby
- 2002 – Deutscher Bücherpreis
- 2002 – Deutscher Weinkulturpreis
- 2003 – Karl-Valentin-Orden
- 2003 – Großes Bundesverdienstkreuz
- 2004 – Goldene VDP-Ehrennadel (Verband Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter) „für seine Verdienste um den deutschen Spitzenwein“
- 2008 – Goldene Kamera für sein Lebenswerk
- 2009 – Deutscher Fernsehpreis – Ehrenpreis für sein Lebenswerk
- 2009 – Warsteiner Preis – der deutsche Gastronomiepreis – Lifetime-Award
- 2010 – Steiger Award
- 2010 – Kulturpreis der Otmar-Alt-Stiftung
- 2013 – Kaiser-Augustus-Orden