Herwarth von Bittenfeld, Eberhard
Karl Eberhard Herwarth von Bittenfeld ( 4. September 1796 in Großwerther; 2. September 1884 in Bonn) war ein deutscher Adliger und Offizier, zuletzt (seit 1871) Generalfeldmarschall der Preußischen Armee. Seit 1740 ist der Name „Herwarth von Bittenfeld“ einer der glänzendsten in der preußischen Kriegsgeschichte. Generalleutnant Wilhelm Hans Theodor Herwarth von Bittenfeld (1835–1894), der mit der Ahnenforschung begann, konnte eine lückenlose Stammreihe der Herwarths von 1180 bis in die Neuzeit erstellen
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Karl Eberhard, Sohn des Generalmajors Johann Eberhard Ernst Herwarth von Bittenfeld (1753–1833) und der Johanna Friederike Auguste von Arnstedt (1765–1851), trat am 15. Oktober 1811 als Musketier in das damalige Normal-Infanterie-Bataillon der Preußischen Armee in Berlin ein, wo er auch die Kriegsschule besuchte. 1812 wurde er zum Portepee-Fähnrich ernannt, am 21. Februar 1813 dann zum Sekondeleutnant befördert.
Er kämpfte als junger Sekondeleutnant im Garde-Korps in den Befreiungskriegen, an denen er von 1813 bis 1815 teilnahm. Am 30. März 1816 wurde er Premierleutnant und am 30. März 1821 Hauptmann und Kompaniechef. Am 30. März 1835 wurde er als Major zum seinerzeitigen Garde-Reserve-Regiment versetzt und im gleichen Jahr zum Kommandeur des II. Bataillons ernannt. Am 30. März 1839 wurde er als Kommandeur des I. Bataillons zum 1. Garde-Regiment zu Fuß versetzt. Am 22. März 1845 erhielt er seine Beförderung zum Oberstleutnant und wurde am 31. März 1846 mit der Führung des „Kaiser Franz“ Garde-Grenadier-Regiments beauftragt. Daran schloß sich ab dem 27. März 1847 eine Verwendung als Kommandeur des 1. Garde-Regiments zu Fuß. In dieser Eigenschaft wurde er am 10. Mai 1848 Oberst. Dieses Regiment befehligte er 1848 während der Märzrevolution in Berlin. In der Nacht vom 18. auf den 19. März fungierte Herwarth als Kommandant des königlichen Schlosses. 1850 erhielt er den Befehl über die 16. Infanterie-Brigade. 1852 wurde er Generalmajor und Brigadekommandeur sowie 1854 zum Kommandanten der Bundesfestung Mainz ernannt. 1856 wurde er Generalleutnant und Kommandeur der 7. Division. 1860 wurde er zum General der Infanterie befördert und erhielt das Kommando über das VII. Armee-Korps. Im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 führte er als Kommandeur des Armeekorps des Prinzen Friedrich Karl Nikolaus von Preußen den berühmten Übergang nach Alsen durch. Im Deutschen Bruderkrieg führte er die Elbarmee in der Schlacht bei Königgrätz 1866. Nach Friedensschluß übernahm er wieder als Kommandierender General das Generalkommando des VIII. Armeekorps, bis er dieses 1870 an August von Goeben übergab. Nach Beendigung des Deutsch-Französischen Krieges wurde Herwarth von Bittenfeld am 8. April 1871 von allen seinen Stellungen entbunden, mit dem Charakter als Generalfeldmarschall zu den Offizieren von der Armee überführt und schließlich am 20. Juli 1875 zur Disposition (z. D.) gestellt.
- „Seine Persönlichkeit wird von einem seiner Generalstabsofficiere (Major Wiebe) mit nachstehenden Worten gezeichnet: ‚Sehr bestimmt, streng im Dienst, [263] wohlwollend, gewöhnt sich mündlich und schriftlich präcise auszudrücken, außerordentlich redegewandt, klarer Verstand, treffendes Urtheil, stattliche Erscheinung, gewinnende Formen, konnte recht deutlich, sogar derb werden.‘“[1]
Neue Deutsche Biographie
- „H. trat 1811 in preußische Militärdienste und machte im 2. Garderegiment die Freiheitskriege mit (Schlacht von Großgörschen und Kämpfe um Paris). 1848 wurde er Oberst und Kommandeur des 1. Garderegiments, 1852 Brigade-, 1856 Divisionskommandeur, 1860 Kommandierender General des VII. Armeekorps. Im dänischen Krieg erhielt er das Kommando der preußischen Truppen in Schleswig und führte am 29.6.1864 den Übergang nach Alsen durch. 1865 wurde er Kommandierender General des VIII. Armeekorps, 1866 Oberbefehlshaber der Elbarmee (Chef des Generalstabes war Oberst Ludwig von Schlotheim), die den rechten Flügel der in Böhmen einrückenden Streitkräfte bildete. Nach den Gefechten bei Hühnerwasser und Münchengrätz, stand er am 3. Juli bei Königgrätz dem österreichischen 10. Korps und den Sachsen gegenüber und brachte am Nachmittag durch die Eroberung der Dörfer Problus und Prim den österreichischen linken Flügel zum Weichen. Nach Friedensschluß übernahm er wieder das Generalkommando des VIII. Armeekorps. Im Norddeutschen Reichstag vertrat H. als regierungstreuer Konservativer den Wahlkreis Wittlich-Bernkastel. Bei Ausbruch des Krieges 1870/71 wurde er Generalgouverneur des die stellvertretenden Generalkommandos des VII., VIII. und XI. Armeekorps umfassenden westlichen Deutschlands, wobei ihm die Aufgabe zufiel, Verteidigungsmaßnahmen gegen eine etwaige französische Invasion zu treffen. Als diese Gefahr nicht mehr bestand, organisierte er Nachschub der Reserven und Transporte der Gefangenen und deren Unterbringung. 1871 wurde er mit dem Charakter eines Generalfeldmarschalls in den Ruhestand versetzt und lebte seitdem in Bonn.“[2]
Familie
Herwarth von Bittenfeld heiratete in erster Ehe am 23. Mai 1823 in Berlin Karoline Schulze ( 3. April 1795 in Dallgow-Döberitz; 2. Mai 1828 in Berlin), die Tochter des Pfarrers Heinrich Christian Schulze und der Dorothea Louise Wilcke. In zweiter Ehe heiratete er am 22. Juni 1831 ebenfalls in Berlin Sophie von Scholten ( 20. August 1802 in Berlin; 4. Oktober 1868 in Koblenz), die Tochter des späteren preußischen Obersten Friedrich Wilhelm von Scholten (1755–1819) und der Marie Philippine Amalie, geborene Sieburg (1770–1840).
