Ziereis, Franz

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SS-Standartenführer Franz Xaver Ziereis, 1944

Franz Xaver Ziereis (Lebensrune.png 13. August 1905 in München; Todesrune.png ermordet 24. Mai 1945 in Gusen) war ein deutscher Kaufmann, Unteroffizier der Reichswehr sowie der Wehrmacht und Offizier der SS, zuletzt SS-Standartenführer und Kommandant des Konzentrationslager Mauthausen.

Werdegang

Heinrich Himmler mit Offizieren der SS bei einem Besuch in Mauthausen, April 1941; von links: August Eigruber, Franz Ziereis, August Schmidhuber (mit Brille), Heinrich Himmler, Adjutant des Reichsführer SS Karl Wolff und Franz Kutschera.
Besichtigung des Arbeitslagers, Kommandant Ziereis erklärt dem Reichsführer SS die Anlage.

Vom Heer zur SS

Nach dem Besuch einer Kaufmannsschule in München verpflichtete Ziereis sich am 1. April 1924 für 12 Jahre in der Reichswehr, wurde 1935 vom Heer der Wehrmacht übernommen, die er nach Ablauf der Dienstzeit als Feldwebel verließ. Im Jahre 1936 trat er dann der Allgemeinen SS bei (SS-Nr.: 276.998; NSDAP-Nr.: 5.716.146) und übernahm als SS-Hauptsturmführer 1937 die Führung der 22. Hundertschaft im SS-Totenkopfverband II („Brandenburg“). Im März 1938 nahm er mit mobilen Einheiten der SS-Totenkopfverbände am Beitritt Österreichs teil und wurde am 1. Juli desselben Jahres Ausbilder der SS-Totenkopfstandarte III („Thüringen“). Am 9. Februar 1939 trat Ziereis die Nachfolge Albert Sauers als Lagerkommandant von Mauthausen an und wurde 1942 zusätzlich Betriebsdirektor der Granitwerke Mauthausen mit Werkgruppenleitung in Sankt Georgen an der Gusen.

Endkampf

Am 3. Mai 1945, zwei Tage bevor VS-amerikanische Invasoren das KL Mauthausen erreichten, begab sich Ziereis mit seiner Ehefrau und seinen drei Kindern zu seiner Jagdhütte am Pyhrnpaß. Als die Hütte am 23. Mai 1945 um 18 Uhr vom Feind umzingelt wurde, nachdem ihn angeblich vagabundiere Polen identifiziert haben wollen, soll Ziereis versucht haben zu flüchten. Dies erscheint unwahrscheinlich, da er seine Familie, deren weiteres Schicksal unbekannt ist (zumindest der älteste Sohn und dessen Mutter wurden ebenfalls vorläufig festgenommen), kaum verlassen hätte. Der erste Schuß der VS-Amerikaner traf Ziereis von vorne am linken Oberarm, erst jetzt drehte er sich um und versuchte zu entkommen, der zweite Schuß traf ihn in den Rücken, durchschlug die Lunge und trat auf der anderen Seite am Bauch wieder aus.[1] Trotz wahnsinnige Schmerzen wurde er gleich nach dem provisorischen Verbinden abtransportiert. Um 21.30 Uhr erreicht der Transport das 131. VS-amerikanische Feldlazarett in Gusen.

SS-Obersturmbannführer Franz Xaver Ziereis, Kommandant des KL Mauthausen

Tod

Statt ihn zu behandeln, wie das Kriegsrecht dies vorsah, wurde der schwer verwundete Ziereis im Feldlazarett 6 bis 8 Stunden verhört und litt dabei elendig. Wenn er nicht schnell genug antwortete oder die Auskünfte nicht derart waren, wie verlangt, durften die anwesenden ehemaligen Häftlinge aus Polen und Rußland mit Einwilligung der VS-Amerikaner nachhelfen. Am frühen Morgen hatte die Folter und der Blutverlust obsiegt, Ziereis fiel ins Koma und verstarb kurze Zeit später um ca. 7.30 Uhr.

Seine von Polen und Russen geschändete Leiche wurde dann mehrere Tage lang am Lagerzaun des KL Gusen I, am Halse und am Stacheldraht aufgehängt, ausgestellt und dann, nachdem der Gestank nicht auszuhalten war, auf Befehl eines VS-amerikanischen Wachoffiziers abgenommen und ohne Kennzeichnung des Grabes verscharrt.

Die „Beichte“ auf dem Sterbebett

Laut einer als Beweisstück US-797 (Dokument 3870-PS) vor dem Nürnberger Tribunal eingereichten beeidigten Erklärung des ehemaligen Mauthausen-Häftlings Hans Maršálek (Lagerschreiber) wurde Ziereis angeblich am 23. Mai 1945, nachdem er von VS-amerikanischen Soldaten gestellt und bei einem Fluchtversuch angeschossen worden sei, von ihm in Anwesenheit des Kommandanten der 11. amerikanischen gepanzerten Division Richard Seibel, des ehemaligen Häftlings und Arztes Dr. Koszeinski und eines unbekannten polnischen Bürgers im KL Gusen sechs bis acht Stunden lang verhört. Dabei soll er die Ermordung mehrerer Tausend Gefangener durch, unter anderem, Zuordnung zu Strafarbeits-Kompanien und Sprengung in Tunneln, gestanden haben. Außerdem hätte Ziereis „gebeichtet“, daß aus tätowierter Haut Lampenschirme, Buchumschläge und Lederetuis hergestellt worden seien.[2]

