Bratelsbrunn

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Bratelsbrunn

Wappen von Bratelsbrunn
Staat: Deutsches Reich
Gau: Niederdonau
Landkreis: Nikolsburg
Einwohner (1939): 1.663
Koordinaten: 48° 49′ 6″ N, 16° 34′ 3″ O
Flucht.jpg
Bratelsbrunn befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von der Tschechei vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
Deutsches Soldatendenkmal von Bratelsbrunn

Bratelsbrunn ist ein deutscher Ort in Südmähren, Sudetenland, ein Kilometer nördlich der österreichischen Landesgrenze und 6 km nordwestlich von Nikolsburg gelegen.

Geschichte

Name

1249 bei der Belehnung der Liechtensteiner erstmals genannt, wechselten die Namensformen von „Bretensprvn“, „Pritresprvnn“ über „Wratisprvn“ und „Praitensprvn“ zu „Preittessprvnn“ und 1715 endlich zu „Bratelsbrunn“.

Mittelalter

1249 wurde Bratelsbrunn von Markgraf Ottokar II. an Heinrich I. von Liechtenstein als Lehen gegeben. 1348 kam der Ort an das Kloster Kanitz, dessen Besitz nach Auflösung des Klosters 1526 an den späteren Kaiser Ferdinand I. ging.

Neuzeit

Im 16. Jahrhundert verödete das Dorf, wurde 1574 von dem Grafen Thurn-Valsasina erworben und durch deutsche Bauern wieder besiedelt. Seit damals behielt Bratelsbrunn seinen marktähnlichen Charakter. 1618 kam der Ort an die Teuffenbacher. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Ortschaft 1619 durch kaiserliche Truppen und Siebenbürgern unter Gabriel Bethlen geplündert und verwüstet.

Erst 1809, in den napoleonischen Kriegen, war das Dorf wieder Kriegswirren ausgesetzt und wurde durch französische Truppen geplündert. Auch Seuchen forderten im 19. Jahrhundert ihren Tribut. Die Cholera raffte 1831 und 1850 in Bratelsbrunn insgesamt 128 Bewohner dahin. 1858 vernichtete ein Großfeuer 34 Häuser der Ortschaft.

Nach dem Ersten Weltkrieg

Am 12. Dezember 1918, nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und noch vor der offiziellen Einverleibung Bratelsbrunns in den neugeschaffenen Kunststaat Tschechoslowakei, rückten tschechische Truppen in den Ort ein, nachdem sich die Volkswehr nach Österreich zurückgezogen hatte. Es wurden Denkmäler zerstört und zwei über die Grenze flüchtende Burschen aus Bratelsbrunn erschossen.

Durch die Bodenreform in der Tschechoslowakei wurde das Herrschaftsgut aufgeteilt. Hierbei erhielten die Kroaten in Guttenfeld den größten Teil, da sie sich bei den Volkszählungen zum tschechischen Bevölkerungsteil zählten.

Im September 1938, vor dem Anschluß Bratelsbrunns an das Deutsche Reich, wurden der Bürgermeister und weitere Funktionäre der Sudetendeutschen Partei (SdP) von den Tschechen verhaftet und nach Brünn verschleppt. Nach dem Einzug der deutschen Truppen wurden sie wieder freigelassen. Aus dem Bezirk Nikolsburg wurde der Kreis Nikolsburg im Reichsgau Niederdonau, zu welchem Bratelsbrunn nun zählte.

Zweiter Weltkrieg

Der Zweite Weltkrieg kostete 92 Bratelsbrunnern das Leben. Zwei von ihnen starben durch einen Luftangriff am 11. Oktober 1944 auf dem Bahnhofsgelände.

Vertreibung der Deutschen 1945/46

Tschechische Milizen rückten nach dem Einmarsch der Sowjets im Frühjahr 1945 im Ort ein und begannen mit dem Terror gegen die deutsche Bevölkerung. Viele Deutsche flohen über die Grenze nach Österreich, andere wurden in einer „wilden Vertreibung“ über die Grenze gejagt oder ermordet. Der letzte deutsche Bürgermeister und vier weitere Personen wurden in ein Lager nach Nikolsburg gebracht und dort mißhandelt. Am 12. Juni 1946 wurde auch der deutsche Pfarrer aus dem Ort vertrieben. Mit ihm mussten ca. 600 deutsche Bewohner ihren Heimatort verlassen.

