Mannerheim, Carl Gustaf Emil

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Carl Gustaf Emil Freiherr von Mannerheim

Carl Gustaf Emil Freiherr von Mannerheim (Lebensrune.png 4. Juni 1867 auf dem Landgut der Familie, Schloß Villnäs (finnisch: Louhisaari), in Askainen (Russisches Kaiserreich); Todesrune.png 27. Januar 1951 in Lausanne, Schweiz) war ein finnischer Feldmarschall und Staatspräsident. Der Eichenlaubträger wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges zum Verräter am Deutschen Volk, trotz des hohen Blutzolls der deutschen Landser im vierjährigen Dienste des finnischen Waffenbruders gegen den Sturm der Roten Armee.

Leben

Carl Gustaf Emil Freiherr von Mannerheim (links) und Generalmajor a. D. Gustav Adolf Joachim Rüdiger Graf von der Goltz am 16. Mai 1938 bei der Feier des 20. Jahrestages der Befreiung Helsinkis

Mannerheim war baltendeutschen Geblüts und entstammte einer einflußreichen Familie der schwedischsprachigen Minderheit in Finnland, das damals zum Russischen Kaiserreich gehörte. Er diente als Husar der Kaiserlich Russischen Armee, war Leibwächter des russischen Kaisers, kämpfte im Russisch-Japanischen Krieg von 1905 und wechselte später zu den Ulanen.

Erster Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg diente er als General der Reiterei in der Kaiserlich Russischen Armee. 1917/18 sicherte er im Finnischen Bürgerkrieg die Unabhängigkeit seines Landes mit Hilfe deutscher Truppen des Kaiserlichen Heeres unter dem Generalmajor Rüdiger von der Goltz, bezwang die Rote Armee und setzte als Reichsverweser 1918/19 Finnlands internationale Anerkennung durch.

Marschall

1931 wurde er Vorsitzender des Obersten Kriegsrates und 1933 Marschall.

Zweiter Weltkrieg

Generalleutnant Erwin Engelbrecht und Feldmarschall von Mannerheim im Juli 1941
Feldmarschall Carl Gustaf Emil Freiherr von Mannerheim, 1942

Im Zweiten Weltkrieg führte Mannerheim die finnische Armee als Oberbefehlshaber im Winterkrieg 1939/1940. Nach dem Präventivschlag der deutschen Wehrmacht gegen die Sowjetunion 1941 leitete er wiederum die finnischen Truppen, entsandte finnische Truppen zur Belagerung von Leningrad und versuchte die Murmanbahn, eine während des Ersten Weltkrieges erbaute, strategisch wichtige Eisenbahnstrecke von Murmansk nach St. Petersburg, anzugreifen.

Adolf Hitler besuchte Mannerheim spontan zu dessen 75. Geburtstag. Während dieses Besuches entstand eine von nur wenigen[1], und wohl die bekannteste private Gesprächsaufnahme Hitlers – von einem finnischen Tontechniker wurden heimlich elf Minuten eines Gespräches mit Mannerheim aufgezeichnet.[2][3]

Bruch der Waffentreue

Am 4. August 1944 wurde Mannerheim zum Präsidenten der Republik Finnland gewählt, er brach, wie Mannerheim eingestand, „schweren Herzens“ alle Beziehungen zum Deutschen Reich ab und schloß am 3. bzw. 19. September 1944 einen Waffenstillstand mit Großbritannien und mit der Sowjetunion. Dies hatte größere finnische Gebietsverluste zur Folge, bewahrte sein Volk aber vor der Vernichtung.

Allerdings stempelte der Frieden gleichzeitig die finnischen Freiwilligen, die weiterhin für Wehrmacht und Waffen-SS gegen die Bolschewisierung Europas kämpften, als „Verräter“ und „Staatenlose“ ab. Die Finnen fingen an, in der Ostsee Minen zu verlegen, keine Warnung ging an die einstigen deutschen Waffenbrüder der Kriegsmarine, dies bedeutete den überraschenden Tod vieler deutscher U-Boot-Besatzungen. Zudem wurde der Ausbruch sowjetischer Unterseeboote aus dem Finnenbusen von finnischen Kanonenbooten gesichert. Diese U-Boote des Feindes mordeten dann Zehntausende deutsche zivile Flüchtlinge aus dem Osten.

