Gnadlersdorf

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Gnadlersdorf

Staat: Deutsches Reich
Gau: Niederdonau
Einwohner (1930): 216
Höhe: 262 m ü. NN
Koordinaten: 48° 47′ 57″ N, 15° 58′ 32″ O
Flucht.jpg
Gnadlersdorf befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von der Tschechei vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
Ansicht von Gnadlersdorf, 1939
Ortsansicht von Gnadlersdorf (vor der Vertreibung)

Gnadlersdorf ist ein deutscher Ort in Südmähren, Sudetenland, etwa 6 Kilometer südwestlich der Stadt Znaim nahe der mährisch-österreichischen Grenze gelegen. Der Ort ist ursprünglich als Längsangerdorf angelegt. Nachbarorte sind Schattau im Osten, Kaidling im Norden und das niederösterreichische Retzbach im Süden (Grenzübergang Mitterretzbach).

Geschichte

Mittelalter

Die Benennung „Gnadlersdorf“ wird der Legende nach mit einem „Gnadenort“ in Verbindung gebracht. So soll ein „Wunderbrunnen“ damals Ursache für die Begründung des Wallfahrtsortes gewesen sein. Wissenschaftlich belegt ist, daß der Ort im 13. Jahrhundert unter dem Namen „Gnandlic“, später „Gnanleizdorf“ (1230), auch „Glanwiesdorf“, im 16. Jahrhundert „Gnandelsdorf“, „Knadlesdorf“ (1718), „Gnadl(er)sdorf“ benannt war.

Um das Jahr 1050 war es, daß bayrische Freibauern sich am Danischbach, im Bereich des heutigen Gnadlersdorf ansiedelten. Ob es tatsächlich sieben waren, wie die örtliche Überlieferung wissen will, ist nicht nachweisbar. Jedenfalls haben hier deutsche Bauern als Freisassen, das durch kriegerische Auseinandersetzungen mit Ungarn aber auch durch den böhmischen Krieg von 1039 verheerte Land kultiviert und Weinberge angelegt.

1201 berichtet die älteste Urkunde über „Gnanlic“ oder „Gandlic“, daß ein Rüdgerus dem Kloster Bruck den Weinzehent abgetreten hatte. Im Jahr 1481 wurde die St. Wolfgangskirche genannt.

Neuzeit

Von 1541 an gehörte der Ort zur Herrschaft Joslowitz. Gnadlersdorf war befestigt und besaß drei Tore. Unter dem Dorf konnten Erdställe nachgewiesen werden.

1581 galt Gnadlersdorf als evangelisch und verweigerte dem Kloster die Zehentabgabe sogar unter Androhung von Gewalt. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde der Ort im Zuge der Gegenreformation wieder katholisch. Die Schweden unter General Torstensson waren bis Kriegsende im Ort und noch vor ihrem Abzug brannte das Kirchendach ab, ob durch Brandstiftung oder Unachtsamkeit ist nie geklärt worden.

Vom deutschen Kaiser Karl VI., von Maria Theresia (1743) und von Kaiser Franz II. (1792) bekam Gnadlersdorf jeweils das Recht zur Abhaltung eines Wochenmarktes bestätigt. Unter Joseph II. verlor der Ort als Wallfahrtsort seine Bedeutung und damit eine wichtige Einnahmequelle. Dafür bekam Gnadlersdorf 1784 eine eigene Pfarrei. Bis zu diesem Jahr oblag die kirchliche Betreuung beim Stift Klosterbruck und der Pfarrei Schattau, wo seit 1637 Kirchenchroniken über Gnadlersdorf geführt wurden.

Durch die Napoleonischen Kriege waren bereits 1799 zuerst russische und kaiserliche, dann französische Truppen in Gnadlersdorf. Dabei kam es zu Plünderungen und Brandschatzungen. Bis 1855 gehörte der Ort zum Gemeindegebiet von Mitterretzbach. Nachdem um 1850 politische Bezirke entstanden waren gehörte Gnadlersdorf zum Bezirk Znaim. Der Ortsteil Neumühlen war noch bis 1898 Bestandteil der Gemeinde Retzbach.

Nach dem Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg und der Aufrichtung des Kunststaates Tschecho-Slowakei 1818 wurde Gnadlersdorf durch die tschechische Finanzbehörde besiedelt.

Der Zweite Weltkrieg forderte 39 Opfer aus Gnadlersdorf. Drei Kinder kamen im Februar 1945 beim Hantieren mit Handgranaten um.

Vertreibung der Deutschen 1945/46

Unter unmenschlichen Verhältnissen wurden die deutschen Bewohner 1945 von den Tschechen nach Österreich vertrieben, die übrigen ein Jahr später mit 40 kg Gepäck in andere Teile Deutschlands zwangsweise ausgesiedelt. Ein Teil der Bewohner flüchtete schon davor über die nahe Grenze nach Österreich. Drei Männer wurden von militanten Tschechen erschossen. Ein weiterer starb im Lager Znaim und einer im Juli 1946 in der Strafanstalt Mürau. 185 ehemalige Gnadlersdorfer konnten in Österreich bleiben. Drei Personen wanderten in die Niederlande, zwölf nach Kanada und vier in die VSA aus.

