Wilhelmstadt (Berlin)

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Wilhelmstadt

Staat: Deutsches Reich
Landkreis: Spandau
Einwohner: 37.497
Bevölkerungsdichte: 3.749 Ew. p. km²
Fläche: 10 km²
Postleitzahl: 13593, 13595
Wilhelmstadt befindet sich seit 1945 entweder unter Fremdherrschaft oder wird durch die BRD oder BRÖ staatsähnlich verwaltet.
Bundesland: Berlin

Wilhelmstadt ist ein Ortsteil im Bezirk Spandau von Berlin, dessen Namen sich von Kaiser Wilhelm I. ableitet. Anlässlich des 100. Geburtstages des Kaisers erhielt der Ortsteil 1897 offiziell seinen Namen.

Lage

Die Ortsteilgrenzen verlaufen recht unregelmäßig. Abgegrenzt wird der Ortsteil im Norden in etwa durch den Bullengraben sowie entlang der Ruhlebener Straße /Charlottenburger Chaussee, im Osten durch die Havelchaussee sowie den Stößensee gegen Westend, im Süden durch eine ost-westlich verlaufende Linie südlich des Jaczo-Turms gegen Gatow und im Westen durch die Sandstraße gegen Staaken. Wichtige Straßen in der Wilhelmstadt sind die Heerstraße (Bundesstraße 5 und östlich bis zur Wilhelmstraße auch Bundesstraße 2), die Wilhelmstraße (südlich ab Heerstraße Bundesstraße 2) sowie Gatower Straße und Pichelsdorfer Straße.

Neben der geschloßenen Mietshausbebauung der historischen Wilhelmstadt (nördlich der Heerstraße) und den überwiegend mit Einfamilienhäusern bebauten Bereichen zwischen Heerstraße und Weinmeisterhornweg gehören auch die Ortslagen Pichelsdorf, Pichelswerder und Tiefwerder (ohne Südhafen und Wohnbereich an der Dorfstraße) zu diesem Spandauer Ortsteil.

Seeburger Zipfel

Ebenfalls zum Ortsteil Wilhelmstadt gehört der sogenannte ‚Seeburger Zipfel‘. 1945 führten die alliierten Streitkräfte aus der Sowjetunion und Großbritannien einen Interessensgebietsaustausch, unter anderen zwischen Seeburg und dem Berliner Bezirk Spandau durch. Seeburg erstreckte sich damals bis auf wenige Meter an die Havel heran, sodaß die südlichen Gebiete von Spandau (Gatow und Kladow) per Straße (Potsdamer Chaussee, Gatower Straße) von der Wilhelmstadt nur über das Gebiet von Seeburg in der sowjetischen Besatzungszone erreicht werden konnte.

Die Briten betrieben im Süden von Spandau ihren Militärflugplatz sowie zwei Kasernen und wollten eine ungehinderte Zufahrt erreichen. Daher wurde der Seeburger Zipfel an Spandau abgetreten. Er umfaßt das nahe der Havel gelegene Wohngebiet Weinmeisterhöhe, heute die Wohnlage mit den höchsten Bodenpreisen in Spandau, und die Rieselfelder. An die Gemeinde Seeburg wurden dafür im geringeren räumlichen Umfang Spandauer Gebiete westlich der Potsdamer Chaussee (Rieselfelder) abgetreten. Der Seeburger Zipfel bildet heute die Gemarkung Seeburg in der Wilhelmstadt.

Mit dem Einigungsvertrag wurde bei der Wiedervereinigung entschieden, daß die Austauschgebiete Seeburger Zipfel und Groß Glienicke beim Bezirk Spandau verbleiben. Der 1945 im Gegenzug an die sowjetische Besatzungszone übergebene Westteil des Ortsteils Staaken war seit 1961 eine selbstständige Gemeinde Staaken in der DDR und kam 1990 wieder zurück zu Spandau. Eine Verfassungsklage der Gemeinde Groß Glienicke hiergegen blieb erfolglos.

Die weltweit einzige ‚nasse‘ Tiefenrauschsimulationsanlage liegt an der Scharfen Lanke am südöstlichen Rand der Wilhelmstadt. Die DLRG Berlin kann mit ihrer Tauchturm-Anlage der Bundeslehr- und Forschungsstätte (BLFS) Tiefen bis zu 150 Meter Wassertiefe simulieren. Sporttaucher können hier unter sicheren Bedingungen die Gefahren des Tiefenrausches erfahren und es werden Tauchunfälle behandelt.

Jaczo-Schlucht

Auf Höhe der Gatower Straße 199 beginnt – kurz bevor man Gatow erreicht – ein Weg durch die Jaczo-Schlucht zur Havel. Nach nur wenigen Metern begegnet man einem kleinen, runden, unscheinbaren und verwahrlosten Turm. Er wurde 1914 mit privaten Mitteln eines anonymen Spandauer Bürgers zur Erinnerung an den Polenfürsten Jaxa von Copnic errichtet, der auch der Schlucht den Namen gab. Jaxa oder auch Jaczo ging in die Geschichte ein, als er die Brandenburg überfiel, aber von Albrecht dem Bären bei der Gründung der Mark Brandenburg im Jahr 1157 zurückgeschlagen werden konnte.

Ein schon weit zerfallenes Relief am Turm zeigt Jaxa auf der Flucht vor Albrecht dem Bären und zwei seiner Reiter. Der Legende und der lateinischen Inschrift nach soll Albrecht dem Polenfürsten am Ende der Schlucht in die Havel getrieben haben. Bei Schildhorn ließ König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen 1845 zur Erinnerung an Brandenburgs wundersame Rettung ein Denkmal errichten.