„Im September 1944 verschlechtert sich die Lage weiter, nachdem der finnische Ministerpräsident Hackzell den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Deutschland ankündigt und den Abzug der deutschen Truppen aus Finnland fordert. Am 4. September stellt die finnische Wehrmacht an der gesamten Front gegen die Sowjetunion die Kampfhandlungen ein. Bis zum 21. September werden aus den finnischen Ostseehäfen 4.049 Soldaten, 3.336 Verwundete, 746 Fahrzeuge und 42.144 Tonnen Kriegsmaterial abtransportiert. Damit endet die deutsche Kontrolle der Minenfelder im Bereich des Finnischen Meerbusens.“

Ebenfalls wurde die finnische Armee nun gegen den einstigen treuen Verbündeten der deutschen Wehrmacht (20. Gebirgs-Armee unter Generaloberst Lothar Rendulic) im sogenannten Lapplandkrieg geworfen. Mannerheim hatte den Waffenbruder verraten, der vier Jahre die Rote Armee aus seinem Land gehalten hatte.

Treffen am 4. Juni 1942 in Finnland: Adolf Hitler und der finnische General Carl Gustav Mannerheim.
4. Juni 1942 in Finnland

Letztes Schreiben an den Führer

Ferdinand Jodl (links), Carl Gustaf Emil Freiherr von Mannerheim (Mitte) und Eduard Dietl
Generalleutnant Wiljo Einar Tuompo (links) mit Feldmarschall Freiherr von Mannerheim

Mannerheim, der zugleich schon mit den Bolschewisten einig war, aber auch gleichzeitig befürchtete, die deutschen Truppen im Lande könnten sich nun feindlich verhalten und das Deutsche Reich möglicherweise doch wieder erstarken und somit Finnland als Feindland erobern, schrieb im September 1944 beschwichtigend und diplomatisch raffiniert an den „Führer des Großdeutschen Reiches und Obersten Befehlshaber der deutschen Wehrmacht Adolf Hitler“:[4]

„In dieser Stunde bevorstehender schwerer Entscheidungen fühle ich das Bedürfnis Ihnen mitzuteilen, daß ich zu der Überzeugung gekommen bin, daß die Rettung meines Volkes es mir zur Pflicht macht, einen baldigen Ausweg aus diesem Kriege zu finden.
Die ungünstige Entwicklung der allgemeinen Kriegslage beschränkt immer mehr die Möglichkeiten Deutschlands in den sicher noch zu erwartenden Augenblicken der höchsten Not uns rechtzeitig und in genügendem Umfange die Hilfe zu geben, die wir dringend brauchen werden und Deutschland, meiner Auffassung nach, uns aufrichtig leisten möchte. Schon die Überführung von einer einzigen deutschen Division nach Finnland beansprucht eine Zeitdauer, in der unser Widerstand gegen die feindliche Übermacht zusammenbrechen kann und daß die genügende Anzahl deutscher Divisionen lediglich für diesen Fall hier in Finnland dauernd bereitgestellt werden, erlaubt, wie ich gut verstehe, die Lage nicht – auch die Erfahrung des vergangenen Sommers bestätigen diese Annahme. Die von mir hier angeführte Beurteilung der Kriegslage wird von einer wachsenden Mehrheit der finnischen Volksvertretung gefaßt.
Es wäre mir – auch wenn ich einer anderen Auffassung wäre – in Anbetracht unserer Staatsverfassung nicht lange möglich, diesen schon jetzt deutlich hervortretenden Willen der Volksmehrheit außer Acht zu lassen. Als Herr Generalfeldmarschall Keitel neulich in Ihrem Auftrage bei mir einen Besuch abstattete, wies er darauf hin, daß das Großdeutsche Volk zweifelsohne den Krieg noch zehn Jahre lang führen kann, wenn das Schicksal dies erfordert. Ich bemerkte dazu, daß, wenn auch, was ich hoffe, dieser für eine Nation von 90 Millionen Menschen zutrifft – sicher ist jedoch, daß wir Finnen schon physisch nicht im Stande sind, einen längeren Krieg zu bestehen. Schon der russische Großangriff im Juni hat meinen Ersatz erschöpft. Wir können uns einen ähnlichen Blutverlust nicht mehr erlauben, ohne das ganze weitere Bestehen der kleinen finnischen Nation zu gefährden.
Ich möchte besonders unterstreichen, daß, auch wenn das Schicksal Ihren Waffen nicht den Erfolg gönnen sollte, Deutschland noch weiter leben wird. Eine ähnliche Behauptung kann im Falle Finnland nicht vertreten werden. Wenn dieses Volk von kaum vier Millionen militärisch besiegt ist, kann man kaum bezweifeln, daß es verschleppt oder ausgerottet werden würde. Dieser Möglichkeit darf ich mein Volk nicht aussetzen.
Auch wenn ich es kaum hoffen wage, daß Sie meine Ausführungen und Begründungen als richtig anerkennen oder gutheißen werden, wollte ich Ihnen vor der Entscheidung doch diese Zeilen zusenden.
Unsere Wege trennen sich wahrscheinlich sehr bald, aber die Erinnerung an unsere deutschen Waffenbrüder wird hier weiterleben. In Finnland waren die Deutschen ja gewiß nicht Vertreter einer fremden Gewaltherrschaft, sondern Helfer und Waffenbrüder. Aber auch so ist die Stellung der Fremden immer schwierig und erfordert viel. Ich kann Ihnen bezeugen, daß während der ganzen vergangenen Jahre in Finnland auch nichts passiert ist, das uns dazu hätte verleiten können, in den deutschen Truppen Eindringlinge oder Erdrücker zu sehen. Ich glaube, daß das Verhältnis der deutschen Armee in Nord-Finnland zu der lokalen Bevölkerung und zu den heimischen Behörden als ein unter ähnlichen Verhältnissen vielleicht einzig dastehendes Beispiel von korrekten und herzlichen Beziehungen in unsere Geschichte eingehen wird.
Ich halte es für meine Pflicht, mein Volk aus dem Krieg zu führen. Ich kann und ich will unsere Waffen, die uns so freigiebig geliefert wurden, nie aus eigenem Willen gegen Deutsche wenden. Ich hege die Hoffnung, daß Sie, auch wenn Sie meine Schrift mißbilligen, ebenso wie ich und wie alle Finnen doch den Wunsch und das Bestreben haben werden, die Abwicklung der bisherigen Verhältnisse ohne jede nur irgendwie zu vermeidende Zuspitzung durchzuführen.
In Verehrung und Dankbarkeit“
Freiherr Mannerheim Marschall von Finnland
Staatspräsident der finnischen Republik