1965 lebten 135 ehemalige Bratelsbrunner Familien in Bayern, 99 in Württemberg, 62 in Baden, vier in Hessen, zwei in Hamburg, 110 in Wien, 45 in Niederösterreich, vier in Oberösterreich, je drei Familien in Salzburg und Vorarlberg und je eine Familie in der Steiermark, der Schweiz und der DDR.

Ein Gedenkstein an die Vertreibung der Bratelsbrunner Bevölkerung wurde in Wildendürnbach (Niederösterreich) errichtet.

Wirtschaft und Infrastruktur (vor der Vertreibung)

Landwirtschaft: Ackerbau (829 ha) und weniger Weinbau (29 ha), daneben Waldbewirtschaftung (71 ha).

Gewerbe: Mühle, Sägewerk, Molkerei, sieben Gasthäuser, Kleingewerbe (darunter auch Handschuhnäherei, Haarnetzerei, Perlmuttdrechserlei sowie Gurken- und Gänsemarkt).

Einrichtungen: Volksschule (1807, Erweiterungen 1870, 1871 und 1882, Umzug 1890/91, Unterricht im Ort seit 1696 belegt), Bürgerschule (1938), tschechische Schule und Kindergarten (1920er Jahre), Gemeindebücherei, Postamt (1882), Haltestelle an der Bahnlinie Znaim (Znojmo)-Lundenburg (Břeclav) (1880), Frachtstation, Elektrifizierung 1926, Freiwillige Feuerwehr (1880), Milchgenossenschaft (1908), Landwirtschaftliche An- und Verkaufsgenossenschaft (1926). Die vorhandene schwefelhältige Quelle wurde durch das Badehaus genutzt.

Kulturerbe

Kirche St. Johannes d. Täufer
  • Pfarrkirche St. Johannes d. Täufers: ursprünglicher Bau von 1691-96, um 1838 baufällig abgetragen und 1853-58 neoromanisch errichtet. Pfarre seit 1740. Stichkappentonnengewölbte Halle von 41 m Lange, 5 m Breite und 17 m Höhe. Einheitliche Einrichtung aus der Bauzeit; Hochaltarbild „Taufe Christi“ von Josef Ritter von Führich. Evangelienaltar „St. Georg“ ; Epistelaltar der „unbefleckten Empfängnis“ . 42 m hoher Westturm. Baumeister J. Unger in Znaim. 1929 Renovierung mit Kuppel auf dem Turm.
  • Rathaus von 1845.
  • Dreifaltigkeitssäule.
  • Statue des hl. Florian.
  • Kaiser-Josef-Denkmal von 1910.

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Häuser Einwohner Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Insgesamt Deutsche Tschechen Andere
1793 191 1086
1836 265 1569
1869 281 1605
1880 283 1702 1695 0 7
1890 307 1769 1758 9 2
1900 337 1888 1859 20 9
1910 349 1931 1922 1 8
1921 356 1726 1636 24 66
1930 408 1757 1563 150 44
1939 1663

Wappen

Auf Grund kaiserlicher Vollmachten verlieh Franz Graf Thurn Valsasina am 21. August 1585 dem Dorf ein Wappen: innerhalb eines grünen Viereckfeldes erscheint in einem roten Renaissanceschild ein rundummauerter silberner Ziehbrunnen, an dessen Gestänge ein Wassereimer hängt.

Bekannte, in Bratelsbrunn geborene Personen

Literatur

  • Georg Dehio, Karl Ginhart: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler in der Ostmark. 1941, Bratelsbrunn S.162
  • Kreuzer, Anton: Das mittelalterliche Bratelsbrunn. 1968.
  • Bauer, Karlheinz: Regesten des Urkundenbestandes der Gemeinde Bratelsbrunn 1675-1753. 1969
  • Franz Peyer: Gedenkbuch der Ortsgemeinde Bratelsbrunn über die Jahre 1836-1895. 1991