Friedrich Wilhelm III. (Preußen)
Friedrich Wilhelm III. ( 3. August 1770 in Potsdam, 7. Juni 1840 in Berlin) war von 1797 bis 1840 König von Preußen. Als Kurfürst und Markgraf von Brandenburg hieß er Friedrich Wilhelm IV. Er zeichnete sich durch eine vorsichtige und schlichte Regierung aus, die allerdings immer wieder in eine unentschlossene Schaukelpolitik mündete. Dennoch stand Preußen am Ende seiner Regentschaft gestärkt da.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Friedrich Wilhelm war der Sohn Friedrich Wilhelms II., der von 1786 bis 1797 regierte und damit Großneffe Friedrichs des Großen. 1793 heiratete er Luise von Mecklenburg-Strelitz, aus dieser Ehe stammten auch die beiden späteren Könige Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I.. Er führte im Gegensatz zu seinem verschwendungssüchtigen Vater ein bürgerliches Leben, das er auch als König fortführte. Zugleich bemühte er sich um eine sittliche Erneuerung des Hofes, konnte aber mit Kunst und Literatur nicht viel anfangen. Gegenüber dem napoleonischen Frankreich betrieb er eine neutrale Politik, wovon er mit einigen Gebietsgewinnen profitierte. Die andauernde preußische Neutralität isolierte den Staat und schwächte das Reich in gleichem Maße wie sie Frankreich stärkte. Als Preußen schließlich mit Frankreich wegen der Intervention in Süddeutschland in Konflikt geriet, stand es in Deutschland allein da. Nach dem Sieg über Österreich und Rußland in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz war Napoleon so gestärkt, daß er Preußen in der Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806 vernichtend schlagen konnte. Der daraufhin geschlossene Diktatfrieden von Tilsit verkleinerte Preußen um fast 2/3 seines Gebietes.
Napoleon forderte alles Land westlich der Elbe als Siegespreis von Preußen. Die preußischen Staatsmänner hofften, ein Besuch der Königin Luise bei dem Sieger könnte vielleicht die unerhört harten Friedensbedingungen mildern. Sie empfing den Kaiser an der Treppe vor ihrem Hause in Tilsit. Inständig bat sie ihn, seine Friedensbedingungen zu mildern. Napoleon war tief beeindruckt von ihrer hoheitsvollen Schönheit und dem Zauber ihres Wesens. Er zögerte mit der Antwort. Nachdem das Vier-Augen-Gespräch Luises mit Napoleon schon eine Dreiviertelstunde gedauert hatte, betrat der ungeduldig gewordene Friedrich Wilhelm III. den Raum. Da brach der Kaiser die Unterredung ab. „Gut, daß der König kam", sagte er später, „ich hätte ihr beinahe Versprechungen gemacht."
Die Erfüllungspolitik des Königs machte ihn im Volk weithin unbeliebt. Da er unglücklicherweise auch intellektuell keine Führungspersönlichkeit war, zog er den Spott des deutschen Volkes in Preußen auf sich. Nach seiner Flucht vor den französischen Invasoren etablierte sich der Spottvers:
- „Unser Demel ist in Memel.“
Nur seiner äußerst populären Ehefrau Königin Luise war es zu verdanken, daß das preußische Königshaus im Volk überhaupt noch Akzeptanz fand.
Das gedemütigte Preußen war nach der Tilsiter Schmach gezwungen, die Schlüsse aus der Niederlage zu ziehen und Reformen einzuleiten. Dies geschah in den preußischen Reformen, die der König allerdings nur halbherzig mittrug. Durch sie wurden das Bildungs- und Militärwesen, aber auch das religiöse und gesellschaftliche Leben einer grundlegenden Neuerung unterzogen. Dies ermöglichte es Preußen, als der Rußlandfeldzug Napoleons, an dem sich auch Preußen beteiligt hatte, gescheitert war, die Schwäche des Feindes ausnutzend diesem den Krieg zu erklären.