Kinder
Aus den Ehen sind folgende Kinder entsprossen:
- Karoline ( 30. März 1824 in Berlin; 28. Oktober 1889) ∞ Franz Georg Christian Hugo Hesse (1804–1861), Dr. phil. h.c., Geheimer Legationsrat, Mitglied der preußischen Nationalversammlung, Generalkonsul für Spanien, Portugal und Mittelamerika
- Johanna Ernestine Luise ( 28. September 1825 in Berlin) ∞ Alfred Müller, Regierungsbaumeister
- Hertha Eberhardine Sophie ( 1. Februar 1827 in Berlin)
- Johann Karl Eberhard ( 22. April 1828 in Berlin)
- Hans Paulus ( 9. April 1832 in Berlin), preußischer Major
- Sophie Philippine Johanna ( 4. März 1835 in Berlin) ∞ Karl von Bolschwing, preußischer Hauptmann im Infanterie-Regiment Nr. 68
- Hans Friedrich ( 10. Juni 1836 in Berlin; 22. November 1875 in Dargislaff), preußischer Major und Adjutant des Generalkommandos des II. Armee-Korps
- Anna ( 20. Oktober 1839 in Potsdam) ∞ Alexander von Kameke (1825–1892), preußischer Generalleutnant, Herr auf Misdow und Klein Reetz
- Hans Anton (1841–1923), preußischer General der Infanterie ∞ Alice von Roy ( 1852),
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Kriegsdenkmünze für 1813/15 (Preußen)
- Roter Adlerorden, verschiedene Stufen
- Preußischer Kronenorden, verschiedene Stufen
- Preußisches Dienstauszeichnungskreuz, 1836
- Erinnerungs-Kriegs-Denkmünze, 1863
- Pour le Mérite am 21. August 1864
- Kriegsdenkmünze für 1864 (Preußen)
- Alsen-Kreuz
- Schwarzer Adlerorden, 1866
- Später, wie auf Bildern zu erkennen ist, erhielt er auch die Ordenskette zum Kleinod, vermutlich zum Abschied aus dem Militär zwischen 1871 und 1875
- Großkreuz des Roten Adlerordens, 1866
- Erinnerungs-Kreuz für den Feldzug von 1866
- Beträchtliche Dotation, 1866
- Die Dotations-Vorlage wurde am 1. Dezember 1866 vom Preußischen Haus der Abgeordneten mit 216 gegen 80 Stimmen und im Preußischen Herrenhaus einstimmig angenommen. Anderthalbmillionen Thaler (1.500.000) gingen an den Ministerpräsidenten Otto von Bismarck und an die Generäle der Infanterie Albrecht von Roon, Helmuth Freiherr von Moltke, Eberhard Herwarth von Bittenfeld, Karl Friedrich von Steinmetz und Eduard Vogel von Falckenstein.
- Königlicher Hausorden von Hohenzollern, Komturkreuz
- Militär-Maria-Theresien-Orden
- Kriegsdenkmünze 1870/71 für Nichtkombattanten
- Großherzoglich Hessischer Ludwigsorden, Großkreuz, 1871
- Rechtsritter, später Kommendator des Johanniter-Ordens
- Fort „Herwarth von Bittenfeld“ seit 1873 (nördlich von Sonderburg-Düppel; das frühere Fort Engelshöhe)
- Infanterie-Regiment „Herwarth von Bittenfeld“ (1. Westfälisches) Nr. 13 in Münster (seit dem 27. Januar 1889 so genannt)
Straßen usw.
- Noch bis in die 1980er Jahre war in Berlin nach ihm im sogenannten Alsenviertel eine Straße benannt. Die Herwarthstraße lag südlich der Moltkebrücke und ist heute mit dem Standort des neuen Bundeskanzleramtes überbaut. Eine „Herwarthstraße“ existiert noch heute in Berlin-Lichterfelde, aber auch in Bonn, Essen, Köln, Münster und Duisburg.
Fußnoten
- Geboren 1796
- Gestorben 1884
- Deutscher Adliger
- Deutscher Generalfeldmarschall
- Generalfeldmarschall (Preußen)
- Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Reichstagsabgeordneter (Norddeutscher Bund)
- Mitglied der Konservativen Partei
- Person im Deutschen Krieg
- Person im Deutsch-Französischen Krieg
- Kommendator (Johanniterorden)
- Träger des Pour le Mérite (Militärorden)
- Ritter des Schwarzen Adlerordens
- Träger des Militär-Maria-Theresien-Ordens (Ritter)