Schürer, Friedrich
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Friedrich Schürer ( 19. Juni 1881 in Gießen; 27. Oktober 1948 in Hannover) war ein deutscher Reserveoffizier und Marinebeamter der Kaiserlichen Marine sowie Marinebeamter der Reichsmarine und der Kriegsmarine, zuletzt Marinebeamter im Admiralsrang (Vizeadmiral) und Ritterkreuzträger der Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg. Er hatte als U-Boot-Konstrukteur am Auf- und Ausbau der deutschen U-Bootwaffe hervorragenden Anteil.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
- „Friedrich Schürer wurde in Gießen geboren. Er studierte Schiffbau an der TH in Berlin-Charlottenburg. Am 2. Juli 1906 trat er den Dienst der Kaiserlichen Marine und erhielt seine Ausbildung zum Schiffbau meister bei der Kaiserlichen Werft in Wilhelmshaven. Am 3. April 1909 legte er die Prüfung ab und war nun als Betriebsdirigent zuerst im Torpedoressort, ab 1912 im Schiffbauressort tätig. Hier traf er erstmals mit seinem späteren Mitarbeiter, den Maschinenbaumeister Fritz Bröking zusammen. Am 1. Oktober 1912 wurde Schürer als Lehrer für Schiffbau an die Marineschule Mürwik berufen und blieb hier bis Ende Juli 1914. Anschließend kehrte er zur Kaiserlichen Werft nach Wilhelmshaven zurück und war dann ab 1. November 1914 in Kiel tätig. Als das Technische Büro der Uboot-Inspektion wegen neuer umfangreicher Aufgaben 1916 erheblich erweitert werden mußte, kam auch Schürer hierher. Im Oktober 1916 vertrat er die U.I. bei einem Modell Druckversuch für den neuen Uboottyp Proj. 42 bei der Kaiserlichen Werft in Danzig. In einer Aufstellung vom 16. Februar 1917 wurde er unter der Leitung des Betriebsdirektors Dr. Werner als Dezernent für Entwürfe, Minen- und Torpedobewaffnung geführt. In dieser Stellung hat Schürer sicher großen Einfluß auf die Konstruktion der deutschen Uboote am Ende des Krieges gehabt. Am 28. April 1917 erfolgte seine Ernennung zum Marinebaurat. Nach dem Krieg und den Abwicklungsarbeiren in Kiel ging Schürer zusammen mit dem ehemaligen Chef der Flandern-Uboote, Kpt. z. S. a. D. Bartenbach, und seinem U.I. Kollegen Marinebaurat a. D. Krankenhagen 1921 als Marineberater und Ingenieur nach Argentinien. Im Sommer 1927 wurde der erfahrene Ubootkonstrukteur Schürer wieder von der Marine benötigt. In der geheimen Tarnfirma MENTOR BILANZ in Berlin, die die Verbindung zwischen der Marineleitung und Friedrich Schürer Techels IvS in Holland herstellte, sollten Pläne für Uboote, die im Fall eines Konfliktes und der damit verbundenen Aufhebung der Verbotsartikel des Versailler Vertrages schnell gebaut werden müßten, erstellt werden. Dazu wurde bei MENTOR BILANZ eine ‚Technische Abteilung‘[1] eingerichtet und diese Schürer unterstellt. Seine erste Aufgabe dort war die Rekonstruktion des Minen-Ubootprojektes der Kaiserlichen Marine von 1918. Es ist nicht bekannt, wie lange sich Schürer damit beschäftigt hat, da dieses Projekt zurückgestellt und später aufgegeben wurde. Ab Herbst 1927 waren die Arbeiten bei MENTOR BILANZ überwiegend auf die Realisierung des IvS-Ubootes E I in Spanien ausgerichtet. Nach der Auflösung von MENTOR BILANZ im Frühjahr 1928 arbeitete Schürer eine Zeitlang als ‚Freier Mitarbeiter‘ der Marineleitung an den bisherigen Aufgaben weiter, bis im Herbst 1 928 die neue Scheinfirma IGEWIT [Anm.: Ingenieurbüro für Wirtschaft und Technik GmbH] gegründet wurde, bei der Schürer die