Alpenfestung

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Mit dem Begriff Alpenfestung oder Kernfestung Alpen verbinden sich militärische Pläne der deutschen Alpenstaaten Deutsches Reich, Österreich und Schweiz, militärische Kräfte in den schwer zugänglichen Region der Alpen zu konzentrieren. Letzter Kommandant der Festung „Alpen“ wurde am 4. Mai 1945 General der Panzertruppe Nikolaus von Vormann.

Die Festung „Alpen“ 1945 als Trutzburg und Herrschaftsgebiet des sich wehrenden Restreiches – vom Berchtesgadener Land bis Südtirol

Schweiz und Österreich

Vor allem zu Beginn des Zweiten Weltkriegs baute die Schweiz erstmals eine Alpenfestung, den sogenannten Schweizer Reduit. Aber auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vor allem in der Schweiz, aber auch in Österreich intensive Maßnahmen zum Aufbau einer Art Alpenfestung im Kalten Krieg unternommen. In der Schweiz wurden zahlreiche Festungen mit Artilleriegeschützen ausgebaut. Das Österreichische Bundesheer setzte vor allem mit dem Raumverteidigungskonzept auf den Hauptkampf im bzw. den Erhalt des „Alpinen Basisraums“, der durch zahlreiche Sperren und Bunker (Feste Anlagen) abgesichert wurde.

Deutsches Reich

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges entwickelte auch die nationalsozialistische Regierung unter dem von Gauleiter Franz Hofer entwickelten und maßgeblich von Heinrich Himmler und Joseph Goebbels getragenen Alpenfestungsplan die Absicht, sich angesichts der unmittelbar bevorstehenden militärischen Niederlage in den letzten Wochen des Krieges in befestigte Anlagen in den Bergen der bayerischen, österreichischen und italienischen Alpen zurückzuziehen. Noch im April 1945 ergingen Befehle:

„Die Generäle Georg Ritter von Hengl für Nordwest (Arlberg bis Lofer) und Julius Ringel für Nordost (Salzach bis Semmering) werden zu Kommandeuren der in ihren Grenzen noch festzulegenden Alpenfestung ernannt. Oberbefehlshaber des AOK Tirol und zuständig für die Verteidigungsplanungen in der Alpenfestung wurde der General der Infanterie Hans Jordan.“[1]

Von dort aus sollte das Reich die unausweichliche militärische Konfrontation zwischen der bolschewistischen Sowjetunion und dem kapitalistischen Amerika widerstehen und ermöglichen, der Siegerseite als Verhandlungspartner zur Verfügung zu stehen, um die absehbare totale militärische Niederlage doch noch zumindest in einen Teilsieg umzuwandeln.

Verhandlungen in diesem Sinne mit den Amerikanern führte vor allem auch Ernst Kaltenbrunner. Von Landesverrätern wurde aber laufend an die Amerikaner über die Baufortschritte berichtet. Unter ihnen war auch Fritz Molden.

Obwohl Adolf Hitler am 24. April 1945 in einem Führerbefehl sämtlichen noch verfügbaren Kräften den Rückzug in die Alpenfestung anordnete, hat er doch immer klargestellt, daß er bis zur endgültigen Niederlage in Berlin bleiben wolle, und die Pläne nie voll mitgetragen.

Die Alpenfestung umfaßte nach den Planungen mehrere Teile:

