Koenen, Friedrich von

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Ritterkreuzträger von Koenen, hier als Hauptmann

Friedrich „Fritz“ von Koenen (Lebensrune.png 28. Juni 1916 in Danzig-Langfuhr; Todesrune.png gefallen 20./21. August 1944 bei Wischegrad, Unabhängiger Staat Kroatien) war ein deutscher Offizier der Brandenburger, zuletzt Oberstleutnant (posthum), im Zweiten Weltkrieg.

Zweiter Weltkrieg

Palmen einer Oase in Wau el Kebir als Tarnung für die Fahrzeuge des Sonderkommandos „Dora“ der Abwehrabteilung II, offiziell der Tropen-Kompanie „von Koenens“ unterstellt

Der Afrikaner

Von Koenens Eltern flüchteten nach dem Ersten Weltkrieg aus Westpreußen, um den Repressalien der Polen zu entgehen, die u. a. Deutsche dazu zwingen wollten, die polnische Staatsbürgerschaft anzunehmen. 1921 traf die Adelsfamilie von Koenen dann in Deutsch-Südwestafrika ein, wo sie Großlandbesitzer wurde. Nach kurzer Zeit sprach der kleine Fritz neben Deutsch auch Englisch, Afrikaans und Dialekte der Eingeborenen, später interessierte er sich auch für arabische Sprachen. Als er sich 1941 über die Abwehr beim Bau-Lehr-Regiment z. b. V. 800 „Brandenburg“ meldete, waren es seine infanteristischen Qualitäten, aber vor allem die Sprachen und seine Kenntnisse von Afrika, die ihn dazu prädestinierten, die neuaufgestellte (13.) Tropen-Kompanie zu übernehmen. Die Freiwilligen wurden ebenfalls anhand von Sprachkenntnissen (z. B. Arabisch und Swahili) und Tropentauglichkeit ausgesucht, viele der Angehörigen hatten in Afrika gelebt (Palästina, Ost-, Südwest und Südafrika) oder auf tropischen Inseln gearbeitet.

Küstenjäger

Bei der Division „Brandenburg“ gab es eine Küstenjäger-Abteilung (ab Februar 1942 als Leichte Pionierkompanie „Brandenburg“, ab Ende 1942 eine Abteilung in Bataillonsstärke),[1] ein Sonderverband, bestehend aus einem Abteilungsstab und vier Kompanien[2] einschließlich Kleinst-Torpedoträgern („Schneiderbooten“), Sprengbooten, Privatyachten, Kampfschwimmern und Marinepionieren unter dem Kommando des Rittmeisters Konrad von Leipzig (ab Anfang 1943) und ab Sommer 1944 unter dem Oberkommando der Kleinkampfmittelverbände des Admirals Heye, der die Masse der versetzen Sprengbootfahrer und Brandenburger-Kampfschwimmer übernahm.

Der I. Zug der Leichten Pionierkompanie „Brandenburg“ lag nach Aufgabe der geplanten Landung auf Malta am 30. Juni 1942 für einen eventuellen Einsatz in Ägypten – zur Verfügung des Panzer-Armeeoberkommandos Afrika – weiter in Bereitschaft und verlegte anschließend zur weiteren Ausbildung in die Adria. Mitte/Ende Oktober 1942 wurde der Zug nach Freiburg verlegt, wo er beim Aufstellungsstab Sonderverband 801 Bestandteil der hauptsächlich aus der 13. Kompanie Bau-Lehr-Regiment z. b. V. 800 gebildeten Tropen-Abteilung „Brandenburg“ (auch Tropen-Abteilung „von Koenen“ genannt) werden sollte. In Trapani (Sizilien) wurde der Zug (Halb-Kompanie) dann kurz darauf zur 5. Kompanie Tropen-Abteilung „Brandenburg“ erweitert. Die Kompanie wurde Anfang November 1942 nach Tunesien überflogen. Dort erfolgten dann verschiedenste Einsätze als infanteristische Vorausabteilung, Minenlegeunternehmen mit den eigenen Sturmbooten, diverse Tarneinsätze, Operationen gegen britische Agenten, Evakuierungen über See usw.

