Steinhäuser, Carl

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Carl Steinhäuser

Carl Steinhäuser (Lebensrune.png 3. Juli 1813 in Bremen; Todesrune.png 9. Dezember 1879 in Karlsruhe) war ein deutscher Bildhauer des Klassizismus aus Bremen.

Leben

Eine eingesessene Künstler- oder Handwerkerfamilie waren die Steinhäusers nicht, sondern Zugewanderte. Des Bildhauers Vater, Georg Andreas Steinhäuser, Bildschnitzer seines Zeichens, stammte aus Ergersheim bei Rothenburg ob der Tauber, Abkömmling einer alten Pfarrersfamilie. Der ging im Jahre 1796 als Siebzehnjähriger auf die Wanderschaft, nicht nach Süden, sondern nach Norden: Die Kunstakademie in Kopenhagen war damals für viele später berühmt gewordene deutscher Künstler die ersehnte Stätte ihrer Ausbildung. Der Holzschnitzer Steinhäuser hungerte sich seinen Lebensunterhalt dort zusammen und verschaffte sich oft offenbar eine gründliche Ausbildung. Mit der hohen Kunst, mit dem bildhauerischen Klassizismus, kam er nur sehr mittelbar in Berührung. Er ward mit den aus Island stammenden Eltern des in Rom weilenden und dort schon angesehenen Bertel Thorvaldsen bekannt, und da diese Isländer Analphateten waren, las er ihnen die aus Rom eintreffenden Briefe ihres Sohnes vor. So fiel vielleicht schon damals ein klassizistisches oder antikisches Samenkorn ins Gemüt des aus der Riemenschneider–Stadt Rothenburg stammenden Holzbildhauers Georg Andreas Steinhäuser. Von Kopenhagen aus reiste der manchmal nach Paris, um auch dort zu lernen.

Als er einstmals, im ,Jahre 1810, in einem sehr kalten Winter auf der Rückreise von Paris nach Kopenhagen für längere Zeit, man weiß nicht, ob nur wegen der Kälte oder wegen eines jungen Mädchens, in Bremen festgehalten wurde, beschloß er, sich hier niederzulassen.

Er verheiratete sich und begründete ein Spiegelrahmen– und Bilderrahmengeschäft. Seinem am 3. Juli 1813 geborenen Sohne Carl folgten drei weitere Söhne. Alle sind Künstler geworden und haben es mehr oder weniger in diesem Berufe zu etwas gebracht.

Bei Carl zeigte sich die künstlerische Begabung schon früh. Er hatte Unterricht im Zeichen bei Bremer und ward dann Schüler des ausgezeichneten, manchmal romantischen Landschafters Stephan Messerer, als er schon, als Fünfzehnjähriger dort anfangend, Lehrling im väterlichen Geschäft bei Spiegeln und Bilderrahmen war und sicher dort die Bilder ebenso gründlich studierte wie die Rahmen, an denen er schnitzte und vergoldete. Des Vaters Firma war sehr beschäftigt. Gerade damals wurde der Dom zu Verden innen und außen erneuert und ausgebessert. Orgel und Altar brauchten Verzierungen. Die schnitzten Vater und Sohn, Meister, Gesellen und Lehrlinge. Von der Modellierarbeit am Ornament, vom plastischen Formen und Kneten ging der junge Carl langsam zur freien Bildhauerei über. Für den Bildnisplastiker war der Vater das erste Modell, dann seine Lehrer Bremer und Messerer und der zur Kunst neigende Senator Droste. Bei diesen Arbeiten entschied sich das künstlerische Schicksal des jungen Mannes: Man fand diese Werke des siebzehnjährigen Jungen so gut, daß ihm, wahrscheinlich auf Empfehlung Drostes, der Bremer Senat den Auftrag erteilte, eine Büste des berühmten Arztes und Astronomen Olbers zu machen.

