Anthroposophie
Die Anthroposophie (von altgr. ἄνθρωπος ánthropos ‚Mensch‘ und σοφία sophίa ‚Weisheit‘; wörtlich Weisheit vom Menschen) ist eine von Rudolf Steiner (1861–1925) begründete Weltanschauung als philosophischer „Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschwesen zum Geistigen im Weltall führen möchte“ und ging aus der von Helena Blavatsky 1875 institutionell begründeten Theosophie hervor. Die Anthroposophie ist christlich inspiriert.
Inhaltsverzeichnis
Wesen
Anthroposophie will das in der abendländischen Naturwissenschaft errungene Denken zur Fähigkeit geistigen Wahrnehmens steigern, indem sie den in diesem Denken tätigen freien Willen schult. Ihr Ziel ist eine neue Vereinigung von Wissenschaft, Kunst und Religion im Denken, Fühlen und Wollen des höheren Selbst jedes einzelnen Menschen. Sie gliedert den Menschen um seinen Ich-Kern gemäß seinem Teilhaben an den sinnlich-natürlichen Reichen (mineralisch, pflanzlich, tierisch) und den übersinnlich-geistigen Welten (seelischen, niederen und höheren geistigen) und betrachtet Geburt und Tod als Ereignisse in der Kette wiederholter Erdenleben. Rudolf Steiner schreibt über den Deutschen Geist:
- Der deutsche Geist hat nicht vollendet,
- Was er im Weltenwerden schaffen soll,
- Er lebt in Zukunftssorgen hoffnungsvoll,
- Er hofft auf Zukunftstaten lebensvoll; –
- In seines Wesens Tiefen fühlt er mächtig
- Verborgnes, das noch reifend wirken muß. –
- Wie darf in Feindes Macht verständnislos
- Der Wunsch nach seinem Ende sich beleben,
- So lang das Leben sich ihm offenbart,
- Das ihn in Wesenswurzeln schaffend hält!
Geschichte
Zur Pflege der Anthroposophie auf allen Lebensgebieten gründete Rudolf Steiner die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft „Goetheanum“ (Dornach, Schweiz) und als ihr Träger die Anthroposophische Gesellschaft im Jahr 1912, eine „Vereinigung von Menschen, die das seelische Leben im einzelnen Menschen und in der menschlichen Gesellschaft auf der Grundlage einer wahren Erkenntnis der geistigen Welt pflegen wollen“.
Am 17. Juli 1919 verurteilte das katholische Kirchenoberhaupt Benedikt XV. die Anthroposophie.[1]
Im Dritten Reich setzte die politische Führung die Anthroposophie der Freimaurerei gleich. Dies hatte zur Folge, daß im Jahr 1935 die Betätigung der Anthroposophen im Deutschen Reich verboten, die Anthroposophische Gesellschaft aufgelöst wurde. Eine Wiederzulassung scheiterte 1939.
Waldorfschulen
Die Waldorfschule ging aus der Anthroposophie hervor. Die erste Waldorfschule gründete am 7. September 1919 in Stuttgart Emil Molt in Zusammenarbeit mit Rudolf Steiner. Die Waldorfschulbewegung ist mit etwa 1.200 Schulen und über 2.000 Kindergärten die größte freie Schulbewegung weltweit (Stand: 2024).
Bekannte Waldorfschüler
- Thomas Südhof, deutscher Träger des Nobelpreises für Medizin (2013)
- Jens Stoltenberg – NATO-Generalsekretär von 2014 bis 2024; früherer Ministerpräsident Norwegens
- Otto Schily – Bundesinnenminister a. D. (BRD)
Christengemeinschaft
Rudolf Steiner entwarf den Kultus einer christlichen Sondergruppe, der „Christengemeinschaft“. Gründer dieser Kirche 1922 in Dornach (Schweiz) waren 45 Theologen, Pfarrer und Studenten überwiegend evangelischer Herkunft.
Siehe auch
Literatur
- Rudolf Steiner: Die germanische Seele und der deutsche Geist, 1915
- Horst E. Miers: Lexikon des Geheimwissens. Wilhelm Goldmann Verlag, München 1993, ISBN 3-442-12179-5, S. 56–58
Verweise
- Caroline Sommerfeld: Den Weltgeist verraten und verkauft, Sezession im Netz, 12. April 2017 (Die Autorin belegt, wie eine anthroposophienahe Zeitschrift fundamentalen Verrat an Rudolf Steiners Erbe – im Sinne einer NWO-Anbiederung – betreibt.)