In einem Fotoalbum von Dr. Oscar Roth, das der Yale Universität vermacht wurde, findet sich eine zweite, kürzere Version dieses Geständnisses, das in wesentlichen Punkten jedoch mit der Erklärung Maršáleks übereinstimmt.[3] Allerdings gibt ein handschriftlicher Vermerk im selben Album die Umstände seiner Verhaftung etwas anders wieder. Danach wurde Ziereis nicht bei der Gefangennahme angeschossen, sondern „gefangengenommen und erschossen“.[4]

Die beim Tode des Kommandanten Franz Ziereis anwesenden VS-Amerikaner, VS-Oberst Richard Seibel und Professor Dr. Premsyl J. Dobias, bestreiten jedoch, daß der Sterbende ein derartiges Geständnis abgegeben habe, und niemand hat je persönlich vor Gericht eine Stellungnahme abgegeben. Am 1. Juni 1989 und am 1. August 1990 stellte das Landesgericht für Strafsachen Wien abschließend fest, daß es sich bei dem Geständnis um eine nachträgliche Fälschung handelt.[5]

Weitere Schilderungen

Donald Leake von der 11. gepanzerten Division, 21AIB, unter Pattons 3. Armee (Third United States Army) sagte noch am 6. Juli 2008 aus, daß als seine Truppe im KL Mauthausen eintrafen, viele der Wachsoldaten schon tot waren, andere wurden gequält, ihnen wurden die Zungen abgeschnitten. Als Gefreiter Leake einen Offizier fragte, ob er einschreiten sollte, wurde dies verneint. Er berichtete ebenfalls, daß Ziereis insgesamt dreimal angeschossen wurde. Er wurde nie in ein Lazarett verlegt, sondern wurde zwei bis drei Tage in einem Wachzimmer aufbewahrt, gelegentlich schaute ein Arzt (laut Leake ein amerikanischer Zivilist) vorbei. Weiterhin gab Leake an, daß Ziereis tatsächlich am Stacheldrahtzaun hing, aber in Mauthausen, nicht Gusen.

„The Doctor said I could leave, and someone would take care of the body. I wasn't comfortable with this so I sent someone to my squad leader and he said to leave for other duties. I don't know how, but I later saw his body hanging on the fence with swastikas painted all over him. What else the prisoners did, I didn't see, but after a few days the odor was bad. I told an officer it was growing rank and he said he would take care of it which he did.“[6]

Christian Bernadac schreibt 1978 in seinem bekannten Buch „The 186 Steps“, daß basierend auf die Zeugenaussagen der spanischen ehemaligen Häftlingen Razola and Constante, der Wiener Kommunist tschechischer Abstammung Johann Karl „Hans“ Maršálek und der Spanier Francisco Boix Franz Ziereis, der bei Spital erkannt wurde, ihn verhören durften, danach trat ein VS-amerikanischer Offizier kubanischer Abstammung hinzu, der Ziereis durch Erschiessen ermordete.

Nicht zuletzt schreibt Robert Whealey in seiner Abhandlung „The Spanish Holocaust and the Cover-Up that Lasted a Generation“, die 2008 auf „History News Network“ veröffentlicht wurde, daß Maršálek und Boix, die den Chief Warrant Officer (Sonderführer) Walter S. Kobus (US Army) und seine drei GIs bei der Gefangennahme begleiteten, sowie drei weitere ehemalige Häftlinge Ziereis verhört hätten. Dann stellten sie eine Falle auf, in der Ziereis dachte, entkommen zu können. Dabei wurde er angeschossen, in ein Feldlazarett der Amerikaner verbracht, wo er Tage später, sein ältester Sohn an seiner Seite, verstarb.

„The last days of SS Colonel Ziereis may be typical. On the evening of 23 May in the village of Spital, Chief Warrant Officer Walter S. Kobus (US Army) with three G.I.s and two ex-prisoners, a Spaniard and a Czech, captured Ziereis as he was preparing for suicide with a pistol. He bungled the attempt. Taken back to KL (Konzentrations Lager) Mauthausen, he was interrogated by three other ex-prisoners. Ziereis blamed his actions on his superiors: Obergruppenfuehrer (Four Star General) Oswald Pohl, Himmler and Hitler. The Czechs and Spaniards thought the US 11th Armored Division, then in charge of the stinking camp, would somehow allow Ziereis to go free, so they shot him in a trap which would allow him to believe that he could escape. The wounded Ziereis was taken by the U.S. Lt. Colonel in charge to a US field hospital where he died the next day. Ziereis's son witnessed the final Hours […]“

Dr. Ernst Kaltenbrunner bezeichnete beim Siegertribunal in Nürnberg die Aufzeichnungen von Maršálek als hanebüchen und frei erfunden. Maršálek hatte die angebliche „Beichte“ im März 1946, 10 Monate später, aufgeschrieben. Johann Karl „Hans“ Maršálek, der später Kriminalpolizist mit besonderem Auftrag für das Österreichische Innenministerium (Nazi-Jäger) wurde, weigerte sich allerdings, in Nürnberg als Zeuge auszusagen.

Bildergalerie

SS-Beförderungen

Auszeichnungen (Auszug)

Siehe auch

Literatur

Fußnoten