Francois, Curt von

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Curt von Francois als Referent des Auswärtigen Amtes und Ehren- oder Rechtsritter des Johanniterordens (Halsorden)

Curt Karl Bruno von Francois bzw. François (Lebensrune.png 2. Oktober 1852 in Lützelburg; Todesrune.png 28. Dezember 1931 in Königs Wusterhausen) war ein deutscher Kartograph, Forschungsreisender, Offizier der Preußischen Armee (Hauptmann) sowie der Schutztruppe (Major), ab 1891 Reichskommissar, sodann Landeshauptmann von Deutsch-Südwestafrika. Er ist Gründer der Stadt Windhuk.

Werdegang

Wissmanns erste Expedition zum Kassai (1883-85) vor dem Aufbruch: Franz Müller (Meteorologe, Fotograf), Hans Müller (Zoologe, Botaniker), Ludwig Wolf (Militärarzt), Curt von Francois (Karto-und Topograph) und (sitzend) Hermann von Wissmann
Major Curt von Francois
Lalage und Praxedis von François
Curt-von-Francois-Denkmal (Standbild) in Windhuk (2018)
Das 2018 restaurierte Grabmal von Curt von François auf dem Invalidenfriedhof in Berlin

Der vorwiegend aus einer deutschen, väterlicherseits aus einer teilweise hugenottischen Familie[1] stammende Curt von Francois wurde 1856 in Luxemburg geboren, als sein Vater als Hauptmann in der Adjutantur der preußischen Kommandantur des Großherzogtums Luxemburg (Mitglied im Deutschen Bund) Dienst tat. Er nahm nach dem Abschluß der Kadettenschule am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil und erhielt dort das Eiserne Kreuz II. Klasse. Sein Vater, der im ersten Kriegsjahr 1870 fiel, war der preußische Generalmajor Bruno von François.

1883 beteiligte er sich, nachdem er vom Militärdienst freigestellt worden war, an der Kassai-Expedition Hermann von Wissmanns, 1885 mit Grenfell an der Erforschung des Tschuapa und Lulongo. Zurück in Deutschland und im Militärdienst, wurde Francois zum Hauptmann befördert, diente zunächst im Großen Generalstab und wurde 1887 als Vermessungs- und Forschungsoffizier nach Togo und Kamerun kommandiert. 1888 wurde er mit der Führung der ersten Reichsexpedition zur Erforschung des Hinterlandes von Togo betraut, drang über Salaga nach Norden bis Wagadugu vor und schloß Schutzverträge mit sieben Sultanaten des oberen Voltagebietes.

Führer der Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika

1889 wurde Francois mit dem Aufbau einer kleinen Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika beauftragt und trat dazu formal in die Dienste der Deutschen Kolonialgesellschaft. Mit seiner 21 Mann starken „Francois-Truppe“ dieser „wissenschaftlichen Expedition“ erreichte er am 24. Juni 1889 Walvis Bay und richtete am 8. Juli 1889 in Otjimbingwe ein Hauptquartier ein. Im August desselben Jahres ließ Curt von François bei Tsaobis, das an einem Handelsweg lag, die befestigte Station Wilhelmsfeste bauen. Bis zum Jahr 1890 folgten zahlreiche Erkundungsritte in den damals weitgehend unterforschten Norden und Osten Südwestafrikas, die Verstärkung der Schutztruppe mit weiteren 50 Mann und die Ernennung von Francois zum Reichskommissar (ad Interim ab August 1890, Reichskommissar ab März 1891, seit November 1893 Landeshauptmann bis 15. März 1894) als Nachfolger von Dr. jur. Heinrich Ernst Göring.

Am 18. Oktober 1890 legte Hauptmann Curt von Francois den Grundstein für die „Alte Feste“ bzw. Feste „Groß Windhuk“[2] und vollzog damit gleichzeitig die Gründung der Stadt Windhuk. Die Schutzgebietsverwaltung wurde bald darauf in diese Festung verlegt. 1891 wurde er Reichskommissar, später Landeshauptmann von Deutsch-Südwestafrika und machte sich von 1890 bis 1892 zusammen mit seinem Bruder Hugo von Francois an das kartographische Erfassen des deutschen Schutzgebietes. Als 1891 der Bau der Alten Feste abgeschlossen war, verlegte er sein Hauptquartier dorthin und machte Windhuk zur Haupstadt des Landes. Aus strategischen Erwägungen untersuchte er die Atlantikküste nach einem günstigen Ort zur Anlage eines Überseehafens und fand diesen auf dem Gebiet des heutigen Swakopmunds, das er am 12. September 1892 gründete und als Stationschef Franz J. von Bülow einsetzte. Schon 1893 ging hier eine weitere Verstärkung der Schutztruppe an Land, die er wegen der zunehmenden Agressionen der Nama unter Hendrik Witboi angefordert hatte.