Große Stützpunkte dieser geplanten Alpenfestung waren in Ebensee in Oberösterreich, wohin die Produktion der V2 von Peenemünde unter dem Codenamen Zement verlagert werden sollte. Im Ötztal sollte ein großer Windkanal entstehen. In Steyr wurde ein großes unterirdisches Motorenwerk und Handwaffenwerk errichtet. Bei Zipf wurde in den Kellern der Brauerei eine Raffinerie für Raketentreibstoff gebaut. Erbaut wurden diese Werke von Häftlingen hauptsächlich aus dem KL Mauthausen-Gusen. Einzelne Werke, wie die Produktionsstätten der He 162 in der Seegrotte in der Hinterbrühl, funktionierten bereits; die meisten wurden aber nicht mehr bis zum Kriegsende fertig. Die wohl am weitesten entwickelten Elemente dieser Festungsbauten sind aber wohl die in unmittelbarer Nähe der Konzentrationslager Gusen errichten unterirdischen Fabriken B8 Bergkristall für die Fließbandproduktion von Messerschmitt Me 262 Düsenjagdflugzeugen und „Kellerbau“ für die bombensichere Fertigung von Karabinern, Maschinenpistolen und Panzerfäusten für die Steyr-Daimler-Puch AG. Eine nicht unerhebliche Rolle spielte dabei auch der damalige Generaldirektor der Steyr-Daimler-Puch AG, SS-Brigadeführer Georg Meindl, dessen Bemühungen als Rüstungsexperte des Wehrkreises XVII (Wien) selbst durch den Chef des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA), Dr. Ernst Kaltenbrunner, noch am 1. Mai 1945 in einem (letzten) Telegramm an Adolf Hitler betont wurden. Meindl betrieb z.B. in Erweiterung seiner bereits bestehenden unterirdischen Fertigungskapazitäten in Gusen auch die Errichtung einer weiteren Großbunkeranlage bei Melk, welche aber nicht mehr fertiggestellt wurde.

Die Sonderhäftlinge sollten als Faustpfand gegenüber den Amerikanern bei den Verhandlungen dienen. Unter ihnen waren Kurt Schuschnigg, Mitglieder der Familie Stauffenberg, Thyssen und andere auch jüdische Ex-Politiker aus besetzten Ländern. Sie wurden aus dem KL Dachau zuerst nach Innsbruck und dann nach Südtirol in die Pension Pragser Wildsee gebracht, wo sie das Kriegsende erlebten.

Truppen der Wehrmacht und SS nach Kriegsende im Alpenraum

Beim Eintreten der Gesamtkapitulation der deutschen Streitkräfte am 9. Mai 1945 standen noch Verbände von Wehrmacht und Waffen-SS zwischen Bodensee und Raum der Alpenfestung, die nicht die Waffen streckten. Die Alliierten hatten zwar bis zum Kriegsende die Alpentäler besetzt, aber viele Wälder und Berge blieben weiterhin unbesetztes Gebiet.

Aus verschiedenen Gründen kapitulierten einige Wehrmachtsverbände im Alpenraum bei Kriegsende nicht. Teile der Soldaten hofften noch auf ein Wunder, wie eine militärische Wende durch Wunderwaffen, oder auf ein Zerbrechen des Bündnisses zwischen den Westalliierten und der Sowjetunion, um dann an der Seite der Westalliierten erneut gegen die Sowjetunion zu kämpfen. Viele Soldaten blieben auch in den Bergen, weil sie die Freiheit einer ungewissen Zukunft in Kriegsgefangenschaft vorzogen. Andere warteten einfach das allgemeine Chaos bei Kriegsende ab, um sich, ohne noch in Kampfhandlungen verwickelt zu werden, in der Ruhe des Friedens ergeben zu können, oder sich der alliierten Macht ergeben zu können, der sie sich aus politischen Gründen ergeben wollten. Meist spielten mehrere dieser Gründe bei den Soldaten eine Rolle.

So ergaben sich Reinhard Gehlen und sein Stab am 19. Mai 1945 den Amerikanern. Otto Skorzeny ergab sich mit seinen Soldaten am 20. Mai 1945 den Amerikanern. Tausende bewaffnete deutsche Soldaten verblieben aber in den Bergen und stellten ein Problem für die Alliierten dar. Die Berge und Wälder in einer militärischen Großoperation zu durchkämmen, war den Siegermächten aus Mangel an Gebirgstruppen nicht möglich und hätte wahrscheinlich auch zu unerwünschten Kämpfen geführt. Der Oberbefehlshaber der französischen Truppen im Alpenraum, General Antoine Béthouart, bat deshalb ehemalige deutsche Offiziere der Gebirgstruppen um Mithilfe bei der Kapitulation der deutschen Verbände in den Alpen. Oberst Franz Pfeiffer, ehemals Kommandant der Gebirgsjägerschule in Mittenwald, erklärte sich mit anderen ehemaligen Offizieren und Unteroffizieren der Wehrmacht bereit, Verbindung mit den Wehrmachtseinheiten im Alpenraum aufzunehmen, um sie zur Kapitulation zu bewegen.

