Dietl, Eduard
Eduard Wohlrath Christian Dietl ( 21. Juli 1890 in Bad Aibling; 23. Juni 1944 in der Steiermark nahe Hartberg) war ein deutscher Offizier der Bayerischen Armee, des Deutschen Heeres (Erster Weltkrieg), der Freikorps (Freikorps „von Epp“), der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Generaloberst der Gebirgstruppe des Heeres und Schwerterträger im Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Eduard Dietl wurde als Sohn des Finanzrats und Rentamtmanns Eduard Dietl und dessen Frau Lina, geb. Holzhausen geboren.
Militär
Nach dem Abitur in Rosenheim 1909 trat er im Oktober desselben Jahres als Fahnenjunker in das Königlich Bayerische 5. Infanterie-Regiment „Großherzog Ernst Ludwig von Hessen“ ein, besuchte die Kriegsschule in München und wurde im Oktober 1911 zum Leutnant ernannt. Vom 1. April 1938 bis 14. Juni 1940 war er Kommandeur der 3. Gebirgs-Division.
Zweiter Weltkrieg
In der Schlacht um Narvik hielt er mit seinen Gebirgsjägern, verstärkt durch schiffbrüchige Matrosen der Kriegsmarine und einige Fallschirmjäger des FJR 1, einer vielfachen feindlichen Übermacht stand, bis dieser Gegner zum Abzug gezwungen wurde. Als „Held von Narvik“ wurde der Ritterkreuzträger zu einem der berühmtesten und populärsten unter den Generälen des Heeres und des Reiches.
Tod
Für den 23. Juni 1944 wurde Dietl zu einer Besprechung mit Hitler auf den Berghof befohlen. Auf dem Weg dorthin zerschellte sein Flugzeug auf der steirischen Seite des Hochwechsels, in Waldbach-Breitenbrunn. Mit Dietl starben die Generäle Karl Eglseer, Franz Rossi und Thomas-Emil von Wickede. Sein Tod wurde zuerst geheimgehalten. Die Schwerter zum Ritterkreuz wurden ihm postum am 1. Juli 1944 verliehen, und die Gebirgsjäger-Brigade 139 erhielt den zusätzlichen Ehrennamen „Generaloberst Dietl“ und trug fortan einen dementsprechenden Ärmelstreifen.
In Hitlers Tagesbefehl zum 1. Juli 1944 hieß es:
- „Am 23. Juni 1944 ist Generaloberst Dietl bei einem Flugzeugunfall tödlich verunglückt. Als hervorragender Soldat im Ringen um unser nationalsozialistisches Großdeutschland hat sich Generaloberst Dietl besonders im Kampf um Norwegen und Finnland ausgezeichnet [...]. Generaloberst Dietl wird für alle Soldaten und für das ganze deutsche Volk der Inbegriff des Glaubens an unser nationalsozialistisches Deutschland und seinen Sieg sein. [...] Als fanatischer Nationalsozialist hat sich Generaloberst Dietl in unwandelbarer Treue und leidenschaftlichem Glauben seit Beginn des Kampfes unserer Bewegung für das Großdeutsche Reich persönlich eingesetzt. Ich verliere deshalb in ihm einen meiner treuesten Kameraden aus langer, schwerer, gemeinsamer Kampfzeit.“
Familie
Dietl heiratete 1926 Gerda-Luise, die Tochter des späteren Generals der Infanterie Siegfried Haenicke. Aus der Ehe sind vier Kinder entsprossen.
Dietl als Namenspatron
Im Mai 1964 wurde eine Kaserne der Bundeswehr in Füssen nach Dietl benannt. Ein Jahr später wurde sein militärischer Rang „Generaloberst“ der Namensgebung hinzugefügt.
Im Januar 1982, anläßlich der Neubenennung einer Straße in Dietls Geburtsort Bad Aibling, begann der öffentliche Meinungskampf. Im Juli 1987 forderte eine linke Bürgerinitiative in Kempten die Umbenennung der „General-Dietl-Straße“. Die Vereinigung Pax Christi forderte im Februar 1988 die Umbenennung der „Generaloberst-Dietl-Kaserne“ in Füssen.
Wütende Reaktionen folgten: Wer für die Umbenennung öffentlich Stellung bezog, stieß auf erbitterten Widerstand in Form von anonymen Anrufen, Zuschriften und auch Morddrohungen. Der Petitionsausschuß des Bundestages hingegen empfahl, durch sogenannte „Aufklärung“ der Truppe, Verständnis für die Umbenennung der Kaserne zu wecken. Eine solche Umbenennung wäre zugleich ein Beitrag zur sogenannten „Aufarbeitung der jüngsten deutschen Vergangenheit“, in Wahrheit natürlich zur Pauschalverdammung einer ganzen Generation. Der örtliche CSU-Abgeordnete Kurt Rossmanith hielt dagegen:
- „Generaloberst Dietl war und ist für mich auch heute noch Vorbild in menschlichem und soldatischem Handeln.“
Schließlich ging am geschichtsträchtigen 9. November 1995 der Kampf um Dietls Historie zu Ende. Der ungediente Bundesminister der Verteidigung, Volker Rühe, entschied, die Generaloberst-Dietl-Kaserne in Füssen und auch noch gleichzeitig die General-Kübler-Kaserne in Mittenwald umzubenennen. Die Kaserne in Füssen erhielt den Namen Allgäu-Kaserne, die in Mittenwald den Namen Karwendel-Kaserne. Diese Entscheidung stieß auf strenge Kritik beim Kameradenkreis der Gebirgstruppe.
