Sprachschutz
Sprachschutz bzw. Sprachwahrung (auch: Sprachpolitik) in der Bundesrepublik Deutschland ist der kulturpolitische Schutz bzw. die Bewahrung der lebendigen Muttersprache und somit der inneren Heimat. Die nationale Identität geht mit dem Schutz der eigenen Sprache einher, weshalb die Sprache eine Schlüsselrolle für die Erlangung und Erhaltung der Unabhängigkeit sowie völkischen Freiheit einnimmt. Sprachschutz und auch Sprachpurismus[1], die Verteidigung der Sprache gegen Fremdeinflüsse (oft anbiedernd mit der Phrase „oder auf neudeutsch: ...“ daherkommend), sind nicht nur die Pflicht der gewählten Regierung, sondern der Deutschen schlechthin, um ihre Muttersprache als Baustein der Arterhaltung und unverzichtbares Fundament der deutschen Kultur zu bewahren.
- „Mehr und mehr Menschen werden aus dem sprachlichen Alltag ausgegrenzt, da mehr als ein Drittel der Bevölkerung kein Englisch beherrscht.“ — Erika Steinbach beklagte schon 2007 die vermehrte Verwendung von Englisch oder Anglizismen im Alltagsgeschehen.
Inhaltsverzeichnis
Deutscher Sprachschutz
Sprache gehört zu den wichtigsten Distinktions- und Herrschaftssignalen überhaupt, und vor allem stellt der deutsche Sprachschatz einen Reichtum an allgemeinverständlichen Erbwörtern dar. Die erste deutsche Sprachgesellschaft, die Fremdwörtern entgegenwirkte, war die Fruchtbringende Gesellschaft, die 1617 gegründet wurde. Es folgten weitere Sprachgesellschaften mit ähnlichen Zielen.
Heute richtet sich die Sprachpflege hauptsächlich gegen die Anglisierung („Denglisch“). Andere Themen sind die Rechtschreibreform und das Aussterben der Mundarten. Nach Meinung von Sprachkritikern wird die Sprache heute von der „modernen Medienwelt“ geprägt und unter Umständen auch gefährdet. Diese habe eine besondere Verantwortung, der sie oft nicht gerecht werde. Sprachschützer wenden sich daher gegen eine Sprachverschluderung und einen Sprachverfall, der gerade, aber nicht nur, in den neuen Medien (u. a. Weltnetz) wie E-Post (E-Mails), telefonische Kurznachrichten (SMS) oder Netztagebücher (Blogs) zu beobachten sei.
- „Es gehe nicht um Sprachfundamentalismus, sondern um eine alltagstaugliche Verwendung. Surf & Rail, Surf & Travel, CityNightLine und Touch & Travel sind Beispiele, bei denen die Bahn ihre Kunden nicht erreicht und bestimmte Gruppen sozial ausschließt. Das ist Werbung an den Zielgruppen vorbei.“ — Julia Klöckner, ehemalige Verbraucherschutzbeauftragte (CDU/CSU)
Studien haben gezeigt, daß komplexere englisch-denglische Werbesprüche nur noch von 8 % der Versuchsteilnehmer korrekt übersetzt werden können. Für 92 % erfüllen sie die Funktion eines sinnentleerten Mantras. Thomas Paulwitz, Historiker, Sprachpfleger und Gründer der Zeitschrift „Deutsche Sprachwelt“, schrieb 2010 in der Jungen Freiheit, daß die Feinde der deutschen Sprache gewisse Mechanismen verwenden, um die Sprachschützer zu diskreditieren – dazu gehören
- das Volk von der Sprache fernzuhalten,
- die Sprachschützer lächerlich zu machen und
- die eigene Überlegenheit zu betonen.[2]
Sprachwahrerpreise für Sprachschützer
- Deutscher Sprachpreis
- Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache
- Sprachwahrerpreise der „Deutschen Sprachwelt“
Zeitschriften zum Sprachschutz
Ein bekanntes Publikationsorgan für Sprachpfleger ist die „Deutsche Sprachwelt“, herausgegeben vom Verein für Sprachpflege. Der Verein Deutsche Sprache gibt die „Sprachnachrichten“ heraus. Des weiteren gibt die sog. Gesellschaft für deutsche Sprache, ein Anhängsel der BRD-Parteienherrschaft, zwei Periodika in geringer Auflage heraus. Der österreichische Verein Muttersprache verantwortet die „Wiener Sprachblätter“. Der Bund für deutsche Schrift und Sprache gibt „Die deutsche Schrift – Vierteljahreshefte zur Förderung der deutschen Sprache und Schrift“ heraus.