Einsatz der Tropen-Abteilung

Kommando-Brandenburger der Tropen-Abteilung „von Koenen“ hinter feindlichen Linien in Afrika

Die ab Mitte 1941 aufgestellte und erweiterte Tropen-Kompanie erhielt im Oktober den Marschbefehl, und die erste Halbkompanie verließ unter dem Befehl von Oberleutnant von Koenen Brandenburg am 28. Oktober 1941. Über Neapel ging es dann weiter nach Tripoli, hier wurden sie zur Tarnung als Versorgungs- und Beschaffungseinheit deklariert. Von Koenen ließ die Männer nun am Feind ausbilden, während die zweite Halbkompanie in der Heimat neue Freiwillige und Rekruten aussiebte und ausbildete.

Der erste offizielle Einsatz als Teil des Afrika-Korps erfolgte am 22. Januar 1942. Erwin Rommel stieß mit seiner Panzer-Armee derart schnell nach Osten, daß Wilhelm Canaris keine Zeit hatte, Abwehr-Agenten zur Aufklärung im Vorfeld einzusetzen. Von Koenen bekam nun den Auftrag, vor der Truppe als Späh- und Kommandoeinheit zu fungieren. Seine Soldaten waren im Gebrauch britischer Waffen ausgebildet, wenige konnten gar eine Spitfire fliegen, sollte eine solche unzerstört in deutsche Hände fallen. Es waren auch die Meldungen dieser Männer, die dazu führten, daß Rommel so schnell und erfolgreich vorankam.

Im Februar 1942 traf die zweite Halbkompanie in Afrika ein. Nun wurde die kleine Truppe zu einer „Abteilung“ in Bataillonsstärke aufgestockt und ausgebaut. Diese bestand dann aus fünf Kompanien, wobei die zuletzt aufgestellte 5. von den kampferprobten Leichten Pionierkompanie „Brandenburg“ (die später „Küstenjäger“ heißen sollten) stammte, es handelt sich um den I. Zug des Oberleutnants Kuhlmann. Dabei war ebenfalls der Kompanieadjutant Oberleutnant Konrad von Leipzig.

Am 5. Dezember 1942 wurden zwei Halbkompanien des I. Bataillons des 4. Regiments mit Hauptmann von Koenen nach Hammamet in Tunesien geflogen. Am 26. Dezember startete von Koenen mit dreißig Mann und drei Lastenseglern vom Flugplatz Bizerta mit dem Ziel, die Eisenbahnbrücke von Sidi bou Baker über den Wadi el-Kbir zu zerstören. Das Unternehmen wurde erfolgreich durchgeführt. Am gleichen Tag unternahm Leutnant Hagenauer mit zehn „Brandenburgern“ im Lastenseglereinsatz einen Angriff gegen die Brücke nördlich Kasserini. Die Aktion scheiterte. Das Kommando wurde von einer französischen Panzeraufklärungsabteilung gefangengenommen.

Am 10. Januar 1943 stieß Leunant Luchs auf Lastwagen von Kebilli aus gegen die Brücke über den Wadi al-Melah im südlichen Tunesien vor. Die Brücke, über die ein wichtiger alliierter Versorgungsweg lief, wurde zerstört.

Im Februar 1943 führten die Männer ein Stoßtruppunternehmen gegen VS-amerikanische Einheiten hinter feindlichen Linien aus. In der Nähe des Dorfes Sidi-Bou-Zid in Tunesien trafen die Brandenburger auf die GIs, die schweres Nachschubmaterial mit sich führten. Nach einem heftigen Feuergefecht waren die zahlenmäßig weit überlegenen, aber völlig überrumpelten Amerikaner geschlagen. Die Brandenburger konnten 27 Panzer und gepanzerte Mannschaftstransporter sowie große Vorräte neuer Waffen und massenweise Munition erbeuten. Diese Güter wurden sofort dem leitenden deutschen Panzerverband zugeführt.

Im Mai 1943 evakuierten die Boote der 5. Kompanie der Tropen-Abteilung „von Koenen“ schließlich 53 Generalstabsoffiziere der 5. Panzerarmee nach Trapani. Danach verlegten die aus Tunesien entkommenen Männer und Boote nach Langenargen am Bodensee zur Küstenjägerabteilung „Brandenburg“ und wurden zu deren 1. Kompanie ergänzt und umgebildet.[3] Die Brandenburger im Wüstenkampf führten zahlreiche Kommandounternehmungen aus, um den Vorstoß des Feindes zu verlangsamen, so daß möglichst viele deutsche Truppen evakuiert werden konnten.