1893 vereitelte Francois durch Erstürmung von Hornkrans, dem Sitz der Witboi-Hottentotten, deren Absicht, zusammen mit Hereros und Bastards die Deutschen zu verdrängen, und wurde Major. In den Jahren 1893/94 führte Francois weitere erfolgreiche Gefechte gegen die Witbois und nahm 1895 seinen Abschied. Sein Nachfolger wurde der am 1. Januar 1894 in Swakopmund eingetroffene Major Theodor Leutwein. Mit dem bevorstehenden Wechsel in der Führung der Schutztruppe wurde auch deren privater Status als „Francois-Truppe“ in einen offiziellen geändert und diese in Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika umbenannt. Im August 1894 verließ der inzwischen zum Major beförderte Curt von François Deutsch-Südwestafrika über Kapstadt. Er hinterließ als Landeshauptmann (später in Gouverneur umbenannt) seinem Nachfolger umfangreiches und fundiertes Kartenmaterial, auf dessen Grundlage die ersten militärischen Landkarten der gesamten Kolonie angefertigt werden konnten.

Am 5. September 1895 wurde er in der Uniform der Schutztruppe (deren Trageerlaubnis er bekam) und mit Pension verabschiedet und kehrte nach Berlin zurück. Francois wurde dann als Referent des Auswärtigen Amtes tätig, unternahm als Forscher Reisen in verschiedene Teile Afrikas und Südamerikas und veröffentlichte zahlreiche Beiträge zur Kolonialpolitk.

Familie

Aus seiner 1897 mit Amalie Gertrud Margarethe Meyer zu Bohmte (genannt Margret), Tochter aus einem begüterten preußischen Elternhaus, geschlossenen Ehe gingen vier Kinder hervor. Die Familie lebte in Charlottenburg und Zernsdorf. Der Sohn Harald starb 1898 schon einen Tag nach seiner Geburt. Die Tochter Angelika Eos Athene Ilse Josepha von François, geboren 1899 in Berlin, starb im Alter von 10 Jahren. 1901 wurde Lalage Irene Ernesta von François in Berlin geboren. Sie lebte in Zernsdorf und starb hier 1962. Die dritte Tochter Praxedis Wilhelmine „Mine“ Jolanthe von François wurde 1903 ebenfalls in Berlin geboren. Praxedis „Mine“ nahm am 13. Oktober 1965, als in Windhuk das Denkmal für Curt von François eingeweiht wurde, an den Feierlichkeiten als Ehrengast teil. Sie starb 1966 in Arnsdorf bei Dresden.

Curts jüngerer Bruder war General der Infanterie Hermann von François, Ritter des Ordens „Pour le Merite“ mit Eichenlaub.

Tod und Grabschändung

Am 28. Dezember 1931 starb Curt von François im Alter von 79 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls im Kreiskrankenhaus Königs Wusterhausen.

Die Grabstätte von Curt von François befand sich auf dem Berliner Invalidenfriedhof, wurde aber von den DDR-Behörden, als in den 1970er Jahren der Grenzstreifen der Mauer erweitert wurde, zerstört bzw. im DDR-Jargon „abgeräumt“. Der Invalidenfriedhof in der Berliner Scharn­horststraße war schon 1951 für neue Begräbnisse geschlossen worden, und die Grabstellen aus der Zeit vor 1925 sollten als Zeugnis eines unliebsamen Geschichtserbes eingeebnet werden. Nur noch das „Totenbuch“ gibt Auskunft über die (ggf. einstigen Liegeplätze) der Beerdigten auf den geschliffenen Flächen.

Wiederherstellung der Totenruhe

Am 30. Juni 2018 wurde das Grab wieder feierlich geweiht und die Totenruhe wiederhergestellt. Die Finanzierung des Grabkissens erfolgte durch die Familie und weitere Spender.[3]

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Curt von François-Feste

Die Curt von François-Feste (auch kurz: Von François Fort) ist die Ruine eines militärischen Lagers an der heutigen Hauptstraße C28, rund 40 Kilometer westlich der namibischen Hauptstadt Windhuk. Das kleine Fort wurde von der ersten Schutztruppe unter Curt von François angelegt und nach ihm benannt.