Die fiel auf. Christian Rauch sah sie und schlug sie nach Steinhäusers Tonmodell eigenhändig aus dem Marmor. Rauch wußte, was gut war um was Talent bedeutete. Im Jahre 1831 nahm er den Achtzehnjärigen als Schüler mit nach Berlin. Sein Weg war vorgezeichnet, seine Laufbahn so gut wie geebnet. Denn der berühmte Rauch hatte keineswegs Zeit, alle seine Werke selbst zu machen. Manches gab er an die Schüler ab. — In Berlin verkehrte Carl Steinhäuser mit besonderer Vorliebe im Kreise von Bremern. Da waren der Baumeister Christoph Polzin, da war Carl Poppe, dann der Ingenieur Carsten Wältjen, Dr. Tölken, der Arzt, und der Naturforscher Dr. Sonnenburger. Sie hatten sich alle in der damals geistig sehr regsam werdenden Hauptstadt Preußens zusammengefunden zum Abschluß ihrer künstlerischen oder wissenschaftlichen Ausbildung.

Als Bettina von Arnim ihm wie einigen seiner Kameraden die Flügeltüren ihres sehr schöngeistigen Salons öffnete und ihm und allen immer und immer wieder von ihrem eben verstorbenen großen Freunde Goethe erzählte (dem sie einst wie ein Mühlstein um den Hals gehängt hatte), war der junge bremische Bildhauer in den Kreis der Edelsten der Nation aufgenommen. Seine ersten Arbeiten schon wurden sehr bewundert, Fürst Demidoff, der bekannte Kunstfreund und Sammler, kaufte den „Krebsfänger“, eine reizende, aber nicht gerade hochbedeutende Arbeit. Da sein wirtschaftliches Dasein nun gesichert schien, verlobte der Zweiundzwanzigjährige sich mit der im Salon der Bettina verkehrenden, aus alter Pastorenfamilie stammenden Pauline Franke, der Tochter eines Superintendenten aus Mecklenburg.

Bald nachher bekam er einen großen Auftrag. In Braunschweig wollte der Herzog von Braunschweig-Lüneburg als Bekrönung seines Schlosses, begeistert von Schadows Viergespann des Brandenburger Tores in Berlin, von Steinhäusers Hand einen antikischen Triumphwagen mit vier Pferden haben. Als Gehilfen nahm der jugendliche Meister seinen Bruder Wilhelm mit in die Stadt Heinrichs des Löwen. Jedoch die ortsansässigen Künstler; neidisch auf diese beiden Ausländer, machten ihnen das Leben schwer. Nicht zufällig brach das Gerüst zusammen, auf dem er mit seinem Modell stand.

Er rettete mit knapper Not sein Leben. Mochten nun andere die Quadriga machen. Carl Steinhäuser reiste sofort mit seinem Bruder nach Rom, der wahren geistigen Heimat des deutschen Klassizismus. Auch hier machte seine Kunst und sein Können sofort großes Aufsehen. Sein erstes römisches Werk, das Genrestück „Mädchen mit der Muschel“, hat er oft, allzuoft sogar, wiederholen müssen. Aber erst im Jahre 1841 fühlte er sich inder Lage zu heiraten. Durch seine Ehe ward er der Schwager des aus Bremen stammenden, mit Recht hoch angesehenen Archäologen Wilhelm Henzen. Er lebte also immer in den Kreisen der geistigen Oberschicht, machte aber eine damals nicht allzu seltene innere Wandlung auf dem Gebiete des Religiösen durch. Es ging so weit, daß er, Enkel und Urenkel protestantischer Geistlicher, mit seiner Frau, Tochter eines protestantischen Geistlichen, im Jahre 1843 zum Katholizismus.

Die Schatten, die solcher Schritt das Verhältnis zu seiner Bremer Familie trübten, haben sich nie ganz verloren. Aber der Bremer Kunstverein machte ihn gerade damals zu seinem Ehrenmitgliede. So berühmt war er schon. An äußeren Ehrungen hat es ihm nie gefehlt. Im Jahre 1853 ernannte ihn die Akademie der Künste in Philadelphia zum Ehrenmitglied, ebenso die altberühmte Akademie San Luca in Rom. Zehn Jahre später ward der Fünfzigjährige als Direktor an die Karlsruher Kunstschule berufen. Als Inhaber dieses Amtes starb er am 9. Dezember des Jahres 1879, als ein in ganz Deutschland sehr hoch geschätzter Künstler.

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