Generalfeldmarschall Erwin Rommel sagte über Hauptmann von Koenen und seine Tropen-Abteilung „Brandenburg“, die vom ersten bis zum letzten Tag des Afrikafeldzuges mitgekämpft haben:

„Koenen und seine Männer sind für mich so viel Wert wie ein ganzes Regiment.“

Partisanenkampf

Die Überlebenden der Tropen-Abteilung kehrten auf abenteuerlichem Wege ins Reich zurück. Nach Heimaturlaub und Auffrischung wurden die erfahrenen Männer ihren neuen Regimentern zugewiesen. Hauptmann von Koenen wurde Anfang 1944 zum Major befördert und wurde Kommandeur des III. Bataillons des 4. Regimentes „Brandenburg“. Mit diesem Bataillon ging es dann als Wehrmachts-Feuerwehr, Voraus- und Kommandotrupp an die Ost- und Südostfront, hauptsächlich eingesetzt im Bandenkampf in Griechenland und Jugoslawien.

Tod

Major von Koenen wurde mit seinen Männern des Verbandes „Wildschütz“ bzw. des Streifkorps „Kroatien“ (Wehrwirtschaftsstab 85)[4] beim Unternehmen „Rübezahl“ als Fernspäher und Aufklärer eingesetzt. Sie dienten als Unterstützung für die Hauptverbände der Gebirgsjäger der Waffen-SS, die den Auftrag hatten, einen Übertritt der kroatischen Partisanen nach Serbien zur Unterstützung der kriminellen Banden Titos mit allen Mitteln zu verhindern, auch als Entlastung der Wehrmachtsverbände, die in schwere Kämpfe verwickelt waren.

Friedrich von Koenen, der die großen Gefahren des Afrikafeldzuges überlebte, fiel, je nach Quelle, zwischen dem 20. und 22. August 1944 15 km südöstlich von Wischegrad in Bosnien und Herzegowina im Grenzgebiet zu Serbien, der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge verzeichnet den 21. August 1944. Seine letzte Ruhestätte fand er wahrscheinlich auf dem Gelände der deutschen Kriegsgräberstätte in Beograd „Banovo Brdo“ (Serbien-Montenegro),[5] der Volksbund dagegen gibt an, daß er „noch nicht auf einen vom Volksbund errichteten Soldatenfriedhof überführt“ wurde. Von Koenen soll noch in Kraljevo begraben liegen, seit 1941 in deutscher Hand (bis 29. November 1944), wo u. a. die Luftwaffe eine Fallschirmjäger-Ausbildungs-Flugschule betrieb und eine Kriegsgräberstätte unterhielt.

Beförderungen

Auszeichnungen (Auszug)

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

  1. Im Rahmen der Küstenjäger-Abteilung „Brandenburg“ sei auch der Einsatz der 5. Kompanie der Tropen-Abteilung „Brandenburg“ genannt, handelte es sich doch bei dieser Halb-Kompanie um den I. Zug der Küstenjäger-Abteilung „Brandenburg“. Dieser wurde nach dem Anlaufen der bri­tischen Gegenoffensive bei El Alamein im Eisenbahntransport von Brindisi nach Freiburg im Breisgau zurückverlegt, um dort zur 5. Kompanie/Tropen-Abteilung „Brandenburg“ aufge­stockt zu werden.
  2. 1. Kompanie (230 Mann): zwei schwere Sturmboote 42, zwei Pionierlandungsboote 41, neun leichte MG, zwei schwere FlaMG, zwei mittlere Granatwerfer, 2. und 3. Kompanie waren ausgestattet wie die 1. Kompanie, 4. schwere Kompanie (ca. 250 Mann): sechs Kommandoboote, 30 Sprengboote, 14 leichte MG und sechs schwere FlaMG.
  3. Im Juli 1943 verlegte die Kompanie auf dem Luftweg nach Patras, das Bootsmaterial zunächst per Bahn nach Brindisi, dann weiter per Schiff. Es folgten im Golf von Korinth Tarneinsätze gegen Partisanen.
  4. Tarnbezeichnung für einen Kommandotrupp, der oft als Wehrwirtschaftsführer und Vermesser getarnt unauffällig im Raum Drvar unterwegs war, um Tito festzunehmen, aber auch im allgemeinen die Aufgabe der Partisanenbekämpfung auf dem Balkan innehatte.
  5. Helmut Spaeter: Die Brandenburger, München 1978, Seite 463