In seiner Proklamation An mein Volk rief Friedrich Wilhelm 1813 zur nationalen Erhebung auf und versprach, den Weg in Richtung Einheit und Freiheit fortzusetzen. In der Völkerschlacht bei Leipzig wurden die Franzosen im Oktober durch eine große Koalition unter Einschluß Preußens, Österreichs, Rußlands und Schwedens geschlagen, am 31. März zogen die Preußen unter von Blücher in Paris ein.
Sommerfeldzug von 1815
Als Napoleon in der Herrschaft der hundert Tage ein Jahr später sein Kaisertum erneuerte, schmiedete Preußen ein Bündnis mit Großbritannien, um die Bedrohung zurückzuschlagen und Napoleon ein für allemal zu besiegen. Dies gelang in der Schlacht bei Belle-Alliance am 18. Juni 1815, als das Eintreffen der Preußen unter ihrem Generalfeldmarschall von Blücher der siebten Koalition den endgültigen Sieg erbrachte. Auf dem Wiener Kongreß im selben Jahr erhielt Preußen die Rheinprovinzen und Westpreußen zugesprochen. Es war nun fünfte Großmacht in Europa.
Anders als man erhofft hatte betrieb Friedrich Wilhelm III. nach dem Sieg über Napoleon aber eine weitgehend reaktionäre Politik, schloß sich mit den konservativen Monarchien in Österreich und Rußland am 26. September 1815 zur Heiligen Allianz zusammen, die insbesondere der Bekämpfung revolutionärer Tendenzen dienen sollte. Im Innern wurde die Presse zensiert und das Universitätsleben einer stärkeren Überwachung unterzogen. Die Arbeiten an der versprochenen Verfassung wurden alsbald beendet. Der Eindruck der Julirevolution in Frankreich 1830 verstärkten Friedrich Wilhelms Hang zu absolutistischer Regierungsweise. Außenpolitisch folgte er weitgehend dem österreichischen Außenminister Metternich und beteiligte sich im Sinne der Restauration an der Bekämpfung freiheitlicher Bewegungen in ganz Europa. An einem Ausbau der Machtstellung Preußens arbeitete er nicht, gab sich statt dessen mit dem status quo zufrieden.
Nachkommen
- Geburt einer toten Tochter ( 7. Oktober 1794)
- Kronprinz Friedrich Wilhelm ( 15. Oktober 1795; 2. Januar 1861), der spätere König Friedrich Wilhelm IV. ∞ 1823 Prinzessin Elisabeth Ludovika von Bayern
- Prinz Wilhelm ( 22. März 1797; 9. März 1888), der spätere König und Deutsche Kaiser Wilhelm I. ∞ 1829 Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach
- Prinzessin Charlotte ( 13. Juli 1798; 1. November 1860), als Alexandra Fjodorowna ∞ 1817 Kaiser Nikolaus I. von Rußland
- Prinzessin Friederike ( 14. Oktober 1799; 30. März 1800)
- Prinz Carl ( 29. Juni 1801; 21. Januar 1883) ∞ 1827 Prinzessin Marie von Sachsen-Weimar-Eisenach
- Prinzessin Alexandrine ( 23. Februar 1803; 21. April 1892) ∞ 1822 Großherzog Paul Friedrich von Mecklenburg-Schwerin
- Prinz Ferdinand ( 13. Dezember 1804; 1. April 1806)
- Prinzessin Luise ( 1. Februar 1808; 6. Dezember 1870) ∞ 1825 Prinz Friedrich der Niederlande
- Prinz Albrecht ( 4. Oktober 1809; 14. Oktober 1872)
- ∞ 1830 Prinzessin Marianne von Oranien-Nassau
- ∞ 1853 Rosalie von Rauch
Bildergalerie
Friedrich Wilhelm III. stiftete am 10. März (Geburtstag seiner Frau Luise) 1813 das Eiserne Kreuz, den ersten Orden, den nicht nur Offiziere erhalten konnten. Er komponierte in seiner Freizeit viel Militärmusik, darunter den noch heute häufig gespielten „Präsentiermarsch“ sowie den „Marsch Bataillon Garde“.
