Klopstock, Friedrich Gottlieb
Friedrich Gottlieb Klopstock ( 2. Juli 1724 in Quedlinburg; 14. März 1803 in Hamburg) war ein deutscher Dichter und Sprachwahrer. Aufgrund seiner anfänglichen Nähe zur französischen Revolution (die später in erbitterte Ablehnung umschlug) wurde der Dichter 1792 zum Ehrenbürger der Französischen Republik ernannt.
- „Klopstock trug wesentlich zur Weiterentwicklung einer eigenständigen deutschen Literatur bei und wurde einer der bedeutendsten Schriftsteller der frühen deutschen Klassik. Mit seinem Werk grenzte er sich von der moralisch-pietistischen Dichtung des Spätbarock ab und wurde zum Wegbereiter für Empfindsamkeit, Sturm und Drang und Erlebnisdichtung.“[1]
Inhaltsverzeichnis
Wirken
Zu seinem Wirken heißt es:
- „Lessing sucht in der deutschen Dichtung die klare, durchsichtige Form. Klopstock ist in seinem Werk noch dunkel, zuweilen verworren, dem bloßen Gefühl hingegeben – aber auch hier Entdecker, der mit manchem Stücke aus seinen Oden den Kommenden neue Wege weist. In der Erinnerung unseres Volkes sind seine Dichtungen, auch das große Epos ‚Messias‘, nicht mehr lebendig. Und doch hat er der deutschen Sprache weites Neuland erkämpft, das freilich erst den Späteren reiche Frucht trug. Was ihn aber für immer unvergeßlich sein läßt, ist sein suchender Weg in die deutsche Vorzeit. Auch er hat, genau wie die Zeitgenossen gesamt, in den Stoffen der griechischen Sage geschwelgt. Aber plötzlich geschieht das Wunder, daß er, kaum verständlich für seine Zeit, ins germanische Altertum greift und die Götter der Edda beschwört, von denen man damals kaum die Namen kannte. Das war eine unerhörte Tat aus tiefstem deutschen Instinkt, der seine echte Heimat suchte, weil ihm das aufgedrängte fremde Erlebnis plötzlich nicht mehr genügte. Einen Lichtfunken lang war in Klopstock die germanische Seele erwacht, die seit Jahrhunderten immer verdrängt worden war.“[2]
Kurze Einführung in Leben und Schaffen aus dem Buch „Deutsche Geisteshelden – Aus dem Leben deutscher Dichter“:[3]
Leben
Klopstock gilt als der früheste unter den klassischen deutschen Dichtern des 18. Jahrhunderts, durch sein poetisches Auftreten bahnbrechend und epochemachend. Er wurde als das älteste von 14 Kindern geboren. Die Familie zog um 1735 auf das in Pacht genommene Amtsgut Friedeburg bei Quedlinburg. Seit 1737 Schüler des Gymnasiums, verriet Klopstock, angeregt durch die Bekanntschaft mit Vergils „Äneide“, die ersten Spuren poetischer Begabung. Seit 1739 Zögling der Schule zu Pforta, machte er sich innig vertraut mit den altklassischen Schriftstellern.
In Jena, wohin sich Klopstock 1745 begab, um Theologie zu studieren, entstanden die drei ersten Gesänge der „Messiade“, und zwar in Prosa. Die anfängliche Absicht, das Gedicht in ungebundener Rede abzufassen, welche besonders in dem Widerwillen des Dichters gegen den hölzernen Modevers, den Alexandriner, wurzelte, wurde erst während Klopstocks Studienzeit in Leipzig aufgegeben. Mitte 1746 formte Klopstock den Anfang seines Gedichts in Hexameter um, und dieser Übergang zu dem antiken Metrum sollte für die moderne Dichtung höchst bedeutsam werden.
Klopstock, der auch als Lyriker bereits in Leipzig produktiv gewesen war und dort einige seiner schönsten Oden („Der Lehrling der Griechen“, „Wingolf“, „An Giseke“, „Die künftige Geliebte“) gedichtet hatte, war inzwischen als Hauslehrer in eine angesehene Familie nach Langensalza gegangen.