Nachkriegszeit

Mannerheim blieb Staatsoberhaupt bis zum Jahr 1946, als er aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat.

Nationalsymbol

Von einem ziemlich unbekannten Offizier wurde Mannerheim zum finnischen Nationalsymbol. 1960 errichtete man ihm im Zentrum von Helsinki ein Denkmal, eine Reiterstatue am Mannerheimintie‎, einer ebenfalls zu Ehren Mannerheims benannten Prachtstraße.

1952 erschienen posthum seine Erinnerungen, in denen er seine große Zuneigung zum Deutschen Volk bekundete. Dem Befehlshaber der deutschen Truppen Eduard Dietl stellte er ein tadelloses Zeugnis aus. Weiterhin beschrieb er, daß die deutschen Soldaten zur finnischen Zivilbevölkerung „ein unter ähnlichen Verhältnissen vielleicht einzig dastehendes Beispiel von korrekten und herzlichen Beziehungen gegeben haben“.[5]

Tod

Mannerheims verstarb 1951. Nach seinem Tod erhielt der Autor Erkki Hautamäki durch den ehemaligen finnischen Offizier Vilho Tahanvainen Einblick in ein diplomatisches Geheimarchiv Mannerheims. Demnach waren dem finnischen Marschall die mit dem Churchill-Stalin-Pakt vereinbarten imperialistischen, gegen Europa und insbesondere das Deutsche Reich gerichteten Kriegspläne, welche auch mit der Staatsleitung des Deutschen Reiches kommuniziert wurden, bekannt.

Orden und Auszeichnungen (Auswahl)

Ordensstiftungen

Film

Ein Film über den legendären finnischen General und Politiker Carl Gustaf Mannerheim wird unterstützt mit Geld aus Deutschland. Der Berliner Produzent Harald Reichebner beteiligt sich mit drei Millionen Euro an dem Historienfilm, der unter anderem von der Abwehr des sowjetischen Angriffs auf Finnland erzählt. Die Summe entspricht genau der Budgetlücke, die die Fortführung der finnischen Dreharbeiten bislang verhinderte. Da für die Szenen über den Winterkrieg 1939/40 eine dichte Schneedecke notwendig ist, verschiebt sich die Fertigstellung bis zum Winter 2010/11.[7]

Verschiedenes

  • Mannerheim wurde 2004 in der finnischen Fernsehsendung Suuret suomalaiset vom Publikum zum größten Finnen aller Zeiten gewählt.

Verweise

Tondateien

Fußnoten

  1. Andere private Gesprächsaufnahmen Hitlers, die seine normale Stimme bei Alltagsgesprächen dokumentieren, enthält der britische Dokumentarfilm „Swastika“ von 1974: Swastika, Archive.org
  2. Privatgespräch Hitler-Mannerheim
  3. A Monster’s Private Voice – Deutsche Welle
  4. Der Große Wendig, 2. Band, Beitrag 277: „Deutsche setzten Rovaniemi nicht in Brand“, S. 202, ISBN 3-87847-230-7
  5. Prominente ohne MaskeDrittes Reich, FZ-Verlag, 1998, ISBN 3924309396
  6. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939–1945, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, ISBN 978-3-938845-17-2, S. 526.
  7. Deutschlandradio Kultur, 16. Februar 2010: Deutscher Produzent rettet finnischen Mannerheim-Film