Graf August Neidhardt von Gneisenau mit Hermann von Boyen, König Friedrich Wilhelm III., Gerhard von Scharnhorst, Karl Wilhelm Georg von Grolmann und Karl Freiherr vom Stein in Königsberg
Friedrich Wilhelm III., Königin Luise und Kaiser Alexander I. am Sarge Friedrichs des Großen in der Nacht zum 5. November 1805
Friedrich Wilhelm III.
und Kaiser Alexander I.
am 5. März 1813Karl Philipp Fürst Schwarzenberg, König Friedrich Wilhelm III., Kaiser Franz I. und Kaiser Alexander I. auf dem Monarchenhügel vor Leipzig
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Eisernes Kreuz (1813)
- Hosenbandorden
- Orden vom Goldenen Vlies
- Orden vom heiligen Geist
- Stern und Band des Schwarzen Adlerordens
- Großkreuz des Militär-Wilhelms-Ordens
- Ihm ist die 9. Sinfonie Beethovens gewidmet
- Reiterstandbild auf dem Heumarkt
Siehe auch
Literatur
- PDF Werner Hahn: Friedrich Wilhelm III. und Luise, König und Königin von Preußen. Zweihundert zwei und zwanzig Erzählungen aus ihrer Zeit und ihrem Leben, 1877
- Adalbert Salomo Cohfield: Ausführliche Lebens-und Regierungs-Geschichte Friedrich Wilhelms III, Königs von Preussen (1840); PDF-Datei
- Johann Karl Kretzschmer: Friedrich Wilhelm III.: Sein Leben, sein Wirken und seine Zeit (1842); PDF-Datei
- Christian Karl August Ludwig Massenbach: Memoiren zur Geschichte des Preussischen Staats unter den Regierungen Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III. (1809) (PDF-Dateien: Band 1, Band 2, Band 3 (Band 1 in minderer Qualität)
- Paul Bailleu: „Aus dem letzten Jahrzehnt Friedrich Wilhelms III.“ in: „Hohenzollern-Jahrbuch. Forschungen und Abbildungen zur Geschichte der Hohenzollern in Brandenburg-Preussen“, 1916 (PDF-Datei)
Friedrich I. (1701–1713) • Friedrich Wilhelm I. (1713–1740) • Friedrich II. (1740–1786) • Friedrich Wilhelm II. (1786–1797) • Friedrich Wilhelm III. (1797–1840) • Friedrich Wilhelm IV. (1840–1861) • Wilhelm I. (1861–1888) • Friedrich III. (1888) • Wilhelm II. (1888–1918)
Albrecht I. der Bär (1134–1170) • Otto I. (1170–1184) • Otto II. (1184–1205) • Albrecht II. (1205–1220) • Johann I. (1225–1266) • Otto III. (1225–1266) • Otto IV. mit dem Pfeil (1266–1304) • Johann II. (1285–1287) • Woldemar (1305–1319) • Ludwig I. der ältere Brandenburger (1323–1351) • Ludwig II. der Römer (1351–1365) • Otto V. der Faule (1365–1373) • Wenzel (1373–1378) • Sigismund (1378–1397) • Jobst von Mähren (1397–1411) • Friedrich I. (1411–1440) • Friedrich II. Eisenzahn (1440–1471) • Albrecht III. Achilles (1471–1486) • Johann I. Cicero (1486–1499) • Joachim I. Nestor (1499–1539) • Joachim II. Hektor (1539–1571) • Johann Georg (1571–1598) • Joachim Friedrich (1598–1608) • Johann Sigismund (1608–1620) • Georg Wilhelm (1620–1640) • Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst (1640–1688) • Friedrich III. (I.) (1688–1713) • Friedrich Wilhelm I. (1713–1740) • Friedrich II. (1740–1786) • Friedrich Wilhelm II. (1786–1797) • Friedrich Wilhelm III. (1797–1840) • Friedrich Wilhelm IV. (1840–1861) • Wilhelm I. (1861–1888) • Friedrich III. (1888) • Wilhelm II. (1888–1918)