Altschallersdorf

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Altschallersdorf

Staat: Deutsches Reich
Gau: Niederdonau
Einwohner (1930): 851
Höhe: 290 m ü. NN
Koordinaten: 48° 49′ 42″ N, 16° 3′ 42″ O
Flucht.jpg
Altschallersdorf befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von der Tschechei vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
Ansicht von Altschallersdorf mit Kapelle
Hauptstraße des Ortes

Altschallersdorf (auch: Alt-Schallersdorf) ist ein deutscher Ort in Südmähren, Sudetenland, an der Thaya, südlich von Znaim gelegen.

Geschichte

Ein Ort beim Mühlgraben wurde bereits 1230 erwähnt. In Urkunden der Stadt Znaim vom 28. Oktober und 10. November 1307 wurde die „villa Schalizhdorff“ oder „Schalichhof“ erstmals genannt. 1348 als „Schalichdorf“, 1395 und 1421 als „Schalesdorf“ beurkundet, erscheint 1640 erstmals der Name „Alten-Schallersdorf“ und 1672 „Alt-Schallersdorf“.

Seit 1325 bestand eine Mühle im Ort. Um 1580 wurde Neuschallersdorf gegründet. Ebenso entstand bis 1580 am rechten Thayaufer die Siedlung Neueigen („Neioagn“).

Von Abt Sebastian II. von Klosterbruck wurden 1586 Jesuiten zur Rekatholisierung berufen.

Infolge der ursprünglichen Lage am flachen linken Thayaufer entstanden häufig große Schäden durch Hochwasser, besonders 1784, und am 23. Februar 1799 wurde das Dorf infolge eines Eisstau-Hochwassers fast total zerstört. 66 Häuser stürzten ein und die auf die Hausdächer geflüchteten Bewohner wurden von, während der Koalitionskriege durchziehenden, russischen Soldaten gerettet. Nur die Mühle und 12 Häuser am hohen rechten Thayaufer („Blunzendörfl“) blieben stehen.

In den folgenden Jahren wurde das Dorf östlich von Klosterbruck auf einer verödeten Hutweide zu beiden Seiten der Reichsstraße Wien-Prag neu aufgebaut. Durch die geradlinige Anlage der Häuser, den ansteigenden Stadtberg mit Vorgärten und zwei Robinien-Baumreihen beiderseits der Straße, entstand ein durchaus beeindruckendes Bauerndorf.

1805 wurde von den russischen Truppen die überdachte Brücke über die Thaya im Krieg gegen die Franzosen niedergebrannt. Letztere ließen sie wieder aufbauen. Bei der Schlacht bei Znaim von 1809 wurde der Ort am ersten Tag nach der Eroberung durch napoleonische Truppen stark in Mitleidenschaft gezogen, bevor sich Napoleon entschloß, am nächsten Tag von der Flanke her bei Zuckerhandl seine Gegner anzugreifen.

1834 wurde ebenfalls ein großer Teil des Dorfes ein Raub der Flammen.

Das Dorf gehörte bis 1848 zur Grundherrschaft Znaim. Danach wurde es mit Neuschallersdorf (Nový Šaldorf) zu einer Gemeinde im Verwaltungsbezirk Znaim (Znojmo) vereinigt, was auf beiden Seiten auf keine Gegenliebe stieß. 1873/74 wurde die Gemeinde aufgelöst und beide Orte wieder selbständige Gemeinden.

Nach dem Ersten Weltkrieg

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Ort infolge des Vertrags von Saint-Germain 1919 dem neugebildeten Kunststaat Tschechoslowakei, d.h. der Herrschaft der Tschechen, übergeben. 1930 war der Anteil der deutschen Bewohner von 95% (1910) auf 72% gesunken. Grund dafür war einerseits eine starke Abwanderung der Deutschen aufgrund der Repressalien und Verfolgungen seitens der herrschenden Tschechen und andererseits der verstärkte Zuzug tschechischer Arbeiter für die Znaimer Fabriken und von Berufssoldaten der tschechoslowakischen Armee und derer Familien, die in der Klosterbrucker Garnison Quartier bezogen. Vom tschechoslowakischen Militär wurden 1936 im Gemeindegebiet zwei Bunker gebaut.

Nach der Angliederung an das nationalsozialistische Deutsche Reich im Oktober 1938 wurde der Bezirk Znaim zum Landkreis Znaim umfunktioniert. 1939 erfolgte die Eingemeindung in die Stadt Znaim.

Zweiter Weltkrieg

Nicht zuletzt wegen der Nähe zur Stadt erfuhr Altschallersdorf auch mehrmalige alliierte Terror-Bombardements gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, durch welche zwei Personen umkamen und viele Häuser beschädigt oder zerstört wurden. 40 Soldaten aus Altschallersdorf fielen in diesem Krieg. Am 8. Mai wurde die Thayabrücke gesprengt, was aber die sowjetischen Truppen nicht mehr daran hindern konnte, einen Tag später in Altschallersdorf einzumarschieren. Von den sowjetischen Kommandanten wurden ca. 100 Männer aus dem Ort für den Bau einer Notbrücke zur Zwangsarbeit herangezogen.

Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945/46

Am 7. Mai versuchte ca. die Hälfte der Einwohner zunächst vor den bolschewistischen Invasoren zu fliehen. Der Ort wurde ebenso wie fast alle anderen in der Region geplündert und es kam zu Übergriffen auf die Bevölkerung. Die neuen tschechischen Verwalter verlangten die Angabe aller Besitztümer der deutschen Einwohner. Im Juni wurden die ersten Familien aus ihren Häusern gejagt. Sie flohen über die Grenze nach Österreich. Am 9. Mai 1946 wurden die restlichen deutschen Bewohner von Altschallersdorf nach Bayern abgeschoben.

Kommunistisch-tschechische Verwaltung

Die Eingemeindung bei Znaim wurde durch die kommunistisch-tschechoslowakische Verwaltung nicht mehr rückgängig gemacht. 1977/78 wurden die alten Bauernhäuser geschleift. Der dörfliche Charakter wurde durch den Bau von Hochhäusern zerstört. Nur die große Dampfmühle mit den beiden Getreidesilos an der Thaya bestand noch darüber hinaus.

Solange das Dorf bestand, gab es die Häuserreihen entlang der Reichsstraße mit den Ortsteilen Oberdorf oberhalb der Brünnerstraße und Unterdorf von der Brünnerstraße bis zur Steinbrücke, das „Gassl“ westlich der Reichsstraße und den Ortsteil „Zwischen den Brücken“ sowie die restlichen Häuser des alten Dorfes an der Retzerstraße, wo auf Altschallersdorfer Grund die Oblasser Volksschule steht. Entlang der Retzerstraße befanden sich linksseits eine Reihe von Weinkellern mit schönen Preßhäusern und das Gasthaus „Blauer Keller“ (rechts gab es die Neuschallersdorfer Kellergasse). Die „Hölzerne Brücke“ über die Thaya wurde durch eine Betonbrücke ersetzt, und die „Steinerene Brücke“ mit der Marienstatue, über das ehemalige Entlastungsgerinne der Thaya, wurde gesprengt.

Wirtschaft und Infrastruktur (vor der Vertreibung)

Landwirtschaft:
Um 1900 wurde auf den 423 ha Anbaufläche hauptsächlich Gemüse angebaut. Ergiebig waren aber auch Obst- und Weinbau. Letzterer ging nach 1900 nach dem Auftreten der Reblaus allerdings stark zurück. Zum Vergleich: um 1900 waren noch 18 ha Weinbaufläche, um 1925 nur mehr 5,59 ha.

Gewerbe:
Dampfmühle, Dampfmolkerei (1901), zwei Gurkenkonservenfabriken, Zementfabrik, Steinmetz, vielfältiges Kleingewerbe.

Einrichtungen:

  • Postamt (1894-1925, danach in Znaim)
  • Gendarmerie (1899)
  • Freiwillige Feuerwehr mit Zeughaus (1904)
  • Elektrifizierung (1916), Wasserleitung (1929)
  • Privatsanatorium, Arzt
  • Notspital
  • Armenhaus
  • Hebamme

Kulturerbe

  • Kapelle: Nach Zerstörung des Dorfes durch Eisstoß 1799 wurde um 1800 der Ort zu beiden Seiten der Wiener Straße neu aufgebaut und eine Kapelle errichtet. Die Kapelle wurde 1899 erweitert und durch eine Gedenktafel an den Untergang des Dorfes erinnert. Die Kapelle war bei Klosterbruck eingepfarrt. Die Kapelle wurde wie der gesamte Ort nach 1945 abgetragen.
  • Statuen und Säulen:
    • Marienstatue auf Steinbrücke von 1854, nach 1945 neben die Straße gesetzt
    • Pestsäule von 1679/82
    • Statue des Johannes von Nepomuk von 1720 mit Inschrift „Ponte per Russos combusto, per Gallos autem restituto
  • Steinsäule von 1637 mit Pflugeisen und Inschrift: „Ich fir in meinem Pecier eyn Pflugeysen. Wenzel Triegler von Alten-Schallersdorf und Dorotehea seine Hausfrau. 1637“.
  • Kaiser-Josef-Denkmal: 1884, an der Ecke Wiener- und Brünnerstraße, 1918 entfernt, heute im Hof des Znaimer Museums.

Siegel

Im 18. Jahrhundert führte die Gemeinde ein Siegel, das einen von Girlanden umrankten Ovalschild zeigt, der geteilt und oben gespalten ist. Oben steht eine Weintraube einem Winzermesser gegenüber, unten erscheint ein Pflugeisen.

Einwohner

Volkszählung Einwohner gesamt (davon Deutsche)
Jahr
1910 1.053 1.007
1930 892 642

Literatur

Lang, Johann und Rotter, Josef: Heimatbuch Altschallersdorf: 640 Jahre Schicksale einer südmährischen Gemeinde des Znaimer Thayabodens 1307 - 1945/47, 1998.