Im Mai 2000 wurde von den Vertriebenen eine Gedenkstätte für die Verstorbenen, Gefallenen und Vermissten ihrer Gemeinde in der Kirche von Gnadlersdorf eingeweiht.

Wirtschaft und Infrastruktur (vor der Vertreibung)

Landwirtschaft: Von der Grundfläche der Gemeinde bestanden ca. 30% aus Wald. Die Bewohner lebten von Acker- (282 ha), Obst- und Weinbau (105 ha).

Gewerbe: Mühle, Zieglei (bis 1910), Hotel-Restaurant (beliebte Sommerfrische für Brünner und Wiener), Kleingewerbe.

Einrichtungen: Schule (1812 erbaut), tschechischsprachige Schule (1932 errichtet, von 1938-1945 deutschsprachige Schule), Kindergarten, Rathaus, Gemeinde- und Pfarrbücherei, Gemeindehospital im Oberort, zwei Armenhäuser, Milchsammelstelle, Postamt und Bahnstation in Schattau, Omnibus, Elektrifizierung (1931), Freiwillige Feuerwehr (1930), Molkereigenossenschaft (1925).

Kulturerbe

Kirche „St. Wolfgang“ in Gnadlersdorf
  • Pfarrkirche „St. Wolfgang“: Erbaut als weiträumige dreischiffige Hallenkirche. Der älteste Teil ist die Brunnenkapelle aus dem 13. Jahrhundert, welche im 17. Jahrhundert stichkappentonnengewölbt wurde. Anschließend daran befindet sich eine kreuzrippengewölbte Kapelle mit 5/8-Schluss aus dem 14. Jahrhundert und eine Kriegergedächtniskapelle mit barockem Altar aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das spätgotisches Langhaus sowie der Westturm mit Wehrgang wurden etwa zwischen 1480/1510 wahrscheinlich von Niklas von Edelspitz erbaut. Die Kirche hat ein reichgeschmücktes nördliches und südliches Portal mit Reliefs „Mariae Verkündigung“ und Ecce homo zwischen Engeln (1443) und eine netzrippengewölbte Sakristei mit Fünfachtel-Schluß um 1500; Nach einem Brand im 17. Jahrhundert wurde das Südschiff kreuzgewölbt und das Mittelschiff tonnengewölbt mit Stichkappen. Außerdem enthält der Bau einen stern- und netzrippengewölbten Orgelchor mit bemerkenswerter Wendeltreppe, spätgotische Statuen in den Wanddiensten, eine spätgotische Kanzel, am Schalldeckel eine Wolfgangstatue (2. Hälfte 18. Jahrhundert), eine spätgotische Marienkrönung um 1500, einen Renaissance-Taufstein aus der ersten Hälfte 16. Jahrhunderts, einen Hochaltar (Ende 17. Jahrhundert), zwei Seitenaltäre (erste Hälfte 18. Jahrhundert), eine Rokokovitrine mit Prager Jesuskind, Kirchenstühle (1770 und 1790), spätgotische Schmiedeeisentüren (bez. 1496 und 1498) und die Darstellung einer Brunnenlegende: Ritter mit Pferd (Brunneneinfassung mit unleserlicher Inschrift). Im Altar findet sich eine große Steinstatue des hl. Wolfgang um 1490; in der Sakristei ein Rokokoschrank (um 1760). Die Kirche enthält zudem das Grab des Abtes Paul von Klosterbruck (gest. 1512). Seitenaltäre sind der hl. Anna und Johann von Nepomuk geweiht. Die mittlere Glocke wurde 1480 von Georg in Brünn, die große 1650, die kleinste 1747 gegossen.
  • Kapelle Maria am Stein in den Weinbergen von 1650, im Zuge der Säkularisierungen 1785 abgetragen.
  • Friedhof von 1735.
  • Skulpturen, Bildstöcke und Kreuze: Mariensäule oberhalb der Kirche von 1887, Statuen der Hl. Johannes von Nepomuk und Florian auf der Straßenbrücke im Unterort, Rotes Kreuz von 1791, Eisenkreuz vor der Kirche von 1869, Kreuz am unteren Mühlweg von 1832, „Gespitztes Marterl“ aus dem 17. Jahrhundert. An der Kreuzung Znaimer-Fladnitzer Straße, Bildstock „Schmerzhafte Muttergottes“ an der Staatsgrenze aus dem 17. Jahrhundert.

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 629 625 0 4
1890 613 608 2 3
1900 595 582 13 0
1910 587 583 3 1
1921 584 504 58 22
1930 565 452 83 30
2010 323
2013 340

Literatur

  • Philipp Homola: Gnadlersdorf, 1966
  • Philipp Homola: Mancherlei aus der Vergangenheit einer südmährischen Gemeinde
  • Satzungen der Freiwilligen Feuerwehr in Gnadlersdorf, 1931