Nach einem Zwischenaufenthalt wieder aus Zürich zurückgekehrt, erhielt Klopstock 1751 durch Vermittlung des Ministers Johann Hartwig Ernst von Bernstorff vom König Friedrich V. von Dänemark ein Gnadengehalt von 400 Reichsthaler, damit er in Kopenhagen die „Messiade“ mit guter Muße und „ohne Distraktion“ beendigen könne. 1755 war der „Messias“ bis zum zehnten Gesang beendet und erschien in doppelter Ausgabe. Um dieselbe Zeit entstanden Klopstocks frühste prosaische Abhandlungen; 1757 machte der Dichter mit dem „Tod Adams“ den ersten dramatischen Versuch, und gleichzeitig war er besonders fruchtbar in der Gattung des geistlichen Liedes. Nach dem Tod seiner Frau verweilte er in den Jahren 1759–1762 in Dänemark, von 1762 bis 1764 in Quedlinburg und Halberstadt im Familienkreis; 1763 wurde er zum dänischen Legationsrat ernannt. Neben der Fortführung des „Messias“ entstand in der nächstfolgenden Zeit das Trauerspiel „Salomo“, etwas später das Bardiet „Die Hermannsschlacht“.
Die Hoffnungen, welche der Dichter in den letzten 60er Jahren auf den neuen Kaiser, Joseph II., setzte, erfüllten sich in keiner Weise. Nach neuerlicher Heirat beendete er 1772 das Trauerspiel „David“, und 1773 war der „Messias“ endlich abgeschlossen. Wie tief und stark die Verehrung und Begeisterung für Klopstock besonders bei der damaligen Jugend war, zeigt am deutlichsten das Verhältnis, in welchem die Mitglieder des Göttinger Dichterbundes zu dem Dichter der „Messiade“ standen. Sie sahen in Klopstock ihr Ideal und unbedingtes Vorbild; bei den Versammlungstagen lagen stets seine Oden, meist bekränzt, auf dem Tisch.
Im Frühjahr 1775 verließ Klopstock Karlsruhe und traf nach einer Reise in die Schweiz, die ihn mit Goethe und den Stolbergs zusammenführte, im Juni wieder in Hamburg ein. Das gute Verhältnis zu Goethe verwandelte sich übrigens bald in dauernde Entfremdung, als Klopstock 1776 sich beikommen ließ, durch unberufene und ziemlich unmotivierte Einmischung in das weimarische Treiben den Herzog Karl August und Goethe tief zu verletzen. Die letzten Jahrzehnte seines Lebens verbrachte Klopstock in zunehmender Stille und Zurückgezogenheit.
Die Einberufung der französischen Reichsstände (1787) feierte er noch durch eine Ode. Ein Diplom, das ihn zum französischen Bürger ernannte, war die Anerkennung für diese und ähnliche Kundgebungen. Seiner Enttäuschung, welche nicht lange auf sich warten ließ (den Entwicklungsgang der Revolution mißbilligte er in einem Schreiben an den Präsidenten des Konvents sehr nachdrücklich), gab er gleichfalls poetischen Ausdruck (Ode „Mein Irrtum“).
Friedrich Gottlieb Klopstock starb am 14. März 1803. Zur Ruhestätte hatte sich Klopstock den Friedhof des Dorfs Ottensen bei Altona gewählt, wo seine erste Gattin begraben war.
Zitate
- „Verkennt denn Euer Vaterland,
- undeutsche Deutsche! Steht und gafft
- mit blöder Bewunderung großem Auge
- das Ausland an ...
- Dem Fremden, den ihr vorzieht, kam’s
- nie an, den Fremden vorzuziehen.
- Er haßt die Empfindung dieser Kriechsucht,
- verachtet Euch.“[4]
- „Jedes Wort, das ihr von dem Fremden, Deutsche, nehmt,
- ist ein Glied in der Kette,
- mit welcher ihr, die stolz sein dürften,
- demütig euch zu Sklaven fesseln laßt.“[5]
Gedichte (Auswahl)
Deutschlands Sprache
- Daß keine, welche lebt, mit Deutschlands Sprache sich
- In den kühnen Wettstreit wage!
- Sie ist, damit ich’s kurz, mit ihrer Kraft es sage,
- An mannigfacher Uranlage
- Zu immer neuer, und doch deutscher Wendung reich;
- Ist, was wir selbst in jenen grauen Jahren,
- Da Tacitus uns forschte, waren,
- Gesondert, ungemischt und nur sich selber gleich.