Ehrenbürgerschaft
Im März 1990 wurde Dietls Ehrenbürgerschaft von der Landeshauptstadt Graz (Steiermark) getilgt. Die General-Dietl-Straße in Kempten wurde im Januar 1993 umbenannt (neu: Prälat-Götz-Straße). In Bad Aibling heißt die frühere General-Dietl-Straße, nach erbitterten Diskussionen, seit Januar 1996 „Am Sonnenfeld“. Einzelne fordern aber nach wie vor eine Rückbenennung. Im Januar 1997 stimmte der Rat der Stadt Füssen für die Umbenennung der Dietlstraße (neu: Baumeister-Fischer-Straße). Die General-Dietl-Straße in Freyung wurde im Januar 1998 in Ahornöder Straße umbenannt. Die Dietl-Gedenktafel in Ringelai (Bayerischer Wald) – bis 1977 eine Gedenkstätte für Albert Leo Schlageter – wurde im Sommer 1997 abmontiert. In Harthausen, einem Stadtteil Bad Aiblings, existiert weiterhin eine Dietl-Gedenktafel.
Beförderungen
- Eintritt in die Armee als Fahnenjunker: Oktober 1909
- Fahnenjunker-Gefreiter: 29. Januar 1910
- Fahnenjunker-Unteroffizier: 11. März 1910
- Fähnrich: 4. Mai 1910
- Leutnant: 26. Oktober 1911
- Oberleutnant: 9. Juli 1915
- Hauptmann: 29. August 1919
- Major: 1. Februar 1930
- Oberstleutnant: 1. Februar 1933
- Oberst: 1. Januar 1935
- Generalmajor: 1. April 1938
- Generalleutnant: 1. April 1940
- General der Gebirgstruppe: 19. Juli 1940
- Generaloberst: 1. Juni 1942
Auszeichnungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
- II. Klasse am 16. September 1914
- I. Klasse am 3. September 1916
- Bayerische Prinz-Regent-Luitpold Jubiläums-Medaille am 12. März 1911
- Hessische Tapferkeitsmedaille am 16. Oktober 1915 am 16. Oktober 1915
- Militär-Verdienstorden (Bayern) IV. Klasse (a) mit Schwertern am 18. Juli 1918
- Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz (Verwundung 1917) und Silber (Verwundung 1918)
- Heeresbergführer-Abzeichen am 1. April 1931
- Kommandeurskreuz zum Bayerischen Militär-Verdienstorden am 17. August 1933
- Chilenischer Verdienstorden, Kommandeurkreuz (Trageerlaubnis: 16. März 1934)
- Ehrenkreuz für Frontkämpfer am 18. Januar 1935
- Medaille zur Erinnerung an den 9. November 1923 (Blutorden)
- Deutsche Olympia-Ehrenzeichen, I. Klasse (1936)
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. bis I. Klasse am 2. Oktober 1936
- Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938
- Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 mit Spange Prager Burg
- Wiederholungsspange (1939) zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse (1914)
- II. Klasse 24. September 1939
- I. Klasse am 15. April 1940
- Zerstörer-Kriegsabzeichen am 5. November 1940
- Ärmelschild Narvik am 21. März 1941
- Gemeinsames Flugzeugführer- und Beobachterabzeichen in Gold mit Brillanten am 5. Januar 1941
- Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP am 30. Januar 1943
- Medaille „Winterschlacht im Osten 1941/42“
- Großkreuz des finnischen Ordens der Weißen Rose mit Schwertern und Bruststern am 9. November 1941
- Finnisches Freiheitskreuz, I. Klasse mit Stern, Eichenlaub und Schwertern und Bruststern am 20. Januar 1944
- Großkreuz des finnischen Freiheitskreuz mit Schwertern am 24. Juni 1944
- Namentliche Nennung im Wehrmachtbericht am 10. Juni 1940
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern
- Ritterkreuz am 9. Mai 1940 als Generalleutnant und Kommandeur der 3. Gebirgs-Division
- Eichenlaub (1. Verleihung) am 19. Juli 1940 als Generalleutnant (gleichzeitige Beförderung zum General der Gebirgstruppe) und Kommandierender General der Gebirgs-Korps „Norwegen“
- Schwerter (72. Verleihung; posthum) am 1. Juli 1944 als Generaloberst und Oberbefehlshaber der 20. Gebirgs-Armee
Bildergalerie
„General Dietl“ von Josef Hengge, gekauft von Adolf Hitler für 3.000 Reichsmark (GDK, 1941)
Die Einweihung des Ehrenmales nach der Renovierung (2014)[1]
Literatur
- Franz Kurowski: Generaloberst Dietl, Deutscher Heerführer am Polarkreis (Klappentext)
Verweise
Fußnoten
- Geboren 1890
- Gestorben 1944
- Deutscher Generaloberst
- Freikorps-Mitglied
- NSDAP-Mitglied
- Hauptmann (Bayern)
- Hauptmann (Heer des Deutschen Kaiserreiches)
- Oberst (Reichswehr)
- Generaloberst (Heer der Wehrmacht)
- Kommandierender General des XIX. Gebirgsarmeekorps (Heer der Wehrmacht)
- Träger des Eisernen Kreuzes I. Klasse (1914)
- Träger des Bayerischen Militärverdienstordens (IV. Klasse)
- Träger des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP
- Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub und Schwertern
- Träger des Finnischen Ordens der Weißen Rose
- Träger des Finnischen Ordens des Freiheitskreuzes
- Träger des Blutordens
- Erwähnung im Wehrmachtbericht
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Person im Zweiten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Gebirgsjäger
- Ehrenbürger von Graz