Technische Abteilung b übernahm. Ab Herbst 1929 beschäftigte er sich hier mit einem 250 t-Uboottyp, der für den Neuaufbau einer deutschen Ubootwaffe besonders wichtig erschien. Seine Entwürfe I 5 bis I 7 von 1930 haben die Ausführung des von IvS in Finnland gebauten Ubootes CV 707, dem Prototyp des späteren Uboottyps II der Reichsmarine, wesentlich beeinflußt. Am 24. Juni 1931 nahm Schürer als Beobachter an einer Probefahrt von E 1, dem Prototyp des späteren Uboottyps I, in Spanien teil. Ab 1932 standen dann die Planungen und Vorbereitungen für den Wiederaufbau der neuen deutschen Ubootwaffe im Mittelpunkt seiner Arbeit. Als Fachmann für Maschinenbau holte Schürer den ehemaligen Marinebaurat Bröking in seine Abteilung. Nach der Auflösung der geheimen Ubootorganisationen im Herbst 1935 wurde Schürers Abteilung in das Konstruktionsamt der Kriegsmarine eingegliedert. Schürer wurde als Marineoberbaurat reaktiviert und zum Leiter der Abteilung KIU (Schiffbau/Uboote) ernannt. Am 1. Juni 1938 wurde er Ministerialrat und am 1. September 1941 Ministerialdirigent. Schürer, der zu einer Symbolfigur für den Wiederaufbau der neuen Ubootwaffe geworden war, erhielt eine Reihe von Ehrungen, u. a. die Würde eines Dr.-Ing. E. h. der TH Danzig und am 24. Juli 1944 das Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern. Im Januar 1944 übernahm er als Ministerialdirektor die Leitung der Amtsgruppe K I (Gesamtentwurf und Schiffbau) des Hauptamtes Kriegsschiffbau. Doch die große Bedeutung dieser Marinebehörde war nach der Übernahme der Marinerüstung durch das Ministerium Speer geschwunden. Im November 1944 wurden die strukturellen und personellen Konsequenzen gezogen. Die Amtsgruppen KI und KII wurden zusammengelegt, und am 14. Dezember 1944 wurde Dr. Schürer in den Ruhestand versetzt.“[2]
Kurzchronologie
- November 1905 bis 30. Juni 1906: Angestellter am Schiffsbau-Konstruktionsbüro des „Bremer Vulkan"
- 2. Juli 1906: Marinebauführer des Schiffbaufaches der Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven zum 1. Ausbildungsabschnitt
- 3. April 1909: Marine-Schiffbaumeister und Betriebsdirigent auf der Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven (bis 1912)
- 1912 bis 1914: Lehrer an der Marineschule Mürwik
- 1914 bis 1920: Referent des U-Bootswesens in Kiel
- 31. Januar 1921: in den Ruhestand versetzt
- 1921 bis 1927: „Technischer Gutachter“ beim argentinischen Marineministerium, Buenos Aires
- es ging den Argentiniern um den Aufbau einer eigenen U-Bootflotte nach deutschem Vorbild (das argentinische Heer wurde schon seit 1890 nach preußischem Vorbild reformiert); Die Marineleitung, die von dem Argentinien-Projekt in Kenntnis gesetzt worden war und den Verkauf deutscher Unterseebootpläne hätte genehmigen müssen, forderte die Krupp-Werften GW und AG Weser sowie die Vulcan AG auf, ein Konsortium für die gemeinsame Ausarbeitung von Angeboten zu bilden. Nach längeren Verhandlungen kam es dazu im Juli 1922.
- dies geschah mit Genehmigung durch die Reichsmarine, der Schürer nach wie vor inoffiziell diente; die Dienstzeit im Ausland wurde ihm später angerechnet.
- 15. Juni 1927: Dienst als Angestellter für die Marineleitung
- 1. Juni 1935: Marineoberbaurat sowie Referent bzw. Abteilungschef im OKM
- 14. Dezember 1944: Ausscheiden aus dem aktiven Marinedienst
- Ende November 1944 hatte er seine Abschiedsansprache an die versammelte Amtsgruppe KI gehalten.