Sprachschutz in anderen Ländern
Im Gegensatz zur Nachkriegs-BRD bestehen in vielen Ländern Europas Gesetze (Sprachschutz- und -pflege-Gesetzgebung) zum Schutz der Sprache des jeweiligen Vaterlandes. In Frankreich z. B. wird die „Vereinheitlichung und Pflege der französischen Sprache“ seit 1631 offiziell von der französischen Gelehrtengesellschaft Académie française (eine Art patriotischer Duden) wahrgenommen. Seit 1994 bestehen durch das Gesetz Toubon Vorschriften zum Schutz der französischen Sprache. Dieses Sprachschutzgesetz vom 4. August 1994 beschränkt beispielsweise die Verwendung englischsprachiger Texte und Begriffe in der Werbung, soweit sie nicht eingetragene Marken sind.
Sprachschutzgesetze zur Eindämmung von Fremdwörtern im öffentlichen Raum wurden beispielsweise ebenfalls in Polen, Ungarn, Rumänien und Schweden (2009) eingeführt.
Kritik aus dem Ausland
Großbritannien ist zwar darum bemüht, das Englische, die Sprache der Angelsachsen, als Weltsprache zu etablieren, allerdings gibt es auch Kritik an die kriecherische Übernahme dieser Sprache durch den Kriegsverlierer Deutschland. Schon die „Londonor Times“ stellte 1960 fest, daß in der BRD eine „linguistic submissiveness“, d. h. eine sprachliche Unterwürfigkeit herrsche. Allerdings haben auch die englischen Sprachpfleger ihre liebe Not, wenn sie beobachten, daß heute keineswegs einfach englisch in aller Welt gesprochen wird, sondern vor allem schlechtes Englisch.
Als Barack Hussein Obama 2008 eine Rede vor 200.000 Zuhören in Berlin hielt, saßen andere VS-amerikanische Politiker zu Hause und machten sich in Pressemeldungen über die „fawning Germans“, die hündischen bzw. liebedienernden Deutschen, lustig. Beispielhaft für diese peinliche Anbiederung ist der bekannte Spruch der Blockparteipolitikerin (Grüne) Renate Künast „Change is good“, wobei dieser völlig inhaltsleere Satz sowohl in Veränderung ist gut (warum eigentlich?) als auch in Kleingeld ist gut übersetzt werden kann.
