Diktatfrieden von Tilsit
Der Diktatfrieden von Tilsit wurde am 7. und 9. Juli 1807 abgeschlossen. Damit wurde der Vierte Koalitionskrieg beendet. Ursächlich waren die Doppelschlacht von Jena und Auerstedt und die durch Rußland verlorene Schlacht bei Friedland. Zugleich endete damit auch die Verteidigung der Festung Kolberg gegen die französischen Aggressoren.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Verhandlungen
Am 25. Juni 1807 begannen in Tilsit die Verhandlungen zwischen Napoleon und Kaiser Alexander I. Die Verhandlungen besiegelten zugleich die verheerende Niederlage Preußens gegen die französische Armee. Reduziert auf die Hälfte seines Staatsgebietes und seiner Einwohner durch die 2. Teilung Preußens hatte Preußen seinen Status als Großmacht vorerst verloren.
Napoleon traf sich mit dem russischen Kaiser im deutschen Ostpreußen mitten auf der Memel auf einem Floß. Es sollte zugleich die russischen und französischen Einflußsphären abstecken. Frankreich gedachte, seine Grenzen zukünftig bis nach Ostpreußen auszudehnen. Preußen aber, der Verbündete des Kaisers, kam in Napoleons Plänen gar nicht mehr vor und sollte von der Landkarte verschwinden. Eben jenes Preußen, das sich im Oktober 1806 in der Schlacht bei Jena und Auerstedt, nach dem Scheitern aller Diplomatie, allein der Absicht Napoleons entgegengestellt hatte, aus Europa ein französisch unterjochtes Großreich zu machen. Auch deshalb war der preußische König Friedrich Wilhelm III. gar nicht erst zu den Verhandlungen zugelassen worden. Napoleon nahm ihm alles Land westlich der Elbe und bildete daraus das Königreich Westfalen mit der Hauptstadt Kassel.
Das ganze Nordseegebiet mit Hamburg schlug er zu Frankreich. Preußen durfte nur 42.000 Mann Soldaten halten und mußte in allen wichtigen Städten französische Besatzungen dulden. Die deutsche Stadt Danzig wurde zu einer „freien Stadt“ erklärt. Preußen hatte weiterhin sehr hohe Kriegskosten an Frankreich zu zahlen. Außerdem wurden von den Besatzungstruppen noch ungeheure Geldsummen aus dem Lande herausgepreßt. Eine gänzliche Vernichtung scheiterte nur am Einspruch des russischen Kaisers, der, wie sich später als richtig herausstellen sollte, Preußen als Pufferstaat zwischen Rußland und Frankreich wünschte.
Königin Luise versuchte vergeblich, Napoleon umzustimmen. Die französische Unnachgiebigkeit zog, wie 100 Jahre später ebenso beim Versailler Diktat, den auf ewig unversöhnlichen Haß des deutschen Volkes auf sich. Nach dem Frieden, den Napoleon in Tilsit diktierte, wurden vor allem in Preußen Dichter und Gelehrte zu wahren Franzosenfressern.
Militärzwang
Am schmachvollsten für die stolze Preußische Armee war die Tatsache, daß preußische Soldaten (wie so viele deutsche Streitkräfte am Rhein, an der Donau und anderswo auch) Napoleon dienen mußten, insbesondere beim Rußlandfeldzug 1812. Dies führte aber auch zu der schwierigen, aber notwendigen Heeresreform. Mit dem Beginn der Befreiungskriege sollte ein vierstufiges System die Mobilisierung eines Großteils der Bevölkerung für einen „Volkskrieg“ zunächst gegen Napoleon, aber auch für spätere Kriege ermöglichen.
Am Anfang des Jahres 1813 wurde die allgemeine Wehrpflicht ausgerufen und 1814 auch gesetzlich verankert, durch die alle Preußen in die Landesverteidigung eingebunden werden sollten. Als letztes Aufgebot wurde am 21. April 1813 der Landsturm aufgestellt. Diese Formation, die fast ausschließlich aus kriegsuntauglichen alten Männern bestand, sollte als „institutionalisierter Volksaufstand“ mit Partisanentaktiken gegen einen möglicherweise in das Land eingedrungenen Feind vorgehen.
Preußen vergaß die Schande von Tilsit nie und ersuchte Vergeltung von der Völkerschlacht bei Leipzig bis zur Schlacht bei Belle Alliance im Verbund mit der Siebten Koalition.
Anschaulicher Landraub
Die Ostgrenze Preußens vor nach dem Tilsiter Diktat:[1]
Siehe auch
Literatur
- Der Friede von Tilsit zwischen Frankreich, Rußland und Preussen... 1807 nebst dazu gehöriger Erläuterungs-Charte, deutsch-französisch (PDF-Datei)