Schriften

  • Die Erforschung des Tschuapa und Lulongo: Reisen in Centralafrika. F. A. Brockhaus, Leipzig 1888
  • Im Innern Afrikas. Die Erforschung des Kassai während der Jahre 1883, 1884 und 1885. F. A. Brockhaus 1891
  • Deutsch-Südwest-Afrika, Geschichte der Kolonisation bis zum Ausbruch des Krieges mit Witbooi, April 1893. Verlag D. Reimer, Berlin 1899 (PDF-Datei)
  • Kriegführung in Süd-Afrika. Dietrich Reimer, Berlin 1900 (Bestellmöglichkeit des Nachdrucks)
  • Lehren aus dem Südafrikanischen Kriege für das deutsche Heer. Mit 8 Skizzen, Verlag E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1901
  • Staat und Gesellschaft in unseren Kolonien Referat, erstattet für die 11. Hauptversammlung des „Bundes der Deutschen Bodenreformer“, Harrwitz, Berlin 1901
  • Kolonialsystem, Monopolgesellschaften und Bodenfrage in unseren Kolonien. Berlin 1904
  • Der Hottentotten-Aufstand. Studie über die Vorgänge im Namalande v. Jan. 1904 bis 2. Jan. 1905 u. d. Aussichten d. Niederwerfung d. Aufstandes., Berlin 1905
  • Verwaltungs-Generalstabsreisen, Verlag Reichsdr., Berlin 1910

Literatur

  • Hermann von Wissmann: Im Innern Afrikas. Die Erforschung des Kassai während der Jahre 1883, 1884 und 1885, Leipzig 1888 (Herausgeberschaft mit Hans Mueller, Ludwig Wolf, Curt von François). (PDF-Datei)
  • Claus P. Stefanski: Von der ‚Francois-Truppe‘ zur Schutztruppe der Landeshauptmannschaft von Deutsch-Südwestafrika (1889–1895) – Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Schutztruppen, in: „Zeitschrift für Heereskunde“, Ausgabe 429, Oktober/Dezember 2008

Verweise

Allgemeine Zeitung (21. Oktober 2011):

Fußnoten

  1. Im Jahre 1685, nach Aufhebung des Edikts von Nantes, hatte ein Zweig der Familie unter einem gewissen Etienne de François wegen ihres reformierten Glaubens Frankreich verlassen müssen. In Kursachsen fanden sie Asyl. Die Nachkommen de Francois’ heirateten alle ausnahmslos Frauen aus dem deutschen Adel. Curt von François stammte aus einer Familie, die ihren Ursprung in der Normandie hatte und sich bis zu François en Bugey Nico François, Seigneur des Alimes, um 1354 zurückverfolgen läßt. Die Familienmitglieder waren Hugenotten. Mit dem Tuchfabrikanten Nicolas le François wurde 1689 das erste Familienmitglied in Cölln auf der Schloßfreiheit (heute Berlin) ansässig, ab 1699 lebte er in Franfurt/Oder. Er war der Urururgroßvater von Curt von François. Sein Urgroßvater August Karl von François erhielt im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation durch Kaiser Joseph II. am 21. März 1744 die Adelserneuerung.
  2. Eine Kleine Feste wurde an der Grenze der Gebiete der Hereros und Namas (Hottentotten) angelegt, um zwischen den rivalisierenden Stämmen weitere blutige kriegerische Aktivitäten zu verhindern. Im Herbst 1890 wurde der Regierungssitz in das landeinwärts gelegene Windhoek verlegt: In den Überresten der zerstörten Missionsstation „Klein-Windhoek“ brachte man die Schutztruppe unter. Am 18. Oktober 1890 wurde auf Betreiben Curt von François’ der Grundstein für die Feste „Groß-Windhoek“ gelegt. Hieraus entwickelte sich später das eigentliche Windhuk, die Hauptstadt Deutsch-Südwestafrikas, heute wieder Windhoek und Hauptstadt von Namibia.
  3. Curt von François (Lebenslauf)
  4. Für seine Verdienste als Afrikaforscher – François war ein exzellenter Kartograph – zeichnete der belgische König Leopold II. ihn mit dem Orden „Kreuz des Südens“ aus – einem Orden, der eigens für François geschaffen und nur einmal verliehen wurde.