Pfeiffer verlangte von den Alliierten, daß seine von ihm und seinen Offizieren neugeschaffene Einheit von kleinen Trupps von zwei oder drei Mann, die in den Bergen Verbindung mit den Wehrmachtstruppen dort aufnehmen sollten, den deutschen Soldaten sofortige Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft versprechen können, sobald sie sich ergeben, um ihnen einen Anreiz für ihre Kapitulation zu geben. General Béthouart stimmte der Bedingung zu, mit der Ausnahme von „Kriegsverbrechern“, die in Haft bleiben sollten.

Mit Fahrzeugen ausgerüstet machten sich Pfeiffers Trupps auf den Weg und arbeiteten hauptsächlich über Mundpropaganda und in Zusammenarbeit mit den örtlichen Bürgermeistern, die halfen, über die Gemeindemitglieder den Vorschlag für ihre Demobilisierung ohne Kriegsgefangenschaft an die Einheiten und Soldaten der Wehrmacht in den Bergen zu verbreiten.

General Béthouart schrieb später hierzu:

Nach ein paar Wochen waren 6.000 bis 7.000 Mann auf diese Art demobilisiert, viele Tonnen Waffen und Munition wurden eingesammelt und die ganze Situation bereinigt. Eine Atmosphäre von Freundschaft und Zusammenarbeit wurde zwischen meinen Offizieren und den Offizieren von Pfeiffers Mannschaft hergestellt, welches uns nicht nur ermöglichte, die Operation zu einem erfolgreichen Ende zu bringen, sondern auch vielversprechend für die Zukunft war.“[2]

Folgen

Nachrichtendienstliche Erkenntnisse der alliierten Streitkräfte über die Alpenfestung beeinflußten den Beschluß General Eisenhowers, nach dem Überschreiten des Rheins seine Armee in Richtung Süden statt nach Berlin zu lenken – eine Entscheidung, die letztlich dazu führte, daß die russischen Truppen Berlin einnehmen konnten, wiederum eine der Vorbedingungen für die spätere Teilung Deutschlands in Ost und West.

Letztendlich hat die Alpenfestung starke Truppenverbände der Westalliierten gebunden, die zur Eroberung bereitgestellt worden waren und an anderen Frontabschnitten fehlten.

Bauten

Die Festung Hochfinstermünz im Tiroler Oberinntal ist ein Teil der Alpenfestung. Im unwegsamen Eppzirltal im Karwendelgebirge wurde eine Wehrmachtskaserne gebaut. Ein gut erhaltener Teil ist auch an der alten Brennerpaß-Straße bei Brixen (Südtirol) zu sehen.

Siehe auch

Literatur

  • Roland Kaltenegger: Operation „Alpenfestung“: das letzte Geheimnis des „Dritten Reiches“. Herbig, München 2005, ISBN 3-7766-2431-0
  • Hans-Günter Richardi: SS-Geiseln in der Alpenfestung – Die Verschleppung prominenter KZ-Häftlinge aus Deutschland nach Südtirol. Edition Raetia, ISBN 88-7283-229-2
  • Franz W. Seidler: Phantom Alpenfestung? Die geheimen Baupläne der Organisation Todt, Pour le Mérite Verlag, 2004, ISBN 978-3932381102
  • Christian Hallig: Festung Alpen, Hitlers letzter Wahn: Wie es wirklich war – ein Erlebnisbericht. Herder, Freiburg im Breisgau 1989, ISBN 3-451-08686-7
  • Rodney G. Minott: Top secret: Hitlers Alpenfestung; Tatsachenbericht über einen Mythos. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1967

Film

  • Die Alpenfestung, Hessischer Rundfunk, 9. Juni 2004, Dokumentation, 45 Min.
  • Mythos Alpenfestung bei ZDFzeit

Fußnoten

  1. In: Franz W. Seidler: Phantom Alpenfestung? Die geheimen Baupläne der Organisation Todt, S. 32
  2. Ian Sayer / Douglas Botting: Nazigold – The Story of the World’s Greatest Robbery – and its Aftermath. Verlag Panther Books, London 1985, ISBN 0-586-05594-0, S. 187–193