Zitate
- „Verschwommenheit und Unverständlichkeit machen die Fremdwörter zu den gegebenen Werkzeugen des Schwindels. Wer in schlichter deutscher Sprache schreibt, kann nur schwer einen rechten Schwindel machen; man kann meist erkennen, was er gesagt hat.“ — Erhard Weigel (1625-1699)
- „Die Sprache der Gelehrten ist der Leichtigkeit, Menschlichkeit und Lebendigkeit nicht fähig, welche der Weltmann mit Recht verlangt. Es ist das Unglück der Deutschen, daß man ihre Sprache nicht gewürdigt hat, das Sprachrohr des feinen Umgangs zu werden, und noch lange wird sie die übeln Folgen dieser Ausschließung empfinden.“ — Friedrich von Schiller
- „Deutsche geliebte Landsleute, welches Reichs, welchen Glaubens ihr seiet, tretet ein in die euch allen aufgetane Halle eurer angestammten, uralten Sprache; lernet und heiliget sie und haltet an ihr; eure Volkskraft und Dauer hängt in ihr. Noch reicht sie über den Rhein in das Elsaß bis nach Lothringen, über die Eider tief in Schleswigholstein, ... jenseits der Karpaten in Siebenbürgens altdakisches Gebiet. Auch zu euch, ihr ausgewanderten Deutschen, über das salzige Meer gelangen wird das Buch und euch wehmütige, liebliche Gedanken an die Heimatsprache eingeben oder befestigen, mit der ihr zugleich unsere und euere Dichter hinüber zieht, wie die englischen und spanischen in Amerika fortleben.“ — Jacob Grimm
- „Unsere Kultur war nichtig geworden, weil wir unsere Sprache verachtet hatten; diese Sprache war nichtig geworden, weil wir aufgehört hatten, ein Volk zu sein. Das ist ein Zirkel, der sich nirgends öffnet, sosehr sind Sprache und Kultur mit dem Volk innerlich eins.“ — Ernst Moritz Arndt
- „Vieles kann ein Volk entbehren, wenn dazu die Not es zwingt; doch dem Feinde muß es wehren, der es um die Sprache bringt. In ihr wurzelt unser Leben und erhält durch sie Bestand; wer sich ihrer hat begeben, der verlor sein Vaterland.“ — Martin Greif (eigentlich: Friedrich Hermann Frey)
- „Wenn ein junger Mensch das geistige Erbe der Kultur, in der er aufwuchs, verloren und keinen Ersatz in der Geistigkeit einer anderen gefunden hat, ist es ihm verwehrt, sich mit irgend etwas und irgend jemanden zu identifizieren, er ist tatsächlich ein Nichts und ein Niemand, wie man heute in der verzweifelten Leere vieler jugendlicher Gesichter deutlich lesen kann. Wer das geistige Erbe der Kultur verloren hat, ist wahrhaft ein Enterbter.“ — Konrad Lorenz
- „Das höchste Gut des Mannes ist sein Volk, das höchste Gut des Volkes ist sein Staat, und seine Seele lebt in seiner Sprache.“ — Felix Dahn
- „Der Geist einer Sprache offenbart sich am deutlichsten in ihren unübersetzlichen Worten.“ — Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach
- „Vaterland und Muttersprache bilden die Grundlage jeder völkischen Entwicklung. [...]“ — Ursula Meta Hedwig Haverbeck-Wetzel
- „Deutsch muß als Wissenschaftssprache erhalten bleiben.“ — Angelika Redder vom Deutschen Germanistenverband 2001 über die damaligen, wenn auch inzwischen abgewehrten Bestrebungen, Englisch als dominante Wissenschaftssprache zu etablieren und Vorlesungen nur noch in Englisch zu halten.
Siehe auch
- Sprachpflege
- Deutsches Sprachpflegeamt
- Anglizismen
- Bund für deutsche Schrift und Sprache
- Deutsche Sprachwelt
- Deutscher Sprachpurismus
- Gesetz Toubon
- Sprachforschung
- Sprachpurismus
- Verein Deutsche Sprache
Literatur
- Arthur Schopenhauer: Aber die Sprache laßt unbesudelt. Wider die Verhunzung des Deutschen. Neudruck bei Manuscriptum, 2006, ISBN 978-3-937801-10-0
- Thomas Paulwitz: Wissenschaft ohne Deutsch(e), Junge Freiheit, 26. Juli 2014
- August Steiger: Pflege und Schutz der deutschen Sprache in der Schweiz, Finckh, Basel (1917)
- Ludwig Reiners: Stilkunst. Ein Lehrbuch deutscher Prosa; 1943, verbesserte Neuauflage C.H. Beck, München 1951, viele Ausgaben: ISBN 3-406-34985-4
- Wolfgang Hendlmeier: Sprach- und Schriftpflege dienen der Kultur, Bund für Deutsche Schrift und Sprache, Seesen (2002), ISBN 3-930540-19-3
- Markus Reiter: Die Phrasendrescher. Wie unsere Eliten uns sprachlich verblöden. Güterloher Verlagshaus, München 2007, ISBN 978-3-579-06977-7