Deutsches Jungvolk
Das Deutsche Jungvolk (DJ) bildete während des Nationalsozialismus eine Untergruppe der Hitlerjugend (HJ), in der die 10- bis 14jährigen deutschen Jungen organisiert waren. Die deutsche Reichsjugendführung rief am 9. April 1936 alle Jungen und Mädchen der Jahrgänge 1922–1926 zum Eintritt in das Deutsche Jungvolk und die Jungmädelschaft bis zum 20. April 1936 auf. Aufgrund des Gesetzes über die Hitler-Jugend vom 1. Dezember 1936 waren dann alle Jungen und Mädchen vom 10. bis zum vollendeten 18. Lebensjahr zum Dienst in der Hitler-Jugend verpflichtet. Nur die als Jungvolk- oder höhere Jungvolkführer verwendete Jugendliche blieben beim DJ.
Inhaltsverzeichnis
Organisation
Das Jungvolk gliederte sich in die kleinste Gruppierung
- „Jungenschaft“ (etwa 10 Jungen), gefolgt von den höheren Gruppierungen
- „Jungzug“ (3–4 Jungenschaften eines Jahrgangs),
- „Fähnlein“ (4 Jungzüge),
- „Jungstamm“ (3–4 Fähnlein) und
- „Jungbann“; Jungbann des DJ und Bann der HJ wurden 1941 unter „Bann“ zusammengefaßt.
Ein Bann hatte eine Stärke von 2.000 bis 5.000 Jungen. Im Bann wurden ab 1942 zusammengefaßt: Jungstamm, Stamm, Jungmädelring und Mädelring. Ein Jungstamm hatte in der Stadt einen Ausbildungszug, in dem geeignete Pimpfe mit 12 Jahren auf eine Tätigkeit als Jungenschaftsführer vorbereitet werden konnten. Auf dem Lande fand der „Vorbereitungsdienst für Unterführer“ in Wochenendkursen statt.
Dienstplan
Der Jungvolkjunge hatte jeweils am Mittwoch und am Sonnabend nachmittags zwei Stunden Dienst. Mittwochs abwechselnd Singen, Schulung, Werkarbeit u. a., sonnabends Sport. Einmal im Monat war Sonntagsdienst möglich, z. B. bei offiziellen Feiern, Aufmärschen, Veranstaltungen oder Filmvorführungen. Außerdem wurde mindestens eine 11/2 Tagesfahrt mit Übernachtung in einer Jugendherberge durchgeführt, meist jungzugweise, im Sommer ein zwei- oder dreiwöchiges Zeltlager für Pimpfe ab 12 Jahre für ein oder mehrere Fähnlein.
Pimpfenprobe
Die Zehnjährigen wurden auf die sogenannte „Pimpfenprobe“ vorbereitet, die nach sechs Monaten bestanden werden sollte. Gefordert wurde: 60-Meter-Lauf in 12 Sekunden, Weitsprung 2,75 m, Schlagballweitwurf 25 m sowie Kenntnis der „Schwertworte des Jungvolkjungen“, des Horst-Wessel-Liedes und des Hitler-Jugend-Fahnenliedes. Die Schwertworte lauteten:
- „Jungvolkjungen sind hart, schweigsam und treu. Jungvolkjungen sind Kameraden. Des Jungvolkjungen Höchstes ist die Ehre.“
Nach bestandener Pimpfenprobe wurden die Jungvolkjungen jeweils am 2. Oktober, dem Jahrestag des großen Jugendaufmarsches 1932 in Potsdam, feierlich als Pimpfe in das Jungvolk aufgenommen und erhielten das Recht, das HJ-Fahrtenmesser zu tragen.
Struktur
Ränge
Die Ränge im Deutschen Jungvolk waren aufsteigend:
- Pimpf
- Hordenführer
- Oberhordenführer
- Jungenschaftsführer
- Oberjungenschaftsführer
- Jungzugführer
- Oberjungzugführer
- Fähnleinführer
- Oberfähnleinführer
- Hauptfähnleinführer
- Jungstammführer
- Oberjungstammführer
- Jungbannführer
- Oberjungbannführer
- Hauptjungbannführer
- Gebietsjungvolkführer
Gliederung
- Jungenschaft
- etwa 15 Jungen
- Jungzug
- etwa drei Jungenschaften
- Fähnlein (etwa drei Jungzüge)
- Stamm (ab 1938: Jungstamm)
- etwa vier Fähnlein
- Jungbann
- etwa sechs Stämme bzw. Jungstämme
Siehe auch
Literatur
- Organisationsbuch der NSDAP, Zentralverlag der NSDAP, München 1943, HJ ab Seite 437, (PDF)
- Jutta Rüdiger: Hitler-Jugend und ihr Selbstverständnis im Spiegel ihrer Aufgabengebiete. Lindhorst 1983
- Artur Axmann: Hitlerjugend: Das kann doch nicht das Ende sein. Erinnerungen des letzten Reichsjugendführers. Bublies-Verlag, ISBN 978-3926584335
- Herbert Taege: ...Über die Zeiten fort. Das Gesicht einer Jugend im Aufgang und Untergang. Askania Lindhorst 1978
- Pimpf im Dienst: Ein Handbuch für das Deutsche Jungvolk in der HJ, 1938 (PDF-Datei)
- Pimpfe kämpfen und spielen, illustrierter Sportbrief für das Jungvolk im Gebiet 13 (Hessen-Nassau).
Bildergalerie
Propagandaplakat für Jungen zum Eintritt in das Jungvolk innerhalb der HJ
Klaus-Christoph Marloh (Mitte, sitzend) als Jungvolkführer (Fähnleinführer) 1939
Der spätere Ritterkreuzträger der Waffen-SS Fritz Langanke als Jungvolkführer