- 6. April 1966: Das Versuchs-U-Boot der Klasse 202 der Marine der Bundeswehr wurde (auf Initiative des Leitenden Regierungsbaudirektors und Schiffsbauingenieurs Christoph Aschmoneit; 1901–1984) in U „Friedrich Schürer“ umbenannt; Die Ansprache beim Stapellauf hielt Ritterkreuzträger Generalmajor a. D. Oskar Munzel, Schwiegersohn von Dr.-Ing. Schürer.
- „In der ersten Planungen der Marine war auch der Bau von zunächst 12 kleinen, nur je etwa 100 to verdrängenden U-Booten mit 2 Torpedos als Bewaffnung und 8-10 Mann Besatzung vorgesehen, die jedoch verworfen wurden. Dennoch kam es zur Fertigentwicklung dieses Bootstyps für zunächst 3 Einheiten. Mit der Bezeichnung Klasse 202 wurden ab 1965 dann zwei Versuchs-U-Boote gebaut und am 14.10.1965 als Hans Techel und am 6.04.1966 als Friedrich Schürer in Dienst gestellt, das dritte Boot wird nicht mehr gebaut. Die kleinen Boote mit nur 6 Mann Besatzung, 2 Bugtorpedorohren und einer geringen Reichweite von gerade 400 sm bei 10 kn mit ihrem 350 PS Antrieb erwiesen sich aber als weitgehend ungeeignet und wurden jeweils nur wenige Monate nach ihrer Indienststellung wieder außer Dienst gestellt (Hans Techel am 15.12.1966 und Friedrich Schürer am 15.12.1966). Die weitere Entwicklung wurde damit gleichzeitig beendet.“[3]
Beförderungen
- 2.7.1906 Marinebauführer
- 19.12.1907 Leutnant der Reserve
- 28.4.1917 Marine-Baurat
- 1.6.1935 Marine-Oberbaurat
- 1.6.1938 Ministerialrat
- 1.9.1941 Ministerialdirigent (Marinebeamter im Rang eines Konteradmirals)
- 4.2.1944 Ministerialdirektor (Marinebeamter im Rang eines Vizeadmirals)
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Erwerb des Grades Diplom-Ingenieur der königlichen Technischen Hochschule zu Berlin am 17. Juli 1909
- Offizielle Ernennung des Grades „Marine-Schiffbaumeister“ am 3. Oktober 1909 (nach vereinzelten Quellen rückwirkend zum 1.3.1909)
- Eisernes Kreuz (1914) am 22. Dezember 1916
- Hessisches Kriegsehrenzeichen am 30. Oktober 1917
- Friedrich-August-Kreuz, II. Klasse am 16. November 1917
- Ehrenkreuz des Weltkrieges am 21. Dezember 1934
- Königlich Bulgarischer Alexanderorden, IV. Klasse am 19. September 1936
- Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. bis I. Klasse am 2. Oktober 1936
- Kriegsverdienstkreuz (1939), II. und I. Klasse mit Schwertern
- II. Klasse am 30.1.1941
- I. Klasse am 1.9.1941
- Erwerb des Grades des Doktor-Ingenieure ehrenhalber der Technischen Hochschule Danzig am 11. Juli 1941
- Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes am 24. Juli 1944 als Ministerialdirektor und Chef der Amtsgruppe „Schiffbau“ im Hauptamt „Kriegsschiffbau“ im Oberkommando der Marine
Schriften (Auswahl)
- Die Schiffbau- und Schiffmaschinen-Bauingenieure der deutschen Marine
- Ausarbeitung durch den Wirklichen Geheimer Marinebaurat Dr.-Ing. E. h. Johannes Rudloff (1848–1934), Professor (ab 1913 Honorarprofessor) an der Königlichen Technischen Hochschule zu Berlin
- Das neueste Unterseeboot von ca. 500 t Typ-Verdrängung, 1941
- Technische Gesichtspunkte beim Wiederbeginn des U-Bootbaues im Jahre 1935, 1942
- Schiffbauliche Fragen des U-Bootbaus, 1943