Wou, Gerhardus de

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Der Turm der Wierdener Dorfkirche, mit einer Glocke aus dem Jahr 1495
Die Glocke „Sankt Eusebius-und-Martinus“ (1477) in der Sankt Eusebiuskirche in Arnheim (Ausschnitt)
Die 1497 fertiggestellte Glocke „Gloriosa“ im Erfurter Dom
Inschrift der Petrusglocke der Probsteikirche Sankt-Peter in Recklinghausen
Die Glocke im Kirchengarten zu Vennhäuser

Gerhardus de Wou (Lebensrune.png um 1440 in Herzogenbusch; Todesrune.png Dezember 1527 in Kampen) war ein sehr bedeutender niederdeutscher Glockengießer auf der Schwelle vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit.

Werdegang

Als Sohn des Glockengießers Wilhelm de Wous wurde er in seinem Geburtsort schon 1474 als Magister bezeichnet. Für die Stadt Nimwegen arbeitet er fast zeitgleich als Kanonengießer. 1482 siedelte er nach Kampen am Fluß Issel um. De Wou gilt als bedeutendster Glockengießer des ausgehenden Mittelalters. Als erster wußte er bei gleichbleibender Legierung und Gestaltung der Rippen die Schlagtöne seiner Glocken auf Grund des unteren Durchmessers genau zu berechnen, was im Jahre 1505 zu dem Guß der 14 Glocken des Geläuts des Utrechter Sankt-Martinus-Domes in einer nahezu perfektionierten Tonleiter führte. Neben einzelnen Glocken und Geläuten konnte der Magister Geryt also auch bereits bestehende Glocken mit tonlich passenden ergänzen, was dann u. a. im Jahre 1492 in Lüneburg (Sankt-Michaelis) geschah. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts waren noch 129 de Wou-Glocken bekannt, sowie drei vollständige Geläute.[1]. Als sein Meisterwerk gilt die Glocke Gloriosa für den Erfurter Dom.

Die Glocken aus den Jahren 1523–1527 mit seinem Namen werden seinem Sohn, ggf. einem Neffen zugeschrieben.

Auflistung der de Wou-Glocken und Geläute (Auswahl)

Gußjahr Name Ort und Kirche
1477 Martinus und Eusebius Arnheim, Sankt-Eusebiuskirche[2]
1481–1483 1. „Salvator
2. „Maria
Kampen an der Issel, Stadtturm
1482 1. „Martinus“
2. „Peter und Paul
Kampen an der Issel, Überkirche
1484 Rijssen, Dionysiuskirche[3]
1484 „Maria“ Zwolle, Liebfrauenbasilika
1485 Osnabrück, Domkirche[4]
1487 „Celsa“ Hamburg–Altengamme, Sankt-Nikolaikirche
1489 Georgius Amersfoort, Sankt-Georgiuskirche
1490 1. „Maria“
2. „Faule Anna“
Stendal, Sankt-Marienkirche
1490 Hohenberg-Krusemark
1490 Groß Rossau
1491 „Maria“ Lüneburg, Sankt-Nicolaikirche
1492 Lüneburg, Sankt-Michaeliskirche[5]
1492 Stapel
1492 Rhede, Sankt-Gudulakirche[6]
1493 1. „Lambertus
2. „Maria“
Münster in Westfalen, Sankt-Lambertuskirche
1493 „Maria“ Altensaal, Sankt-Plechelmusbasilika
1495 Wierden, Sankt-Johannis-der-Tauferkirche[7]
1495 Demker
1496 Ahaus-Wüllen, Sankt-Andreaskirche[8]
1497 „Gloriosa“ Erfurt, Dom Sankt-Marien
1497 „Vincentia“ Erfurt, Sankt-Severikirche
1498 „Maria“ Emmerich, Sankt-Aldegundiskirche
1499 „Anna“ Ahaus-Wessum, Sankt-Martinuskirche
1500 1. „Petrus“
2. „Johannis
3. „Maria“
Recklinghausen, Probsteikirche Sankt-Peter
1500 „Anna und Jakobus“ Seereif [9], Jakobuskirche
1500 Eernewalde [10], Reformierte Kirche
1500 Vennhäuser, Dorfkirche[11]
1502 1. „Blasius der Große“
2. „Maria“
3. „Johannis“
Braunschweig, Sankt Blasiusdom
1502 Naumburg, Dom Sankt Peter-und-Paul
1503 Haarlem, Sankt Bavokirche
1505–1506 1. „Salvator“
2. „Maria“
3. „Martinus“
4. „Michael“
5. „Baptista“
6. „Magdalena
14. „Jesus
Utrecht, Sankt Martinusdom[12]
1506 „Jesus“ Utrecht, Gertrudiskirche[13]
1507 „Salichmaker“[14] Lübeck, Sankt Jakobikirche[15]
1509–1510 Enghäuser, Westerkirche[16]

Bildergalerie späterer de Wou-Glocken

Vollgeläut der Utrechter Domglocken

Utrecht Dom St. Maarten: Van Wou Glocken der Reformierten Kirche (anläuten des Plenums) (21m 52s)

Siehe auch

Fußnoten

  1. Im Dom zu Braunschweig, im Sankt-Peter zu Recklinghausen und im Sankt-Pankratius in 's-Heerenberg.
  2. Zusammen mit seinem Lehrer Gobel Moer.
  3. Diese Glocke wurde 1798 während des Läutens beschadet, und kam 1826 mit dem Einstürzen des romanischen Turms hinunter. Im Jahre 1828 wurde sie an die Königliche Waffengießerei in Den Haag verkauft. Die Kirche war infolge der Reformation mittlerweile in Schildkirche umbenannt worden, der Name Dionysiuskirche wurde auf die neue katholische Kirche übertragen.
  4. Beginenglocke, später zur Heilig-Kreuzkirche.
  5. Zwei Glocken.
  6. Ursprünglich als Uhrglocke gemeint.
  7. Nach der Reformation als Dorfkirche bezeichnet.
  8. Zusammen mit seinem Schüler Wolter Westerhues.
  9. In den heutigen Niederlanden gelegen.
  10. In der heutigen Provinz Friesland gelegen.
  11. Beim Kirchenbrand im Jahre 2003 heruntergekommen, schwer beschadet und seitdem als Denkmal im Kirchengarten aufgestellt.
  12. Die weiteren Glocken wurden 1664 in ein Geläut umgegossen, und erst 1982 erneut hergestellt.
  13. Ndf.: Geertekerk
  14. Auch als Pulsglocke bezeichnet.
  15. Zusammen mit seinem Schwiegersohn Johannes Schonenborch.
  16. Seit dem 17. Jahrhundert im Turm der Süderkirche.