Verzeichnis der Werke
- Declamatio, qua poetas epopoeiae auctores recenset F. G. Klopstockius (Abiturrede, 1745)
- Messias, Gesänge I–III (1748) (PDF-Datei)
- Oden von Klopstock (1750)
- Messias, Gesänge I–V (1751)
- Nachricht von des Messias neuer correcter Ausgabe (1753)
- Von der heiligen Poesie (1754/55)
- Von der Nachahmung des griechischen Sylbenmasses im Deutschen (1754/55)
- Messias, Gesänge I–V (1755)
- Messias, Gesänge VI–X (1756)
- Der Tod Adams, ein Trauerspiel (1757)
- Eine Betrachtung über Julian den Abtrünnigen (1758)
- Von der besten Art über Gott zu denken (1758)
- Geistliche Lieder (1758)
- Die ihr Christi Jünger seid
- Herr, du wollst uns vorbereiten
- Begrabt den Leib in seine Gruft
- Von der Sprache der Poesie (1758)
- Von der Bescheidenheit (1758)
- Von dem Fehler andre nach sich zu beurtheilen (1758)
- Von dem Range der schönen Künste und der schönen Wissenschaften (1758)
- Von dem Publico (1758)
- Von der Freundschaft (1759)
- Gedanken über die Natur der Poesie (1759)
- Gespräch von der wahren Hoheit der Seele (1759)
- Salomo, ein Trauerspiel (Tragödie, 1764) (PDF-Datei)
- Fragmente aus dem XXten Gesang des Messias als Manuscript für Freunde (1764/66)
- Vom deutschen Hexameter (1767)
- Messias, Gesänge XI–XV (1768)
- Hermanns Schlacht. Ein Bardiet für die Schaubühne (1769) (PDF-Datei)
- Vaterlandslied (1770)
- Oden und Elegien (Darmstadt, 1771)
- Oden (Hamburg, 1771)
- David, ein Trauerspiel (Tragödie, 1772)
- Aus einer Abhandlung zum Sylbenmaaße (1773)
- Vom gleichen Verse (1773)
- Messias, Gesänge XVI - XX (1773)
- Die deutsche Gelehrtenrepublik: Ihre Einrichtung, ihre Geseze … (1774)
- Oden und Lieder beym Clavier zu Singen (vertont von Christoph Willibald Gluck, 1776)
- Ueber di deütsche Rechtschreibung (1778)
- Von der Schreibung des Ungehörten (1779)
- Ueber Sprache und Dichtkunst: Fon einer lateinischen Uebersetzung des Messias. Zäntes Fragment (1779)
- Messias, Gesänge I–XX (1780/81)
- Hermann und die Fürsten. Ein Bardiet für die Schaubühne (1784) (PDF-Datei)
- Hermanns Tod. Ein Bardiet für die Schaubühne (1787)
- Oden zur Französischen Revolution (1790–99)
- Grammatische Gespräche (1794)
- Übersetzungen
- Briefe
- Familien-Bibliothek der deutschen Klassiker: Klopstock’s Oden (1841)(PDF-Datei)
- Klopstocks Sämtliche Werke in einem Bande (1840) (PDF-Datei)
Literatur
- Franz Muncker: Friedrich Gottlieb Klopstock, Geschichte seines Lebens und seiner Schriften (1893) (PDF-Datei)
- Josef Nadler: Friedrich Gottlieb Klopstock, in: Willy Andreas / Wilhelm von Scholz (Hgg.): Die Großen Deutschen. Neue Deutsche Biographie, Propyläen Verlag, Berlin, 4 Bde. 1935–1937, 1 Ergänzungsbd. 1943; Fünfter Band, S. 110–117
- David Friedrich Strauss: Klopstock’s Jugendgeschichte, und Klopstock und der Markgraf Karl Friedrich von Baden; Bruchstücke einer Klopstockbiographie (1878) (PDF-Datei)
- Otto Lyon: Goethes Verhältnis zu Klopstock; ihre geistigen, litterarischen und persönlichen Beziehungen (1882) (PDF-Datei)
- Alfred Edwin Lussky: Die Entwickelung von Klopstocks Patriotismus in seiner Dichtung (1911) (PDF-Datei)
- Hans Wöhlert: Das Weltbild in Klopstocks Messias (1915) (PDF-Datei)
Verweise
- Lebenslauf und Einführung in Werk und Schaffen, Meyers Konversations-Lexikon, 1888
- Oden von Klopstock in der Originalausgabe zum Nachlesen